Demo Wir haben es satt Nachbericht

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30 000 Menschen fordern: Stoppt Agrarindustrie!

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18.1.2014 - Angeführt von Bäuerinnen und Bauern mit 70 Traktoren zogen heute über 30 000 Menschen vor das Kanzleramt in Berlin. Die Demonstranten forderten von Bundeskanzlerin Merkel und Vizekanzler Gabriel einen Kurswechsel in der Agrarpolitik. Slow Food Deutschland ist einer der Träger der Veranstaltung, Carlo Petrini, Gründer und internationaler Präsident von Slow Food sprach bei der Kundgebung als einer der Hauptredner.

Die Demonstranten forderten, die Bundesregierung solle sich für eine soziale, tiergerechte und ökologische Agrarwende einsetzen, statt weiterhin "Klientelpolitik für die Agrarindustrie" zu betreiben. "Die Große Koalition fährt die Agrarpolitik an die Wand! Wer Megaställe genehmigt und subventioniert, wer auf Export und Freihandel setzt und dann auch noch darüber nachdenkt, Gentech-Pflanzen auf Europas Äckern zuzulassen, der lässt die Bäuerinnen und Bauern im Stich und handelt gegen die Interessen von Verbrauchern, Tieren und Umwelt", sagt Jochen Fritz vom "Wir haben es satt!"-Bündnis. "Wir erwarten von der neuen Bundesregierung eine Landwirtschaftspolitik, die das Arten- und Höfesterben stoppt und den Hunger in der Welt bekämpft."

Die Veranstalter kritisierten besonders das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP). "Hinter verschlossenen Türen verhandelt die EU-Kommission über ein Freihandelsabkommen, das Bauern und Verbrauchern gleichermaßen schadet. Die große Mehrheit der Menschen will keine Chlorhühnchen, kein Hormonfleisch und keine Gentechnik durch die Hintertüre", sagte Fritz. Genau das drohe aber, wenn das geplante Freihandelsabkommen abgeschlossen wird.

Aufgerufen zu der Demonstration hatte das "Wir haben es satt!"-Bündnis aus über 100 Organisationen, darunter Bauern, Imker, Natur-, Tier- und Verbraucherschützer, Entwicklungsorganisationen und Erwerbsloseninitiativen.

Bild oben: Auftakt-Kundgebung am Potsdamer Platz - 30 000 Menschen fordern: Stoppt Agrarindustrie! | © Good Food Good Farming

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Die Aktivisten des Slow Food Youth Networks auf dem Weg zur Demo. | © SFYN

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Schnippeldisko am Demovorabend

Am Freitagabend hatte die Slow Food Youth Deutschland, die Jugendbewegung von Slow Food, sowie die Kampagne Meine Landwirtschaft und die Green Music Initiative im Cabuwazi-Zirkuszelt am Postbahnhof zur Schnippeldisko eingeladen. Etwa 1000 Kilogramm Gemüse wurden für eine Demo-Protestsuppe bei Musik und Tanz verschnippelt. Dazu waren etwa 500 Teilnehmer gekommen, darunter auch Slow Food Youth Aktivistenaus ganz Deutschland, Tschechien und Griechenland. Die Slow Food Deutschland Vorsitzende Ursula Hudson und der internationale Slow Food Präsident Carlo Petrini begrüßten die Teilnehmer. Petrini dankte den fleißigen Schnipplern mit den Worten: „Ihr verbindet Politik mit Freude und setzt hier ein ganz wunderbares Zeichen!“

Fleißige Helfer schnippeln 1000 Kilogramm Gemüse. | © Lotte Heerschop

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Statements der Redner bei der Kundgebung:

Carlo Petrini, Gründer und internationaler Präsident von Slow Food: "Die bäuerliche Landwirtschaft ist nicht modernitätsfern, arm oder unterentwickelt. Es ist ein nachhaltiges landwirtschaftliches Modell, das natürliche und menschliche Ressourcen respektvoll nutzt und so soziale und Ernährungssicherheit weltweit garantiert. Dafür steht das diesjährige Internationale Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe und dafür stehen wir heute in Berlin!"

Foto oben: Slow Food Präsident Carlo Petrini spricht als Hauptredner auf der Abschlusskundegebung vor dem Kanzleramt. | ©  Janne Tervonen

Hubert Weiger, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): "2014 ist ein entscheidendes Jahr. Es kommt darauf an, das Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU zu stoppen. Dieses Abkommen gefährdet uns, unsere Kinder, die Tiere und die Umwelt. Das dürfen wir nicht zulassen. Chlorhühnchen, Hormonfleisch und Gentechnik auf dem Teller lehnen wir ab! Stattdessen brauchen wir eine Landwirtschaft, in der bäuerliche Betriebe gefördert werden statt Massentierhaltung und Export. Agrarminister Friedrich muss sich dafür einsetzen, dass mehr Geld in tiergerechte Haltungsformen fließt und dass Gentechnik und Pestizide nicht in unsere Lebensmittel gelangen."

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes: "Immer größere Bestände in immer intensiveren Haltungen mit immer mehr manipulierten Hochleistungstieren sind ein Irrweg. Wir brauchen ein neues Denken und Handeln in der Agrarpolitik."

Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW): "Die Menschen wollen keine Gentechnik auf Äckern und Tellern. Die Zukunft aller Landwirte in Deutschland hängt daher davon ab, ob sie weiterhin gentechnikfrei produzieren können. Es ist deshalb entscheidend, dass die Bundesregierung in Brüssel mit einem klaren Nein gegen die Zulassung des Gentech-Maises "1507" stimmt."

Kerstin Lanje, Referentin für Welthandel und Ernährung bei MISEREOR: "Milchpulver, Hühnchenreste und Schweinefleisch, die in Massen von Deutschland und der EU exportiert werden sind so billig, dass Bauern in Afrika damit nicht konkurrieren können. Auch unsere Soja-Importe als Futtermittel für die massenhafte Fleischproduktion gehen auf Kosten der Armen in den Herkunftsländern. Riesige Flächen von wertvollem Ackerland werden für die Sojaproduktion genutzt, die dann für den Anbau von Lebensmitteln fehlen. Menschen werden von ihrem Land vertrieben. Pestizide für die anfälligen Monokulturen vergiften Menschen, Tiere und die Umwelt."

Eckehard Niemann, Sprecher des Netzwerks Bauernhöfe statt Agrarfabriken: "Das Netzwerk Bauernhöfe statt Agrarfabriken fordert von der Bundesregierung das vollständige Verbot neuer Megaställe sowie Gesetze für eine artgerechte, flächenverbundene Tierhaltung ohne Antibiotika-Abhängigkeit, mit Auslauf und Stroh, in bäuerlich-mittelständischen Strukturen und lebendigen ländlichen Regionen - also: Klasse statt Masse zu fairen Erzeugerpreisen!"

Weitere Informationen:

Die Demo-Forderungen beruhen auf den Fakten des Weltagrarberichts, in dem 400 internationale Wissenschaftler eine Neuausrichtung der Landwirtschaft fordern www.weltagrarbericht.de

Quelle: Pressemeldung von Slow Food Deutschland vom 18.1.2014

Mehr Informationen:

Demo "Wir haben es satt!" - alle Informationen und mehr Bilder

Slow Food Aktivitäten zur EU-Agararpolitik

Foto: © Good Food Good Farming

Die Rede von Carlo Petrini auf Video

Weitere Impressionen

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Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland (li.) und Carlo Petrini, Gründer und internationaler Präsident von Slow Food, begrüßen die Teilnehmer der Schnippeldisko im Cabuwazi-Zirkuszelt. | © Lotte Heerschop

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Oberster Slowfoodie Carlo Petrini lässt es sich nicht nehmen, auch bei der Zubereitung der Protestsuppe zu helfen, die am nächsten Tag die Demonstranten stärken und wärmen soll. | © Lotte Heerschop

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Bernd und Eike von Slow Food Youth beim Kochen der Protestsuppe. | © Lotte Heerschop

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Gute Stimmung bei der Schnippeldisko im Cabuwazi-Zirkuszelt am Postbahnhof. | © Lotte Heerschop

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