Buchtipp: Saatgut. Wer die Saat hat, hat das Sagen.

10.2.2016 - Die Grundlage unserer Ernährung, das Saatgut, ist innerhalb weniger Jahrzehnte vom öffentlichen Gut zur privatwirtschaftlichen Ware geworden. Anja Banzhaf zeigt in ihrem neuen Buch "Saatgut. Wer die Saat hat, hat das Sagen" die Ursachen und Folgen dieser Entwicklung auf und stellt Menschen vor, die auf unterschiedlichste Weise versuchen, das Sagen über ihre Saat zu behalten oder wiederzuerlangen. Das Buch erscheint am 22. Februar im Münchener Oekom-Verlag.
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Wirtschaftsinteressen und Gesetze schränken weltweit das Recht der Bäuerinnen und Gärtner ein, selbst zu züchten, Saatgut zu produzieren und weiterzugeben. Für die Saatgut- und Agrarchemiekonzerne geht es um einen riesigen Markt, mit dem zugleich die Kontrolle über die Nahrungsmittelproduktion verbunden ist. Doch was bedeutet es, wenn einige wenige Konzerne – im Einvernehmen mit der Politik – im weltweiten Saatgutmarkt das Sagen haben? Wenn die bäuerliche Züchtung weiter abgewertet und erschwert wird und privatwirtschaftliche Forschungsinstitute die Züchtungsarbeit bestimmen?

Eine Frage von höchster Brisanz, denn es geht nicht um eine abstrakte Ware: Die Firmen erhalten auf diese Weise die Kontrolle; über die Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten; über die Sorten, die angebaut werden; über die Methoden, mit denen angebaut wird; über die Prozesse der Lebensmittelverarbeitung – und sie beschränken somit letztlich das Recht auf Nahrungsmittel. Dabei ist die riesige Vielfalt an Nahrungspflanzen das Resultat vieler Jahrtausende Selektions- und Züchtungsarbeit unzähliger Menschen – und diese sollte auch weiterhin öffentliches Gut bleiben. Abgesehen davon: Ihre 'verbesserten' Sorten könnte die Industrie nicht produzieren, ohne auf das Erbe der bäuerlichen Sorten zurückzugreifen.

Anja Banzhaf schildert in "Saatgut. Wer die Saat hat, hat das Sagen", wie die Agrarindustrie mehr und mehr die Kontrolle über Zugänglichkeit und Vielfalt der genetischen Ressourcen unserer Kulturpflanzen übernimmt – und damit zugleich die Vielfalt zerstört. Sie zeichnet nach, was bäuerliche Saatgutsysteme von industriellen Agrarsystemen unterscheidet, wie Bäuerinnen und Gärtner vielerorts dafür kämpfen, über ihr Saatgut und ihre Art der Landwirtschaft selbst zu bestimmen und welche Wege Samengärtner, Züchterinnen und Aktivisten finden, die Sortenvielfalt zu erhalten. Diese Menschen geben ihr Saatgutwissen weiter, tauschen bäuerliche Sorten und erproben zukunftsfähige Wege der Zusammenarbeit.

Die Autorin

Anja Banzhaf ist Garten- und Saatgutaktivistin und engagiert sich für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Sie ist Mitbegründerin eines Netzwerks für urbane Gärten in Göttingen, hat in einer Samengärtnerei gearbeitet und setzt sich zudem künstlerisch mit dem Thema Saatgut auseinander. Sie studierte Geografie, Ressourcenökonomik und Botanik in Göttingen und Wellington/Neuseeland und hat viele soziale und landwirtschaftliche Projekte inner- und außerhalb Europas besucht.

Anja Banzhaf: Saatgut. Wer die Saat hat, hat das Sagen
272 Seiten, Paperback
ISBN 978-3-86581-781-5, 19,95 Euro / 20,50 Euro (A).
Auch als E-Book erhältlich.

Quelle: Pressemeldung des Oekom-Verlags vom 4. Februar 2016 

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