Das Leid der Anderen: Pestizideinsatz auf Plantagen

20.2.2017 – Exotische Früchte wie Bananen aus konventionellem Anbau werden häufig unter rücksichtslosem Einsatz von Agrarchemie kultiviert. Eine Studie weist jetzt die Gesundheitsrisiken für die Arbeitskräfte auf den Plantagen nach. Ein Bericht von Sharon Sheets, Slow Food Deutschland.

Pestizideinsatz auf Plantagen: Das Leid der Anderen

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Welche Arbeitsbedingungen Arbeiterinnen und Arbeiter in so manchen Ländern vor allem Lateinamerikas auf sich nehmen müssen, damit Discounter hierzulande billiges Obst verkaufen können, ist dramatisch. Und von den Umweltschäden mal ganz zu schweigen. So sind Plantagenarbeiter zum Beispiel hochgiftigen Pestiziden oft direkt ausgesetzt, weil keine Schutzkleidung für ihre Arbeit vorgesehen ist. Der Organisation Oxfam wurde indes auch Videomaterial zugespielt, welches zeigt, dass Mitarbeiter durch Pestizidflieger selbst in der Mittagspause und im Pausenraum hochgiftigen Substanzen ausgesetzt werden.

Bild oben: Bananenstauden mit unreifen Früchten. | © Katharina Heuberger

Studie weist erhöhtes Krebsrisiko nach

Welche gesundheitlichen Auswirkungen das hat, zeigt eine neue Studie. Die von Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt AEGU kürzlich veröffentlichte Studie Bananen-Pestizid-Studie II hat eine epidemiologische Untersuchung von Kleinbauern und Landarbeitern im konventionellen und ökologischen Landbau von Bananen in Ecuador vorgenommen. Als wichtigstes Ergebnis beweist die Studie ein drastisch erhöhtes Krebsrisiko für Arbeiter auf konventionellen Bananen-Plantagen und spricht von einer höheren Wahrscheinlichkeit an Leukämie zu erkranken: „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen für die betroffenen Landarbeiter in Bananenplantagen. Nicht nur akute Wirkungen, die als reversibel gelten, sind bei der belasteten Gruppe deutlich häufiger zu beobachten. Es belegen die Ergebnisse der Wangenschleimhautzell-Untersuchungen sehr eindrücklich, dass aufgrund der Belastung mit Agrochemikalien auch langfristig die Gesundheit gefährdet ist. Die Resultate unserer Untersuchung legen nahe, dass die Pestizidanwender ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken, aufweisen.“

Video-Beweis aus Ecuador: Bananen-Pestizidflieger sprüht Gift aufs Mittagessen

Aus der ecuadorianischen Provinz Los Ríos wurde Oxfam Deutschland ein Video zugespielt, das zeigt, wie ein Pestizidflugzeug mehrmals über Arbeiter hinwegfliegt, die in einem offenen Speiseraum ihr Mittagessen zu sich nehmen (siehe Link unten). Schutz vor der giftigen Fracht des Flugzeugs finden die Arbeiter nicht. „Leider ist das kein Einzelfall", erläutert Jorge Acosta, selbst langjähriger Pilot von Pestizidflugzeugen und heute aktiv bei der Gewerkschaft ASTAC: „Auf vielen Plantagen werden die Pestizide von Flugzeugen versprüht, während die Arbeiterinnen und Arbeiter im Feld, in der Verpackungsstation oder gar im Speisesaal sind."

Das Video schockiert vor allem auch im Licht der Erkenntnisse der AEGU-Studie: Arbeiter, die Pestiziden ausgesetzt sind, haben ein drastisch höheres Krebs-Risiko als Arbeiter, die im ökologischen Landbau arbeiten.  Bei Arbeitern, die in konventionellen Bananen-Plantagen arbeiten, waren alle überprüften Marker für Krebserkrankungen deutlich erhöht, teils um bis zu 155 Prozent.

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Engagement gegen Agrarchemie

Was können Sie dagegen tun? Beim Einkauf von exotischen Früchten zu ökologisch erzeugten Produkten aus vertrauenswürdigen und transparenten Bezugsquellen greifen. Sie können auch hier protestieren und Oxfams Kampagne „Make Fruit Fair!“ unterstützen. Oxfam setzt sich im Rahmen der internationalen Kampagne „Make Fruit Fair!“ für die Umsetzung von Sozial- und Umweltstandards im Handel mit tropischen Früchten ein.

Bild oben: Bio-Bananen. | © Christa Schünemann

Weitere Informationen:

Zur Oxfam-Kampagne "Make Fruit Fair"

Slow-Food-Positionen zur Agrarpolitik

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