Genussführer-Lokal: Der Löwe brüllt wieder

9.5.2017 – Alles neu macht der Mai. Im „Gasthof zum Löwen“ im schwäbischen Braunsbach hat sich dieser Spruch auf vielfache Weise bewahrheitet. Am 1. Mai hat das im Vorjahr von der Sturzflut-Katastrophe komplett zerstörte Genussführer-Lokal schwungvoll wiedereröffnet.

Genussführer-Lokal: Der Löwe brüllt wieder

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Im aktuellen Slow-Food-Genussführer ist der Löwen noch mit einem Katastrophenbericht vertreten. Statt Zwiebelrostbraten und Spätzle gibt’s ernüchternde Beschreibungen eines Hauses, von dem nur noch „die nackten Wände“ standen. Am Schluss verbreitete der Bericht dennoch ein wenig Optimismus: „Im Frühjahr 2017, wenn die ersten Knospen sprießen, wird wiedereröffnet“, heißt es dort.

Die Löwen-Mannschaft hat Wort gehalten. Den Gästen am 1. Mai präsentierte sich aber nicht nur ein pünktlich wieder aufgebautes und modernisiertes Haus. Das Wirtepaar Heike und Thomas Philipp hat inzwischen auch geheiratet und schon mal die nächste Generation in Windeln gelegt. Im Jahr nach der Katastrophe gab’s Nachwuchs.

Trotz aller Neuigkeiten ist eines geblieben wie es war: „Der Löwen ist wieder der Löwen – eine gemütliche Wirtschaft, daran hat sich nichts geändert“, sagt Thomas Philipp, „unser Konzept wollen wir beibehalten“. Im Löwen wird eine traditionell bürgerliche, schwäbische Küche gepflegt, die hausgemachte Hohenloher Spezialitäten serviert, aber auch mit einigen neuen Akzenten aufgefrischt ist. Geblieben ist auch das Personal. Ohne Ausnahme haben alle Angestellten die elf Monate Betriebsausfall überstanden und sind an ihren alten Arbeitsplatz zurückgekehrt. „Ein gutes Zeichen“, sagt der Chef.

Im Bild oben: Heike und Thomas Philipp, das Wirtepaar vom Gasthof zum Löwen in Braunsbach.

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Helfertag ein Jahr danach

Drei Tage vor der Wiedereröffnung hatten die Wirtsleute zum „Helfertag“ eingeladen. Alle Freiwilligen, die vor einem Jahr, unmittelbar nach der verheerenden Braunsbacher Sturzflut, bei den Aufräumarbeiten geholfen hatten, wurden bewirtet, dazu die Handwerker und Arbeiter. Nach der Flutkatastrophe des 29. Mai waren aus ganz Deutschland Helfer ins Kochertal gekommen, so viele, dass man sie teilweise wieder nach Hause schicken musste.

Bei einem „Tag der offenen Türen“ hatte der Löwen, einen Tag vor der Wiedereröffnung, sein neues Haus vorgestellt. Vor allem die Küche ist jetzt größer und moderner geworden mit frisch eingebauter Abluftdecke. Ein zusätzlicher Anbau vergrößert die Räumlichkeiten. Die Metzgerei und den speziellen Reiferaum für Dry-Aged-Rindfleich wird es auch künftig wieder geben. Die Rinderhälften, die wie Trophäen in der Reifekammer hängen und durch das große Schaufenster zu besichtigen sind, galten schon immer als Aushängeschild des Genussführerlokals. Bis zu sechs Wochen reift das Fleisch und verliert dabei fast ein Drittel seines Gewichts.

Im Bild: Ortskern von Braunsbach kurz nach der Sturzflut bei den ersten Aufräumarbeiten.

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Mürbes aus der Reifekammer

Der 1. Mai war der erste reguläre Öffnungstag nach dem Wiederaufbau und der „Löwen“ war rund um die Uhr voll besetzt. Die Reifekammer war frühzeitig mit Rindfleisch beladen worden, so gab es auch am Eröffnungstag gereifte, zart-mürbe Spezialitäten vom regionalen Rind.

Gerd Sych vom Slow-Food-Convivum Mainfranken-Hohenlohe freut sich mit den Wirtsleuten über die Wiedereröffnung des neuen alten Löwen: „Wir freuen uns, dass wir wieder im Löwen in Braunsbach zu Gast sein können und die bodenständige, aber immer hervorragende Küche genießen dürfen. Wir wünschen der Familie Philipp viel Erfolg und viele, nette Gäste!“ Nächster Event im Löwen ist an Himmelfahrt ein „abenteuerliches Oldtimertreffen“.

Im Bild: Viel ließ die Flut vom Löwen nicht übrig - nur nackte Wände.

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Löwen-Wirt Thomas Philipp steht im knietiefen Schlamm vor seinem Lokal.

Text: Manfred Kriener
Alle Bilder auf der Seite © Gasthof Zum Löwen

Mehr Informationen:
Slow Food Genussführer Deutschland 2017/18

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