Entscheidung über Ostsee-Fanggrenzen 2019: Noch immer keine vollständig nachhaltige Nutzung der Nahrungsquelle Meer

16.10.2018 – Die Verhandlungen des EU-Ministerrat über die Fanggrenzen für die zehn wirtschaftlich bedeutendsten Fischbestände in der Ostsee für 2019 sind am Abend des 15. Oktobers 2018 in Luxemburg zu Ende gegangen. Im Ergebnis wird die nachhaltige Bewirtschaftung aller Ostsee-Bestände weiter aufgeschoben. Die Quoten liegen erneut höher als von der Wissenschaft empfohlen.

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In ihrer Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) hat die EU rechtsverbindlich beschlossen, bis 2020 alle EU-Fischbestände schrittweise wieder aufzufüllen und auf einem ökologisch vertretbaren Niveau zu bewirtschaften. Die bislang erzielten Fortschritte im Erreichen dieser Ziele jedoch gehen zu langsam vonstatten. Der Ministerrat ist dieses Mal in Rekordzeit zu einer Einigung gelangt. Nachdem jahrelang bis in die Morgenstunden verhandelt worden ist, haben sich die Fischereiminister und ihre Delegationen dafür auf die Schulter geklopft. Leider sind nicht alle der so erlangten Kompromisse auch meeresgesunde Entscheidungen.

Zum Ergebnis für die Ostsee Nina Wolff, Fisch-Expertin bei Slow Food Deutschland: „Beim derzeitigen Zustand der für die deutsche Fischerei besonders wichtigen Dorsch- und Heringsbestände wären noch deutlich niedrigere Fanggrenzen wünschenswert gewesen. Die Fischereiminister sollten sich erst zufrieden zeigen, wenn durchweg nachhaltige Ergebnisse erreicht und damit die berechtigten Erwartungen der Verbraucher und Wähler erreicht sind.“

Welternährungstag: Fisch als Grundnahrungsmittel und wichtige Eiweißquelle

Die Meere sind nicht nur Gemeingut, sondern auch eine wichtige Nahrungsquelle. Als solche müssen sie anerkannt und weltweit umsichtig bewirtschaftet werden. Passiert dies nicht, so habe das Folgen für die weltweite Verteilungsgerechtigkeit und Ernährungssicherheit, betont Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland anlässlich der Bekanntgabe neuer Fangquoten und des Welternährungstags am 16. Oktober. „Für die Welternährung spielt Fisch eine entscheidende Rolle. Insbesondere in vielen Ländern des globalen Südens ist er die wichtigste Eiweißquelle. Deswegen tragen wir, trägt ein jeder von uns, die Verantwortung, dass wir den Menschen dort diese Quelle nicht rauben, indem wir nach Übernutzung der eigenen Bestände unseren Fischhunger durch Abkommen mit Drittstaaten stillen“, erklärt Hudson.

Slow Food Deutschland fordert die politischen Entscheidungsträger dazu auf, mit neuen Strategien und verlässlichen Kontrollen den Fischkauf und -genuss weniger komplex und dafür transparent zu gestalten. Vor dem Hintergrund von rund 800 Millionen Menschen, die weiterhin Hunger leiden, sei jegliche Form der Fischverschwendung sowie der Übernutzung indiskutabel, so Hudson.

Die nächsten Entscheidungen über Fangmöglichkeiten folgen für die Tiefsee-Bestände am 19./20. November und für die Nordsee und Nordostatlantik am 17./18. Dezember 2018.

Download:
Positionspapier von Slow Food Deutschland zu Fisch (PDF)

Mehr Informationen:
Slow Thema: Nachhaltige Fischerei

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