Birnenschaumwein aus der Obstsorte Champagner-Bratbirne

Am Albtrauf, dem steilen Nordanstieg der Schwäbischen Alb, sind sie noch zu finden, alte, einzigartige Obstorten in unglaublicher Vielfalt. Birne, Zwetschgen, Mirabellen, Äpfel und Kirschbäume bilden hier das größte zusammenhängende Streuobstgebiet Europas. In dieser wunderschönen Kulturlandschaft mit einer großen Biodiversität findet sich auch die alte Birnensorte Champagner-Bratbirne.

Kostbare alte Obstsorten

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Aus den Früchten der bis zu 150 Jahre alten Hochstämme der Champagner-Bratbirne wurde schon vor zwei Jahrhunderten in Deutschland Schaumwein hergestellt und damit über 50 Jahre früher als deutscher Schaumwein aus Trauben. Der Baum selbst wird bis zu zwölf Meter hoch, hat eine oval bis kugelige Krone und langes, hängendes Fruchtholz. Die Frucht der Champagner-Bratbirne ist mittelgroß, bergamotteförmig und hat bei Vollreife eine grüngelbliche Schale ohne Röte. Sie hat einen vergleichsweise hohen Gerbstoffgehalt und festes, grobzelliges Fruchtfleisch und ist damit für den Frischverzehr ungeeignet. Umso erstaunlicher ist, dass aus dieser Birne ein auffallend heller Schaumwein hergestellt wird, der mit 8,5% Vol sehr leicht und zudem ungewöhnlich delikat, rund und mild ist. Er besticht durch eine lang anhaltende Perlage und einem Duft von reifer Birne.

Hergestellt wird dieser Schaumwein nach der aufwendigen Methode der traditionellen Flaschengärung. Die reifen Birnen werden gemahlen und der daraus gewonnene Saft fast drei Monate lang kaltvergärt. Danach erfolgt die Zusammenstellung der Cuvées und mit der Flaschenabfüllung beginnt die zweite Gärung. Der Schaumwien bleibt mindestens neun Monate in der Flasche, bevor er gerüttelt und vom Hefepfropf befreit wird: Dann kann er halbtrocken, trocken, brut und extra brut genossen werden.

Geschichte des Presidio

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Ziel ist die Erhaltung und Förderung des landschaftsprägenden Anbaus am Hochstamm. Die Streuobstwiesen sind in ihrem Bestand stark bedroht. Aus diesem Grund müssen die alten Bäume geschützt und gepflegt, aber gleichzeitig auch Neupflanzungen getätigt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sucht das Presidio nach krankheitsresistenten Unterlagen und versucht durch Bodenanalysen eine gezielte Nährstoffversorgung zu gewährleisten.

Weiter Ziele sind die Steigerung der Produktion des Weines und damit auch der Anbaufläche der Birne, die Förderung dieser Nebenerwerbs-Einkommensquelle für die Landwirte sowie deren faire Entlohnung.

Dem Presidio - 2007 als erstes deutsches Presidio anerkannt - liegt jedoch nicht nur die Champagner-Bartbirne am Herzen. Vielmehr soll es als Leuchtturmprojekt verstanden werden, das Öffentlichkeit herstellen und ein neues Bewusstsein für alte einheimische Obstsorten und deren außergewöhnlichen Produkten schaffen soll. Aus diesem Grunde wird auch an der Schaffung eines internationalen Qualitäts-Image für Produkte aus alten Obstsorten gearbeitet.

Was bisher erreicht wurde

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  • Seit 2009 wurden etwa. 8 ha neuer Streuobstfläche mit ca. 2400 Bäumen gepflanzt. Ziel ist die Schaffung einer höchstmöglichen Biodiversität an Genmaterial von einer Vielzahl an Mostobstbirnensorten. Ein entsprechendes Monitoring über die weitere Entwicklung der Biodiversität wird von der FH Nürtingen-Geislingen betreut. Hierbei stehen die verwendeten Mostobstbirnen als Hochstämme in den Sorten wie z.B. der Champagner Bratbirne, Karcher Birne oder auch der Prevorster im Vordergrund. Begleitend wurde ebenfalls eine Saumbepflanzung auf den einzelnen Wiesen mit Wildsträuchern für den weiterführenden Vogelschutz vorgenommen.
  • Verdopplung der Anzahl beteiligter Landwirte auf momentan etwa 200.
  • Anfang des Jahres 2009 begann die 5-jährige Projektlaufzeit für das erste LIFE+- Projekt „Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes und des Mittleren Remstales“ Hauptziel des Life+-Projektes ist vorrangig der Schutz und die Erhaltung der Vogelarten und deren Lebensräume in den halboffenen Landschaften der Streuobstwiesen. Die wichtigsten Ziel-Vogelarten für das Projektgebiet sind der Halsbandschnäpper, Wendehals, Neuntöter, Grauspecht und der Rotkopfwürger.
  •  Mittlerweile wird die Champagner-Bratbirne auf feuerbrandresistente OHF unterlagen gepflanzt.
  • 2010 fand ein internationaler Austausch mit dem Perry Produzenten Tom Oliver statt. Interessierte Besucher und Landwirte reisten nach England um die dortigen Traditionen, Anbauweisen und Probleme des traditionellen Obstbaus kennenzulernen. Umgekehrt stattete auch Tom Oliver den Streuobstwiesen der Alb einen Besuch ab.
  • 2010 wurde die Manufaktur von Stuart Pigott zum Obstweinerzeuger des Jahres ernannt.
  • Teilnahme an vielen nationalen wie internationalen Messen wie dem Markt des guten Geschmacks in Stuttgart, dem Salone del Gusto 2008 und 2010 in Turin, der Eurotour in Frankreich 2009 oder der Slow Fish in Bremen 2010.

Kontakt

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Produktionsgebiet
Die Champagner-Bratbirne wird überwiegend in den Landkreisen Göppingen, Esslingen und Stuttgart angebaut. Der Schaumwein wird in der Gemeinde Schlat im Landkreis Göppingen hergestellt.

Produzentenreferent
Jörg Geiger
(0 71 61) 9 99 02 24
info@manufaktur-joerg-geiger.de


Presidiokoordinator

N.N. - wenden Sie sich gerne an
Slow Food Stuttgart | Ingo Plessing
Stuttgart@slowfood.de


Das Presidio wird unterstützt von:

Verein zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten e.V.
Slow Food Convivium Stuttgart


Weitere Informationen

Verein zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten

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Presidio-Flyer

Zum Arche-Passagier Champagner-Bratbirne

Bilder: Stefan Abtmeyer www.fishinheaven.de (5)

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