Milch: Reyerhof Stuttgart (2017)

Milch ist für viele Verbraucher ein Grundnahrungsmittel und wird täglich konsumiert. Als höchst standardisiertes, industrielles Lebensmittel jedoch wissen viele nicht mehr um ihre geschmackliche Vielfalt. Mit dem Geschmack von Rohmilch und naturbelassenen Milchen sind die meisten Menschen in Deutschland gar nicht mehr vertraut.

Stuttgart, 1.6.2017 | Am Weltmilchtag der guten Milch auf der Spur – ein Besuch auf dem Reyerhof in Stuttgart

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Das nahm Slow Food Deutschland am Weltmilchtag zum Anlass, zur Wurzeltour „Der guten Milch auf der Spur“ auf den Reyerhof in Stuttgart-Möhringen einzuladen. Rund 30 Stuttgarter kamen dieser Einladung nach, trafen sich am Spätnachmittag auf dem Hof und gingen der guten Milch auf die Spur. Begrüßt wurden sie von Christoph Simpfendörfer, Biobauer und Gesellschafter des Reyerhofs sowie Hanns-E. Kniepkamp von der Qualitäts- und Arche-Kommission von Slow Food Deutschland.

Christoph Simpfendörfer und seine Frau bewirtschaften den Reyerhof seit 1986, der bereits seit 1955 nach den Standards der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Nach ihrer Ankunft ging es für die Teilnehmenden der Wurzeltour direkt in den Stall zu den Kühen. Hier konnten sie sich von der artgerechten Haltung und Fütterung der Tiere selbst überzeugen. Die Kühe ernähren sich mit Heu und frischem Kleegras. Stolz tragen die Kühe auf dem Reyerhof ihre Hörner – ohne, dass es dadurch zu Verletzungen unter den Tieren kommt. Zum Besuch des Melkstands teilten sich die Teilnehmenden in zwei Gruppen, um näher am Geschehen zu sein. Gemolken wird auf dem Reyerhof ohne Melkroboter und zum Schluss werden die Kühe sogar mit etwas Wellness belohnt: Ein Kräuterspray sorgt für eine beruhigende und erfrischende Wirkung auf ihre Zitzen.

Während der anschließenden Querverkostung konnten die Stuttgarter den Unterschied verschiedener Milchen schmecken: ESL- und H-Milch, „sogenannte“ frische Milch aus dem Supermarkt mit 1,5 % und 3,8 % Fettgehalt sowie Rohmilch. Auch Jogurt, hergestellt auf dem Reyerhof mit unterschiedlichen Milchkulturen wie Lb Bulgaricus, wurde probiert. Der geschmackliche Höhepunkt war für die meisten Teilnehmer der vollfette Rohmilch-Quark.

Bild oben: Rund 30 Stuttgarter gingen am Weltmilchtag der guten Milch auf die Spur.

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Wertschätzung für naturbelassene Milchen durch Verkostungen stärken

Rohmilch war auch das Thema, welches die Gäste am meisten interessierte. Denn der Reyerhof ist einer der wenigen Höfe in Deutschland, der einen Rohmilch-Automaten hat. Der drastische Rückgang kleiner Milchbauernhöfe und Milchgeschäfte sowie die bürokratischen Hürden der „Milch-ab-Hof-Abgabe“ haben ihren Anteil in Deutschland heute fast gegen Null gebracht. Christoph Simpfendörfer und Hanns Kniepkamp erklärten die gesundheitlichen Unterschiede zwischen verarbeiteter und naturbelassener Milch. „Rohmilch ist nicht nur reich an wertvollen Inhaltsstoffe, die nach der Hitzebehandlung weitgehend verloren gehen, sondern gesundheitlich völlig unbedenklich, solange auf den Höfen sauber gearbeitet wird,“ erläutert Hanns Kniepkamp. „Deshalb setzt sich Slow Food für die Wertschätzung der naturbelassenen Milchen ein“. Der Absatz von Rohmilch durch den Einzelhandel und den Verkauf von Rohmilch über Milchautomaten auf Erzeugerhöfen wie dem Reyerhof sollten erleichtert werden.

Zum Abschluss der Tour gab es noch einen kleinen Imbiss mit selbstgemachtem Frischkäse und Demeter Brot. „Ich freue mich am meisten darüber, dass wir die Teilnehmenden so für das Thema Rohmilch begeistern konnten,“ sagt Christoph Simpfendörfer sichtlich zufrieden. „Wenn wir die Verbraucher überzeugen, ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Denn wenn sie es verstärkt nachfragen, kann es, so hoffe ich, perspektivisch auch zu mehr Nachfrage und damit Absatz führen.“

Bild oben: Nach der Querverkostung verschiedener Milchen erwartete die Teilnehmer ein kleiner Imbiss mit selbstgemachtem Frischkäse und Demeter Brot. Das ließ Raum und Zeit für Fragen rund ums Thema Rohmilch.

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Christoph Simpfendörfer, Biobauer und Gesellschafter des Reyerhofs, erklärt seinen Besu-chern, wie auf seinem Hof gemolken wird.

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Auf dem Reyerhof ernähren sich die Kühe mit Heu und frischem Kleegras.

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Im Hofladen lernen die Teilnehmenden von Christoph Simpfendörfer über die Unterschiede zwischen Rohmilch und naturbelassenen Milchen.

Die „Slow Food Wurzeltour“

Lebensmittel kommen größtenteils als anonyme Produkte in den Handel und schließlich auf den Teller. Wo kommen sie her, wo wachsen sie, wie sehen sie vor der Verarbeitung aus, wie schmecken sie frisch, vor dem langen Weg zu uns? Die „Slow Food Wurzeltouren möchten Antworten auf diese Fragen geben. Die Teilnehmer machen sich auf zum Ursprung unserer Lebensmittel, zu den Wurzeln unserer Ernäh-rung. Bei Hofbesuchen und Verkostungen stehen solche Erzeuger und ihre Produkte im Mittelpunkt, die täglich für den Erhalt und die Zukunft einer ressourcenschonenden, handwerklichen Lebensmittelerzeu-gung mit Rücksicht auf Mensch, Tier und Natur arbeiten und damit die Grundlagen für unsere Ernährung lokal wie global bewahren.

Der Reyerhof und seine Milchviehherde

Die "Seele" des Hofes ist die Milchviehherde. Neben der frischen Milch, die zu Quark, Joghurt, Käse und Eis weiterverarbeitet werden, geben die Rinder den für die Düngung der Felder und Wiesen notwendi-gen Mist. Die Tiere haben wegen der engen Ortslage keine Möglichkeit zu weiden, können sich aber in einem neuen, luftigen und hellen Stall frei bewegen. Die Kälber dürfen drei Monate lang an ihren Müt-tern oder Ammenkühen trinken. Sie bewegen sich frei in der Herde. Später weiden sie dann mit den größeren Rindern zusammen im Sommer auf unserer Jungviehweide im Körschtal. Alle Tiere werden aufgezogen. Die weiblichen bekommen alle zumindest ein Kälbchen, die männlichen werden mit drei bis vier Monaten kastriert und wachsen dann mit den weiblichen Tieren zusammen auf. Wenn sie ausge-wachsen sind, werden die Ochsen dann geschlachtet. Ihr Fleisch kann im Hofladen gekauft werden.

Alle Bilder von der Veranstaltung: © Markus Wagner / Slow Food

Stuttgart, 1.6.2017 | Wurzeltour zum Thema Milch

Für Slow Food ist das Thema Milch von zentraler Bedeutung, denn mit Milch fängt alles Leben an. Leider ist H-Milch auf Supermarktregalen mittlerweile die Norm und naturbelassene Rohmilch und die Vielfalt an Milchen ist vom Aussterben bedroht.

Am Tag der Milch sind die Teilnehmer der Wurzeltour auf dem Reyerhof in Stuttgart (www.reyerhof.de) eingeladen, den Wurzeln guter Milch auf die Spur zu gehen. Bei einem Besuch im Stall während der Melkzeit und einer anschließenden Querverkostung können Genussfreudige den deutlichen Unterschieden zwischen verarbeiteten und naturbelassenen Milchen nachschmecken. Die Veranstaltung soll die Teilnehmer über geschmackliche Unterschiede aufklären und darüber informieren, wo sie noch die Möglichkeit haben hochwertige Milch zu kaufen. Um Anmeldung unter projektbeauftragte@slowfood.de wird gebeten.

Datum: Donnerstag, 1.6.2017
Uhrzeit: 17:00 Uhr
Titel: Slow Food Wurzeltour „Der guten Milch auf der Spur“
Ort: Reyerhof, Unteraicher Str. 8, 70567 Stuttgart-Möhringen www.reyerhof.de

Mehr Informationen:

Slow Thema "Milchvielfalt"

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