Winzerinnen-Weine zum Weltfrauentag

Die Weinwelt wird weiblicher und ökologischer. Davon konnten sich über 1000 interessierte Weingenießer*innen beim Online-Tasting zum 100. Weltfrauentag am 8. März live überzeugen. Sechs Frauen in Führungspositionen in einer immer noch von Männern dominierten Weinwelt präsentierten sechs Weine und berichteten von ihren Weinen und ihren Erfahrungen als Frau und Chefin.

Während in der Vergangenheit Weingüter fast ausschließlich von Männern geführt wurden, nehmen immer mehr gut ausgebildete, kreative Frauen Einfluss auf die Weinwelt. Noch vor 30 Jahren betrug der Frauenanteil beim Studium Kellerwirtschaft und Weinbau an der Hochschule in Geisenheim unter 10 Prozent, heutzutage sind es fast 30 Prozent Frauen, die diesen Weg gehen. In den Studienfächern Internationale Weinwirtschaft und Marketing sind die Frauen inzwischen sogar in der Mehrheit. Bei der praktischen Winzer*innen-Ausbildung sind aktuell 26 Prozent der Lehrlinge Frauen. Nicht zuletzt die Qualität ihrer Weine sowie zahlreiche Preise und Auszeichnungen bestätigen sie in ihrem Tun. Frauen stehen nicht selten exemplarisch für eine neue Wein-Generation: Ökologischer Anbau, Nachhaltigkeit im Weinberg und im Keller, Mut zu neuen und alternativen Rebsorten wie den Pilzwiderstandsfähigen Sorten (PIWIS) sind ihnen ebenso wichtig, die Pflege der biokulturellen Vielfalt liegt ihnen am Herzen. Sie bauen alte Sorten an und unterstützen den handwerklichen Ausbau von Wein.
 Trotzdem sind Frauen in der Weinwelt noch immer in der Minderheit. Der Abend mit den Winzerinnen zeigte ihre große Solidarität untereinander, trotz unterschiedlicher Generation und verschiedener Werdegänge

Folgende Frauen und ihre Weine wurden von der Moderatorin und Sommelière Susanne Salzgeber vorgestellt

Bild_049.jpgEva-Maria Köpfer, Sommelière und Geschäftsführerin des Weingutes April (Baden), präsentierte ihren  Auxerrois trocken 2020. Das Bio-Weingut mit langer Tradition ist Ecovin zertifiziert und liegt direkt am Kaiserstuhl in Baden. Der Auxerrois zählt zu den weißen Burgunder-Rebsorten. Er ging aus einer natürlichen Kreuzung von Pinot und Weißem Heunisch hervor. Namensgebend ist die französische Stadt Auxerre in der Region Bourgogne-Franche-Comté, was auch auf einen französischen Ursprung hinweist.

GrueneBerufe-Winzerin_7317_(c) Marc Doradzillo.jpgHanneke Schönhals, Inhaberin des Weingutes Schönhals (Rheinhessen), präsentierte ihren Saphira trocken 2020. Das Bio-Weingut Schönhals, das Hanneke Schönhals 2018 von ihrem Vater und Bio-Pionier Eugen übernahm, arbeitet seit über 30 Jahren ökologisch. Es ist Ecovin und Demeter zertifiziert. Weine aus Piwis (Pilzwiderstandsfähige Rebsorten) sind ihre Spezialität.

Saphira ist eine pilzwiderstandsfähige Rebsorte und – wie der Name schon sagt – besonders widerstandsfähig gegen Krankheiten und klimatische Veränderungen, ihr Anbau verringert zudem den CO2-Ausstoß.

Foto Rimbach Mainz 3.jpgDr. Eva Vollmer, Inhaberin des Weinguts Eva Vollmer (Rheinhessen), präsentierte ihren Weißburgunder Gutswein trocken 2019. Eva Vollmer macht seit 2007 ihre eigenen Weine, promovierte zum Thema Pflanzenschutz in Steillagen und arbeitet von Beginn an ökologisch und Ecovin zertifiziert. Mit Hanneke Schönhals gemeinsam hat sie sich im Kampf gegen den Klimawandel zusammengetan, um bald nur noch Zukunftsweine zu pflanzen. (www.zukunftsweine.de) 

InesBarwig_Weingut_Bernhard_Wolfsheim-124 - Kopie.jpgMartina Bernhard, Mit-Inhaberin des Weinguts Bernhard (Rheinhessen), präsentierte ihren Wilde Hilde Rosé trocken.

Das Weingut Bernhard, das von Martina und ihrem Vater gemeinsam geführt wird, konnte den Jahrgang 2020 zum ersten Mal als bio-zertifiziert kennzeichnen. Sie sind Mitglied bei Ecovin und arbeiten vorrangig biodynamisch. Die Wilde Hilde ist eine Cuvée aus Spätburgunder und Sankt Laurent. Martina hat eine eigene Frauen-Weinlinie herausgebracht, die Frauen in Ländern des globalen Südens durch Spenden unterstützt (www.sisters-in-wine.de).

brueder_dr_becker_0024.jpgLotte Becker, Inhaberin der Weinguts Brüder Dr. Becker (Rheinhessen), präsentierte ihren Spätburgunder VDP.Gutswein trocken 2019.

Das Weingut Dr. Becker gehört zu den ersten VDP-Weingütern, die biozertifiziert waren, arbeitet schon seit mehr als 30 Jahren ökologisch und ist von Ecovin sowie Demeter zertifiziert. Der Spätburgunder, geprägt vom Kalkboden, wurde im traditionellen großen Holzfass für 12 Monate ausgebaut. Lotte ist eine Bio-Pionierin in Deutschland.

Portrait Julia Weckbecker.jpgJulia Weckbecker, Mit-Inhaberin des Weinguts Weckbecker (Mosel) und Geschäftsführerin des Bernkasteler Rings e.V. präsentierte ihren Riesling Hatzenporter Burg Bischofsheim feinherb 2019. Sie hat inzwischen 30 Prozent der Steillagen des elterlichen Weingutes an der Terrassenmosel auf ökologischen Weinbau umgestellt. Der Riesling feinherb ist vom kalkhaltigen Schiefer-Boden geprägt.

Zu den Weinen wurden gemeinsam mit Lea Leimann, die als Vorstandsmitglied von Slow Food Deutschland an der Veranstaltung teilnahm, Käse- und Speiseempfehlungen diskutiert und zum Schluss auf die Gleichberechtigung der Geschlechter angestoßen: Auf dass alle Frauen weltweit die gleichen Rechte und Chancen bekommen! Prost!

Autorin: Susanne Salzgeber

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