Kriterien für kuhgebundene Kälberaufzucht definiert

18.02.2021 - In einem partizipativen Prozess hat eine Initiative von Biomilch-Betrieben zusammen mit Vertreter:innen aus Forschung und Tierschutz Kriterien zur kuhgebundenen Kälberaufzucht in der Öko-Milchviehhaltung entwickelt. Diese wurden heute auf der Biofach vorgestellt. Ergänzend soll eine Interessensgemeinschaft zur kuhgebundenen Kälberaufzucht gegründet werden, unter anderem mit dem Ziel, den Betrieben in Zukunft eine entsprechende freiwillige Zusatzzertifizierung anbieten zu können.

„Die kuhgebundene Kälberhaltung gewinnt insbesondere in jüngster Zeit an Bedeutung in der Milchviehbranche. Die Zahl der Pionier-Landwirt:innen, die diese artgerechte Form der Aufzucht praktizieren, nimmt zu. Zugleich erlangt diese Thematik auch zunehmend Aufmerksamkeit seitens der Verbraucher:innen“, erklärt Saro Ratter von der Münchener Schweisfurth Stiftung, der den gemeinsamen Entwicklungsprozess moderiert hat. „Mit dieser gemeinsamen Entwicklung der Kriterien schaffen wir nun sowohl für Betriebe als auch für Verbraucher:innen Orientierung und Klarheit. Zugleich zeigen wir einen Weg dafür auf, die in der Praxis zumeist getrennten Produktionsbereiche Milch und Rindfleisch perspektivisch wieder zusammenzuführen“, unterstreicht der Projektmanager Tierwohl der Stiftung.

So sehen die Kriterien beispielsweise vor, dass Kälber mindestens 90 Tage von den eigenen Müttern oder Ammenkühen gesäugt werden müssen und enthalten Regelungen zum schonenden Absetzverfahren. Während der gesamten Säugezeit müssen die Kälber ökologisch aufgezogen werden, auch die männlichen Kälber und die nicht als künftige Milchkühe benötigten weiblichen. Dies kann auf dem eigenen Betrieb geschehen oder aber auf Partnerbetrieben, die auf ökologische Rindermast spezialisiert sind. Höchstens 15 Prozent dürfen an andere ausgewählte Aufzuchtbetriebe abgegeben werden.

An der Ausarbeitung der Kriterien waren auch Fachleute der drei Verbände Bioland, Demeter und Naturland beteiligt. Ziel der Initiatoren ist es, dass die Verbände die Kriterien zur kuhgebundenen Kälberaufzucht möglichst als Zusatzstandard für interessierte Betriebe in ihre bereits bestehenden Richtlinien aufnehmen.

„Die kuhgebundene Kälberaufzucht steht für mich im Mittelpunkt einer wesensgemäßen, zukunftsorientierten und Ressourcen schonenden Demeter Bio-Milchviehhaltung.“ Anja Frey, Initiatorin, Gründerin der Bruderkalb Initiative Hohenlohe und Betriebsleiterin Völkleswaldhof.

„Es ist an der Zeit, Kuh und Kalb - Milch und Fleisch gemeinsam zu denken.“ Rolf Holzapfel, Initiator und Geschäftsführer Demeter Milchbauern Süd w.V.

„Die Elternzeit auf unseren Höfen bereichert Mensch, Tier und zu guter Letzt unsere Milch.“ Hans Möller, Initiator und Geschäftsführer De Öko Melkburen GmbH.

Gründung der Interessensgemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht

Zudem haben die Initiator:innen die Gründung der Interessensgemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht beschlossen, der künftig zum einen diejenigen Öko-Betriebe, die die Aufzucht gemäß den Kriterien praktizieren, beitreten können sowie weitere Fördermitglieder. Ziel der Interessensgemeinschaft ist unter anderem die Förderung praxisnaher Forschung zum Thema kuhgebundene Aufzucht, die Aufklärung von Verbraucher:innen sowie die Weiterentwicklung der Kriterien.

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