Rebstockpatenfest 2015

28.8.2015 - Seit zwölf Jahren unterstützen die Slow-Food-Rebstockpaten den Weinbau in Steillagen an der Mosel und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Erhalt einer historischen Kulturlandschaft und der Artenvielfalt. Am 15. August dieses Jahres folgten rund 100 Paten der Einladung der Patenschaftswinzer nach Traben-Trabach zum alljährlichen Sommerfest: Um die Winzer persönlich zu treffen, in die Weinberge zu steigen und miteinander zu feiern. Ein Bericht von Mariusz Rybak.

Slow-Food-Rebstockpatenfest 2015

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Das Wetter war wie bestellt: angenehme Kühle nach einer langen Hitzeperiode mit ausschließlich nächtlichem Regen. Beide Winzerfamilien empfingen uns mit moselfränkischer Gastfreundschaft und guter Laune. Die Weine… wie immer waren sie phänomenal und in ihrer Individualität doch überraschend!

Dann ist auch die lange Anreise vergessen. Kommt man nach Traben-Trarbach, wie ich, aus Berlin, muss man mehrmals umsteigen. Ab kurz hinter Koblenz bewundert man aus dem Zug endlich die Weinberge. Sie scheinen fast überall zu sein, sogar an den steilsten Hängen. Tatsächlich wird in den letzten paar Jahrzehnten weniger Fläche bewirtschaftet. Denn man sieht auch viele Wälder, und die gab es hier früher kaum. Die brachliegenden Weinberge holt sich die Natur zurück.

Statistisch ist die Weinanbaufläche an der Mosel nicht so dramatisch geschrumpft, dies liegt an der Tatsache, dass die Steillagen zugunsten von Flachlagen aufgegeben werden. Der Wein aus Flachlagen erreicht zwar nie die Eleganz dessen aus Steillagen, dafür ist er aber deutlich günstiger, weil man diese flacheren Weinberge auch maschinell bewirtschaften kann.

Bild oben: Simon Trös, Winzer im Weingut Böcking, schenkt Wein im Garten der Familie Müllen aus.

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Rund 100 Personen beim Rebstockpatenfest

Die Slow-Food-Rebstockpatenschaften stellen eine Initiative dar, die dem Verlust dieser historischen Kulturlandschaft und seiner hervorragenden Weine die Stirn bietet. Um guten, sauberen und fairen Riesling aus Steillagen zu genießen, unterstützen zurzeit fast 300 Personen die zwei mit Slow Food zusammenarbeitenden Winzerfamilien: Müllen und Böcking.

Dieses Jahr haben circa 100 Personen – Paten mit ihren Begleitpersonen – am Rebstockpatenfest in Traben-Trarbach teilgenommen. Das gesellige Beisammensein haben wir diesmal mit einem Sektempfang in Müllens Garten begonnen, um uns danach noch im mittelalterlichen Rittersaal des Weingut Böcking mit einer Riesling-Suppe für den Ausflug in die Patenweinberge zu kräftigen.

Diese kurze Wanderung ist für die Paten immer das Herzstück des Tages, denn da bewundern sie die Früchte der Arbeit, die sie unterstützen: „Den Erhalt beziehungsweise die Wiederbewirtschaftung der historischen Steillagen, inklusive Erhalt des Ökosystems“, sagen zwei Patinnen aus Köln, und fügen gleich hinzu, dass sie am Projekt auch „die persönliche Bindung zum Winzer und Weinberg“ schätzen. Und wenn ich Oli Weber und Inge Weil, die als Paten fast vom Anfang an dabei sind, frage, was sie zum Mitmachen gebracht hat, meinen sie: „Wir haben uns für die Patenschaft entschieden in der Hoffnung, unseren Wein durch das Jahr im Weinberg und im Keller begleiten zu können und dabei mehr über Wein und seine Produktion zu lernen“. Tatsächlich besuchen einige Paten die Weinberge öfter als nur zum Rebstockpatenfest. Sie schauen auch gerne im Keller vorbei. Neben den Patenweinen gibt es immer jede Menge zu verkosten … und zu lernen.

Bild oben: Rebstockpaten beim Abendessen im mittelalterlichen Rittersaal des Weinguts Böcking.

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Weinprobe im Weinberg

Als Höhepunkt erwartete uns anschließend eine Verkostung auf dem Hühnerberg. Unter den gebotenen Tropfen waren zwei geniale Weine, deren Geschmack lange im Gedächtnis bleibt: Böckings Riesling Kabinett „M“ vom Trarbacher Burgberg und Müllens Riesling Spätlese von der Kröver Kirchlay. Hier haben wir den Wein am Ursprung seiner Qualität getrunken, inmitten der Weinberge, wo sich sein Aroma mit den Gerüchen der hier wachsenden Kräuter vermischt. Zur Rückkehr ins Tal konnte uns nur das Abendessen verlocken, denn im Rittersaal hatten wir vor, weiter zu feiern… und zu verkosten.

Bild links: Rebstockpatinnen verkosten Weine auf dem Hühnerberg.

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Ein Tag - 18 Weine

Zum (optionalen) abendlichen Menü hatten die Winzer passende Weine ausgewählt, darunter Überraschungen wie die zwei elegant ausgebauten Rotweine – Böckings delikat nach Sauerkirschen duftender Spätburgunder und Müllens Dornfelder, der den Vorurteilen gegen diese Rebsorte erfolgreichen Widerstand leistet – sowie die 23-jährige Riesling Spätlese. Insgesamt haben wir 18 Weine probiert. Pate sein ist eben eine Herausforderung! Man ist aber zum Glück in guter Gesellschaft!

Bild oben: Verschiedene Weine, die verkostet wurden.

Alle Bilder © Mariusz Rybak

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