Der Steigerwald – Naturpark und Kulturlandschaft – nach Osten abdachend, ragt steil aus dem Vorland auf und erzwingt ein Ersteigen. Wald heißt er aus gutem Grund, doch bunte Wiesen, romantische Burgen oder deren Reste und schöne Fernsichten nicht zu knapp gehören auch zu seinen Schätzen. Dies und noch mehr macht die gut zweieinhalb stündige Wanderung zum Vergnügen.
Ausgangspunkt ist der Parkplatz „Bildeiche“. Ihn erreichen wir von Iphofen über die Straße nach Birklingen. Mit zwei engen Kehren windet sie sich hinauf zur Höhe, im Frühjahr reichlich Bärlauch an den Rändern bietend. Oben – unübersehbar neben der Straße - sehen wir den Grund für den Wanderwegnamen: eine über 300 Jahre alte Eiche (Foto: H. Bunz) und die große Votivtafel (aktuell in der Restaurierung) mit den vierzehn Nothelfern. Der Rundwanderweg „Bildeiche“ ist gut mit gelben Hinweisen (I 5) ausgeschildert. Man kann ihn rechts herum und links herum wandern; für Wanderer, die ungern steil nach unten gehen, empfielt sich, rechts herum zu gehen, also gegen den Uhrzeigersinn. Allerdings hat man dann einen steilen Aufstieg, allerdings auf gut begehbarem Wanderweg. Festes Schuhwerk ist außerdem empfehlenswert, da einige Strecken über grob geschotterte Forstwege führen, zumeist jedoch über Waldwege und -pfade. Uneben sind auch manche Wegränder, weil die hier zahlreich vorkommenden Wildschweine sie zum Suhlen nutzen.
Wenn wir uns nach links, also im Uhrzeigersinn, wenden, wandern wir zuerst durch den Mittelwald entlang der Iphöfer „Hochebene“. Früher nutzten die Iphöfer Bauern diese für die Heugewinnung, heute strahlt sie im Sommer durch vielfältige Blumenpracht. Eine Hinweistafel erklärt die alte und besondere Bewirtschaftung des Mittelwaldes, in der Iphöfer Gemarkung noch weit verbreitet: „...ein Niederwald, bei dem man immer einzelne, besonders gute Stämme – meist Eichen – älter werden lässt und erst nach Erreichen eines nutzholzfähigen Durchmessers erntet" (Heinrich Cotta: Anweisung zu Waldbau, Dresden 1817). Früher nutzte man ihn nicht nur zur Holzgewinnung, sondern trieb auch zeitweise Vieh, vor allem Schweine, hinein. Diese alte Tradition wurde von der Eichelschwein GmbH im nahen Possenheim wiederbelebt (siehe Foto unten).
Der Weg windet sich mal mehr, mal weniger im Wald Richtung Birklingen, häufig entlang der Wiesen. Kurz vor Birklingen verschmälert er sich. Vorbei an einer unschönen Schweinemastanlage durchqueren wir den Ort am See entlang. Zur genussvollen Rast lockt das Gasthaus „Augustiner am See“, empfohlen vom Covivium im Slow Food Genussführer Deutschland (siehe Foto unten).
Wir folgen der Ausschilderung weiter über die Straße Richtung Westen. Nach einigen Hundert Metern zweigt links eine kleine Straße ab; das Schild weist auf die Ruine Speckfeld hin. 500 Meter weiter erreichen wir wieder den Wald und bleiben neben der Straße auf dem Waldweg, der auch für Mountenbiker einige Hindernisse enthält; man kann aber auch auf der Straße weitergehen. Sie führt uns nach etwas weniger als 1 Kilometer zum Abzweig rechter Hand. Hier beginnt nun der sanfte Aufstieg den Schlossberg hinauf zur Ruine Speckfeld (Foto unten), die über 100 Meter über dem Talgrund thront und noch ihre einstige Wehrhaftigkeit erahnen lässt. Als Burg erbaut hatten sie um 1200 das einstige bedeutende Geschlecht der Grafen und Schenken von Limpurg-Speckfeld. Mehrmals wurde sie zerstört - auch im Bauernkrieg - und wiederaufgebaut. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie von Schenken zugunsten eines Neubaus im gegenüberliegenden Markt Einersheim aufgegeben. Wir wandern weiter, anfänglich steil bergab, nun durch ein streng geschütztes Naturschutzgebiet mit urigen Bäumen (Foto unten), in dem die Natur sich ungestört nach eigenem Gutdünken ausleben darf.
Und wieder wechselt das Panorama: wir treten aus dem Wald und erleben eine anmutige Landschaft (siehe Foto unten) mit steilen Weinberger linker Hand und einer schönen Fernsicht zum Bullenheimer Berg. Danach geht es weiter wieder durch den Mittelwald und zurück zum Parkplatz Bildeiche.
Gut essen gehen in der Nähe (* mit Slow Food verbundene Betriebe):
Iphofen: Deutscher Hof*, Ludwigstr. 10, Neunundneunziger Kulinarium*, Pfarrgasse 18
Castell (6 km): Gasthaus Zum Schwan*, Birklinger Str. 2
Birklingen: Augustiner am See, Klostergasse 6
Gut einkaufen beim nahen Erzeuger:
Iphofen: Weingut Hans Wirsching*, Ludwigstr. 16, Weingut Johann Ruck, Marktplatz 19, Franzenbäck, Bio-Bäckerei mit Café, Maxstr. 27, Vinothek Iphofen, u. a. Produkte der Eichelschwein GmbH
Markt Willanzheim (3 km): Hagenmühle (Forellen), Hagenmühle 1
Markt Herrnsdorf (6 Km): Käserei Brunner, Nr. 103
Fotos unten: Gasthaus Augustiner am See (Helga Bunz), Eichelschwein GmbH, Ruine Speckfeld, Naturschutzwald, Landschaft (alle Helga Bunz)
Kurzer historischer Ausflug
Der Main ist hier die Lebensader. Lebensader ist hier der Main. Seine Ufer - vielerorts rebbekränzte Steillagen - bestätigen das Wort „Mainfranken ist Weinfranken“. Es ist aber auch das Land der Steigerwald-Steilstufe und dessen Hinterland, das solche Wälder (Foto: Helga Bunz) bietet ebenso, wie die des Maindreiecks und der Fränkischen Platte zwischen diesem und dem Mainviereck. Mit Höhen bis nahe an 500 m über NN warten die waldreichen Haßberge im Nord-Osten und der buchenreiche Steigerwald im Osten auf. Die weiten Felder des Maindreiecks und im Süden des Ochsenfurter und Geiselwinder Gaus mit ihren vorzüglichen Böden sind traditionell Bauernland.
Das Maindreieck ist ein bedeutender Spargelerzeuger. Doch auch allerlei Getreidearten und Feldfrüchte, darunter auch üppig Zuckerrüben für die Zuckerfabrik bei Ochsenfurt, wachsen hier wie dort prächtig. Bedeutend ist Gartenbau in den lokalen Regionen von Schweinfurt, Kitzingen und Marktbreit ihrer leichten humosen Böden wegen; im Raum Schweinfurt hat auch der Arzneikräuteranbau eine lange Tradition. Inzwischen gedeihen sogar Artischocken, Paprika, Zucchini, Chili und Auberginen. Obstbaumkulturen – in einigen Gegenden auch Plantagen - gehören allenthalben zum Landschaftsbild. Hervorragendes Brotgetreide für die vielfältige Brot- und Feinbackwarenauswahl wächst hier, ebenso Braugerste – aber leider seit einigen Jahren auch unverhältnismäßig viel Mais für Bio-Gasanlagen. Kleine Getreidemühlen, die ihre Bauern noch kennen, ermöglichen den Kauf beim Erzeuger. Feine Öle und Essige aus handwerklicher Produktion, eingemachte Gemüse von Selbstvermarktern, viele Honigsorten, Fische aus Teichen und dem Main ebenso wie Wild aus den Wäldern sichern die Genussvielfalt auf dem Teller.
Romantische Städtchen locken allerorten, spitzgiebelig, fachwerkreich und oftmals mauerumwehrt. Zuhauf sind kunstwerkgeschmückte Kirchlein und prachtentfaltende majestätische Gotteshäuser, gadenumrahmte Kirchenburgen, stattliche Schlösser der Kirchenfürsten und der freien Reichsritter. Würzburg, einstige Hauptstadt des Ostfrankenreiches, dessen fürstbischöfliche Residenz Napoleon süffisant als „schönstes Pfarrhaus Deutschlands“ lobte, ist heute dank seiner bedeutenden Universität und seiner Weingüter, drei davon zu den größten Deutschlands zählend, ein Zentrum von Wissen und Lebensfreude. Schweinfurt, selbstbewusste einstige freie Reichsstadt, ist nicht nur ein Pionier der industriellen Produktion, sondern auch ein weltberühmtes Produktionszentrum für Präzisionstechnik; mit seinen Museen zudem eine Attraktion für Kunsttouristen. Das Land ist eine Landschaft mit stillen, die Sinne erfreuenden Winkeln, wie mit turbulenten Plätzen für die genussvolle Geselligkeit. Es ist eine Landschaft mit großer Geschichte, mit lebendigen Traditionen, mit reicher Kultur – auch in kulinarischer Hinsicht. Und es ist eine schöne, abwechslungsreiche Landschaft mit interessanter Topografie, die auch an verborgenen Plätzen mit lokalen, oftmals bescheidenen aber echten und wahren Genüssen aufzuwarten versteht.
Traditionelle Spezialitäten und Speisen der Region