Benediktinerabtei Plankstetten (05/07)

Kloster Plankstetten

Besuch im Kloster Plankstetten am 12.5.2007
Die Einladung zum Besuch des Klosters Plankstetten wurde von zahlreichen Slow Food Mitgliedern und Gästen wahrgenommen. Herr Visschers, Verkaufsleiter der Klosterbetriebe, den wir bereits anlässlich eines Vortrags bei einem Slow Food Stammtisch im Jahr 2006 kennenlernen durften, führte uns in das wirtschaftliche Klosterleben der barocken Benediktinerabtei ein.
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Unser Rundgang begann auf der Schafweide. Hier erzählte uns der sympathische Schäfer des Klosters, Herr Wunibald Völkl, von seiner Schafherde, bestehend aus schön anzusehenden „Coburger Füchsen“. Dies ist eine sehr alte Schafrasse, geeignet für die Haltung im rauen Mittelgebirgsklima. Sie ist widerstandsfähig, genügsam und ein guter Futterverwerter sowie für Koppel- und Wanderhaltung gleichsam geeignet. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war diese Rasse am Aussterben und nur dadurch, dass das Fell der Tiere einen leicht rotbraunen Farbton aufweist, wurden sie für einige Wollfabrikanten weitergezüchtet.

Das Kloster Plankstetten bekam die ersten „Coburger Füchse“ von Herrn Völkl geschenkt, der zeitlebens Schäfer werden wollte und sich mit dieser Schenkung einen Lebenstraum erfüllte. Er betreut „seine“ Tiere wirklich mit „Herzblut“ und erzählte uns u.a., dass Schafe keineswegs dumm sind, ja manchmal sogar gefährlich und angriffslustig sein können, also von wegen „lammfromm“.

Die Herde umfasst derzeit 140 Tiere, welche in Gatterhaltung gehalten werden. Heute sind sie wegen ihres besonders wohlschmeckenden Fleisches geschätzt, welches auch hervorragenden Absatz findet. So ist das Leben des Schafes auf ca. ein Jahr begrenzt, dann wird es außer zu Bratenfleisch auch in Lamm(brat)würsten und zu Lammleberkäse verarbeitet (von dessen ausgezeichnetem Geschmack wir uns in der Mittagspause überzeugen konnten).

Nach dem Besuch der Schafherde führte uns ein steil bergauf gehender Waldpfad zum Klostergut Staudenhof. Hier wurde uns der moderne Offenfrontstall für die Rinder gezeigt. Die Rinder kommen hierher, wenn die Wetterlage keinen Weidegang zulässt. Einen eigenen Ruhebereich zum Kalben und ein Mutter-Kind-Abteil gibt es in dem halb offenen Stall ebenfalls. Jederzeit können die Rinder hinaus in die frische Luft. Dadurch werden die Tiere abgehärtet und sind weniger für Krankheiten anfällig. Die Tiere werden, wenn es überhaupt nötig ist, nur homöopathisch behandelt - und dies mit sehr gutem Erfolg. Nach einer gewissen Zeit kommen die Tiere zurück auf die Weide. Hier leben sie dann das ganze Jahr ebenfalls im Freien bzw. haben einen offenen Stall als Unterstand.

Ergänzend erklärte uns Herr Vischers noch den ökologischen Kreislauf auf dem Klostergut (Solarenergie, Zisternenwasserspeicher, Hackschnitzelanlage) und wie das Kloster zu dieser besonderen Art der Tierhaltung kam. Nach so viel Information blieben uns dann noch ein paar stille Minuten beim Mittagsgebet der Mönche, das nach alter Tradition in der Klosterkirche gesungen wird.

Wandern und frische Luft machen bekanntlich hungrig. Deshalb freuten sich die Teilnehmer auf das Mittagessen, das wir im ältesten Teil des Klosters, einem romanischen Gewölbe aus dem 12. Jahrhundert, einnehmen durften. Außer Lammbratwürsten und Lammleberkäse gab es noch Produkte vom Schwein. Die Mönche halten einige alte Schweinerassen, wobei sie noch am experimentieren sind, welche sich davon am besten für die Freilandhaltung eignen.

Salat, Kartoffeln, Brot und Kraut, die uns als Beilage gereicht wurden, stammten selbstverständlich ebenfalls aus der Produktion des Klosters, das ein in sich geschlossener Kreis von Anbau und Verwertung ist. Der Orden der Benediktiner bekommt keine Kirchensteuern und ist auf sich selbst gestellt, d.h. er muss ein florierendes Wirtschaftsunternehmen sein, um überleben zu können. Was nicht im Kloster (welches auch Tagungsräume und viele Seminare anbietet) verbraucht wird, wird in der Klosterschenke bzw. im gut sortierten Klosterladen verkauft. Daneben liefert man einen großen Teil des Fleisches bzw. seiner Produkte auch an Bioläden und den Lebensmittelhandel (sogar Karstadt in Nürnberg) oder wird auf Märkten verkauft.
Der Klosterkoch, Herr Anton Klein erzählte uns noch amüsante Anekdoten aus seinem Alltag, so dass wir gut gelaunt und gesättigt zum 2. Teil des Tages übergehen konnten.

Dieser begann mit der Besichtigung der romanischen Klosterkirche, die 1129 in nur 8 Jahren Bauzeit vollendet wurde. Eine Besonderheit stellen die zwei freistehenden Türme vor dem Kirchenportal dar, die erst später in die Kirche integriert wurden. Im Laufe der Jahrhunderte kamen dann gotische und barocke Elemente bis hin zu einem Rokokoaltar im Inneren der Kirche hinzu. Hier ist vor allem die barocke Orgel hervorzuheben. Ein kleiner Teil des alten Kreuzganges ist ebenfalls noch erhalten. Hier ruht Abt Maurus Xaverius Herbst, der in der Barockzeit das Kloster zu seiner höchsten Blüte brachte.

Danach wandten wir uns wieder den weltlichen Dingen zu. Herr Vischers erzählte uns von der Brauerei, die jedoch nicht mehr in Betrieb ist. Wir besichtigten das Schlachthaus und die Metzgerei sowie die imponierende Bäckerei. Alleine in der Bäckerei werden 6 Tonnen Mehl in 4 Wochen verarbeitet, die Metzgerei kann 500 verschiedene Fleischprodukte bieten. Nun wissen wir, wo die ausgezeichneten, qualitativ hochwertigen und schon mehrfach preisgekrönten Produkte des Klosters entstehen.

Letztendlich wurde dann noch die Frage geklärt, warum Bier und Mönche zusammengehören. Dies ist ganz einfach damit zu erklären, dass die Vergärung des Getreides die einfachste Art der Haltbarkeit darstellte. An den Alkoholgehalt dachte damals noch niemand und Bier war ein alltägliches Nahrungsmittel in unseren Breitengraden, wie eben der Wein in den südlicheren Gefilden.

Abgeschlossen wurde der Tag im Kloster natürlich mit einem Einkauf im Klosterladen und bei manchem Teilnehmer auch noch mit dem Besuch der Klosterschenke. Ein rundum gelungener Tag mit vielen weltlichen aber auch spirituellen Eindrücken (RH-T-PS)

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