Biowein (01/09)

"Langsamer Wein" - statt nur Bio !

Blick auf die Arche
propagierte unser Slow Food Förderer und Wein-Erklärer Martin Kössler von der Weinhalle.

Versprochen waren als Inhalte Antworten auf die Frage:

  • Wie kommen Pestizide in den konventionellen Wein und womit spritzen „die Bios“ ? (denn ohne Spritzmittel kommen auch sie nicht aus).
  • Was unterscheidet grundsätzlich den ökologischen Weinbau vom konventionellen? Wo liegt der Unterschied zwischen biologisch und biodynamisch und was bedeutet er? Wo geht es hin im ökologischen Weinbau?

Aber das alleine wäre natürlich zu wenig gewesen.

Feierliche Eröffnung
Damit der Vortrag nicht zu trocken wurde, gab es zu Beginn Champagner!
Champagne "Blanc de Blancs" Extra Brut 1er Cru

Pierre und Sophie Larmandiers Blanc de Blancs stammt ausschließlich von der Côte des Blancs, also aus Vertus, Cramant, Avize und Oger. 40 % der Cuvée wurden aus im Holzfaß ausgebauten und gelagerten Reserven der Jahrgänge 2002 und 2003 zusammengestellt, der Rest ist Jahrgang 2004 aus dem Edelstahltank. Die Dosage liegt bei nur 4 g/l, also „Extra Brut“. Ein traumhaft frischer und präziser Champagner, der andächtig macht. Champagnererlebnis besonderer Art. Herkunft pur. Champagner-Zukunft in Perfektion: Kreidige, kalkige Frische, direkte nervige Struktur und präzise Mineralität prädestinieren diesen Ideal-Blanc de Blancs zum Ideal-Aperitif. Im Bukett neben dem kompromißlos kreidigen Aspekt, der für mundwässernde Frische sorgt, auch versöhnlich süße Mandel- und Vanillenoten, weiße Blüten, florale Akzente, fast kräuterwürzige Tiefe; auf der Zunge knallharte, direkte Ansprache ohne Umschweife, messerscharfe Präzision im Charakter; rein, direkt und straff im Trunk, aber seidig und geschmeidig zugleich, deshalb bekömmlich selbst für empfindliche Mägen.

Danach schlugen alle gleich ein Chamapagner Seminar vor......

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Zunächst machte Martin Kössler dann sozusagen eine Vorbemerkung.... Es gehe ja erstmal nicht um Bio. Denn das Biosiegel auf den Flaschen würde ja nur sagen, dass die Trauben biologischer Landwirtschaft entspringen würden.

Aber das Biosiegel sagt nichts aus über die Arbeit im Keller. "Frevel" für den meinungsfreudigen Chemiker.....

Deswegen habe er das Konzept vom "langsamen Wein" erfunden und auch markenrechtlich schützen lassen.

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Langsamer Wein“ vermittelt die Ruhe und Muße des Genusses vom Weinberg bis in den Keller, von der Flasche ins Glas. Eine gute Flasche Wein läßt den Weinfreund innehalten; ein Jahrgang passiert Revue, Schluck für Schluck, Natur wird zu schmeck und erlebbarer Zeit. Guter Wein ist „Zeit im Glas“, ist Verbundenheit mit der Natur, ist Elixier der Lebensfreude und nach Johann Wolfgang von Goethe Ausdruck „anti-veloziferischer“ Lebensphilosophie. Langsamer Wein läßt uns nicht nach der verlorenen Zeit suchen, er ist wiedergefundene Zeit; Zeit, die wir uns nehmen, um sie bei einem Glas genußvoll zu „verlieren“.

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Wein ist Monokultur. Deshalb braucht nicht agrarchemisch basierter Weinbau viel (Arbeits-)Zeit und Nachhaltigkeit: Zeit für das Verständnis der natürlichen, komplexen Vorgänge im Weinberg; Zeit für Arbeit an Boden, Rebe und Laub – der Basis für Weinqualität; Zeit für kerngesunde Trauben – weshalb sich der „langsame Weinbau“ weltweit in der Spitze zunehmend biodynamischen Anbaukriterien als Voraussetzung für guten Wein zuwendet. Für den Winzer bedeutet das rund ums Jahr harte Arbeit im Weinberg. Sind die Trauben gelesen, kommt im Keller Ruhe ins Spiel; für Schalenkontakt, Vergärung, Ausbau und Reife.
 
Langer Hefekontakt und Ausbau im traditionellen Holzfaß vollenden die langsame Weinwerdung erst zu einem Zeitpunkt, wo der „schnelle Wein“ oft schon verkauft ist. Die veränderte Chemie „langsamer Weine“ liefert ein vielschichtiges Geschmacks- und ein zunächst verhaltenes Geruchserlebnis, das auch im Glas Zeit braucht, um seine tiefgründige Komplexität zu entfalten. Deshalb sollten „langsame“ Weißweine unbedingt dekantiert werden. Sie reifen auf der Flasche hervorragend und unterscheiden sich dann in Duft und Geschmack so nachhaltig von ihren „schnellen“ Gegenspielern, dass selbst der Wein-Neuling „Langsamkeit“ und „Schnelligkeit“ im Wein nachvollziehen kann.
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im Bild "unsere" Marga, die ihr Forsthaus wieder hat und uns Mandelkuchen mitbrachte....

Hinter jeder dieser "langsamen Flaschen" steckt monatelange harte Arbeit und ein Winzerleben voll Wissen, Intuition und Erfahrung. Die Herkunft dieser Weine, ihr Terroir (Boden), klimatischer Jahresverlauf, der Winzer und seine Art der Weinbereitung garantieren unverwechselbare Handschrift. Dabei sind „Bio“-Trauben Voraussetzung für „langsamen“ Wein. Deshalb ist im Konzept der "langsamen Weine"  zu deklarieren, ob ein Wein aus herkömmlich naturnahem, zertifiziert ökologischem oder gar biodynamischem Anbau stammt.
Bio Trauben und "langsame" Arbeit im Keller geben zusammen den optimalen Wein.
(Text: CF - Bilder: Claudia Escherich)
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Wir verkosteten an diesem Abend neben dem Champagner:

Margas Mandelkuchen (im Bild) zu den lecker Süssweinen (8)/(9) sponsered by Martin Kössler

(1)
Weingut Zehnthof 0.75l
2007 Silvaner Kabinett trocken Sulzfelder Cyriakusberg
(2)

Domaine de Reuilly

2007 Reuilly blanc
Frankreich : Loire

(3)

Weingut Muster

2006 Sauvignon Blanc "Graf"
Österreich : Steiermark

(4)

Weingut Wittmann2007

Westhofener Riesling "S" QbA trocken
Deutschland : Rheinhessen

(5)

Domaine Gauby
2004 "Vieilles Vignes blanc" Côtes du Roussillon Vill.
Frankreich : Roussillon

(6)

Weinbau Uwe Schiefer
2007 Blaufränkisch "Eisenberg"
Österreich : Südburgenland

(7)

Château Clos Puy Arnaud
2002 Château Clos Puy Arnaud
Frankreich : Libournais / Castillon

(8)

Weingut Wittmann
2007 Riesling Auslese „Morstein“
Deutschland : Rheinhessen

(9)

Weingut Nittnaus 2001

Trockenbeerenauslese Cuvée
Österreich : Burgenland

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