Tafelrunde April (04/09)

Tafelrunde April: Thema Tierseuchen

Tierseuchen – ein Thema das uns alle angeht, von dem man aber lieber nichts wissen möchte.
Über 20 Teilnehmer kamen zum Aprilstammtisch der Schnecken, um sich zusammen mit Herrn Dr. Bogner, Leiter des Fachlabors Veterinärmedizin am Bayerischen Landesamt für für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen 4(lgl-Bayern), mit diesem Thema zu befassen. Ruhig und sachlich erklärte uns der Referent das Auftreten von Tierseuchen und den Umgang damit.
 
Tierseuchen hat es schon immer gegeben. Dass sie sich jedoch rasant verbreiten und nicht regional begrenzt bleiben, liegt im globalen Lebensmittelhandel begründet.
Nachdem Fleisch und andere Tiererzeugnisse rund um den Globus importiert und exportiert werden, steigt natürlich auch die Gefahr, dass entsprechende Erreger „mitreisen“ und sich so weltweit ausbreiten können.
 
Eine Ausnahme davon ist die Maul- und Klauenseuche, die sich zusätzlich noch durch die Luft verbreiten kann und dies über hunderte von Kilometern.
Nachdem es auch einen florierenden Fleischschmuggel gibt, manche Länder auch den Ausbruch von Tiersuchen verschweigen, oft die hygienischen Bedingungen bei der Verarbeitung und dem Verkauf von Schlachttieren zu wünschen übrig lassen, ist die Bekämpfung der Ausbreitung sehr schwierig.
 
Schweinepest, Geflügelpest, Maul- und Klauenseuche, Blauzungenkrankheit, Trichinenbefall, Vogelgrippe und BSE sind Tierkrankheiten und Tierseuchen, die natürlich durch die Massentierhaltung noch begünstigt werden.
Nicht alle davon sind für den Menschen gefährlich. Doch es besteht immer die Gefahr der Mutation des Erregers (siehe Vogelgrippe) und somit kann es dann auch beim Menschen zu Erkrankungen und im schlimmsten Fall zu Todesfällen kommen.
Natürlich stellt sich die Frage, was man gegen Tierseuchen unternehmen kann? Allein eine artgerechten Haltung der Tiere, so wünschenswert diese aus Tierschutzgründen ist, hilft nicht, denn auch Tiere, die nicht in Massentierhaltung leben, bekommen Tierseuchen. Man sollte in jedem Fall immer über einen sinnvollen Medikamenteneinsatz nachdenken, was natürlich bei strengen Bio-Richtlinien Probleme mit sich bringt.
 
Eine Möglichkeit bei diversen Krankheiten ist die Impfung, die jedoch in manchen Fällen abgelehnt wird. Auch hier gibt es ein Für und Wider. Letztendlich kann sie aber, z.B. bei der Blauzungenkrankheit, den Tieren viel Leid ersparen. Wie uns Herr Dr. Bogner erklärte ist das Wichtigste, die rechtzeitige Erkennung der Krankheit durch eine rasche Diagnostik.
 
Trotzdem ist oftmals das Keulen des gesamten Tierbestandes notwendig. Alleine in den letzten zehn Jahren sind Millionen von Tieren aufgrund von Seuchenbefall getötet worden, was Milliarden von Kosten hervorgerufen hat, ganz abgesehen vom ethischen Standpunkt bezüglich des Umgangs mit Tieren.
Wenn eine Tierseuche auftritt, so müssen meistens große Gebiete gesperrt werden. Da Seuchenerreger auch durch Schuhe und Autoreifen übertragen werden können,
sind umfangreiche Desinfektionsmaßnahmen notwendig. Im schlimmsten Fall müssen sämtliche Tierbestände dieser befallenen Art vorsorglich gekeult werden.
Oft greifen strenge Restriktionsmaßnehmen, so dass die Tiere bzw. das Fleisch nicht mehr exportiert werden kann und der Halter dann vor dem Problem steht, wohin mit den Tieren, die an sich gesund sind, aber niemand mehr haben möchte.
Diese kurze Zusammenfassung zeigt bereits auf, dass eine Tierseuche enorme Probleme mit sich bringt. Dass trotz dieser Gefahren verhältnismäßig wenig Gefahr für den Menschen besteht, liegt darin begründet, dass durch Kochen, Braten und Pökeln des Fleisches die meisten Erreger abgetötet werden. Dies erkärte Herr Dr. Bogner am Ende des Vortrages zur Beruhigung, damit die Slow Food-Mitglieder danach noch das bestellte Abendessen genießen konnten. 
 
p. r-h

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