Eine Kelle Spaß und ein Esslöffel Wissen

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Endlich, am 27. Juni 2006 konnte der Kinderkochklub von Slow Food Oldenburg sein 5-jähriges Bestehen feiern. Im März musste der Termin wegen Hausmeisterstreik abgesagt werden. Nun stürzten sie wieder mit viel Energie an der Herd, beobachtet von gleich vier Pressevertretern und dem NDR-Radio.
Essen ist bunt, so hieß das Thema und so kochten 19 „Junge Wilde“, gestärkt durch ein Gläschen Kindersekt, „Rote Hühnerbrust, grünes Gurkengemüse und gelben Reis“. Auch der Nachtisch, Erdbeeren mit Zitronen-Joghurtquark wurde Ratzeputz aufgegessen.

Kochen ist die Leidenschaft der Küchenbande. „Hier probier mal“ und wusch – hatte der Zeitungsmann einen Löffel Joghurtquark im Mund.




oldenburg-kikochin.jpg„Das kann ein Erfolg werden“, meinte vor fünf Jahren Prof. Armin Lewald (ehemals Arbeitsstelle Schule und Gesundheit) und in der Lehrküche der Uni Oldenburg gründete Slow Food Oldenburg im März 2001 den KiKoKlub, der mittlerweile schon in verschiedenen Medien ein Echo fand. Selbst ein Berliner Rundfunksender wollte mehr über den Kinderkochklub von Slow Food Oldenburg, in dem Mädchen und Jungen im Alter von etwa sieben bis zwölf Jahren zumindest vierteljährlich in mehreren Gruppen mit frischen, saisonalen und vorwiegend regionalen Produkten ihre Leibspeisen kochen, wissen. Und sie bringen immer wieder Freunde mit. „Können wir nicht jede Woche kochen?“










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Ob wir im KiKoKlub gesund kochen? Na klar, aber wir sagen es nicht laut. Aber fragen Sie mal die Kinder, ob es Spaß macht! Sie werden mit begeisterten Antworten überschüttet. Ob‘s schmeckt? Viel besser als das Zeugs aus dem Supermarkt! Wer hat da gesagt, manchmal auch besser als zuhause?
Quirlig und nicht immer leise geht es in der Schulküche am Flötenteich zu. Für eine Livesendung des Nordwestradios hatte der Tontechniker extra ein Raummikro aufgestellt, um die Küchenaktivitäten im Hintergrund einzuspielen. Er hat es schnell wieder abgeschaltet.
Spaß soll es den kleinen Köchen machen. Da tritt manches in den Hintergrund. Auch sind wir der Meinung, dass abwechslungsreiches Essen mit guten Grundprodukten für ein gesundes Kind gesund ist. Das Kochen und das anschließende Genießen ist eine Lebensfreude, soll ein fröhliches Spiel sein. Der graue Alltag nach dem Motto „Was koche ich heuten meinem Alten?“ ist noch weit weg. Aber vielleicht schaffen wir es ja, gewisse Qualitätsmerkmale langfristig zu vermitteln. Schlechtes Essen? Bäh!
Deshalb gehört auch ein schön gedeckter Tisch dazu. Buntes Packpapier, Teelichter und, locker auf dem Tisch verstreut, noch viele bunte Smarties. Wer mag sich da nicht gerne an den Esstisch setzen! Die Smarties waren in jedem Fall nachher alle weg.
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Und wie die kleinen Monster Spaß haben! Wie sie eifrig den Teig für die Ravioli mit Spinat-Ricottafüllung kneten und sich streiten, wer zuerst an die Nudelmaschine darf. Wie sie mit mehligen Händen am Hosenbein zupfen: „Du Erika, kannst du mir mal helfen?“ Wie sie uns fest drücken und mit glänzenden Augen „Das macht Spaß“ rufen.
Auch sind sie neugierig und wollen lernen. Wenn Sina den Finger ins Mehl steckt und ihn versonnen abschleckt. „Ich wollte mal probieren, wie Mehl schmeckt!“ Oder Laura, die sich eine rohe Nudel in den Mund steckt, weil sie wissen will, ob sie dann auch weich wird. Hinweis: Pünktlich zum Essen, eine halbe Stunde später war es soweit! Wenn die 6-jährige Amrei, beim ersten Mal dabei, ruft: „Ich kann auch Kräuter lernen“! Auch muss man gesehen haben, wie fix sie beim chinesischen Essen mit den Stäbchen kämpften und zack – ging es! Wie alle, als wir sortenreine Muse aus verschiedenen Äpfeln kochten, diskutierten, welches Apfelmus und warum am besten schmeckte.
Ob es den Kinder schmeckt? „Kann ich noch ein Steak vom Limousinrind haben? Das ist eine Delikatesse!“, fragte mit einem Rußfleck auf der Nase Johannes beim Grillen. „Jetzt habe ich vier Zwetschgenknödel gegessen, jetzt kann ich nicht mehr“, stöhnte Wolf und man vermutete einen fünften noch im vollen Mund. Und wie die kleinen Sterneköche mit versonnenen Blicken abschmecken: „Vielleicht noch eine Spur Salz? Was meinst du?“

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Ach, es ist eine Freude, mit Kindern zu kochen. Sollen wir da noch erklären, warum es besonders gesund ist? Wir zählen zuhause doch beim Kochen auch keine Kalorien.
Und trotzdem lernen die Kinderkochklubkinder eine Menge. Zum Beispiel, dass es viele verschiedene Kartoffeln gibt, sogar blaue. Und dass eine Süßkartoffeln eigentlich keine Kartoffel ist. Dass die verschiedenen Gewürze in einem Lebkuchengewürz für Kindernasen gewöhnungsbedürftig sind, aber als Mischung doch wieder lecker.
Beim Besuch des Restaurants Tafelfreuden lernten sie, wie es in einer Profiküche zugeht (einige durften mitkochen), lernten, wie man bei so vielen Leuten so serviert, dass nicht alles kalt auf dem Teller wird, und dass es gar nicht einfach ist, Bestellungen aufzunehmen und sie wieder an den richtigen Tisch zu bringen.
Beim Besuch der Archehofs Thoelen haben sie erkannt, dass es Tiere gibt, die nur noch ganz selten auf der Welt vorhanden sind und dass man sie trotzdem essen darf. Dass die Schnitzel und Bratwürstchen nicht im Supermarkt wachsen. So lernen sie, Ehrfurcht vor Lebensmitteln zu bekommen.
Eine Kelle Spaß und einen Esslöffel Wissen, das ist das Geheimnis des KiKoKlubs, des wohl ältesten Kinderkochklubs von Slow Food Deutschland. Und es ist halt wie im richtigen Leben. Der eine pickt die Rosinen heraus, weil er sie mag, der andere, weil er sie nicht mag.
(Klaus Ruwisch)
P.S. Vorher die Hände waschen und nachher aufräumen und spülen finden die kleinen Köche allerdings nicht so prickelnd. Wem geht es nicht ähnlich?

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