Hinweis: Ein neues Netzwerk "Gerechter Welthandel" bündelt zukünftig die Aktivitäten der Bündnisses TTIPunfairHandelbar und dem Demo-Bündnis der Stop TTIP und CETA Demos. Slow Food Deutschland e. V. ist Mitglied des neues Netzwerks. Die Stop-TTIP-Inhalte finden sich weiterhin in diesem Bereich (Stand: Juli 2017).
Hier geht es zur aktuellen Website des Bündnisses: www.gerechter-welthandel.org
Die Europäischen Union und die Vereinigten Staaten planen ein Transatlantisches Freihandelsabkommen (TTIP). Slow Food Deutschland ist Mitglied im TTIP-kritischen Bündnis deutscher Nichtregierungsorganisationen „TTIP unfairhandelbar“.
Das Bündnis will Verbraucher über die Risiken dieses Freihandelsabkommens zwischen den USA und Europa aufklären, vor allem was Verbraucherschutz, Lebensmittelstandards und Transparenz anbelangt. Slow Food fürchtet, dass das Abkommen viele der mühselig erarbeiteten EU-Standards auf ein Minimum herabsenken würden, mehr Standardisierung auf Kosten der handwerklichen Kleinerzeuger und bäuerlichen Betriebe voran getrieben werden würde und findet das vorgeschlagene Konzernklagerecht, nach dem ein Investor einen Staat verklagen könnte, inakzeptabel.
Bilder: © Alberto Peroli (1), Helmut Wiedemann (1)
Es setzt auf Spezialisierung, hohen externen Input, Massenproduktion, zeitliche und personelle Effizienz sowie günstige Preise. Die Externalisierung der Kosten und damit der Schäden, welche die industriellen Produktionsprozesse an unseren Ökosystemen und deren Lebewesen anrichten, und sich etwa in der Klimabilanz, der Bodenqualität und Ressourcenknappheit äußern, finden sich auf dem Kassenbon allerdings nicht wieder. Diese Art des Wirtschaftens führt weltweit zur Erschöpfung der natürlichen Ressourcen und verführt durch die niedrigen Preise zu hohem Konsum und schnellem Warenumschlag. Der globale Norden lebt über seine Verhältnisse: Um das aktuelle Konsumpensum und unseren Ressourcenhunger zu stillen, verbrauchen wir mehr Ressourcen als unsere Erde auf selbsterhaltende Weise hergeben kann.
Das Beispiel der Tierhaltung verdeutlicht die Problematiken der industriellen Erzeugung: In der vorherrschenden intensiven Tierhaltung werden Tiere auf engstem Raum gehalten und zumeist mit importiertem Kraftfutter ernährt. Anders bei den Tieren in einer extensiven Weidehaltung – einer Tierhaltungsform, die sich gleichzeitig positiv auf Klima und Boden auswirkt. Der weitgehende Verzicht auf Zufütterung durch Kraftfutter mindert den Ressourcenverbrauch und gewährleistet, dass große Waldflächen im globalen Süden nicht zu Sojafeldern für die Futtermittelproduktion umfunktioniert werden, um den Hunger nach tierischen Produkten im globalen Norden zu stillen. Weitere Vorteile der extensiven Weidehaltung sind unter anderem auch die Landschaftspflege durch die Weidetiere, der Schutz der Artenvielfalt und der Erhalt der Kulturlandschaft der Weiden. Im Vergleich zu Ackerflächen sind Weiden außerdem Klimaretter, denn eine geschlossene Grasdecke, wie auf der Weide, schützt den Boden und speichert CO2, was sich positiv auf das Klima auswirkt.
Die Prozesse der Lebensmittelproduktion sowie die Auswirkungen unseres Konsums sind komplex. Mit jedem Import und Verbrauch von Lebensmitteln beeinflussen wir die Ökosysteme der Herkunftsländer und nicht zuletzt deren sowie unsere lokalen Märkte. Denn Billigprodukte aus dem Ausland konkurrieren mit heimischen – überall auf der Welt – was besonders problematisch da ist, wo hochsubventionierte Importprodukte aufgrund niedriger Preise konkurrenzlos Märkte dominieren. Nicht nur die Lebensmittelerzeugung, sondern die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette inklusive des Konsums beim Endverbraucher, in der Gastronomie und im Supermarktregal sind kritisch zu hinterfragen. Ein hohes Ausmaß der Lebensmittelverschwendung führt zum Beispiel zur Verschwendung wertvoller Ressourcen wie Energie, Wasser und Boden.
Es geht auch anders!
Es gibt sie - die zukunftsfähigen Alternativen: Handwerkliche Erzeuger und die bewussten Verbraucher, die bereit sind den wahren Preis von Lebensmitteln zu zahlen und mehr auszugeben für tierische Produkte aus artgerechter Tierhaltung, handwerkliche Lebensmittel und Bioprodukte. Dass sie dabei nicht notwendig wesentlich mehr ausgeben müssen wird u. a. durch Mengenplanung und Bezug saisonaler und regionaler Produkte beim Einkauf sowie die geringere Verschwendung erreicht. Immer mehr Verbraucher möchten wissen, was sie essen, wie ihre Lebensmittel hergestellt werden und welche Auswirkungen die Produktion auf Menschen, Pflanzen, Tiere und Umwelt hat. Sie suchen unverfälschten Geschmack und mit Blick auf Herstellung und Inhaltsstoffe verlässliche Qualität und Transparenz. Sie wissen, dass die Lebensmittelindustrie für hochverarbeitete Lebensmittel eine Vielzahl an Hilfs-, Aroma- und Zusatzstoffen nutzt, um etwa Wachstums- und Reifeprozesse zu beschleunigen und die Ausbeute zu erhöhen. Der Philosophie des „Wachse oder weiche“ wurden so über Jahrzehnte hin nicht nur kleinteilige landwirtschaftliche Strukturen, agrar-kulturelle Diversität, sondern mit ihnen oft auch Qualität, Nährstoffe und Vielfalt von Lebensmitteln geopfert.
]]>Saatgut ist Kulturgut, Saatgut ist Vielfalt, und diese wiederum sichert die Zukunft unserer Ernährung. Für den Erhalt dieser wertvollen Vielfalt setzt sich Slow Food deshalb ein und fordert eine Saatgut-Gesetzgebung, die den Freiraum für die Produktion von hochwertigem Saatgut traditioneller Sorten, dessen Vermehrung und freien Austausch zwischen Erzeugerinnen und Erzeugern garantiert. Es soll strikt untersagt werden, Patente auf Saatgut zu erlangen. Denn Konzerne, die Saatgut patentieren, beanspruchen dessen Vermehrungshoheit für sich und zwingen Lebensmittelerzeugerinnen und -erzeuger in ihre Abhängigkeit.
Großkonzerne wie Bayer-Monsanto binden bspw. Kleinbäuerinnen und -bauern in Entwicklungsländern an ihr Hybridsaatgut, welches eine zweite Aussaat nicht ermöglicht. Das stürzt viele von ihnen in den finanziellen Ruin. SFD fordert außerdem, dass GVO-Saatgut transparent gekennzeichnet wird. SFD engagiert sich mit Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerkarbeit sowie im politischen Diskurs für den Schutz von Saatgutvielfalt.
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