Verpflegung in der Jugendhilfe ist nicht nur Ernährung, sondern auch Ernährungserziehung. Aufbauend auf diesem Gedanken hat sich das Kindersolbad in Bad Friedrichshall in seiner Jugendarbeit den Slow Food Grundsätzen verschrieben.
Das Kindersolbad gibt es bereits seit 1862 in Bad Friedrichshall. Es wurde ursprünglich als Kureinrichtung eröffnet. Seit 2003 ist die Einrichtung als gemeinnützige GmbH eigenständig und im Bereich der Jugendhilfe aktiv. Neben den beiden JuLes (Jugendhilfe im Lebensfeld) in Bad Friedrichshall und Ilsfeld gibt es im Kindersolbad insgesamt neun Wohngruppen, in denen bis zu 66 Kinder über unterschiedlich lange Zeiträume betreut werden. Diese Kinder und Jugendlichen im Alter von 4 bis 18 Jahren leben im Kindersolbad, da sie aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Eltern wohnen können. Das Kindersolbad ist in gewisser Weise also Lebensmittelpunkt für diese Kinder. Und zu einem solchen Lebensmittelpunkt gehört neben vielen anderen Dingen auch die Sorge um die richtige Ernährung.
Grundproblem falsche Ernährung
Waren es in den Gründerjahren mangelernährte Kinder, die durch die Verpflegung im Kindersolbad wieder zu Kräften kommen sollten und teilweise auch Kinder, die auf krankheitsbedingte spezielle Diäten angewiesen waren, stehen wir heute vor dem Problem einseitiger bzw. falscher Ernährung.Der Zusammenhang zwischen der Qualität der Ernährung im Kindesalter und den gesundheitlichen und geistigen Entwicklungschancen ist mittlerweile unstrittig. Ebenso erachten wir den kulturellen Anteil des Essens und des Umgangs mit Lebensmitteln für einen unverzichtbaren Teil unseres Erziehungsauftrags.
Pädagogisch gestaltete Atmosphäre
Uns geht es beim Essen nicht nur um die Versorgung, sondern auch um gesunde Ernährung und eine pädagogisch gestaltete Atmosphäre, die für viele Kinder und Jugendliche auch Familienersatz ist. Wo Menschen sich über längere Zeit in einer sozialen
Einrichtung aufhalten, gehört die Essensversorgung zwangsläufig zu einer impliziten Aufgabenstellung der Einrichtung.Durch die Unterbringung der Kinder und Jugendlichen im Kindersolbad ändern sich die „Ernährungszuständigkeiten“ und es bietet sich für uns die Chance, Kinder und Jugendliche zu einer gesünderen Ernährung zu erziehen. Schließlich ist es nicht zuletzt die Essensversorgung, die wir den Kinder und Jugendlichen anbieten, die auch deren späteres Ernährungsverhalten ganz wesentlich prägt. Daher achten wir darauf, dass alle Speisen frisch zubereitet werden und nach Möglichkeit ausschließlich frische Zutaten verwendet werden.Wir erachten es für sehr wichtig, dass den Kindern die Möglichkeit gegeben wird sich an der Essenzubereitung zu beteiligen. Zu diesem Zweck hat jede der neun Wohngruppen eine eigene Küche, die genutzt wird, um die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern und sie die Freude am Essen entdecken zu lassen.
Geschmackschulung jenseits von "süß und salzig"
Eine wesentliche Bedeutung kommt dabei auch der Schulung des Geschmacks zu. Immer wieder stellen wir fest, dass es für Kinder außer „süß“ und „salzig“ kaum Geschmacksunterscheidungen gibt. In der Ernährungserziehung steht diese Feststellung für einen Paradigmenwechsel, der neue Anregungen liefert: Weg von den ernährungsphysiologischen Rationalitäten, hin zum Genuss des Essens und der Sättigung. Dies beschränkt sich nicht nur auf den Verzehr, sondern schließt auch die Essenszubereitung als freudevermittelndes Element ein, das wir den Kindern und Jugendlichen nahe bringen möchten. Für viele Kinder, die im Rahmen der Jugendhilfe im Kindersolbad untergebracht werden, trägt das Essen außerdem zu einer Strukturierung des Tagesablaufs bei, die sie aus ihrem familiären Umfeld oftmals nicht kennen und die ihnen für ihre weitere Entwicklung Halt und Sicherheit gibt. Die Kultur des Essens spielt dabei eine ganz besondere Rolle und wir erachten das tägliche Essen nicht nur als Mittel zur Sättigung, sondern als wesentlichen Beitrag für das Gelingen der Hilfeprozesse in unserem Haus. Gemeinsames Essen vermittelt für die Kinder in diesem Sinne auch ein Stück Heimat und Zugehörigkeit. In dem, was wir mit wem wie essen, finden soziale Ordnungen und Zugehörigkeiten ihren konkreten Ausdruck. Wer das gleiche wie andere und mit anderen nach gemeinsamen Regeln isst und trinkt, wird und ist Teil einer Gruppe.
Einhaltung der Slow Food Grundsätze
Im Kindersolbad vertreten wir die Grundsätze von Slow Food und sind daher Fördermitglied. Damit möchten wir auch gegenüber der Öffentlichkeit den Stellenwert, den die Ernährung im Kindersolbad spielt, zum Ausdruck bringen. Gleichzeitig verpflichten wir uns zur Einhaltung der Grundsätze von Slow Food.
Quelle: Selbstdarstellung Kindersolbad Bad Friedrichshall
Im Bild (oben): Gemeinsame Gartenaktion der Kinder im Solbad | Foto Kindersolbad
Im Bild (unten): Gemüsedetektive bei der Arbeit – auch das Schneiden will gelernt sein | Foto Kindersolbad
Weitere Informationen:
Benjamin Kaufmann
Geschäftsführung Kindersolbad gGmbH
benjamin.kaufmann@kindersolbad.de
Slow Food Deutschland ist Kooperationspartner des Projekts "Gesunde Ernährung Tisch & Kultur" der Christoph Sonntag Stiphtung GmbH in Stuttgart. Jungen Menschen an zehn Haupt- und Werkrealschulen in Baden-Württemberg wird jeweils in einer Projektwoche die spannende Welt des Essens nahegebracht. Richtig aufregend wird es auf dem Bauernhof, beim gemeinsamen Kochen und im Restaurant mit dem bekannten Kaberettisten Christoph Sonntag. Insgesamt finden so jährlich zehn Wochen lang Aktivitäten statt. Geplant ist, das Projekt über zehn Jahre laufen zu lassen, Start war 2010.
Slow Food engagiert sich über einen Projektleitfaden bei der inhaltlichen Gestaltung der Projektwoche und mit aktiver Unterstützung der Convivien bei der Auswahl und Ansprache der Partner vor Ort.
Warum unterstützt Slow Food das Projekt von Christoph Sonntag?
Slow Food Deutschland e.V. entwickelt und fördert seit Jahren bundesweit und vor Ort in den Convivien Ideen, Projekte und Initiativen für Kinder und Jugendliche rund um den Dreiklang Agrarkultur, Esskultur und Tischkultur. Gesunde Ernährung Tisch & Kultur spricht genau diese Themen an und möchte Schulklassen kulinarisches Wissen nicht nur mit Worten, sondern im genussvollen Tun und Erleben vermitteln. Hier trifft das Projekt den Kern der Botschaft von Slow Food. Slow Food verfügt über die Kontakte, die Partner vor Ort ausfindig zu machen und pflegt ein großes Netzwerk von Bauern, Produzenten, Köchen und Gastronomen, die tagtäglich die Philosophie gut, sauber und fair leben.
Dies zeigt sich nicht zuletzt in der Begeisterung, insbesondere jungen Menschen einen Einblick in die wunderbare Welt des Geschmacks und die kulinarische Identität der heimischen Lebenswelt zu geben. Die Arbeit des Bauern, der Kreislauf von Natur, Landschaft und Landwirtschaft gehört ebenso dazu, wie die Kenntnis von Lebensmitteln, lustvolle Geschmackswahrnehmung und Zubereitungsarten bei Köchen, die gute Lebensmittel wertschätzen so wie sie sind und deshalb auf Geschmacksverstärker und vorgefertigte Produkte der Nahrungsindustrie gut verzichten können. Slow Food engagiert sich über einen Projektleitfaden bei der inhaltlichen Gestaltung der Projektwoche und bei der Auswahl und Ansprache der Partner vor Ort.
Foto oben: Schüler auf einem Bauernhof während der Projektwoche. | © Stiphtung Christoph Sonntag
Foto unten: Der Kabarettist Christoph Sonntag (re.) kocht mit den Kindern. | © Stiphtung Christoph Sonntag
Zur Website der Ernährungswochen: www.ernaehrungswochen.de
Mehr Informationen:
Leitfaden und Tipps zur Durchführung 2019 (PDF)
Projektbeschreibung der Ernährungswochen (PDF)
Termine:
Foto: Teilnehmer am Projekt "Gesunde Ernährung Tisch & Kultur | © Stiphtung Christoph Sonntag
Dieser Bereich ist im Aufbau. In Kürze finden sie hier aktuelle Informationen zu einem Schulgartenprojekt.
]]>Seit März 2001 existiert der Kinderkochklub (KiKoKlub) für Kinder zwischen 7 bis 12 Jahren in Oldenburg. Im März 2010 wurde von Mitgliedern des Convivium Oldenburg zusätzlich für Jugendliche ab etwa 12 Jahren der Jugendkochklub JuHu (Jung und Hungrig) eingerichtet.
Unter dem Motto "Eine Kelle Spaß, ein Esslöffel Wissen" haben die Oldenburger eine ausführliche Dokumentation und "Anleitung zum Nachmachen" angefertigt. Alle Interessierten finden das PDF-Dokument hier.
Mehr Informationen zum KinderKochClub:
Convivium Oldenburg
"Mit allen Sinnen Geschmack entdecken – eine Anleitung zu einem kleinen Sinnesparcours zum Einsatz in Schulen und an Informationsständen" ist ein Brevier zum Aufbau eines spielerischen kleinen Lehrparcours für Info-Stände auf Messen und Ausstellungen. Die Anregungen lassen sich meist ohne große Kosten und Aufwand zu verwirklichen, viele Aktionen eignen sich auch für den Einsatz in Schulen.
Die Idee zu diesem Sinnesparcours stammt, basierend auf dem Sinnesparcours „Fühlen wie’s schmeckt“ von Angelika Meier-Ploeger, vom Convivium Hannover und wurde vom Oldenburger Convivium erweitert und konkretisiert.
Hier finden Sie das PDF.
Kinderkochclub Heilbronner Land
Bilder: © Klaus Ruwisch
]]>Seit 1993 versorgt Jens Witt Kindertagesstätten und Schulen in Hamburg mit Menüs in Bio-Qualität. Sein Lieferservice "Wackelpeter - ökologisches Essen für Kinder in Hamburg" liefert täglich 3000 Mittagessen aus. Für die Geschäftsidee erhielt er 2003 einen "Bio-Star" vom Bundesministerium für Verbraucherschutz.
"Wir arbeiten besonders eng mit unseren Bauern und unseren anderen Partnern zusammen. Wir fördern und unterstützen regionale Geschmacksvielfalt zum Wohl für uns alle und handeln nach den Grundsätzen von Slow Food. Gut, sauber und fair", so lautet das Grundprinzip von Witt.
Bei Wackelpeter werden fast ausschließlich Lebensmittel aus der Region verwendet. Aus ihnen kreiert der Norddeutsche bis zu drei Hauptgerichte täglich speziell für Kids. Hinzu kommt zusätzlich ein Schonkost-Angebot für Kinder mit Lebensmittel-Allergie. Und klar, dass angesichts der schleckermäuligen Klientel auch Nachspeisen nicht fehlen dürfen. Witt legt Wert darauf, nur mit Vollrohrzucker, Honig, Dicksäften und eingeweichten Trockenfrüchten zu süßen.
Langfristige Beziehungen
Da gesundes Essen Vertrauenssache ist, hat er zu den meisten Lieferanten langfristige Verbindungen aufgebaut. Transparenz ist oberste Pflicht: Die Kunden können im Internet Einblick in die Lieferscheine nehmen oder beim Klassenausflug auch mal den Demeter-Hof besuchen, von dem die Eier stammen. Auf der Wackelpeter-Website werden Speisepläne, Ansprüche und Qualitätskriterien an die verwendeten Lebensmittel sowie Lieferanten des Unternehmens ausführlich beschrieben: www.wackelpeter-service.com
"Die Bauern sind das Salz in unserer Suppe"
Bauern, die direkt an Wackelpeter liefern, werden grundsätzlich bevorzugt, auch bei einem höheren Preis. "Daraus haben sich im Laufe der Zeit viele langjährige Beziehungen und Freundschaften entwickelt," sagt Witt. Mittlerweile stammten 70 Prozent der Lebensmittel aus der Region – davon wiederum 60 Prozent direkt von Bauern.
Witt: "Die Kartoffeln liefert seit 19 Jahren das Bioland Gut Wulksfelde aus Tangstedt bei Hamburg, geschält werden sie bei uns im Betrieb.Die Domäne Fredeburg ein Demeterhof bei Möln stellt exklusiv für uns den „Zeitgeistkäse“ her. Familie Flegel vom Demeterhof „Kröte“ im Wendland und Wackelpeter arbeiten Hand in Hand zusammen. Die Flegels mästen viermal im Jahr 1300 Hähnchen ausschließlich mit hofeigenem Futter, wir nehmen sie alle ab und verarbeiten das ganze Tier für unser Essen. Wir zerlegen alles, kochen aus den Knochen Brühen usw. Wir haben alle Kosten gegenseitig offen gelegt. Der Koch und der Bauer begegnen sich auf Augenhöhe. Wackelpeter zahlt einen fairen Preis für ein gutes und sauberes Produkt."
Engagement für das Zweinutzungshuhn
Ein interessanter Aspekt des Wackelpeter-Konzepts ist der Einsatz für die Erhaltung der Artenvielfalt. "Gemeinsam mit der Familie Flegel vom Demeterhof "Kröte" setzen wir uns für ein Zweinutzungshuhn ein. Das soll anders als die Hybridsorten sowohl Eier als auch Fleisch liefern. Unsere Wahl fiel auf das „Deutsche Lachshuhn“ eine stark bedrohte Rasse. Mittlerweile scharren und picken 8 Hähne und 20 Hennen auf der grünen Wiese und 15 Küken sind in diesen Frühjahr aus ihren Schalen geschlüpft."
]]>Das Projekt "Von der Erde bis zum Teller" des Slow Food Conviviums Weimar-Thüringen wurde 2009/2010 als offizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung" ausgezeichnet.
Ziel des Projekts ist es, Kinder und Jugendliche mit den Quellen ihrer Lebensmittel – und damit gleichsam mit den Quellen ihres Lebens – in Kontakt zu bringen. Erfahrungen mit natürlichen, unverfälschten und handwerklich erzeugten Lebensmitteln und das Erleben von Lebensmittelqualität jenseits der künstlichen Aromen und Geschmacksverstärker der Nahrungsmittelindustrie vermittelt Werte, die ein Gegengewicht zur vorherrschenden Billigmentalität bilden. Diese Aspekte sind Mosaiksteine in dem Bemühen, Kinder und Jugendliche zu einer gesünderen und bewussteren Lebensweise anzuregen.
Weiter zur Projektbeschreibung (PDF)
Artikel zu "Von der Erde bis zum Teller" (Word-Doc)
Mehr Informationen zum CV Weimar-Thüringen: Weiter
Convivium Weimar-Thüringen
weimar@slowfood.de