Ansbach-Triesdorfer Rinder waren immer eine äußerst fränkische Rinderrasse. Sie gehen auf Ansbacher Markgrafen zurück. Diese kreuzten ab Mitte des 18. Jahrhunderts friesisch-holländische Niederungsrinder sowie Höhenrinder aus der Westschweiz in die fränkischen, rotbunten Landschläge ein. Infolge der Einkreuzungen entwickelten die Ansbach-Triesdorfer verschiedenartige Fellzeichnungen von dunklem Rotbraun bis zu sehr hellem Gelb. Besonders auffällig waren die sogenannten ‚Tiger‘: Ihr Fell wies zwar keine klassischen Tiger-Streifen auf, dafür aber Muster mit Pünktchen. Diese Tiger-Färbung gibt es bis heute. Das Rind hat typischerweise dunkle Hornspitzen und zeichnet sich durch seine besondere Stärke und Größe aus.
Aufgrund seiner Milch-, Fleisch- und Arbeitsleistung war das Ansbach-Triesdorfer Rind als Dreinutzungsrasse in der bäuerlichen Landwirtschaft von Anfang an sehr gefragt. Es verbreitete sich zunächst in Mittelfranken, anschließend in Unter- und Oberfranken sowie in Nordschwaben. Ende des 19. Jahrhunderts jedoch besiegelte das Bayerische Reinzuchtgebot den weitreichenden Niedergang. „Ab den 1950er Jahren machte dann die Industrialisierung durch Mechanisierung die starken Arbeitsochsen überflüssig und durch Hochleistungsmilchrassen die Kühe unrentabel. Aber 1992 kam die Rettung durch den Verein zur Erhaltung des Ansbach-Triesdorfer Rindes e. V. Mit Leidenschaft fahnden die Mitglieder nach Tigern, bieten ihnen ein Zuhause mit Zukunft, denn sie fördern professionell die Zucht“, betont Dr. Anita Idel, Tierärztin, Autorin und Mitglied der Slow-Food-Kommission für die Arche des Geschmacks.
2018 rief der Verein eine Erzeuger- und Vermarktungsgemeinschaft für das Fleisch der Ansbach-Triesdorfer ins Leben. Ziel ist es, das Rind bei Erzeugerinnen und Erzeugern, Gastronomen sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern bekannter und für Landwirtinnen und Landwirte ökonomisch interessanter zu machen. „Ansbach Triesdorfer Tiger zu fördern, bedeutet darüber hinaus, Lebensraum zu erhalten. Angesichts von Umweltbelastungen und Klimawandel, gilt es die Potenziale von Weidetieren für die biologische Vielfalt – von Blütenpflanzen und Insekten – zu erkennen“, so Idel weiter. Und die Qualität des Fleisches überzeugt: Es entwickelt sich bei extensiver Haltung – insbesondere auf der Weide - durch langsames Wachstum besonders gut. Es gilt als herb, würzig und nussig sowie sehr gut marmoriert.
Unterstützt wird das Rind von Slow Food Altmühlfranken und Slow Food Hohenlohe - Tauber - Main - Franken.
Mehr Informationen zum Ansbach-Triesdorfer Rind finden Sie >> hier.
Zur Übersicht aller Arche-Passagiere von Slow Food Deutschland geht es >> hier.
]]>Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren und Landwirtschaft betreiben verursacht, wenn man die komplette Lebensmittelkette betrachtet, über 40% aller globalen Emissionen. Vor allem die Massentierhaltung sowie das Phänomen der Lebensmittelverschwendung gehören zu den Größten Klimasündern. Die Auswirkungen des globalen Lebensmittelsystems auf das Klima machen deutlich, dass eine Umstellung auf nachhaltige Lebensmittelsysteme nicht länger ausbleiben kann. Slow Food fordert die Bundesregierung deshalb auf, Landwirtschaft, die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette sowie den Handel mit Lebensmitteln im Kontext internationaler Freihandelsabkommen im Klimaschutzpaket nicht zu vernachlässigen und angemessen zu verankern.
Unser Handeln der >> nächsten Jahre entscheidet darüber, ob die Begrenzung der Erderwärmung um 1,5 Grad eingehalten werden kann, und somit darüber, ob eine Klimakatastrophe abgewendet werden kann. Dazu die Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Ursula Hudson: „Aktuell spielen Entscheidungsträgerinnen und -träger Roulette mit unser aller Zukunft, denn sie versäumen es, ambitionierte und längst notwendige Entscheidungen zu treffen. Es bleibt aber keine Zeit mehr, vor allem nicht für Freiwilligkeit! Klimaschutzziele müssen für alle Sektoren sowie alle Akteurinnen und Akteure entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette verpflichtend sein. Durch einen rechtlichen Rahmen muss zudem gesichert werden, dass das Nichteinhalten sanktioniert wird. Es braucht mutige politische Entscheidungen, dazu gehört im Lebensmittelsektor, dass Fleisch- und Molkereikonzerne für die externen Klima- und Umweltkosten in Verantwortung gezogen werden und staatliche Förderungen nur noch an zukunftsfähig arbeitende Erzeugerinnen und Erzeuger vergeben werden. Die generelle Rückbesinnung auf kürzere Produktions- und Lieferketten sowie die Umstellung auf klimafreundliche Produktionsmethoden darf auch nicht ausbleiben“.
Slow Food hält auch Verbraucherinnen und Verbraucher an, ihren Einkaufskorb klimafreundlich zu befüllen. Dies kann jedoch mit Spaß und Freude geschehen, so kommt man, wenn man Geschmack, Regionalität und Qualität gemäß der Slow-Food-Philosophie in den Mittelpunkt stellt, auch ganz automatisch zu einer klimafreundlicheren Ernährung. Bewusster Konsum bedeutet zum Beispiel, den Konsum tierischer Produkte auf wenige Male die Woche zu reduzieren, dabei aber auf Produkte aus Weidehaltung und somit auf Qualität zu setzen. Nicht nur der Gaumen sondern auch Umwelt und Klima erfreuen sich daran. Alternativen zu tierischen Produkten und neue Welten der Geschmacksvielfalt bieten Gemüse-, Nuss- und Hülsenfruchtvielfalt. Auch das Experimentieren mit alternativen Getreidesorten und alten Sorten eröffnet neue Wege. Mit einer vielfältigen Ernährung, die wo sie kann auf frische, naturbelassene Lebensmittel, Verpackungsfreiheit, Saisonalität, Regionalität und Bio-Produkte setzt, ist schon viel getan! Gerade in unseren Breitengraden müssen wir weg von der Überproduktion, dem Überkonsum, mit dem wiederum die enorme Verschwendung einhergeht und lieber weniger vom Besseren zu uns nehmen.
11 Tipps für eine klimafreundliche Ernährung halten wir >> hier für Sie bereit.
Wie sich unsere Chef-Alliance-Köche in der Küche für ein besseres Klima einsetzen, haben Sie 2017 anlässlich der Slow-Food-Kampagne Menu for Change gezeigt mit ihren >> Rezepten für eine bessere Zukunft.
Aufruf zum globalen Klimastreik am >> 20. September #AllefürsKlima.
]]>Die Verarmung der einstigen Apfelvielfalt begann nach dem Zweiten Weltkrieg und erreichte in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt. Motor dafür war der Handel; unterstützt durch die Politik, die europaweit Erzeugerinnen und Erzeuger subventionierte, die ihre alten, standortangepassten Hochstämme rodeten und Niederstammanlagen mit modernen Sorten kultivierten. Relevant war nur noch Ware, die sich gut anbauen und handeln ließ, ihr Geschmack kam erst an zweiter Stelle.
Der Golden Delicious wurde damals als geeignete genetische Basis für modernes Tafelobst ausgewählt. Man kreuzte ihn mit zahlreichen anderen Apfelsorten und schuf auf seiner Basis das heute gängige Sortiment an Supermarktäpfeln. Mit diesem ‚modernen Obst‘ reduzierte sich die Apfelvielfalt enorm. In den Genuss regional und saisonal wechselnder Sorten kommen nur noch die wenigsten, die direkt Kontakt zu Erzeugerinnen und Erzeugern pflegen. Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Die prall gefüllten Auslagen der Supermärkte täuschen auch bei Äpfeln über echte Vielfalt hinweg. Farben, Aromen und vor allem kostbares Apfelwissen gehen uns damit verloren. Letzteres aber brauchen wir, damit wir wissen, welche Sorten wir wie am besten nutzen. Denn während einige, einmal vom Baum geholt, sofort gegessen werden sollten, nutzen wir andere zum saften oder trocknen.“
Und mit den hunderten Kilometern ‚Spalierobst‘, so Hudson, gehe natürlich auch die Fülle an Anbausystemen kaputt. Eckart Brandt aus Großenwörden in Niedersachsen gehört zu denjenigen, die alte Apfelsorten erhalten. Er vertreibt Jungbäume und wünscht sich, dass die Politik statt der intensiven Monokulturen den Anbau von hochstämmigen Obstbäumen unterstützt: „Vielfalt findet in Reih und Glied keinen Platz. Wir brauchen einen gewissen ‚Wildwuchs‘, in dem sich auch Bienen und andere Insekten wohl fühlen“, so Brandt. Verbraucherinnen und Verbraucher hofft er - ganz im Sinne von Slow Food – von dem Geschmack alter Sorten zu überzeugen. „Wer einmal wohlschmeckende und markante Apfelaromen auf seiner Zunge hatte, ist er eher bereit, dafür zu kämpfen, dass es sie weiter gibt“, so Brandt. Zu seinen Lieblingen gehört der Finkenwerder Herbstprinz, Passagier in der Arche des Geschmacks von Slow Food.
Zum ausführlichen Interview mit Eckart Brandt geht es >>hier.
Zum Rezept einer Pastinaken-Apfel Suppe von Simon Kaiser geht es >>hier.
Der Weltverbrauchertag ist ein internationaler Aktionstag, der auf die Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher aufmerksam macht. Dazu gehört für Slow Food das Recht eines jeden Menschen auf gute, saubere und faire Lebensmittel. Doch ist es um unseren Lebensmitteleinkauf inzwischen sehr komplex bestellt. Unser industrielles Lebensmittelsystem hat zur Überproduktion und zum Überangebot von zumeist nährstoffarmen und hochverarbeiteten Nahrungsmitteln geführt. Das wirkt sich negativ auf die Qualität und den wahren Preis von Nahrungsmitteln, auf die Gesundheit aller Lebewesen sowie den Schutz von Umwelt und Klima aus.Auf der Suche nach dem ‚guten Lebensmittel‘ bewegen sich Verbraucherinnen und Verbraucher in einem Dschungel aus Gütesiegeln, denen verschiedene Kriterien und Anforderungen zugrunde liegen. Über die wahre Qualität eines Lebensmittels im umfassenden Sinne informiert aus Slow-Food-Sicht keines davon. Auch eine Nährwertkennzeichnung nach dem Raster Fett, Kohlehydrate, Salz und Zucker greift zu kurz. Wichtige Erkennungsmerkmale für Qualität wie Angaben zu Lieferketten, Verarbeitungsprozessen und Herkunft der Inhaltsstoffe lassen sich für die meisten industriellen Lebensmittel jedoch kaum abbilden.
„Es fehlt an einer einheitlichen und glaubwürdigen Grundlage, auf der Verbraucherinnen und Verbraucher sozial- und umweltverträgliche und damit auch genussvolle Kaufentscheidungen treffen können. Dafür müssen sie selber unendlich gut Bescheid wissen. Und, dass inzwischen wie bei der Tierhaltung Kennzeichnungen von Staat und Handel miteinander konkurrieren, ist völlig kontraproduktiv. Eine sinnvolle, belastbare, verständliche und rechtlich verbindliche Lebensmittelkennzeichnung ist ein längst überfälliger Schritt im aktuellen System und muss beim Staat anstatt bei einzelnen Handelsketten liegen“, kritisiert Ursula Hudson. Sie wünscht sich von der Politik auch, den Verbraucherinnen und Verbrauchern Hilfestellung dabei zu geben, ihre Lippenbekenntnisse in verlässliches Handeln zu transformieren. „Die vermeintliche Bereitschaft, für ökologisch und regional hergestellte Lebensmittel und tierische Produkte mehr zu bezahlen, spiegelt sich nicht ausreichend in den Verkaufszahlen wieder“, erklärt Hudson. Langfristig helfe nur eine ganzheitliche Verbraucherbildung sowie die Umstellung unseres Lebensmittelsystems hin zu einer ökologischen Landwirtschaft und Fischerei, mit der wir im Rahmen der Grenzen unseres Planeten wirtschaften und ethisch korrekt handeln. Damit stünden etwa Billigfleisch aus Massentierhaltung sowie Fisch aus überfischten Beständen und illegalen Fangnetzen erst gar nicht mehr zur Wahl.
]]>Die Ostseefischerei hat bei der Beendigung der Überfischung in der EU über einige Jahre hinweg eine Vorreiterrolle gespielt. Nun aber ist die Situation einiger der wichtigsten Fischbestände in der Ostsee wissenschaftlichen Analysen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) zufolge höchst kritisch. Zu den regionalen ‚Sorgenkindern‘ gehört der Dorsch, die wirtschaftlich wichtigste Zielart. Sein Bestand in der östlichen Ostsee verschlechtert sich seit vielen Jahren. Auch der Hering in der westlichen Ostsee ist weit von den EU-rechtlichen Nachhaltigkeitsmarken entfernt. Als Gründe nennt die Wissenschaft neben der übermäßigen Fischerei erhöhte Wassertemperaturen in Folge des Klimawandels und gebietsweise auftretenden Sauerstoffmangel, für den Einträge aus der Landwirtschaft mitverantwortlich sind. Ende Juli wurde für den Ostdorsch ein Fangverbot verhängt, auch für den Hering in der westlichen Ostsee wurde ein Fangstopp empfohlen.
Slow Food fordert die Entscheidungsträger in BMEL und BMU auf, konsequenter für nachhaltige Fischbestände in der Ostsee einzutreten. Dazu Nina Wolff, Fischereiexpertin und stellvertretende Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Um in der Ostsee Fischbestände in ökonomisch relevanten und ökologisch sinnvollen Größen zu erhalten, müssen in Berlin und Brüssel gleich mehrere Hebel umgelegt werden. Die unverzichtbare Grundlage bilden wissenschaftskonforme Fanggrenzen und -pausen, gemäß dem rechtlich bindenden Versprechen der EU, bis 2020 ausnahmslos alle Fischbestände nachhaltig zu bewirtschaften. Immer deutlicher zeigt sich aber auch, dass die hinlänglich bekannten Defizite in der Klima- und in der Agrarpolitik auch für die Fischbestände, Fischer und Fischgenießer schwerwiegende Folgen haben. Solche Versäumnisse sind aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Sicht unverantwortlich und erfordern der Dringlichkeit entsprechend zügige Abhilfe“. Slow Food fordert langfristige Erholungspläne für Dorsch und Hering, ein Ende der Überdüngung der Ostsee infolge der industriellen Landwirtschaft sowie eine ambitionierte Klimastrategie der Bundesregierung bis September.
Den diesjährigen Tag der Fische nutzt Slow Food, um die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren und lädt Lübecker am 22.8. ab 18:30 Uhr ins Europäisches Hansemuseum ein. Gemeinsam mit Experten diskutieren sie, wie das Management von maritimen Ökosystemen und Fischerei für Mensch, Tier und Umwelt sauber und fair gelingen kann und welchen Beitrag Verbraucher leisten können. Mit dabei sind Vertreter des Naturschutzbund Deutschland e.V., der Interessengemeinschaft InfoPortal „Fisch vom Kutter“, der Lighthouse Foundation und des Fischereischutzverband Schleswig-Holstein e.V. Im Anschluss bilden die Gäste eine Art Fischschwarm, um sich mit Plakaten von Dorsch und Hering zum Meeresschutz zu bekennen.
]]>Biokulturelle Vielfalt unterstützt das Gleichgewicht in der Natur, sorgt für abwechslungsreiche (Kultur-)Landschaften sowie kulinarischen Reichtum. Sie ist unabdingbar, um die Weltbevölkerung auf Dauer ernähren und Ernährungssouveränität schützen zu können. Diese Vielfalt schwindet zunehmend durch menschliches Handeln und industrielle Landwirtschaft. Deshalb möchte Slow Food Verbraucherinnen und Verbrauchern Lust auf selten gewordene Sorten und Rassen mit echtem regionalem Bezug machen und ein entsprechendes Angebot schaffen. „Um das Überleben der Arche-Passagiere zu sichern, braucht es Angebot und Nachfrage gleichermaßen. Wir müssen die Passagiere aus ihrer Nische rausholen. Menschen sollen ihren einmaligen Geschmack wertschätzen, sie nachfragen und bereit sein, einen angemessenen Preis für sie zu zahlen. Dann lohnt sich für Erzeugerinnen und Erzeuger die vergleichsweise aufwendige Herstellung oder Aufzucht“, erklärt Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V. Der Verein unterstützt den Aufbau von Erzeugergemeinschaften, direkten Vermarktungsstrukturen und Fördervereinen rund um einzelne Arche-Passagiere. Den Erfolg solcher starken, regionalen Netzwerke in Deutschland zeigen beispielsweise das Bamberger Hörnla, der fränkische Grünkern und die Nordhessische Ahle Wurscht in traditioneller Herstellung. Auf lokaler Ebene organisieren Mitglieder sowie Unterstützerinnen und Unterstützer von Slow Food Veranstaltungen rund um Arche-Passagiere. Köchinnen und Köche der Chef Alliance nehmen Passagiere ihrer Heimat in die Speisekarten auf.
Honig ist nicht gleich Honig
Als neuen Passagier hat Slow Food International den Honig von Tapoa aufgenommen. Er wird in der gleichnamigen Region im Osten von Burkina Faso vom Stamm der Gurma hergestellt. Dort nutzen die Menschen ihn in Gerichten und Getränken wie dem „dolo-miel“, einem fermentierten Getränk auf Basis von Hirse, Baobab-Mehl und Honig. Er wird auch für religiöse und animistische Riten sowie für traditionelle Medizin genutzt. Nicht nur seine lange Tradition, die hohe Qualität und Vielzahl an Aromen haben Slow Food davon überzeugt, den Honig in die Arche des Geschmacks aufzunehmen. Die Bewegung möchte damit auch ein deutliches Zeichen der Solidarität mit Bäuerinnen und Bauern sowie Erzeugerinnen und Erzeugern setzen, die ihre Ernährungstraditionen und zugleich die biologische Vielfalt bewahren.
Das ist auf dem afrikanischen Kontinent aufgrund politischer Instabilität und Terrorismus kein Leichtes. Derzeit unterstützten die Stiftung „Fondazioni for Africa Burkina Faso", die italienische Entwicklungsagentur (AICS) sowie das Terra Madre Netzwerk von Slow Food den Stamm der Gurma dabei, ihre Arbeit mit dem Honig fortsetzen zu können. Lokale Imker haben den Honigerzeugerverband von Tapoa gegründet und betreiben ein Honiggeschäft in der Provinzhauptstadt Diapaga, welches Qualitätsprodukte zu fairen Preisen anbietet. Das Netzwerk und die Unterstützung rund um den Honig zeigen, dass ‚gutes, sauberes und faires‘ Essen auch ein Mittel zum Frieden sein kann.
>> Zur Übersicht aller Arche-Passagiere von Slow Food Deutschland.
]]>Brot gehört in Deutschland zu den beliebtesten Grundnahrungsmitteln. Die UNESCO zählt die deutsche Brotkultur seit 2014 zum Weltkulturerbe. Jedoch sind weder regionaltypische Brotsorten noch handwerklich erzeugte Butter, Käse oder Wurst ausreichend geschätzt und geschützt. Schnell- und Selbstbedienungsbäcker, deren Aufbackware aus weit entfernten Ländern kommt, dürfen sich hierzulande Bäckerei nennen und Handwerk simulieren. Dazu findet wie auch in anderen Bereichen des Lebensmittelhandwerks ein Strukturwandel statt. Kleine und mittlere Betriebe schließen, handwerkliches Wissen und regionale Strukturen der Lebensmittelversorgung gehen verloren. Und nicht wenig häufig werden Traditionsbäckereien eben durch Backshops, Discounter-Backstuben und Supermarktregale mit abgepacktem Industriebrot ersetzt.
Ob Brot und Butter handwerklich oder industriell erzeugt wurden, erkenne man nicht nur am Geschmack, erklärt die Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Ursula Hudson: „Beim Brot beeinflussen die Qualität des verwendeten Getreides und Zutaten wie Nüsse und Öle, die Backtechnik sowie die ausreichende Länge der Teigführung auch maßgeblich die Bekömmlichkeit“. Und die Butter? „Wenn wir nicht aufpassen, nimmt uns die Industrie die ‚gute‘ Butter bald ganz vom Brot. Dafür nämlich braucht es handwerklich arbeitende Molkereien und Bauern, die ihre Kühe wesensgemäß halten“. Mit industriellen Schnellverfahren, die auf kontrollierbare und kostengünstige Prozesse und Ergebnisse setzen, können solche Nahrungsmittel nicht entstehen.
Bei Veranstaltungen versucht Slow Food Verbraucherinnen und Verbraucher über vergleichende Verkostungen von industriell und handwerklich erzeugten Nahrungsmitteln auf den ‚guten‘ Geschmack zu bringen. Auch die Bereitschaft, für Brot sowie Butter angemessene und damit höhere Preise zu zahlen soll erhöht werden. Von Politik und Wirtschaft fordert Slow Food, die Handwerksberufe für den Nachwuchs wieder attraktiver zu gestalten und unnötige bürokratische Reglementierungen, die kleinere Betriebe nicht konkurrenzfähig machen, zurückzuschrauben.
Am diesjährigen Tag des Butterbrots in der Dorfkäserei Geifertshofen in Bühlerzell lernen die Gäste gemeinsam mit Chef Alliance Koch Maximilian Korschinsky, Gastronomischer Leiter Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, Butter zu veredeln – mit Salz, Gewürzen, Senf, Meerrettich. Die Details zur Veranstaltung finden Sie >>hier.
]]>Gemeinsame Pressemitteilung des WHES-Bündnis
Das Demonstrationsbündnis fordert die Bundesregierung auf, den überfälligen Umbau der Landwirtschaft anzupacken. Die Gelegenheit ist da: Bei der aktuellen Reform der EU-Agrarpolitik (GAP) entscheidet die Bundesregierung maßgeblich mit, welche Landwirtschaft künftig durch Steuergelder finanziert wird. In Deutschland werden jedes Jahr 6,3 Milliarden Euro an EU-Agrargeldern ausgeschüttet, mehr als drei Viertel davon als pauschale Subventionen je Hektar Fläche. In der Praxis heißt das: Die 3.300 flächengrößten Betriebe erhalten eine Milliarde Euro im Jahr, während die kleinsten 200.000 Bauernhöfe sich knapp 700 Millionen teilen müssen.
„Mit den über sechs Milliarden Euro, die Deutschland jedes Jahr an EU-Agrargeldern verteilt, muss der umwelt- und tiergerechte Umbau der Landwirtschaft gefördert werden”, so Saskia Richartz. “Doch Agrarministerin Klöckner klammert sich an die pauschalen Flächensubventionen wie ihre Vorgänger ans Ackergift Glyphosat. Der Agrarindustrie immer weiter Milliarden in den Rachen zu stopfen ist agrar- und klimapolitischer Irrsinn. Wir fordern: Umverteilen jetzt!”
Beim Demonstrationszug zum Agrarministergipfel schlagen die Demonstranten Alarm für die Agrarwende. Mit ihrem Kochtopf-Konzert fordern sie konsequenten Klima- und Naturschutz, mehr Unterstützung für kleine und mittlere Betriebe, artgerechte Tierhaltung, ein Ende der Dumping-Exporte, gerechten Welthandel und gesundes Essen für alle. Schon am Vormittag hatten die 171 Bauern, die die Demonstration mit ihren Traktoren anführen, eine Protestnote an die 70 versammelten Minister aus aller Welt übergeben.
„Wir haben die Agrarpolitik der Bundesregierung satt. Wir ackern tagtäglich für gutes, enkeltauglich produziertes Essen. Dafür verlangen wir politische Unterstützung“, sagt Moritz Schäfer. Der 32-Jährige ist aus dem hessischen Schwalmtal mit dem Traktor angereist, wo er einen Betrieb mit 100 Kühen und 250 Hektar bewirtschaftet. „Meine Kühe stehen auf der Weide, ich produziere das Futter hier vor Ort und sähe vielfältige Fruchtfolgen. Insekten, Wasser und Klima danken es mir, die Politik aber nicht. Julia Klöckner muss endlich die Interessenvertretung der Industrie beenden und eine Politik für Bauern, Bienen und lebensfähige Dörfer machen“, fordert Schäfer im Namen der Traktorfahrer.
Die Großdemonstration richtet sich gegen die Agrarindustrie, nicht aber gegen Landwirte. Die konventionellen und Öko-Bauern demonstrieren auch im neunten Jahr im Schulterschluss mit Bäckern, Imkern, Köchen, Naturschützern und der Zivilgesellschaft gegen die fatalen Auswirkungen der intensiven industriellen Landwirtschaft. Gemeinsam zeigt das breite „Wir haben es satt!“-Bündnis Wege für eine bäuerliche Landwirtschaft der Zukunft und ein gutes Ernährungssystem auf.
Statements von Rednerinnen und Rednern der Demonstration:
Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland:
„Um unsere Ernährung und die der nächsten Generation zu sichern, müssen wir die biokulturelle Vielfalt bewahren und die kleinbäuerliche Landwirtschaft, handwerkliche Fischerei und Lebensmittelherstellung unterstützen. Gefördert werden darf nur noch, wer soziale und ökologische Leistungen erbringt. Dafür ist ein politischer Kurswechsel unausweichlich.“
Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):
„Die europäische Agrarpolitik muss geändert werden. Nur wer Tiere artgerecht hält und unsere Umwelt schützt, soll in Zukunft Geld aus Brüssel bekommen. Wir brauchen ein starkes Europa, das aber ökologisch und sozial gerechter ist und brauchen die Stärkung des EU-Parlaments, damit das auch als Mehrheitswille der europäischen Bevölkerung durchgesetzt werden kann.“
Alina Drach vom ackerfeministischen Treckerblock:
„In landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten knapp 50% Frauen*, ihre Arbeit wird oft nicht gesehen und wertgeschätzt. Wir fordern Chancengleichheit für Frauen* in der Landwirtschaft. Wir sind hier, um zu zeigen, dass wir auch Trecker fahren können und der Kampf für eine gerechte Agrarpolitik nur gemeinsam geht!“
Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Bio-Bauer und Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW):
„Immer mehr Landwirte packen den Umbau der Landwirtschaft schon selbst an – nicht nur hunderttausende Bio-Bauern in ganz Europa. Die Politik muss mit der EU-Agrarpolitik die Bauern unterstützen, die Klima und Wasser, Boden und Bienen schützen und unsere Tiere artgerecht halten.“
Janet Maro, Geschäftsführerin von Sustainable Agriculture Tanzania (SAT):
„Deutschland muss in seiner Entwicklungszusammenarbeit auf Agrarökologie statt Agrarindustrie und Grüne Revolution setzen. Wir brauchen bäuerliches Saatgut und keine Hybride. Damit Agrarökologie und bäuerliches Saatgut endlich eine Chance haben, muss Deutschland die Förderung der Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika einstellen.“
Sweelin Heuss, Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland:
„Für Bäuerinnen und Bauern sind Dürre und Starkregen eine besonders existenzielle Gefahr. Die Landwirtschaft kann dem Klimawandel nicht einfach ausweichen. Ich bin froh, dass wir mit der Klimaklage Seite an Seite mit Landwirten für wirksamen Klimaschutz kämpfen!“
Lucia Heigl, konventionelle Milchbäuerin aus Bayern und stellvertretende Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL):
„Wir nehmen die Sorgen und Wünsche der Gesellschaft ernst. Aber dafür brauchen wir faire Preise und eine grundlegend andere Förder- und Marktpolitik in Berlin. Die alte Agrarpolitik haben wir satt.“
Olaf Tschimpke, NABU-Präsident:
„Die aktuelle Agrarpolitik schaufelt ein Grab für Insekten und Höfe – finanziert mit 60 Milliarden Euro Steuergeld. Wir brauchen einen Kurswechsel: Landwirte, die Natur und Klima schonen, müssen besser belohnt werden. Frau Klöckner, befreien Sie sich endlich aus dem Zangengriff der Agrarlobby und machen Sie Agrarpolitik für Bauern und Verbraucher“
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes:
„Eine freiwillige, staatliche Tierwohlkennzeichnung, wie sie Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner plant, darf nicht missbraucht werden, um notwendige Anpassungen im Ordnungsrecht auf die lange Bank zu schieben. Die Kennzeichnung sollte daher dringend in eine Gesamtstrategie eingebettet sein.
Christoph Bautz, Geschäftsführer der Bürgerbewegung Campact:
„Wir sind hier, damit die 60 Milliarden im Jahr, unser Steuergeld, endlich an die Bäuerinnen und Bauern fließen, die mit ihrer harten Arbeit unsere Kulturlandschaft und die Artenvielfalt erhalten und für gutes Essen sorgen. Gebt denen genug Geld. Aber dreht der Agrarindustrie endlich den Geldhahn zu!“
Klaus Ahrens, Vizepräsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbunds (DBIB):
„Ob Insektenschutz, Tierhaltung oder Pestizidverbot – die Agrarministerin vertagt den Umbau der Landwirtschaft auf den Kosten von Umwelt, Tier und Klima. Die Zeche bezahlen am Ende die Artenvielfalt und die Verbraucher. Denn Insekten sind nicht nur die wichtigsten Pflanzenbestäuber, sondern sie regulieren auch Schädlinge und dienen zahlreichen anderen Arten als Futter.“
Lea Kliem, Sprecherin des Berliner Ernährungsrats:
„Wir wollen keinen Einheitsbrei von Großkonzernen, sondern schmackhafte Vielfalt auf den Tellern! Die Zeit ist reif für die Ernährungswende. Die Politik zeigt wenig Engagement und so nehmen zivilgesellschaftliche Initiativen wie der Ernährungsrat den Wandel in die Hand. Wir fordern: Ernährungsdemokratie jetzt!”
Weitere Informationen: www.wir-haben-es-satt.de
]]>Meere und Ozeane stabilisieren unser Klima und sichern unsere Ernährung. Der EU bleiben noch sieben Monate, um einen wichtigen Beitrag zu ihrem Schutz zu leisten und die Nachhaltigkeitswende in der europäischen Fischerei herbeizuführen. Diese hat sie mit der Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik im Jahr 2013 selber angestoßen. Damals verpflichteten sich die Mitgliedstaaten rechtlich dazu, die Überfischung in Europa bis zum Jahr 2020 zu beenden. Mithilfe wissenschaftlich empfohlener Fanggrenzen sollten sich Fischbestände wieder auffüllen und auf lange Sicht ergiebig sein. Bei mehr als einem Drittel der europäischen Fischbestände ist dieses Ziel noch immer nicht erreicht. Dazu Nina Wolff, Fischerei-Expertin von Slow Food Deutschland: „Die Fortschritte sind schlichtweg zu langsam, in der Ostsee verzeichnen wir sogar erhebliche Rückschritte. Die Fangquoten für viele Bestände liegen weiterhin oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen. Aus unserer Sicht aber erweisen die verantwortlichen Entscheidungsträger, darunter das Bundeslandwirtschaftsministerium, der Fischerei damit einen Bärendienst. Biologisch notwendige Kürzungen der Fangquoten zu umschiffen schadet letztlich allen Beteiligten, nicht zuletzt, weil schrumpfende Fischbestände anfälliger für andere Stressfaktoren wie beispielsweise steigende Wassertemperaturen und Sauerstoffmangel sind.“
Aktuell sind zwei wichtige Fischbestände – der westliche Hering und der östliche Dorsch in der Ostsee – in einem so schlechten Zustand, dass die Wissenschaft einen Fangstopp empfiehlt. Ab 2020 sind Fangquoten oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen keine Option mehr, da nicht mehr rechtmäßig. Dass die Politik ihre eigene Gesetzgebung einhält ist für Slow Food nicht nur ökologisch und sozial unabdingbar, sondern auch eine Voraussetzung dafür, dass die Menschen das Vertrauen in die Politik nicht weiter verlieren. Seit 2019 sind Fischerinnen und Fischer der EU außerdem dazu verpflichtet, alle getätigten Fänge mit an Land zu bringen. Bislang wurden unbeabsichtigt mitgefangene Fischarten oder nicht vermarktungsfähiger Babyfisch ungenutzt, verletzt oder tot wieder über Bord geworfen. Aus Sicht von Slow Food ist das eine nicht zu verantwortende Verschwendung marinen Lebens und lebensnotwendiger Ressourcen, für deren Beendigung es strengerer Kontrollen auf den europäischen Meeren bedarf. „Meeresschutz ist ein Querschnittsthema. Es muss in der Umwelt- und Klimapolitik ebenso weit oben auf der Agenda stehen wie in der Landwirtschaftspolitik, und zwar in jedem EU-Mitgliedsstaat. Die verantwortlichen Ressorts sollten eng zusammenarbeiten“, so Wolff weiter.
Verbraucherinnen und Verbrauchern rät Slow Food zu einem reduzierten und diversifizierten Fischgenuss mit Fischarten aus regionaler und nachhaltiger Bewirtschaftung aus Seen, Flüssen und Teichwirtschaft. Verzichten sollten sie auf Fisch aus intensiver Aquakultur und aus bedrohten Beständen. Informationen zu Veranstaltungen und Projekten von Slow Food finden Sie >> hier.
]]>Die biokulturelle Vielfalt zu erhalten ist von zentraler Bedeutung, wenn wir auch in Zukunft noch Lebensmittel produzieren und dadurch die Ernährung sichern wollen: Das ist die Schlussfolgerung des letzte Woche von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) veröffentlichten Berichts „Zustand der weltweiten Biodiversität und dessen Auswirkungen auf Ernährung und Landwirtschaft“. Ein weiter so wie bisher, ist keine Option, wenn wir künftigen Generationen noch ein Leben auf diesem Planeten ermöglichen wollen.
„Doch“, so Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland, „für alle Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Gastronominnen und Gastronomen, die nicht allein auf eine etwaige Umsetzung durch die Politik warten möchten, gibt es eine gute Nachricht: Jeder kann zum Artenschutz beitragen und dieser lässt sich einfach in den Alltag und in der Küche integrieren. Ob ich im eigenen Garten Saatgut alter Sorten nutzte, zum Beispiel von Bingenheimer Saatgut, oder mir lokale Bezugsquellen für traditionelle Obst- und Gemüsesorten oder tierische Produkte von alten Tierrassen suche: Unsere Alltagsentscheidungen tragen aktiv dazu bei, dass alte Sorten wieder nachgefragt werden, es weiterhin einen Markt für sie gibt. Nur so können sie und damit die Vielfalt erhalten werden. Die Passagiere unserer Arche des Geschmacks mit Angabe der Erzeugerinnen und Erzeuger sowie weitere Listen alter Sorten weisen den Weg zu den Produkten, die vom Aussterben bedroht sind. Mit ihnen zu experimentieren und alte Geschmäcker wiederzuentdecken macht Spaß und bringt Vielfalt auf den Teller“, so Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland.
Zum Tag des Artenschutzes möchte Slow Food Deutschland Mut machen, im Bioladen oder beim Erzeuger nebenan nach alten Sorten zu fragen und sich über die Herkunft und Beschaffenheit eines Produktes zu informieren. Viele Bioläden sowie Höfe der solidarischen Landwirtschaft sind mit Traditionssorten vertraut. Selbst bei verarbeiteten Produkten wie Brot gibt es Hersteller, die auf alte Getreidesorten nutzen. Informieren Sie sich auf unserer Webseite über Gasthausempfehlungen. Unsere lokalen Gruppen vor Ort können bei der Empfehlung von Märkten und Produzenten behilflich sein. Nachhaltige Ernährung gelingt also auf vielfältige Weise, mit kleinen und großen Schritten, mit Zeit, Verantwortung, Freude, Bewusstsein und Wertschätzung.
*******
Der Tag des Artenschutzes der Vereinten Nationen ist im Jahr 1973 im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) eingeführt worden und findet jährlich am 3. März statt.
]]>Kommendes Wochenende treffen sich in Glonn rund 60 junge Menschen zwischen 16 und 35 Jahren, die sich täglich privat und beruflich für gutes, sauberes und faires Essen engagieren. Sie reisen an aus Albanien, Armenien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Italien, Mazedonien, Portugal, Rumänien, Russland, der Slowakei, Schweden, der Schweiz und den Niederlanden, um sich in ihrer Freizeit intensiv zur Zukunft unserer Ernährung und den aktuellen Herausforderungen des Lebensmittelsystems auszutauschen. Denn die europäischen und globalen Zusammenhänge beschäftigen sie über die Grenzen hinweg, gemeinsam wollen sie die Welt verändern, vom Acker bis zum Teller.
Schwerpunkt des Wochenendes ist das Thema „Wege hin zu einem zukunftsfähigen Lebensmittelsystem“. Deshalb stehen die Vorstellung von Leuchtturmprojekten aus verschiedenen europäischen Ländern und die Diskussion über zukunftsfähige Alternativen sowie die Ausgestaltung von Lösungsansätzen im Vordergrund des Geschehens. Behandelt wird dabei vor allem die Frage, wie wir unseren Alltag klimafreundlicher und ressourcenschonender sowie im Sinne des Artenschutzes gestalten können. Gleichzeitig werden Antworten gesucht auf Fragen wie: Kann ich Beruf und Aktivismus in Einklang bringen? Wie überzeuge ich Menschen davon, sich politisch zu engagieren und Verantwortung wahrzunehmen? Da Slow Food Genuss und Verantwortung sowie Theorie und Praxis stets verbindet, stehen neben der Netzwerkbildung und dem Austausch zu brisanten Themen des Lebensmittelsystems praktische Workshops und Betriebsbesichtigungen auf dem Programm sowie gemeinsames Kochen und das anschließende Genießen. Geplant sind ein Besuch der Kaffee Rösterei Merchant & Friends sowie der ökologisch betriebenen Herrmannsdorfer Landwerkstätten, eine Wildkräuterwanderung, Wein und Käse Verkostungen sowie Workshops zum selber machen von Pasta, Knödeln, Brezeln und Butter.
]]>Laut eines letzte Woche erschienenen Berichts des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) der Vereinten Nationen zum globalen Zustand der Biodiversität, sind derzeit eine Million Tier- und Pflanzenarten durch Eingriffe des Menschen in die Natur vom Aussterben bedroht. Eine Neuigkeit ist dies allerdings nicht, so sind doch die Zahlen zum Ausmaß des Artenverlustes aus verschiedenen Quellen schon lange bekannt. Seit Jahren weist Slow Food immer wieder darauf hin, dass wir in den letzten 70 Jahren 75% der Artenvielfalt verloren haben, und eine internationale Slow-Food-Kampagne widmete sich dem Thema „Die biologische Vielfalt bewahren - den Planeten schützen“. Umso erschreckender, dass politisch und gesellschaftlich bislang zu wenig passiert ist. Und das obwohl der mit dem Rückgang der Biodiversität einhergehende Verlust der genetischen Vielfalt und der Ökosysteme fatale Folgen für Klima, Umwelt und demnach auch für das Gleichgewicht der Erde nach sich zieht. „Zum Internationalen Tag zum Erhalt der Artenvielfalt appelliert Slow Food erneut an Politik, Wirtschaft und Lebensmittelhandel sowie an eine jede und einen jeden, gemeinsam dem Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken. Wir hoffen, dass der IPBES -Bericht ein Weckruf ist, nicht weiterzumachen, wie bisher, sondern das Wirtschaftssystem sowie Produktionsprozesse entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette zukunftsfähiger und im Einklang mit der Tier- und Pflanzenwelt zu gestalten“, so Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland.
Seit den Anfängen der Organisation macht sich Slow Food u. a. mit dem internationalen Projekt Arche des Geschmacks für den Erhalt der biologischen Vielfalt stark. Dieses wurde 1996 ins Leben gerufen und schützt weltweit über 5.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden. Auch Verbraucherinnen und Verbraucher können sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzen, indem sie nach dem Motto „Essen, was man retten will“ diese Arche-Passagiere und andere alte Sorten in der Küche verarbeiten oder im Garten pflanzen. Der erste deutsche Arche-Passagier war die Nordhessische Ahle Wurscht in traditioneller Herstellung. Saison haben u. a. gerade der Maiwirsing sowie der Bremer Scheerkohl.
Die komplette Liste der über 70 deutschen Arche-Passagiere finden Sie hier: https://www.slowfood.de/biokulturelle_vielfalt/die_arche_passagiere
Slow-Food-Video der Kampagne zum Schutz der biologischen Vielfalt aus 2016: https://www.youtube.com/watch?v=KMUtGdGSDQ4.
]]>Slow Food nimmt das einjährige Jubiläum des EuGH-Urteils zum Anlass, die EU-Entscheidungsträger aufzufordern, dem Druck von Lobbyisten und EU-Mitgliedsstaaten nicht nachzugeben. Es gilt, an der Einstufung von Organismen, die durch neue Gentechnikverfahren verändert worden sind, als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) unter dem EU-Gentechnikrecht festzuhalten, und damit das im EU-Recht verankerte Vorsorgeprinzip zu wahren. Das meint auch Christine von Weizsäcker, deutsche Biologin und Umwelt-Aktivistin, die die aktuelle Debatte um neue Gentechniken mit kritischem Auge betrachtet: „Das Vorsorgeprinzip wurde beim Erdgipfel in Rio völkerrechtlich fest verankert und ermächtigt Staaten, vorsorglich Schäden zu vermeiden und abzuwenden. Es ist die Grundlage von Umwelt- und Verbraucherschutz in der Europäischen Union. Chemiekonzerne und viele Forschungsministerien wollen die neuen Gentechniken am Vorsorgeprinzip vorbeischmuggeln. Die vorsorgliche Gesetzgebung soll ausgehebelt oder zumindest dank des neu erfundenen sogenannten Innovationsprinzips massiv geschwächt werden. Um der Umwelt und der Verbraucher willen: Schützt das Vorsorgeprinzip, das uns schützt“.
„Neben dem Festhalten an der Einstufung neuer Gentechnikverfahren als Gentechnik, muss die EU aber noch einen Schritt weitergehen und dafür sorgen, dass keine gentechnisch veränderten Lebensmittel auf unserem Teller landen. In die EU importiert werden aktuell schon über 60 GV-Pflanzen, die vor allem als Futtermittel verwendet werden und somit durch tierische Produkte indirekt auf unseren Tellern landen. Die Crux daran ist, dass dies auf dem Produkt nicht gekennzeichnet werden muss“, so die Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Dr. Ursula Hudson.
In der Anwendung von Gentechnik in der Lebensmittelproduktion sieht Slow Food ganz grundlegende Probleme für die Zukunft der Ernährung und fordert die EU-Entscheidungsträgerinnen und -träger auf, GV-Pflanzen in der EU gänzlich zu verbieten, egal ob diese durch neue oder bisherige Gentechnikverfahren erzeugt wurden, denn: „Für jede gentechnische Manipulation gilt: Ihre Folgen - für die Tiere, die Pflanzen, das Ökosystem und letztlich auch uns Menschen - sind nicht absehbar. Nur drei Unternehmen kontrollieren 60 Prozent des internationalen Saatgutmarktes. Fast alle heutigen Gentechnik-Pflanzen sind giftig für Insekten und/oder resistent gegen Herbizide - wie Glyphosat. Das GV-Saatgut wirkt im Paketverbund mit Pestiziden, welche Erzeugerinnen und Erzeuger gleich mit kaufen müssen. Kontaminationen bei der Freisetzung sind kaum vermeidbar – und die transgenen Pflanzen können sich dann weiter ausbreiten“, kommentiert die Slow-Food-Expertin, Tierärztin, Mediatorin und Leadautorin im Weltagrarbericht Dr. Anita Idel.
„Hinzu kommt, dass gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere patentiert und somit Eigentum des Konzerns sind. Die Gentechnik schafft finanzielle und Produkt-Abhängigkeiten für Erzeugerinnen und Erzeuger und folgt so der Logik agrarindustrieller Produktion: Die eigene Ernte darf nicht als Saatgut verwendet werden und dieses muss jedes Mal neu gekauft werden. So wird Ernährungssouveränität unmöglich gemacht und die Ernährungssicherheit zunehmend gefährdet. Ob Ackerland oder Weide – Notwendigkeit und Chance liegen in der Ökologisierung der Landwirtschaft. Den erforderlichen Rahmen muss eine gemeinwohlorientierte Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU bieten”, so Idel weiter.
Einmal in der Umwelt, immer in der Umwelt: Auch Dr. Angelika Hilbeck vom Institut für Integrative Biologie der ETH Zürich und Vorstandsmitglied des Europäischen Netzwerks der Wissenschaftler für soziale und ökologische Verantwortung (ENSSER) schätzt den Wirkungsgrad neuer Gentechniken in Organismen und Umwelt noch höher ein als bei den „alten Gentechniken“ - so werden sie auch hinsichtlich ihres Nutzenpotentials beworben, womit aber auch das Risikopotential steigt - und lässt daher die Forderung nach höheren Standards zur Regulierung und Risikoabschätzung laut werden, als dies aktuell für die alten Gentechnikverfahren der Fall ist: "Die größere Eingriffstiefe und Wirkmächtigkeit von CRISPR & Co gepaart mit unzureichendem Grundlagenwissen von Genfunktionen und deren Interaktionen mit der Umwelt sowie deren Nichtrückholbarkeit, rufen nach grösstmöglicher Vorsorge und einer strikteren Regulierung als bei den herkömmlichen Gentechniken“. Eine strikte Regulierung sei laut Hilbeck vor allem auch notwendig, weil man aktuell viel zu einfach und unkontrolliert an die CRISPR-Zutaten im Internet gelangen könne.
]]>Pressemitteilung mit der Messe Stuttgart - Berlin/ Stuttgart
Premiere für den „Treffpunkt Geschmack“
Neu im diesjährigen Rahmenprogramm: „Treffpunkt Geschmack: Meet the Chef“. Unter der Anleitung der Experten verkosten, vergleichen und diskutieren die Teilnehmer Geschmack, Aroma und Textur von Lebensmitteln bei unterschiedlichen Herkünften, Zubereitungsweisen oder Reifegraden. Während der Chef am Herd steht, nehmen seine Gäste an der Kochbar Platz, schauen ihm über die Schulter und bekommen ganz nebenbei exklusive Tipps und Tricks.
Der „Continental Whisky Market“ bietet Whiskybrennereien des europäischen Festlands eine einzigartige Bühne, um sich zu präsentieren. Im benachbarten „Gin-Quarter“ können Besucher die spannende Aromen-Vielfalt regional erzeugter Gins kennenlernen. Besucher können hier mit Nase und Gaumen in eine Welt voller Duft- und Aromenerlebnisse eintauchen – von floral und zitrusbetont bis hin zu Wachholderbeere und Gewürznoten.
Vinothek und „Marktplatz Brauerhandwerk“
Komplettiert wird das Rahmenprogramm und Angebot von den Sonderbereichen „Marktplatz Brauerhandwerk“ und der Vinothek mit einer großen Auswahl deutscher Weine. Auf dem „Marktplatz Brauerhandwerk“ dreht sich alles um Brauereien, die Wert auf traditionelle Herstellungsmethoden legen und weit davon entfernt sind, einen Massenmarkt zu bedienen. Fehlen darf natürlich auch nicht die Lange Tafel: Sie zieht sich durch die Messehallen und lädt im geschäftigen Treiben zum Verweilen und Durchatmen ein. Und nebenbei ist sie natürlich der perfekte Ort, um die angebotenen Speisen zu kosten und mit den Ausstellern und Besuchern ins Gespräch zu kommen.
Mehr Informationen: https://www.messe-stuttgart.de/marktdesgutengeschmacks/
Verkündet wurde diese Kosteneinschätzung von Robert Watson, Klima- und Umweltforscher des IPBES, im Rahmen der Aurelio Peccei Lecture in Rom im November 2019. Zurückzuführen sei diese Summe auf den Rückgang der mit dem Biodiversitätsverlust einhergehenden und bislang unterschätzten Ökosystemleistungen. Zu diesen Leistungen der Artenvielfalt für die Ökosysteme zählt Watson etwa die Bestäubung von Nutzpflanzen und die Wasseraufbereitung. Ein aktueller IPBES-Bericht über Biodiversität und Ökosystemleistungen geht davon aus, dass die biokulturelle Vielfalt in den nächsten Jahrzehnten um weitere 15% zurückgehen wird. „Die genetische Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage und notwendig für die Ernährungssicherung: Was muss noch geschehen, bevor die Entscheidungsträger*innen dieser Welt den Biodiversitätsschutz rechtlich verankern und so für alle Akteur*innen entlang von Produktions- und Lieferketten verbindlich machen? Wenn die unzähligen Studien über die Lage der Artenvielfalt bisher kein Weckruf waren, dann hoffen wir, dass es die Folgen des Biodiversitätsverlusts tun. Wir sind auf die Leistungen der Artenvielfalt für unsere Ökosysteme angewiesen und sollten deshalb vorbeugend auf Biodiversitätsschutz setzen“, kommentierte Ursula Hudson anlässlich des Terra Madre Tags.
Veranstaltungshinweis: Feier zum Terra Madre Tag am 12.12. in Würzburg
In Zeiten von Einheitsgeschmäckern und des Verlusts regionaltypischer Sorten und Gerichte feiert das Slow-Food-Netzwerk den Terra Madre Tag am 10. Dezember jährlich mit lokalen Lebensmitteln wie den Arche-Passagieren. Weltweit finden diesen Dezember deshalb Hunderte von Events statt. Slow Food Deutschland feiert den Terra Madre Tag 2019 mit einer zentralen Veranstaltung in Würzburg am 12. Dezember 2019. Unter dem Motto „Biodiversität bewahren – Vielfalt erhalten“ können Gäste ab 16:30 Uhr einen kleinen Markt mit Passagieren der „Arche des Geschmacks“ besuchen und deren Erzeuger*innen kennenlernen. Sie können verschiedene kulinarische Besonderheiten vor Ort kosten und erwerben. Im Fokus einer Podiumsdiskussion stehen Fragen rund um die biokulturelle Vielfalt wie: Welche weitreichenden Folgen hat der Biodiversitätsverlust schon heute auf unsere tägliche Ernährung? Wie wirkt sich unsere Art, Lebensmittel zu erzeugen, zu handeln und zu genießen, auf die Vielfalt aus? Weitere Details zur Veranstaltung: HIER.
Weitere Veranstaltungen: „Wir haben es satt!“-Demo am 18.1.2020
Das neue Jahr 2020 startet Slow Food Deutschland mit der Teilnahme an der alljährlichen Demonstration für die Agrarwende, der „Wir haben es satt!“-Demonstration, bei der auch das Thema Biodiversitätsschutz und bienenfreundliche Landwirtschaft eine große Rolle spielen wird. Mehr>> Informationen.
]]>Nicht nur auf Bundes- sondern auch auf der EU-Ebene muss Agrarpolitik neu gedacht werden. Das führen uns die Schlagzeilen täglich vor Augen. Die Anlässe werden buchstäblich immer brennender. Deshalb führt das siebte Wochenende die Akademieteilnehmenden nach Brüssel, ins Schaltzentrum der Macht. Die künftigen „Changemaker“ haben hier die Möglichkeit, Abgeordnete verschiedener Europa-Parteien zu befragen. Politexpertinnen und -experten schärfen ihren Blick auf die Einflussnahme von Lobbyistinnen und Lobbyisten auf die Landwirtschafts- und Ernährungspolitik.
„Ein so weiter wie bisher ist nicht mehr möglich. Und die Basis für eine Agrarpolitik, die nicht nur besser, sondern überhaupt zukunftsfähig ist, muss vor allem in Brüssel geschaffen und von uns Europäerinnen und Europäern mitgetragen werden. Deswegen sind unsere Changemaker hier genau richtig“, erklärt Elia Carceller, Koordinatorin der Slow Food Youth Akademie. Slow Food möchte, dass sich die Akademie-Teilnehmenden im Alter zwischen 18 und 35 mit allen Dimensionen unseres Essens auseinandersetzen. Und dazu gehört auch die Politik. Da sich die Agrarpolitik auf Ernährung, Gesundheit und Umwelt gleichermaßen auswirkt, fordert Slow Food eine ganzheitliche und ressortübergreifende Ernährungspolitik. Diese muss durch mündige Bürgerinnen und Bürger unterstützt werden, damit von Brüssel bis zur lokalen Ebene neue Netzwerke lokaler Versorgungswirtschaften aufgebaut werden. Erfolgreiche Ansätze wie Marktschwärmer, Solawi oder das Terra Madre Netzwerk von Slow Food zeigen, dass es möglich ist. Die jungen Erwachsenen in den Slow-Food-Netzwerken tragen maßgeblich dazu bei.
]]>PRESSEINFORMATION – Berlin, 14. Mai 2019
Aktionstag anlässlich des Weltbienentags Sonntag in Stuttgart
Der Tag wird anlässlich des Weltbienentages ausgerichtet (20. Mai) und ist der Startschuss für die Sammlung der 10.000 notwendigen Unterschriften für die Beantragung des Volksbegehrens Artenschutz Rettet die Bienen beim baden-württembergischen Innenministerium. Neben der Unterschriftensammlung zeigen die Veranstalter durch Aktionen und Informationen nicht nur die Faszination der außergewöhnlichen Geschöpfe, sondern auch: es ist jetzt höchste Zeit zum Handeln, wenn wir die Artenvielfalt als unser aller Lebensgrundlage auf diesem Planeten erhalten wollen.
„Es wird immer deutlicher, dass ohne ein schnelles Umsteuern der Mensch die Lebensgrundlage, die uns die Natur bietet, von dieser Welt verdrängt wird“, sagt Tobias Miltenberger, Geschäftsführer von proBiene. „Es kann nicht sein, dass es Bienen heute in der Stadt besser geht als auf dem Land. Die Politik ist in der Pflicht, dem Biodiversitätsverlust sowie dem Einsatz von insektenvernichtenden Substanzen auf dem Acker einen Riegel vorzuschieben“, kommentiert Ursula Hudson von Slow Food Deutschland. Und Anke Heidemüller von Bienenschutz Stuttgart e.V. sagt: “Es gilt, unser Ökosystem nicht weiter zu destabilisieren und dafür ist der Erhalt der Artenvielfalt unerlässlich.”
Dass proBiene, Slow Food und der Bienenschutz Stuttgart den Bienentag gemeinsam veranstalten, zeigt die Stärke des Volksbegehrens Artenschutz: Mittlerweile haben mehr als 60 Verbände, Unternehmen und Vereine ihre aktive Unterstützung erklärt. Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, die ebenfalls zum Unterstützerkreis zählt, wird die Gäste am Sonntag unter anderem mit Wraps mit Secreto der alten Landrasse Schwäbisch-Hällisches Schwein und Wraps mit Grillgemüse und Bio-Heumilchkäse der Dorfkäserei Geifertshofen verköstigen. Der Gründer der Erzeugergemeinschaft, Rudolf Bühler, wird genauso zu den Vortragenden zählen, wie Staatssekretärin Gisela Splett, Rupert Ebner von Slow Food, Lisa Deister von Bienenschutz Stuttgart sowie die Stuttgarter Imker David Gerstmeier und Tobias Miltenberger. Neben Vorträgen und Diskussionen zur Biene bieten die Veranstalter ein buntes Programm aus Herstellung von Bienenwachskerzen, Nisthilfen-Bau für Wildbienen, eine Honigverkostung und ein Gewinnspiel.
Wer es Sonntag nicht nach Stuttgart schafft, kann das Volksbegehren unterstützen, indem er die Unterschriftenformulare unterschreibt und weiterverbreitet. Diese können ab 19. Mai auf der Website des Volksbegehrens, www.volksbegehren-artenschutz.de, heruntergeladen werden. Als Unterstützung zählen nur Unterschriften auf diesem Formular. proBiene hat das Volksbegehren Artenschutz angestoßen. Die Initiatoren, die Summtgarter Imker David Gerstmeier und Tobias Miltenberger, wollen unter anderem durch den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft, die Reduktion des Pestizideinsatzes und den Ausbau von Bildung im Bereich nachhaltiges Wirtschaften stärker als bisher gesetzlich verbindlich die Artenvielfalt auf dem Land schützen.
]]>Die Zukunft unserer Ernährung hängt von gesunden Böden ab. Boden ist die Grundlage der Landwirtschaft , denn weit über 90 Prozent aller Nahrungsmittel entstehen im, auf oder durch den Boden. Ihn zu schützen hat daher höchste Priorität, wenn wir die Ernährung für künftige Generationen sichern wollen, denn nur aus gesunden Böden werden künftig noch Lebensmittel hervorgehen. „Der Erhalt gesunder Böden durch eine zukunftsfähige Landwirtschaft und den Bodenschutz in allen Sektoren muss politisch höchste Priorität haben. Die Umsetzung eines bodenerhaltenden Lebensmittelsystems erfordert allerdings auch verantwortungsbewusste Verbraucher*innen, die bereit sind, einen höheren Preis für ökologisch erzeugte Lebensmittel zu zahlen. Ohne, dass alle Akteur*innen an einem Strang ziehen, ist der nötige Wandel nicht leistbar. Deshalb müssen Maßnahmen für den Bodenschutz von der Politik gefördert, von Erzeuger*innen umgesetzt und von Handel und Verbraucher*innen durch den Kauf und Vertrieb nachhaltiger Lebensmittel mitgetragen werden“, kommentierte Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland.
Den Boden zu schützen ist auch deshalb wichtig, weil die Bodengesundheit sich direkt auf die Pflanzengesundheit auswirkt. „Gesunder Boden ist die Basis für gesunde Pflanzen“, meint Franz Rösl, Gründer der Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V., die eng mit Slow Food kooperiert. Er erklärt weiter: „Bekommt die Pflanze täglich Fast Food in Form ausgelaugter Böden, dann fehlen ihr mit der Zeit wichtige Bestandteile. Insbesondere die natürliche Zufuhr von Mikronährstoffen wird unterdrückt. Fehlen der Pflanze Nährstoffe und Spurenelemente in einem ausgewogenen Verhältnis, dann liefert die Pflanze zwar Energie, also Ertrag, aber darüber hinaus kann sie fast nichts leisten“. Bodenschutz ist also auch Pflanzenschutz, denn nur nährstoffreiche Böden bringen nährstoffreiche Lebensmittel hervor und stehen uns langfristig für die Lebensmittelproduktion zur Verfügung. Als förderungswürdig sieht Slow Food deshalb nur eine Lebensmittelproduktion, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das Nötigste begrenzt, Überdüngung vermeidet und aktiven Bodenschutz betreibt zum Beispiel durch Fruchtfolgen und das Setzen auf Vielfalt auf dem Acker.
]]>Slow Food Deutschland fordert die Bundesregierung und im besonderen das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, einen klaren Fokus auf die Umgestaltung des Lebensmittelsystems zu richten. Der aktuelle IPCC-Bericht bestätigt, dass das industrielle Lebensmittelsystem maßgeblich für das Voranschreiten des Klimawandels verantwortlich ist, u. a. durch die intensive Landnutzung, Degradierung von Böden, die Massenproduktion tierischer Produkte, die Rodung von Wäldern zu Gunsten weiterer Monokulturen und die Verschwendung von Lebensmitteln. Gleichzeitig erschwert die Klimaveränderung die Lebensmittelerzeugung immer mehr und setzt so die Zukunft unserer Ernährung aufs Spiel.
Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Der neue Bericht beweist einmal mehr, dass öffentliche Gelder immer noch in die Symptom- statt in die Wurzelbehandlung tiefgreifender Probleme fließen. Um den aktuellen sozialen, ökologischen und klimatischen Herausforderungen zu begegnen bedarf es ganz dringend eines Systemwandels im Agrar- und Lebensmittelsektor. Dafür reicht es nicht aus, auf Freiwilligkeit von Handel und Verbrauchern zu setzen. Genau das aber macht unser Landwirtschaftsministerium und vertut wertvolle Zeit und Chancen. Ein Ziel muss der Umbau der Tierhaltung mit der Ausrichtung auf nachhaltige Tierhaltung und die damit verbundene drastische Verringerung des Konsums tierischer Produkte von Seiten der Verbraucher sein. Dabei sollte sich die Debatte nicht auf Fleisch verengen, denn alle Produkte tierischen Ursprungs sind klimarelevant. Genauso gilt es das System von Lebensmitteln, die in Monokulturen erzeugt werden, kritisch zu hinterfragen. Die Politik trägt die Verantwortung dafür, den Rahmen für ein tragfähiges System zu schaffen, das durch faire Handelsbeziehungen für Ernährungssicherheit und soziale Gerechtigkeit sorgt“.
Die Kuh pauschal als Klimakiller zu bezeichnen, lehnt Slow Food ab. Ausschlaggebend beim Genuss tierischer Erzeugnisse ist das Maß sowie deren Ursprung, d.h. die Art der Tierhaltung und des Tierfutters. Tierische Produkte aus Weidehaltung haben eine deutlich bessere Klimabilanz als in industriellem Maßstab gehaltene Tiere. Der Verein fordert außerdem, öffentliche Gelder zukunftstauglich zu verwenden. Hier sind vor allem auch die EU-Entscheidungsträger gefragt, die jedoch mit dem vorliegenden Reformvorschlag der Gemeinsamen Agrarpolitik bislang keine Verbesserung in Sachen Umwelt- und Klimaschutz erkennen lassen.
]]>Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben sich mit ihren „Zielen für eine Nachhaltige Entwicklung“ (SDGs) vorgenommen, bis 2030 den Hunger auf der Welt zu beenden. Das Ziel rückt in immer weitere Ferne, weil es der Staatengemeinschaft nicht gelingt, das SDG 13 im Besonderen auch nur annähernd ambitioniert umzusetzen: Climate action. Für Slow Food ist eine solche Klimaanstrengung untrennbar verbunden mit einer ganzheitlichen Ernährungspolitik. Denn weder fürs Klima noch für eine ausgewogene, gerechte Welternährung sieht es gut aus.
Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Dass unsere Art, uns zu ernähren einen großen Einfluss auf unser Klima hat und der Zustand des Klimas darauf, was und wie viel Nahrung uns zur Verfügung steht – dieses Wechselspiel ist nicht neu. Neu hingegen ist die Deutlichkeit, mit der es die Öffentlichkeit diskutiert. Dazu tragen buchstäblich brennende Anlässe wie im Amazonas bei. Ernährung berührt Bildung und Soziales, Wirtschaft, Umwelt und natürlich Landwirtschaft. Mit Tunnelblick auf einzelne Verantwortungsbereiche, eigene Interessen und freiwillige Zugeständnisse der Lebensmittelindustrie wird es keine soziale Gerechtigkeit, keinen Frieden und kein ‚weniger‘ an Hunger geben“. Notwendig ist eine Ernährungspolitik, die traditionelles Wissen, die Vermehrung von Artenvielfalt und von gesundem, fruchtbarem Boden sowie faire Wirtschaftsbeziehungen fördere und das Klima schütze.
Um eine annähernd gerechte Welternährung zu erreichen kommt es – abgesehen von politischen Rahmenbedingungen – auf jeden Einzelnen an. Das international anerkannte Wissenschaftsmagazin The Lancet stellte Anfang 2019 die sogenannte „Planetary Health Diet“ vor; einen Speiseplan, der die Gesundheit des Planeten und des Menschen gleichermaßen sichern soll. Eine der Hauptbotschaften der Autorinnen und Autoren lautete ‚Weniger, weniger, weniger‘. „Dieses Ergebnis hat auch mich erschüttert, weil es so deutlich die drängende Notwendigkeit einer massiven Veränderung bei Millionen von Menschen in den Industrie- und Schwellenländern zeigt. Wir müssen hin zu einem radikal anderen Genussverständnis als das, woran die Lebensmittelindustrie uns in den vergangenen Jahrzehnten gewöhnt hat. Ein solcher ganzheitlicher Genuss orientiert sich an Qualität statt an Quantität“, erklärt Hudson.
>> zum Report „Ökologische Landwirtschaft und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung“.
]]>Die Mitgliederversammlung bestätigte am vergangenen Samstag die Kulturwissenschaftlerin Dr. Ursula Hudson (Convivium Zugspitzregion), die dem Vorstand von Slow Food Deutschland (SFD) seit Februar 2010 angehört, im Amt der Vorsitzenden. Ebenfalls verlängert wurde die Amtszeit von IT-Experte Klaus Flesch (Convivium Freiburg) als Beisitzer und von Tierarzt Dr. Rupert Ebner (Convivium München) als Schatzmeister. Neugewählt in das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden wurde die Juristin und Fischerei-Expertin Dr. Nina Wolff aus dem Convivium Berlin sowie die Konditorin und Slow-Food-Youth-Aktivistin Lea Leimann aus Köln (Slow Food Youth Deutschland) in das Amt der Beisitzerin.
Ziel des neuen Vorstands ist es, den Verein zu öffnen, neue Zielgruppen zu erschließen und bestehende Netzwerke zu stärken. Bildung und Mobilisierung für eine gute, saubere und faire Ernährungswelt sowie die Einflussnahme auf Entscheidungsträger werden weiterhin im Zentrum der breitgefächerten Vereinsaktivitäten stehen. „Unser Vorstandsteam macht sich in den nächsten drei Jahren zur Aufgabe, den größtmöglichen Beitrag zu leisten, um die dringend notwendige tiefgreifende Systemveränderung des aktuellen Lebensmittelsystems auf allen Ebenen umzusetzen. Ganz bedeutend für unsere Arbeit ist dabei, stets einen ganzheitlichen Ansatz zu vermitteln und Lebensmittel in den Kontext von Klima, Umwelt und Gesundheit stellen“, so die Vorsitzende Ursula Hudson im Rahmen ihrer Wiederwahl.
Die fünf Vorstandsmitglieder decken nicht nur verschiedene Regionen Deutschlands ab sondern verfügen gemeinsam über ein beachtliches Spektrum an Kompetenzen und Erfahrungen, die für die Vorstandsarbeit von Slow Food Deutschland erforderlich sind. Die neu gewählten Vorstandsmitglieder bereichern den Verein mit Expertenwissen in den Bereichen Fischerei und Lebensmittelhandwerk.
]]>Anna Messerschmidt, Janina Hielscher und Falko Kraft aus Münster, Lotta de Carlo aus Leipzig, Dennis Stern aus Bochum und Daniel Rögelein aus Augsburg sind die neue Leitung von Slow Food Youth Deutschland (SFY). Janina und Falko haben sich in dieser Rolle bereits im vergangenen Jahr engagiert. Ihren Weg zu Slow Food haben sie alle aus unterschiedlichen Gründen gefunden, etwa über die Regionalgruppen des Vereins oder die Teilnahme an einer Schnippeldisko. Die jungen Erwachsenen eint die Liebe zu guten Lebensmitteln, wobei diese nicht allen in die Wiege gelegt worden ist. Aufgewachsen sind manche von ihnen in Familien, in denen Herkunft und Qualität von Lebensmitteln eine wichtige Rolle spielten. Bei anderen kam das Mittagessen aus der Tüte und sie haben sich erst als junge Erwachsene dafür interessiert, welche Rolle unsere Ernährung im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang spielt.
Auch der Netzwerkgedanke motiviert die Mitglieder der Youth-Leitung für ihre Arbeit. „Wir treffen mit Menschen zusammen, die die gleichen Ziele haben, in Deutschland, in Europa, auf der ganzen Welt. Man fühlt sich miteinander verbunden und dadurch stärker und mutiger“, erklärt Lotta. Die 28-Jährige hat in Leipzig eine eigene regionale Youth-Gruppe gegründet. „Natürlich kommt manchmal das Gefühl der Verzagtheit auf, wenn die Nachrichten über den Status der Ökosysteme und den Verlust der Artenvielfalt auf uns einprasseln. Aber im Grunde weiß ich dann, jetzt muss ich erst recht etwas tun. Und bei Slow Food Youth bewegen wir im Kleinen etwas Konkretes. Wir haben ehrgeizige Ziele, gestalten mit und vermitteln Wissen, das hoffentl zu Verhaltensänderungen führt“, schildert sie. Auch Daniel, hauswirtschaftlicher Leiter in einer Kindertagesstätte, liegt die praktische Ernährungsbildung am Herzen. Besonders für die nachwachsende Generation möchte er sie vorantreiben. „Für Kinder ist es wichtig, Pflanzen wachsen zu sehen, selbst mal einen Kräutertopf zu ziehen.“ Er sieht in seinem Engagement auch die Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln.
Die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger sieht SFY in der Verantwortung und Pflicht, die Basis für einen Lebensmittelgenuss zu schaffen, der die Grenzen unseres Planeten wahrt. Deshalb sind die Schnippeldiskos, Eat-Ins und Film-Festivals, die der Nachwuchs ehrenamtlich auf die Beine stellt, kulinarischer und politischer Protest zugleich. Großdemonstrationen wie die „Wir haben es satt!“-Demo, die jährlich in Berlin stattfindet, sollen den Druck auf die Politik erhöhen.
Details zu Slow Food Youth finden Sie >> hier.
]]>Der Markt für Fleischersatzprodukte wächst seit Jahren und floriert weiter. Jüngst angeheizt haben ihn amerikanische Unternehmen wie Beyond Meat, die eine neue Ära des veganen Bratlings einläuteten. In Textur, Optik und Geschmack ahmen diese Fleisch täuschend echt nach und sollen damit vor allem Fleischesser davon überzeugen, ihren Fleischkonsum drastisch zu reduzieren. Aldi zieht jetzt nach und stockt sein Sortiment mit dem veganen „Wonder Burger“ auf, dessen Hauptbestandteile Sojaprotein, Kokosöl und Maisstärke sind.
An diesem Ersatz-Trend kritisiert Slow Food, dass hoch verarbeitete Produkte wie diese als Nahrungsmittel grundsätzlich problematisch sind und den Menschen außerdem immer weiter vom Ursprung seiner Grundnahrungsmittel entfernen. Der Ersatz stille außerdem in erster Linie das schlechte Gewissen der Menschen. Das konsequente Umdenken verbunden mit der Einsicht, dass kein Lebensmittel in unverhältnismäßigen Mengen konsumiert werden dürfe, bleibt aus. Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Diese neuen Produkte bringen die Ur-Slow-Food-Frage nach dem Ursprung unseres Essens wieder auf den Tisch. Die alles entscheidenden Fragen sind auch hier, aus welcher Art von Landwirtschaft das Soja, der Mais und die Kokosnuss kommen und ob sie sozial und ökologisch verantwortungsvoll erzeugt und weiterverarbeitet wurden. Letzteres wage ich aufgrund der industriellen und kapitalintensiven Strukturen unserer Nahrungsmittelbranche zu bezweifeln. Denn hier entscheiden Menge und Preis“.
Den Fleischkonsum drastisch zu reduzieren ist auch aus Sicht von Slow Food längst überfällig. Alles Tierische per se zu verschmähen greift dem Verein jedoch zu kurz. „Wir brauchen Wiederkäuer, die wir auf Wiese und Weide tier- und artgerecht als Teil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft halten. Sie unterstützen uns dabei, die Bodengesundheit und die Artenvielfalt zu erhalten und das Klima zu schonen“, so Hudson. Beim Genuss tierischer Erzeugnisse motiviert der Verein Verbraucherinnen und Verbraucher zu einem gesunden Mittelmaß zurückzufinden. So auch Sebastian Junge, Mitglieder der Slow Food Chef Alliance und Besitzer des Restaurants „Wolfs Junge“ in Hamburg: „Wir brauchen keinen Ersatz für den haltlosen Konsum von Fleisch, sondern viel weniger aber dafür gutes Fleisch. Und wir brauchen die Wertschätzung grandioser vegetarischer Speisen, die keinen vermeintlichen Fleischmangel kompensieren müssen“. Solche Speisen können selbst zubereitet werden und zwar aus wertvollen Proteinquellen wie Linsen, Bohnen und Erbsen sowie saisonalem Gemüse aus der Region, erzeugt von ökologisch arbeitenden Landwirtinnen und Landwirten.
Ein Rezept für selbstgemachte Gemüsefrikadelle von Sebastian Junge finden Sie >> hier.
]]>Der hiesige Konsum an Fisch übersteigt seit langem die natürliche Produktivität unserer Meere und geht mit verheerenden Folgen für die Fischbestände und marinen Ökosysteme einher. Slow Food Deutschland, Fair Oceans und Brot für die Welt rufen zum ersten Mal den End of Fish Day aus, um politische und öffentliche Aufmerksamkeit auf den kritischen ökologischen Zustand der Meere und Fischbestände zu richten. Zum Aktionstag fordern die Initiatoren die Politik dazu auf, beim Fischereimanagement auf eine zukunftsfähige regionale Versorgung zu setzen und den globalen Auswirkungen des Fischkonsums entgegenzuwirken.
Der End of Fish Day basiert auf den Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), die in ihrem Jahresbericht über Fischerei und Fischwirtschaft alljährlich den Selbstversorgungsgrad Deutschlands mit Fischereierzeugnissen berechnet. Mit einem geringen Selbstversorgungsgrad von 26 Prozent ist Deutschland einer der größten Importeure von Fischereiprodukten auf dem Weltmarkt. „Um sich mit Fisch und Meeresfrüchten zu versorgen, greift die deutsche Fischereiwirtschaft auf Fisch aus allen Weltmeeren zurück. Der hohe Fischkonsum führt durch die industrielle Fischerei zu verheerenden Umweltschäden und gefährdet letztlich auch die Ernährungssicherheit der Küstengemeinden im globalen Süden durch die Überfischung, da industrielle Fangflotten den lokalen Kleinfischern die Lebens- und Überlebensgrundlage wegfischen“, beklagt Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland.
Francisco Marí, Referent für Welternährung bei Brot für die Welt, ergänzt: „Die Überfischung ist die eine Seite des Problems. Die andere Seite betrifft die Dinge, die draußen auf See im Verborgenen geschehen. Diese sind nicht minder gravierend. Die illegale Fischerei, die Rückwürfe ungenutzter Fänge und vieles andere tauchen in den offiziellen Statistiken selten auf. Transparenz in der Fischerei ist insbesondere für die Kleinfischerei im globalen Süden von großer Bedeutung, denn die Kleinfischerei ist es, die unter Regulierungslücken in der Fischereipolitik am meisten leidet.“
Kai Kaschinski sieht Deutschland in der Verantwortung: „Die europäischen Gewässer gehören zu den ökologisch am stärksten belasteten Meeresregionen der Welt und sind darüber hinaus überdurchschnittlich stark überfischt. Nicht umsonst haben wir bereits am 05. April unseren Fisch verzehrt und holen ihn von überall hierher zu uns. Statt unsere Probleme durch den massiven Import von Fisch zu lösen, sollten wir vielmehr unsere Hausaufgaben machen und konsequenten Meeresschutz betreiben.“
***
Hinweis für Redaktionen:
Der End of Fish Day wird auf Grundlage der Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) errechnet. Er nimmt direkten Bezug auf die Analyse der Fischereiwirtschaft durch die Bundesregierung.
In den vergangenen Jahren haben Slow Food, Fair Oceans und Brot für den Welt die Analysen des britischen Instituts nef zum Fish Dependence Day veröffentlicht. Das Institut stellt in diesem Jahr keine Berechnungen hierzu an.
***
Slow Food Deutschland und Fair Oceans laden anlässlich des End of Fish Day 2019 am 5. April zu einer abendlichen Weser-Rundfahrt auf der MS „Friedrich“ in Bremen ein. Den Aktionstag nehmen die Organisatoren zum Anlass, um mit den geladenen Expertinnen und Experten aus Politik und Zivilgesellschaft sowie den Gästen über den Zustand der Fischerei wie auch die offensichtlichen Leerstellen der Fischereipolitik zu diskutieren und Handlungsalternativen im Sinne von Mensch, Fisch und Umwelt aufzuzeigen.
]]>Die 28 Teilnehmenden der diesjährigen Akademie wurden aus knapp 70 Bewerbungen ausgewählt. Ihnen gemeinsam ist die Leidenschaft für Essen und guten Geschmack sowie der Wunsch, ihr bereits vorhandenes Wissen über unser Lebensmittelsystem zu vertiefen. In diesem System möchten sie etwas bewegen und ihren Beitrag dazu leisten, dass Lebensmittel gut, sauber und fair erzeugt werden. Den Nachwuchs für die sinnliche Erfahrung guter Lebensmittel zu begeistern und sie für kulinarischen ‚Aktivismus‘ zu gewinnen, ist essentieller Bestandteil der Arbeit von Slow Food Deutschland. „Wir brauchen den Tatendrang und die Leidenschaft junger Erwachsener für die Ernährungswende. In der Akademie versammeln wir eine Menge cleverer Köpfe, die Verantwortung übernehmen wollen, für das was sie essen und wie sie leben. Mit unserer Unterstützung lernen sie, wie sie konkret an zukunftsfähiger Lebensmittelerzeugung und deren Konsum mitarbeiten können. Viele von ihnen bringen bereits klare Vorstellungen davon sowie echte Verbesserungsvorschläge mit. Teils fehlt es ihnen nur an Mut, ihre Ideen beruflich umzusetzen“, so Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland.
Diesen Mut sammeln viele Teilnehmende im Laufe des Akademiejahres, indem sie sich mit Gleichgesinnten vernetzen und von Menschen lernen, die innovative Ideen und Projekte ökologisch und rentabel umsetzen. Rund die Hälfte schlägt nach Abschluss der Akademie neue Berufswege ein, einige finden gemeinsam den Weg in die Selbstständigkeit.
Startschuss für die diesjährige Akademie ist der 22. März in der Naturlandschaft Döberitzer Heide von der Heinz Sielmann Stiftung. Die Teilnehmenden aus Handwerk, Handel, Gastronomie, Journalismus, Politik sowie Landwirtschaft und Fischerei lernen sich untereinander sowie die Philosophie von Slow Food kennen. Wähend des Jahres erwartet sie eine ausgewogene Mischung aus Theorie und Praxis. Sie lernen unter anderem Methoden, Texturen, Aromen und Geschmäcker von Handwerk und Industrie zu unterscheiden. Maßgeblich gefördert wird die Slow Food Youth Akademie in Deutschland von der Heinz Sielmann Stiftung. „Der Zusammenhang unserer Ernährungsgewohnheiten mit dem Artensterben, dem Verlust an biologischer Vielfalt und dem globalen Klimawandel wird immer noch ignoriert, wie es die aktuelle Zulassung von 14 weiteren Ackergiften und Pestiziden durch das Bundeslandwirtschaftsministerium beweist. Deshalb möchten wir den Nachwuchs genau dafür sensibilisieren. Die Akademieteilnehmenden versuchen wir für unseren Natur -und Artenschutz, für nachhaltig produzierte Lebensmittel und eine Verarbeitung zu begeistern, die Wertschätzung und Genuss im Blick hat“, betont Michael Beier, Vorstandsvorsitzender der Heinz Sielmann Stiftung.
]]>Die jüngst geforderte Mehrwertsteuererhöhung auf Fleisch ist für Slow Food ein löblicher Versuch, dem maßlosen Fleischkonsum Einhalt zu gebieten. Jedoch ist sie aus Slow-Food-Sicht zu undifferenziert und greift zu kurz. Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Um die negativen Folgen der Massentierhaltung wirksam einzudämmen und den Konsum zu regulieren, muss der Gesetzgeber viel weitreichendere und konsequentere Maßnahmen ergreifen. Voraussetzung sind die Rückkehr zu einer extensiven, und vor allem bodengebundenen Nutztierhaltung, in der die Tiere wesens- und artgerecht gehalten werden. Wir müssen die Anzahl der Tiere begrenzen und sie als Mitgeschöpfe anerkennen, statt sie als reine Handelsware zu betrachten. Auch das von uns seit langem geforderte einheitliche und verpflichtende staatliche Tierwohllabel, das wirkliches Tierwohl schafft und keine Augenwischerei für den Verbraucher darstellt, ist unausweichlich“. Für diese Systemumstellung müsste der Staat Geld in die Hand nehmen, um die Landwirte bei dem Umbau auf eine solche artgerechte Tierhaltung zu unterstützen. Denn diese werden ihre Mehrkosten auch durch Mehrwertsteuererhöhungen sicher nicht abdecken können.
Slow Food sieht es außerdem kritisch, dass eine Mehrwertsteuererhöhung Fleisch aus extensiver Nutztierhaltung im Vergleich zum industriellen Pendant unverhältnismäßig treffen würde. Es wäre kontraproduktiv, so Hudson, ausgerechnet Fleisch aus zukunftsfähiger Erzeugung zusätzlich zu verteuern. „Die Erhöhung der Mehrwertsteuer kann aus unserer Ansicht nach nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung sein, Fleisch mehr wertzuschätzen. Dass sie zu deutlich weniger Fleischkonsum führt, das bezweifle ich. Die Wende dahin muss die Politik anstoßen, aber natürlich gemeinsam mit Erzeugern, dem Handel und Verbrauchern schultern. Gäbe es faire Fleischpreise müssten wir Verbraucher zwangsläufig lernen, Fleisch wieder anders und weniger, aber dafür mit deutlich mehr Genuss, zu essen, so Hudson.
]]>In dem vom Umweltbundesamt geförderten Projekt „Umweltgerechtigkeit und Nachhaltigkeit in der Milchwirtschaft“ hat Slow Food Deutschland in bundesweiten Workshops gemeinsam mit Milchbauern, Händlern, Verarbeitern, Wissenschaftlern und Verbrauchern entscheidende Kriterien und Rahmenbedingungen für die „gute“ Milch definiert. Eine solche Milch kommt in Erzeugung, Weiterverarbeitung und Vertrieb den Menschen und Tieren sowie der Umwelt gleichermaßen zugute. Praxisbeispiele aus Nord-, Ost-, Süd- und Westdeutschland belegen, dass eine auf Grundfutter basierte Milcherzeugung trotz reduziertem Leistungsniveau der Kühe wirtschaftlich erfolgreich sein kann und zudem die Biodiversität und das Klima schützt. Neben einer an den Boden, das Grundfutter und die Weide gebundene Milcherzeugung sind verkürzte Produktionsketten und Vertriebswege entscheidende Voraussetzungen für eine verantwortungsvolle Milchwirtschaft. Ausschlagend ist natürlich auch der faire Preis: Eine solche Milch kann nicht zu Dumpingpreisen von weit unter einem Euro angeboten werden. So etwas ist außerhalb von Massenproduktion schlichtweg nicht zu finanzieren.
Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Die Ergebnisse untermauern unsere Forderung nach dem Ende einer Milchwirtschaft, deren Produktionsmengen unsere Nachfrage an Milch übersteigt, die Preise entsprechend drückt und Überschüsse exportiert. Ein System also, in dem es keineswegs ums Tier- und Menschenwohl, geschweige denn um Geschmack und Qualität geht. Von kaum einem Grundnahrungsmittel haben wir uns so stark entfernt wie von der Milch. Als Organisation möchten wir künftig die Erzeugerinnen und Erzeuger, die die Kriterien von ‚gut, sauber, fair‘ erfüllen oder auf dem Weg dahin sind, noch gezielter unterstützen. Denn auch wenn es kein einfacher Weg ist, so ist es ein gangbarer“. Um den Ergebnissen der Studie eine praktische Relevanz zu geben und Verbraucherinnen und Verbraucher an Landwirtinnen und Landwirte sowie Handwerkerinnen und Handwerker zu bringen, die Milch und Milcherzeugnisse gemäß den Kriterien der Studie erzeugen, wird Slow Food in den kommenden Monaten eine Art Landkarte realisieren. Sie wird auf der Webseite des bundesweit tätigen Vereins veröffentlicht. Darauf werden Milchviehbetriebe, handwerklich arbeitende Käsereien und lokale (Genossenschafts-)Molkereien verzeichnet sein.
Auch die Aufklärung der Menschen kann zukunftstaugliche Milcherzeugung vorantreiben und steht deswegen weiterhin oben auf der Slow-Food-Agenda. „Was den Menschen heute als frische Milch vorgesetzt wird ist ein Witz. Selbst die sogenannte ESL-Milch, die länger haltbar gemachte Milch, kann als ‚frische‘ Milch verkauft werden. Dabei ist an ihr rein gar nichts mehr frisch. Sie nützt einzig dem Handel und der Industrie, die mit ihrer Hilfe lange Lieferketten und Vorratslagerung bewerkstelligen. Es ist daher an uns, den Geschmack, die Qualität und die Vorteile von wirklich frischer Milch zu vermitteln. Wir möchten die Wertschätzung für sie wecken, damit sie nachgefragt und verkauft wird“, erklärt Hudson. Und frisch ist für Slow Food naturbelassene (Roh-)milch, Vorzugsmilch und pasteurisierte Milch, nicht aber hoch verarbeitete Produkte wie H- und ESL-Milchen.
Zur Studie geht es >> hier.
]]>Was haben Alblinse, das Bamberger Hörnla und die Nordhessische Ahle Wurscht gemeinsam? Alle wurden in den ersten Jahren des Bestehens der Arche des Geschmacks in Deutschland, zwischen 2004 und 2007, als Passagiere aufgenommen. Als solche zeichnen sie sich durch individuelle Geschmäcker, Aromen, Farben und Formen aus, die sie Landschaft, Natur und dem Wissen der Menschen einer Region verdanken. Und sie sind Mutmacher wenn es darum geht, kaum mehr verbreitete Erzeugnisse wieder am Markt zu etablieren. Wie das gelingt? Vor allem durch Netzwerke, bestehend aus Produzentinnen und Produzenten, Slow-Food-Aktiven, Gastronomen sowie Verantwortlichen aus Tourismus- und Regionalförderung. Sie sind oft die Initiatorinnen und Initiatoren, um Fördervereine wie dem der Ahle Wurscht und des Bamberger Hörnla sowie Erzeugergemeinschaften wie die der Alb-Leisa zu gründen. Sie stärken das Selbstbewusstsein der Erzeugerinnen und Erzeuger, entwickeln Qualitätsstandards für die Produktion und die Vermarktung der Passagiere und setzen angemessene Preise am Markt durch. Sie kümmern sich darum, dass die Menschen von ihnen erfahren - in den Medien, auf Speisekarten, auf Märkten, in (Hof)Läden und in Onlineshops.
Dazu Gerhard Schneider-Rose, Leiter der Arche-Kommission bei Slow Food Deutschland: „Es ist ganz klar der Geduld und Leidenschaft dieser Menschen zu verdanken, dass Nutztiere, Pflanzen und Lebensmittel, die eine herausragende Rolle für die regionale Identität spielen, überleben und das mit einem messbaren Erfolg wie bei der Ahle Wurscht. Zwischen 2010 und 2018 konnte ihre Produktion um 31 Prozent gesteigert werden. Und die Hersteller, die Mitglied im Förderverein sind, haben sich auf einen Mindestpreis von 30 Euro beim Verkauf des zertifizierten Qualitätsprodukts an Verbraucher geeinigt. In konventionellen Supermärkten hingegen wird fragwürdige Ware unter dem Namen Ahle Wurscht für 18 Euro pro Kilo angeboten“.
Lutz Mammel von dem Unternehmen Lauteracher Alb-Feld-Früchte, das den Passagier Alblinse verarbeitet und vermarktet, sieht in der Arche einen wichtigen Werbeeffekt und freut sich sogar über wachsende „Konkurrenz“ am Markt: „Immer mehr Bauern, nicht nur in Schwaben interessieren sich wieder für den Linsenanbau. Im Interesse der Nahrungsmittelvielfalt und der nachhaltigen Bodenbewirtschaftung ist es schön, dass wir Nachahmer gefunden haben“. Vernetzung und ehrenamtliche Unterstützung allein aber reichen nicht, um Sorten- und Rassevielfalt zu erhalten. Slow Food fordert deshalb, dass auch die Politik dazu beiträgt, ihre Marktchancen zu verbessern. Für Weidehaltung, Streuobstanbau und andere Maßnahmen zum Erhaltung genetischer Vielfalt auf Äckern und in Gärten müssen Förderprogramme aufgelegt und EU-Agrarmittel so umgeschichtet werden, dass der besondere Aufwand rentabel wird.
Mit ihrer Entscheidung in der Nacht zu Mittwoch haben die Landwirtschaftsminister der EU – darunter Bundesagrarministerin Julia Klöckner – die verbindlich geltende Frist 2020 für ein nachhaltiges Fischereimanagement aller EU-Fischbestände verfehlt. In ihrer Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) hatte die EU 2013 rechtsverbindlich beschlossen, bis 2020 alle EU-Fischbestände schrittweise wiederaufzufüllen und Fangmengen nur noch im Einklang mit wissenschaftlichen Empfehlungen und in einem ökologisch vertretbaren Umfang festzusetzen. Hingegen wurden für etwa die Hälfte der Bestände im Nordostatlantik Fanggrenzen oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) festgelegt. Zum Teil handelt es sich dabei um Bestände, die von geringem wirtschaftlichen Wert, darum aber nicht minder bedeutend für die Meeresökosysteme und damit für uns als Ernährungsgrundlage sind.
Dazu Nina Wolff, stellvertretende Vorsitzende und Fischerei-Expertin von Slow Food Deutschland: „Seit der Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) 2013 haben die europäischen Minister unbestritten Fortschritte bei der Nachhaltigkeit der Bestände und damit auch der europäischen Fischprodukte gemacht. Doch trotz der Selbstverpflichtung der EU zu einem ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziel wurden Jahr um Jahr zahlreiche Fanggrenzen zu hoch angesetzt und damit dem guten Umweltzustand unserer Meere geschadet. Anders als in den Jahren zuvor handelt es sich bei der Missachtung der für 2020 rechtlich bindend festgelegten Frist nicht mehr allein um politische Unvernunft, sondern um einen klaren Rechtsbruch“.
Slow Food Deutschland kritisiert seit vielen Jahren den unachtsamen Umgang mit unseren marinen Ökosystemen und die übermäßige Nutzung vieler Fischbestände. Die Vorsitzende des Vereins Ursula Hudson: „In diesem entscheidenden Jahr haben die Minister trotz anderslautender Lippenbekenntnisse die Chance verpasst, ein klares Statement für die Nachhaltigkeit der Meere zu setzen. Eine verantwortungsvolle Fischereipolitik, welche unsere planetaren Grenzen respektiert, wäre eine wichtige Voraussetzung, drängende Herausforderungen wie den Biodiversitätsverlust oder den Klimawandel zu bewältigen. Nur mit einer konsequent nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Ressourcen können die Meere erhalten und eine wachsende Weltbevölkerung ernährt werden“.
]]>