Am 17.01. lädt Slow Food Youth Deutschland gemeinsam mit Partnerorganisationen zur Schnippeldisko in die Cabuwazi Zirkuszelte auf dem Tempelhofer Feld ein. Hunderte engagierte Bürger*innen, Aktivist*innen sowie Besucher*innen verarbeiten optisch nicht marktfähiges aber geschmacklich einwandfreies Gemüse wie zweibeinige Karotten und knubbelige Kartoffeln mit Sparschäler, Messer und Kochlöffel. Denn sie wissen, dass es auf die inneren Werte ankommt – auch beim Lebensmittel. Unterstützt werden sie von Aktionskoch Wam Kat und der Fläming Kitchen. Die Suppen genießen die Engagierten während der Schnippeldisko. Sie schnippeln außerdem Gemüse für Eintöpfe, die während der „Wir haben es satt“-Demonstration an Teilnehmer*innen verteilt wird.
Auf dem Rahmenprogramm des Abends stehen u.a.: Diskussionen zu „Klima und Ernährung“ sowie „Landwirtschaftliche Erzeugung der Zukunft“, Filme sowie praktische Workshops zum Fermentieren, zu handwerklich hergestellter Pasta und Honig. Während eines NGO-Slams stellen sich den Gästen verschiedene Nichtregierungsorganisationen vor. Nicht nur Genuss und Verstand werden an diesem Abend eingesetzt, sondern auch das Tanzbein. Dafür sorgen die DJs Adam Aalias, Elias Doré, Annett Gapstream und Frida Darko von Rebellion der Träumer sowie ein Überraschungs-Act.
Mit der Schnippeldisko sagen Verbraucher*innen öffentlichkeitswirksam „Nein“ zur Lebensmittelverschwendung. Denn jährlich werden 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weltweit weggeworfen. Rund ein Drittel aller erzeugten Lebensmittel erreicht nicht die Teller. Damit vergeuden wir kostbare endliche Ressourcen wie Boden, Wasser und Energie und treiben die Klimaerhitzung durch Treibhausgase in Folge von Produktion, Verpackung, Transport und Entsorgung weiter an. Um diese Verschwendung zu reduzieren, muss das Ernährungssystem von Grund auf erneuert werden. Angefangen bei den Wurzeln der Verschwendung: Die auf Menge und makelloses Aussehen ausgerichtete Produktion und Vermarktung, um den Handel mit ausreichend Lebensmitteln der oberen Handelsklasse versorgen zu können. Slow Food fordert von der Politik eine gesetzlich verankerte Strategie, die über Anreize für freiwillige Maßnahmen hinausgeht und setzt verschiedene Veranstaltungen zum Thema um. >> Mehr dazu.
Veranstaltungshinweis: Die Schnippeldisko am 17. Januar ist eine öffentliche, kostenlose Veranstaltung. Alle, die mitschnippeln und mehr über das aktuelle Ernährungssystem erfahren möchten, sind herzlich willkommen. Das Schnippeln und Kochen findet mit Unterstützung des Aktionskochs Wam Kat und der „Fläming Kitchen“ statt. Das Essen wird die Teilnehmer*innen des Abends sowie der „Wir haben es satt!“-Demonstration am darauffolgenden Tag aufwärmen. Die Veranstaltung ist barrierefrei. Das detaillierte Programm zur Schnippeldisko finden Sie >> hier.
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Organisiert wird die Schnippeldisko von Slow Food Youth Deutschland und den Partnerorganisationen: Meine Landwirtschaft - Wir haben es satt!; Aktion Agrar; FIAN; Fläming Kitchen; INKOTA; jABL; Rebellion der Träumer; Save our Seeds; WWF Jugend
Während die Farm to Fork-Strategie der erste wirkliche Versuch einer gemeinsamen Lebensmittelpolitik der EU ist, erkennt die EU-Biodiversitätsstrategie den grundlegenden Wert der biokulturellen Vielfalt an. Dies sind zwei Meilensteine, für die sich Slow Food seit Jahren einsetzt. Beide Strategien berühren viele wesentliche, miteinander verknüpfte Aspekte wie die Förderung der Agrarökologie, nachhaltiger Ernährung und die Notwendigkeit, die Tierhaltung nachhaltiger zu gestalten.
Dazu Marta Messa, Leiterin von Slow Food Europe in Brüssel : "Wir brauchen einen umfangreichen und langfristig gedachten Ansatz, um den Übergang zu einem wirklich nachhaltigen und widerstandsfähigen Ernährungssystem, das das Wohlergehen von Bäuer*innen, Landarbeiter*innen, Verbraucher*innen und der Umwelt respektiert, zu vollziehen. Die EU-Farm to Fork- und Biodiversitäts-strategie sind ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wir begrüßen es, dass die Strategien hervorheben, dass Landwirt*innen und Fischer*innen Teil der Lösung sind und dass sie Unterstützung benötigen, um den Übergang zur Agrarökologie zu erreichen. Insgesamt sind die Ziele und Aktionen ehrgeizig und senden ein starkes Signal für die zu erreichenden Ziele, die alle Akteur*innen des Lebensmittelsystems einbeziehen.“
Slow Food bedauert allerdings, dass die EU-Kommission die neue Gentechnik in die Farm to Fork-Strategie aufgenommen hat und das trotz des EuGH-Urteils von 2018 und der heftigen Kritik von Slow Food und vieler anderer NGOs zu diesem Thema. Dies untergräbt die in der Biodiversitätsstrategie anerkannte Tatsache, dass regionaltypische und alte Sorten und Nutztierrassen dazu beitragen können, den Verlust der biokulturellen Vielfalt (oder der genetischen Vielfalt) aufzuhalten.
Obwohl die neue EU-Biodiversitätsstrategie anerkennt, dass Vögel und Insekten auf dem Ackerland, insbesondere Bestäuber wie Bienen, "Schlüsselindikatoren für die Gesundheit der Agrarökosysteme" sind, sind die Pestizid-Reduktionsziele von 50% immer noch zu niedrig, um das rapide Sterben der Bestäuber umzukehren. Slow Food ist Teil der Europäischen Bürgerinitiative "Rettet Bienen und Bauern", die ein Reduktionsziel von 80% bis 2030 und einen vollständigen Ausstieg aus synthetischen Pestiziden bis 2035 fordert. Diese Ziele sind durchaus erreichbar, wenn Landwirt*innen angemessen entlohnt würden und einen Anreiz erhielten, die biologische Vielfalt zu bewirtschaften.
Slow Food stimmt mit der Kommission darin überein, dass die Farm to Fork- und Biodiversitätsstrategien, die Teil des Europäischen Grünen Deals sind, ein Katalysator für den EU-Konjunkturplan nach der Covid-19-Pandemie sein werden und ermutigt das Europäische Parlament und den EU-Rat, die Umsetzung beider Strategien zu unterstützen und an der Verbesserung der unten genannten Slow-Food-Forderungen zu arbeiten.
Die Strategien müssen:
Die biokulturelle Vielfalt weiter schützen und fördern, indem sie Anreize für Erzeuger*innen einführen. Die Umsetzung von Vielfalt auf dem Acker muss belohnt werden, die Registrierung von Saatgutsorten in öffentlichen Registern muss sichergestellt werden und die konventionelle Züchtung von Pflanzen und Tieren muss frei von Patentansprüchen gehalten werden;
Unterstützung der Agrarökologie durch eine Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), um kleine agroökologische Betriebe zu unterstützen; und durch die Unterstützung des agroökologischen Übergangs durch unabhängige landwirtschaftliche Beratungsdienste;
Unterstützung der Landwirt*innen bei der Entwicklung von Alternativen zu synthetischen Pestiziden, um eine 80% Reduzierung des Pestizideinsatzes bis 2030 und einen vollständigen Ausstieg bis 2035 zu erreichen;
Erstellung eines speziellen Aktionsplans zum reduzierten Konsum tierischer Lebensmittel (Fleisch, Milchprodukte und Eier) und zur Verbesserung der Art und Weise, wie diese in der EU erzeugt und konsumiert werden, um von der industriellen Landwirtschaft wegzukommen und zu einer zirkulären, extensiven Tierproduktion als Teil gemischter Landwirtschaftssysteme überzugehen;
Allen Europäer*innen agrarökologische Lebensmittel zugänglich machen, indem bis 2030 die Zahl sozial-ökologischer Systeme wie der solidarischen Landwirtschaft um 20% gesteigert wird in Europa;
Schaffung fairer Versorgungsketten und gerechter Arbeitsbedingungen für alle Landwirt*innen, Landarbeiter*innen, Lebensmittelhandwerker*innen und insbesondere für landwirtschaftliche Wanderarbeiter*innen, Jugendliche und Frauen;
Aufrechterhaltung der Entschließungen des Parlaments vom Oktober 2016 und Oktober 2017 gegen die Genehmigung genetisch veränderter Organismen (GVO) durch die Kommission und zu den Bemühungen, das Verbot des Anbaus von GVO durch die EU-Mitgliedstaaten im Einklang mit dem Ziel des Schutzes der biologischen Vielfalt, der Natur und des Bodens zu erleichtern;
Unterstützung der raschen Umsetzung des Urteils des Europäischen Gerichtshofs von 2018, in dem klargestellt wird, dass neue Techniken der Gentechnik unter die EU-Gesetzgebung über GVO fallen, und Gewährleistung, dass gentechnisch veränderte Sorten das übliche Risikobewertungsverfahren durchlaufen, rückverfolgbar sind und gekennzeichnet werden.
Mehr Informationen in der Antwort von Slow Food auf die >> Konsultationen der Kommission zur "Farm to Fork"-Strategie
Zu den finalen Dokumenten:
]]>Die anhaltenden Bauernproteste und Schnäppchenpreise großer Handelsketten gaben Anlass für die Spitzenrunde im Kanzleramt. Das Ergebnis: Die Gespräche sollen fortgesetzt, faire Beziehungen zwischen Erzeuger*innen und Handel vorangetrieben werden. Aus Sicht von Slow Food ist es gut, dass damit endlich wieder Bewegung in die Debatte über den Wert von Lebensmitteln als unseren Mitteln zum Leben sowie die Wertschätzung der Erzeuger*innen kommt. Aus den meisten wertvollen Grundnahrungsmitteln sind industrielle ‚Ramschprodukte‘ geworden. Bei einem Liter Milch für 60 Cent sind weder eine faire Entlohnung für Erzeuger*innen noch das Wohl des Tieres und hohe Qualität möglich.
Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland gehen die Debatte nicht tief und die Ergebnisse nicht weit genug: „Die politisch Verantwortlichen drehen erneut an Schräubchen. Statt die Wurzeln des Problems anzupacken, setzen sie dieses Mal beim Handel an. Natürlich trägt dieser durch Konkurrenzkampf zur Preismisere bei. Das aber ist Resultat der Herausforderung, ein viel zu großes Volumen an Lebensmitteln aus industrieller Großproduktion an die Verbraucher*innen zu bringen. Allein der Markt an tierischen Erzeugnissen ist in Deutschland von viel zu großen Mengen dominiert, was diese günstigen Preise erzwingt. Diese Mengen werden zu Bedingungen produziert, die die Bevölkerung in großen Teilen eigentlich nicht mehr will. Das kann der Handel aber nicht alleine von der Supermarktkasse aus steuern. Dafür braucht es eine Politik, die das System zukunftsfähig umgestaltet.“
Aus Sicht von Slow Food sollte die Politik eine Lebensmittelerzeugung und -weiterverarbeitung in den Mittelpunkt stellen, die gut und fair im Umgang mit der Natur, den Menschen und den Tieren ist. Damit hätte das ganze Verschwendungssystem ein Ende. Natürlich hätte eine solche Politik höhere Lebensmittelpreise und eine veränderte Ernährungsweise zur Folge. Dazu Hudson: „Wir werden als Verbraucher*innen mehr Geld für unsere Lebensmittel ausgeben müssen. Wenn wir den Planeten für die jetzige und die kommende Generationen nicht weiter zerstören wollen, kommen wir da nicht drumherum. Zugleich sollte die Politik dafür sorgen, dass Menschen mit Lohn und Rente ein lebenswertes Auskommen haben, um sich die wahren Lebensmittelpreise leisten zu können. Billigprise dürfen keine robuste Sozialpolitik ersetzen.“ Auch viele unserer Gewohnheiten werden sich verändern müssen. Bei verschiedenen Aktionen zeigt Slow Food Verbraucher*innen, dass das nicht nur mit Verlust einhergeht, sondern mit viel kulinarischem Gewinn in der Küche.
Zum Lebensmittelgipfel im Kanzleramt wurde unsere Vorsitzende Ursula Hudson gestern gleich zwei Mal im Fernsehen interviewt, und zwar im SWR und BR Fernsehen.
Link zum Beitrag auf SWR Aktuell: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/Niedrige-Lebensmittelpreise-Wir-muessen-uns-als-Verbraucher-veraendern,av-o1196618-100.html
Link zum Beitrag in der BR Rundschau: https://www.br.de/mediathek/sendung/rundschau-av:584f4c183b467900117bf25f
]]>Die EU-Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ fordert die EU-Kommission auf, eine Landwirtschaft zu unterstützen, welche die Bedürfnisse von Bäuer*innen mit denen der Natur in Einklang bringt. Ihre drei Kernforderungen lauten: erstens der schrittweise Ausstieg der EU-Landwirtschaft aus synthetischen Pestiziden, ihre Reduktion um 80 Prozent bis 2030. Bis 2035 sollen die EU-Mitgliedstaaten komplett pestizidfrei sein. Zweitens gilt es Maßnahmen zur Erholung der Biodiversität umzusetzen: Biotopflächen sollen wiederbelebt und landwirtschaftliche Flächen so gestaltet werden, dass sie die Artenvielfalt fördern. Und drittens sollen Landwirt*innen beim notwendigen Übergang zur Agrarökologie unterstützt werden.
Ziel der Initiative ist es, bis September 2020 eine Million Unterschriften von EU-Bürger*innen zu sammeln und diese der EU zu übergeben. Dann sind die EU-Kommission und das EU-Parlament dazu verpflichtet, die Forderungen der Initiative gesetzlich umzusetzen.
Seit den Anfängen der Organisation macht sich Slow Food mit Projekten wie der Arche des Geschmacks für den Erhalt der biokulturellen Vielfalt stark und fordert die Beendigung des Einsatzes von bienen- und umweltschädlichen Pestiziden und dem damit verbundenen Biodiversitätsverlust. Unter dem Motto #EchteVielfalt stellt Slow Food Deutschland das Thema Biokulturelle Vielfalt 2020 als Jahresthema ins Zentrum des Vereinsgeschehens, inhaltlich und auch im Hinblick auf Aktionen und Events.
"Nur eine nachhaltige, pestizidfreie, agrarökologische Landwirtschaft kann die biokulturelle Vielfalt erhalten, den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren und so aktuelle Klima- und Umweltherausforderungen bewältigen. Mit der Europäischen Bürgerinitiative setzen wir uns weiter dafür ein, eine nachhaltige, bienenfreundliche Landwirtschaft in ganz Europa durchzusetzen", kommentiert Mauro Pizzato, Slow-Food-Experte im Bereich Bienenhaltung.
Slow Food gehört zu den über 90 Organisationen aus insgesamt 17 EU-Ländern, die sich an der EU-Bürgerinitiative beteiligen. Der Verein ruft jede*n EU-Bürger*in auf , für eine bienenfreundliche Landwirtschaft zu stimmen und sich so für die Sicherung der eigenen und unserer aller Ernährung einzusetzen.
Unterschreiben auf der Webseite von Slow Food International:
]]>Die biologische Vielfalt und ihre intakten Ökosysteme sind Voraussetzung für das Leben auf unserem Planeten. Diese Vielfalt jedoch setzen wir durch menschliches Handeln unter Druck. Insbesondere intensive, industrialisierte Formen von Landwirtschaft und Fischerei tragen dazu bei, endliche Ressourcen zu erschöpfen, Klima und Umwelt zu schaden, fruchtbare Böden und Diversität in Meeren zu reduzieren und regional verankerte Verarbeitungsstätten, Infrastrukturen und Lebensmittel weiter aufzulösen.
Dieses Ungleichgewicht in unserer Natur ist ursächlich für den Verlust unserer Kulturlandschaften. Denn Vielfalt ist nicht nur biologisch, sondern auch kulturell: Jeder Ort der Welt hat seine eigene Kulinarik. Aus lokaler Artenvielfalt, Klima und Boden entwickeln sich spezifische landwirtschaftliche Praktiken und Küchen. Sie zeigen sich in Geschmack, Farbe und Form von Lebensmitteln und Rezepten. Für den Erhalt dieser biokulturellen Vielfalt macht sich Slow Food seit 1996 mit der Arche des Geschmacks stark und schützt inzwischen 77 Lebensmittel, Nutztierrassen, Gemüse- und Obstsorten vor dem Vergessen. Was den Passagieren das Überleben schwer macht, ist einerseits ihre vergleichsweise langsame, aufwendige Herstellung oder Aufzucht; in unserem System des ‚immer mehr, schneller und billiger‘ gelten sie als unrentabel. Andererseits sind sie oft nicht mehr bekannt. Durch Netzwerkarbeit sowie Aktionen und Verkostungen lernen die Verbraucher*innen die Passagiere wieder kennen und schätzen. Getreu dem Motto der Arche ‚Essen, was man retten will!’ können sie entsprechend wieder vermehrt erzeugt und vermarktet werde.
Die Arche wurde zum Symbol dafür, die genetische und kulturelle Vielfalt lebendig zu halten. Und jede*r Verbraucher*in kann dieses Ziel mit dem Griff zu regionaltypischen Produkten unterstützen. „Wir wünschen uns, dass die Bewahrung biokultureller Vielfalt in nicht allzu ferner Zukunft ein Akt unserer Alltagskultur ist. Zugleich muss sie ein klarer politischer Imperativ sein. Das heißt, dass die politischen Entscheidungsträger*innen dem Erhalt und der Förderung der Arten- und Sortenvielfalt Priorität einräumen, insbesondere bei der Reform der Europäischen Agrarpolitik. Initiativen wie die UN-Dekade schaffen für all das mehr Aufmerksamkeit, deswegen freuen wir uns sehr, bis einschließlich 2022 dabei zu sein,“ so Nina Wolff, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland.
]]>Über das Calendarium Culinarium
Für eine umwelt- und klimafreundliche Ernährung bilden Obst und Gemüse eine zentrale Säule. Dabei ist es wichtig, auf die saisonale Verfügbarkeit in der eigenen Region zu achten. Das Calendarium Culinarium im DinA1-Format bietet Orientierung auf einen Blick. Für die 50 wichtigsten heimischen Obst- und Gemüsesorten wird nach Monaten genau angegeben, wann sie verfügbar sind – sei es „Frisch vom Feld“ oder als „Lagerware“. Die Sorten sind mit handgezeichneten Illustrationen dargestellt, Kreise um die Zeichnungen zeigen die jeweilige Saison an.
Das Projekt folgt einer Initiative der Schweizer Slow Food Youth. Vor einigen Jahren entwarf sie das erste Calendarium Culinarium. Darauf basierend initiierte die Gruppe eine weltweite Aktion. Inzwischen gibt es Kalendarien aus verschiedensten Ländern oder Regionen, wie Schottland, Puerto Rico, Thailand und nun auch Deutschland. Das Team rund um das Calendarium Culinarium setzt sich aus Mitgliedern der Slow Food Youth Deutschland zusammen, die mit ihrem Projekt die Arbeit des Slow Food Deutschland e.V. unterstützen wollen. Deshalb fließen alle Gewinne zurück in die Vereinsarbeit, damit auch in Zukunft Bildungsprojekte, politische Kampagnen und kulinarische Entdeckungen stattfinden können.
Über Slow Food Communities
Seit dem Internationalen Kongress in Chengdu (China, September 2017) begreift Slow Food sich zunehmend als globale Bewegung, der hunderttausende Personen in mehr als 170 Ländern angehören. Eine bedeutende Organisationsform innerhalb unserer globalen Bewegung sind die Communities. Communities gibt es in allen Regionen der Welt als offene und integrative Vereinigungen. Sie bekennen sich zu den wichtigsten Zielen und Werten von Slow Food, insbesondere zur Bewahrung der biologischen Vielfalt, haben aber ein ganz konkretes gemeinsames Vorhaben, beispielsweise ein Projekt gegen Lebensmittelverschwendung, die Einrichtung eines Gartens oder ein anderes ernährungsrelevantes gemeinsames Interesse.
Zur Seite des Calendarium Culinarium gelangen Sie unter: www.calendariumculinarium.de
Weitere Informationen zu Communities finden Sie unter: www.slowfood.de/communities
]]>Bereits seit Anfang November musste ein Großteil der Gastronomie hierzulande erneut schließen. Für die meisten Betreiber*innen bedeutet das einen beinahe vollständigen Verlust ihrer Einnahmen, der weder durch vorübergehende Abhol- und Lieferservice noch durch die Hilfsprogramme in Gänze aufgefangen wird. Sollte dieser Lockdown verlängert werden, wird es insbesondere für einige kleinere Betriebe existenzbedrohend.
Eine Umfrage unter den Mitgliedern des Köch*innen-Netzwerks von Slow Food, der Chef Alliance zeigt deutlich: Die Lage ist angespannt; finanzielle Reserven sind aufgebraucht; neue Kredite müssen aufgenommen, laufende verlängert werden; Hygienekonzepte sind zunichte gemacht. Die Mitarbeitenden können selbst mit Kurzarbeitergeld ihren Lebensunterhalt kaum mehr bestreiten. Immer mehr Fachkräfte verlassen die Gastronomie. Hinzu kommt, dass lokale Wertschöpfungsketten unterbrochen sind. Jens Witt, Leiter der Chef Alliance, warnt: „In unseren lokalen Netzwerken arbeiten wir sehr eng und vertrauensvoll mit unseren Partner*innen zusammen. Manche Erzeuger*innen sind so klein und spezialisiert, dass sie von einzelnen Gastronomiebetrieben abhängen. Die Schließungen werden dadurch auch für sie unverschuldet zu einer Gefahr.“ Das wird in der bisherigen Debatte kaum berücksichtigt, obwohl die Pandemie gezeigt hat, wie wichtig funktionierende lokale Netzwerke für die Versorgungssicherheit sind.
Die ohnehin seit Beginn der Krise prekäre finanzielle Situation von Gastronom*innen wird durch die Bemessungsgrundlage und bürokratischen Hürden aktueller Überbrückungshilfen sowie die fehlende Planungssicherheit erschwert. „Während wir die Hilfen erst seit wenigen Tagen beantragen können, sind unsere laufenden Kosten bereits abgebucht. Alle, die durch den Lockdown praktisch mit einem ‚Berufsverbot‘ belegt werden, müssten unbürokratisch eine Grundsicherung erhalten. Hinzu kommt die fehlende Perspektive. Das Vertrösten von Woche zu Woche ist fatal. Wenn wir wissen, dass es mindestens drei Monate dauert, könnten wir anders planen. So ist es ein Sterben auf Raten,“ fürchtet Bernhard Wolf, von machtSINN im bayerischen Holzkirchen. Er ist einer von inzwischen 50 Köch*innen der Chef Alliance, die die Hilfsgelder für November selbstverständlich begrüßen. Diese aber sind ein Tropfen auf dem heißen Stein, der teils laufende Kosten, nicht aber die verloren gegangenen Gewinne abdeckt. Letztere können zu keinem Zeitpunkt aufgeholt werden. Im Fall einer Fortführung des Lockdowns fordert Slow Food eine kritische Prüfung bestehender Maßnahmen in Hinblick auf die Gastronomie und mittel- und langfristiger Hilfen für die Betriebe und ihrer Netzwerke; beispielsweise:
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>> Solidarität leben: Einkaufsmöglichkeiten während der Pandemie
>> Zur Chef Alliance
>> Zum Genussführer
Milch ist nicht gleich Milch. Denn die unterschiedlichen Herstellungs- und Weiterverarbeitungstechniken entscheiden darüber, ob und wie frisch sie wirklich ist und wie sie schmeckt. Die Art der Erzeugung wirkt sich außerdem höchst unterschiedlich auf Tierwohl, Umwelt und Klima aus. Milchen von Kühen aus Weidehaltung, idealerweise aus mutter- oder ammengebundener Kälberaufzucht, mit geringer Verarbeitungstiefe und verkürzten Produktionsketten, haben insgesamt eine erheblich positivere Bilanz als ihre industriellen Pendants von Hochleistungskühen.
Die Kriterien für Milch und Milcherzeugnisse im Sinne von „gut, sauber, fair“ hat Slow Food 2019 in seiner Studie >> "Umweltgerechtigkeit und Nachhaltigkeit in der Milchwirtschaft" veröffentlicht. Unter anderem sind die Betriebe, die als Praxisbeispiele für nachhaltige Milchwirtschaft daran mitgewirkt haben, auf der neuen >> Milchlandkarte verzeichnet. Sie erleichtert den Bezug guter Milch und unterstützt ihre Erzeuger*innen. Die Regionalgruppen von Slow Food ergänzen künftig weitere Höfe. Ziel ist es, möglichst viele Ecken Deutschlands abzudecken.
Slow Food bringt Verbraucher*innen u.a. bei Milchquerverkostungen auf den Geschmack guter Milch. Sie erfassen mit ihren Sinnen die geschmacklichen Welten, die zwischen industrieller und naturbelassenen Milchen liegen. Idealerweise entwickeln sie die Bereitschaft, Milch(-produkte) mehr wertzuschätzen, ihr Einkaufsverhalten umstellen und angemessene Preise für Milch zu zahlen. Gleichzeitig fordert Slow Food die Politik dazu auf, die Rahmenbedingungen für den Vertrieb und Zugang zu naturbelassenen Milchen zu schaffen. In Deutschland ist dies erschwert. Vorzugsmilch gibt es z.B. nur selten, weil sich wenige Milchbetriebe den strengen Anforderungen unterziehen. Rohmilch darf dagegen nur direkt ab Hof verkauft werden, etwa über sogenannte Milchtankstellen. Verbraucher*innen in urbanen Räumen haben somit einen sehr beschränkten Zugang zu diesen Milchen. Zum Weltmilchtag 2020 bekräftigt Slow Food die Forderungen aus seiner >> Grundsatzerklärung zur Rohmilch. Der Erwerb von unbearbeiteter Milch soll einfach und unbürokratisch gestaltet und gefördert werden. Nur das gewährt Verbraucher*innen bundesweit Wahlfreiheit beim Einkauf.
>> Verschiedene Milchen im Vergleich und Aufschlüsselung des „Frische“-begriff bei Milch.
>> Pflanzendrinks: Begleiter einer planetengerechten Ernährung
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Der Weltmilchtag am 1. Juni wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Internationalen Milchwirtschaftsverband (IDF) ins Leben gerufen und wird in über 30 Ländern veranstaltet.
]]>"Durch die Schließungen der Restaurants und die Kontaktbeschränkungen war es unseren über 500 ehrenamtlichen Tester*innen in den vergangenen Monaten schlichtweg nicht möglich, Lokale zu besuchen und zu bewerten. Daher ist unsere Arbeit erheblich ins Stocken geraten“, erklärt Wieland Schnürch, Leiter des Herausgeberteams, die Lage.
Um den Ausfall der neuen Genussführer-Ausgabe ein Stück weit zu kompensieren und Handel sowie Gastronomie zu unterstützen, hat sich der oekom verlag entschieden, die aktuelle Ausgabe 2019/20 künftig für die Hälfte des Preises anzubieten. „Das erhöht die Verkaufschancen und hilft somit hoffentlich auch unseren Genussführer-Lokalen“, hofft oekom-Vertriebsleiterin Christine Burk. „Zumal gerade jetzt viel mehr Leute ihren Urlaub in Deutschland verbringen,“ so Burk.
„Die Gastronomie zählt zu den Branchen, die am stärksten unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden“, betont auch Wieland Schnürch. „Sie spielt zugleich eine entscheidende Rolle dabei, unser aktuelles Lebensmittelsystem in ein besseres zu überführen.“ Deswegen sei es wichtig, die Gastronom*innen, die sich für ihre Region verantwortlich zeigen und in lokalen Netzwerken engagieren zu unterstützen – insbesondere in diesen Zeiten.
Der seit 2013 von Slow Food Deutschland herausgegebene Slow Food Genussführer konnte sich in den letzten Jahren sehr erfolgreich auf dem dritten Verkaufsrang in der Riege der bekanntesten Restaurantführer etablieren und erscheint seit 2015 in zweijährigem Rhythmus. Sein Ziel ist es, „einfachere“ Gasthäuser und Restaurants in Deutschland vorzustellen, die fest in ihrer Region verankert sind, köstliches aus regionalen Zutaten zubereiten, die Slow-Food-Prinzipien „gut, sauber, fair“ tagtäglich umsetzen, auf Geschmacksverstärker und „Convenience“ verzichten und ihre Gäste mit einem einladenden Ambiente und Service begrüßen.
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Mehrere Wochen blieb im Frühjahr 2020 die Gastronomie geschlossen. Im Mai öffneten die meisten Restaurants wieder für ihre Gäste. Doch blieben Normalität sowie eine spürbar wirtschaftliche Entspannung aus; der Verdienstausfall war größtenteils nicht aufzuholen. Zugleich betrieben die meisten Gastronom*innen einen erheblichen Aufwand, um die Vorschriften für Hygiene und Abstand einzuhalten. Ihr Ziel: Das eigene Personal und die Gäste zu schützen und ihr wirtschaftliches Überleben zu sichern. In dieser ohnehin prekären Lage treffen die erneuten Corona-Beschränkungen für den Monat November, die Bund und Länder gestern beschlossen, die Gastronomie besonders hart. Als finanzielle Kompensation erhalten sie bis zu 75 Prozent der Umsätze, die sie gegenüber dem Vorjahr (November 2019) erzielt haben.
Für Slow Food Deutschland steht außer Frage, dass politische Entscheidungen zur Eindämmung der Pandemie getroffen werden müssen, verbunden mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einschnitten. Doch blickt der Verein sorgenvoll auf den jüngsten Beschluss, Betriebe auf null herunterzufahren. „Wir müssen als Gesellschaft an einem Strang ziehen und da ist auch die Gastronomie gefordert. Deswegen haben sich die meisten Gastronom*innen in Deutschland seit Ausbruch der Krise flexibel und kooperativ gezeigt. Vielerorts entwickelten sie funktionierende Hygienekonzepte, um sicherzustellen, dass Restaurants und Cafés nicht zu ‚Corona-Hotspots‘ mutierten. Die erneuten Maßnahmen gehen nun zu ihren Lasten und zwar genau in den Wochen, in denen normalerweise das Weihnachtsgeschäft anläuft. Es droht ein gewichtiger Teil der Gastronomie und unserer kulturell-kulinarischen Zukunft wegzubrechen. Wir brauchen wirksame Lösungen, dies zu verhindern“, erklärt Jens Witt, Leiter der Chef Alliance bei Slow Food Deutschland. Unbeachtet in der bisherigen Diskussion blieben außerdem die Lieferant*innen der Restaurants. Auch sie sind unmittelbar von den Schließungen betroffen.
Slow Food fordert von der Politik, dass die versprochene finanzielle Unterstützung schnell und unbürokratisch fließt; dass ihre Höhe für einzelne Betriebe, die schon jetzt vor dem wirtschaftlichen Aus stehen, aufgestockt wird. Sollte die schwierige Lage auch nach November anhalten, sollten die Maßnahmen überprüft statt blindlings verlängert werden. Slow Food fürchtet, dass die Situation besonders die kleinen, zukunftsfähig arbeitenden Gastronom*innen trifft, von denen viele Teil des Slow-Food-Netzwerkes sind, wie die der Chef Alliance und des Genussführers. Denen gebührt ein besonderer Schutz: Wirt*innen und Köch*innen, die sich für regionale und ökologische Landwirtschaft und Wertschöpfung verantwortlich zeigen. An Verbraucher*innen appelliert Slow Food, gerade im November so weit wie möglich die zur Verfügung stehenden Angebote der Gastronomie zu nutzen, um sie zu unterstützen.
>> Solidarität leben: Einkaufsmöglichkeiten während der Pandemie
>> Zur Chef Alliance
>> Zum Genussführer
Ihre Vielfalt an Geschmäckern, Aromen, Farben und Formen verdanken die Hülsenfrüchte dem lokalen Klima, den Böden sowie den vielen verschiedenen Zubereitungstechniken. Weltweit gibt es 18.000 Hülsenfruchtsorten, die an ihren jeweiligen Standorten einen wichtigen Beitrag für die biokulturelle Vielfalt leisten. Verbraucher*innen, die sich ressourcenschonend und ausgewogen ernähren möchten, liegen mit Hülsenfrüchten richtig. Sie geben nicht nur uns Menschen Energie, sondern tragen in der Landwirtschaft zu einem gesunden, fruchtbaren Boden bei. Bienen und anderen Bestäubern sind sie eine wichtige Nahrungsquelle.
Für Slow Food gehören Hülsenfrüchte schon jetzt zu den echten „Superstars“, weshalb der Verein tatkräftig zu ihrer Popularität beiträgt. Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland e.V.: „Aufgrund der planetaren Grenzen kommen wir nicht umhin, viele unserer Essgewohnheiten zu verändern. Der Verzicht auf die großen Mengen an tierischen Erzeugnissen ist dabei am allerwichtigsten. Deshalb spielen Hülsenfrüchte mit ihrem hohen Eiweißgehalt für unseren Speiseplan der Zukunft eine essentielle Rolle, begleitet von Obst und Gemüse. Und da sie sich so großartig vielfältig zubereiten lassen, sind sie kein trostloser Ersatz, sondern ein echter kulinarischer Zugewinn.“ Slow Food macht sich mit Projekten und Veranstaltungen dafür stark, regionale ökologische Wertschöpfungsketten für Hülsenfrüchte wieder auf- und auszubauen. Da Hülsenfrüchte für Menschen weltweit eine wichtige Nahrungsquelle sind und bleiben sollten, engagiert Slow Food sich dafür, dass sie auf dem Teller der Menschen statt im Futtertrog für die Massentierhaltung landen.
Slow Food ist es außerdem wichtig, die Vielfalt der Hülsenfrüchte zu bewahren. Unter dem Schutz der „Arche des Geschmacks“ – ein Projekt, mit dem der Verein vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen, Gemüse- und Obstsorten rettet – stehen in Deutschland vier Hülsenfruchtarten: Ahrtaler Kökjse, Alblinse, Kesselheimer Zuckererbse, Paas Lintorfer Frühe. Das Nachbarland Italien, das „Geburtsland“ von Slow Food, listet knapp 90 verschiedene Arten von Hülsenfrüchten.
>> Am Abend in Berlin nimmt Cecilia Antoni, Gründerin von BeanBeat und ausgewiesene Hülsenfrucht-Expertin, die Gäste mit auf eine Geschmacksreise zu heimischen Hülsenfrüchten. U.a. gibt es: Falafel aus Ackerbohnen, Körnererbsen-Dip/Hummus, Salat-Variation aus Wintererbsen, Ackerbohnen-„Cantuccini“, geröstete Ackerbohnen als Snack. Garniert wird das Ganze mit viel Wissenswertem. Dabei wird Antoni begleitet von Elisabeth Berlinghof von Slow Food Youth Deutschland.
>> Mehr zum Thema biokulturelle Vielfalt #Echte Vielfalt
]]>Zukunftsfähig arbeitende Gastronom*innen wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen und stellen durch den direkten Kontakt zu ihren Lieferant*innen sicher, dass der Weg zum Ursprung ihrer Lebensmittel transparent und für ihre Gäste nachvollziehbar ist. Diese Art der ‚Netzwerkgastronomie‘, die Erzeuger*in, Gastronomie und Endverbraucher*in miteinander ins Verhältnis setzt, ist zukunftsweisend. Indem die Köch*innen vielfältige und regionaltypische Sorten und qualitativ hochwertige Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung und ökologischem Anbau auswählen und kurze Transportwege bevorzugen, tragen sie maßgeblich zum Erhalt der biokulturellen Vielfalt und zur Ernährungswende bei.
Dazu Slow Food Deutschland Vorsitzende Ursula Hudson: „Die Netzwerkgastronomie hatte es schon vor der Corona-Krise schwerer als ihre Konkurrenz in der Systemgastronomie oder im Fast-Food-Sektor, allein durch ihre Bereitschaft, für gute Erzeugnisse faire Preise zu zahlen. Slow Food fordert deshalb gezielte Unterstützung und Förderung für Gastronom*innen, die durch ihr Handeln zum Schutz des Klimas sowie dem Erhalt und Ausbau lokal verorteter, ökologischer Lebensmittelerzeugung, der biokulturellen Vielfalt und des kulinarischen Erbes beitragen“.
Genau diese Wirtschaftsweise verkörpern die Mitglieder der Slow Food Chef Alliance, die ihre Gäste zum Tag der nachhaltigen Gastronomie zu einem besonderen Erlebnis in ihre Restaurants einladen.
Hinweis zu einem Restaurantbesuch zum „Tag der nachhaltigen Gastronomie“: Menüabend im Restaurant Hobenköök in Hamburg
In Hamburg findet zum Tag der nachhaltigen Gastronomie ein Menüabend in der Hobenköök statt, bei der die Slow Food Chef Alliance Mitglieder Sebastian Junge, Luka Lübke, Thomas Sampl, Barbara Stadler, Jochen Strehler und Jens Witt jeweils einen Gang zubereiten und ihre Lieferant*innen in digitalen Portraits vorstellen. Dieser Wertschätzung dem eigenen Netzwerk gegenüber schließen sich bundesweit viele der insgesamt 46 Mitglieder der Chef Alliance an. Sie bereiten ein Gericht oder ein Menü rund um einen oder mehrere ihrer regionalen Lieferant*innen zu. Per Livestream werden CA-Köch*innen aus anderen Orten in die Hobenköök zugeschaltet.
>> Mehr über den Restaurantbesuch in der Hobenköök
]]>Caroline Barth (27) aus Berlin, Anna Christ (23) aus Stuttgart, Nelia Häuser (23) aus Berlin sowie Janina Hielscher (29) und Henry Rayher (26) aus Münster bilden für ein Jahr das Leitungsgremium von Slow Food Youth (SFY). Sie decken damit die ganze fachliche und biographische Bandbreite der ‚Jugendorganisation‘ von Slow Food in Deutschland ab. Während Janina Hielscher bereits den vergangenen zwei Leitungsgremien angehörte, sind ihre vier Mitstreitenden neu an Bord. Was sie eint: Der Wunsch, eine Wende in Deutschland und der Welt hin zu einem ganzheitlichen Ernährungssystem voranzutreiben sowie das Engagement und die Liebe zu nachhaltigen Lebensmitteln und die Wertschätzung echten Lebensmittelhandwerks. Um dies weiter in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu tragen, bringt das neue Team verschiedene Voraussetzungen mit: Janina Hielscher, Anna Christ und Nelia Häuser haben die Slow Food Youth Akademie absolviert, ein interaktives Weiterbildungsprogramm für den Nachwuchs in Handwerk, Gastronomie, Land- und Ernährungswirtschaft. Henry Rayher und Caroline Barth haben praktische Erfahrungen im Käser- und Lebensmittelhandwerk, Janina Hielscher und Henry Rayher sind Ökotropholog*innen.
„Bei Slow Food Youth geht es für mich um die ganze Wertschöpfungskette, zunächst wollen wir alles wissen, wie geht es den Menschen, die unser Essen produzieren, wie werden die Tiere behandelt und welche Auswirkungen hat unser Lebensmittelsystem auf die Natur“, sagt die Berlinerin Nelia Häuser. „Mit diesem Wissen fordern wir dann eine Ernährungswende, da wir im Einklang mit allen Menschen, Tieren und der Natur leben wollen.“ Dabei motiviert sie vor allem die Möglichkeit, über SFY in Netzwerken arbeiten zu können. „Egal ob auf dem Weinberg oder auf dem Acker, in Gemeinschaft packe ich gerne mit an und freue mich deshalb auf die Aufgaben in meiner neuen Leitungsrolle, die ich gemeinsam mit einem tollen Team angehen darf“, sagt Henry Rayher.
Interne wie externe Netzwerke möchten die Leitungsmitglieder im kommenden Jahr weiter ausbauen. Dazu passt, dass sie alle tief in der Bewegung für nachhaltige Land- und Lebensmittelwirtschaft verankert sind: Ob als Akademie-Alumni oder als Mitstreiter*innnen von Fridays for Future und des „Wir haben es satt“-Bündnisses. „Ich möchte die Menschen aus dem Netzwerk weiter kennenlernen, aber mich auch mit anderen Organisationen vernetzen. Ich möchte mehr Wissen über die Missstände im Ernährungssystem erlangen und gemeinsam politische Aktionen planen, um die Politik und Wirtschaft zu einem nachhaltigen Kurs zu bewegen”, sagt Nelia Häuser. Die politischen Entscheidungsträger*innen sieht SFY in der Pflicht, die Basis für einen Lebensmittelgenuss zu schaffen, der die Grenzen des Planeten wahrt.
Aktionsformate, die SFY ehrenamtlich auf die Beine stellt sind u.a.: Schnippeldiskos, Eat-Ins und Film-Festivals. Sie sind kulinarischer und politischer Protest zugleich.
Weitere Informationen zur Slow Food Youth Leitung finden Sie >>hier
]]>Der Markt für Fleisch ist in Deutschland von viel zu großen Mengen, viel zu niedrigen Preisen und viel zu wenigen, dafür zu großen Unternehmen dominiert. Deren gnadenloser Preiskampf um das Billigfleisch wird auf dem Rücken von Mensch, Tier und Umwelt ausgetragen. Corona führt diese unwürdige, aber politisch geduldete Praxis nun öffentlich vor. Slow Food begrüßt, dass die politisch Verantwortlichen jetzt rechtliche Konsequenzen ankündigen. Zugleich warnt der Verein davor, das bestehende System nur partiell auszubessern statt die Versäumnisse der letzten Jahre zu korrigieren. Handwerklich arbeitende Schlachtbetriebe wurden systematisch eliminiert und die Entfremdung zwischen Mensch und Mensch sowie Mensch und Tier in den Megafabriken institutionalisiert. Für ‚Fairness‘ gegenüber den Menschen, die unsere Lebensmittel erzeugen, ist an diesen Orten kein Platz. Für Slow Food aber spielt ‚Fairness‘ eine essentielle Rolle in der Bewertung von Lebensmitteln und ihren Produktionsbedingungen. Der Verein fordert geschmacklich, gesundheitlich und ökologisch einwandfreie Lebensmittel, die zu fairen Bedingungen für Mensch und Tier erzeugt, weiterverarbeitet, gehandelt und zubereitet werden.
Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Die aktuellen Skandale sind ein erneuter Weckruf, die alten Muster nachhaltig zu überwinden. Statt Mensch und Tier in ein System hineinzupressen, in das sie nicht passen, müssen wir Strukturen fördern, die ihre Bedürfnisse respektieren. Dafür müssen wir bei Haltung, Schlachtung, Handel und Konsum die Größen und Mengen reduzieren. Das erfordert jetzt mehr denn je eine konzertierte und glaubwürdige Strategie der zuständigen Ministerien. Mit zu viel Freiwilligkeit, zu langen Übergangsfristen wie aktuell bei der Kastenstandhaltung, sowie der Idee, Tierwohl ließe sich allein mit marginal höheren Lebensmittelpreisen erreichen, kommen wir nicht ans Ziel.“
Slow Food wird genau verfolgen, was nach der Empörungswelle an Auflagen und Gesetzen tatsächlich verabschiedet wird. Planeten-, Tier- und Menschenwohl mit Wirtschaftlichkeit zu vereinbaren, muss der Maßstab sein. Dazu gehören gute, saubere, faire Arbeits- und Lebensbedingungen für jede*n einzelne*n Arbeiter*in. „Bei Slow Food möchten wir die Menschen, die für unser Essen gearbeitet haben, nicht nur kennen, sondern ihnen auch mit gutem Gewissen in die Augen schauen können. Für mich schließt das mit ein, sicher sein zu können, dass sie fair bezahlt wurden und ihre Arbeit unter Bedingungen verrichten konnten, bei der sie keinen Schaden an Leib und Seele genommen haben. Und das gilt für alle Produktionszweige, nicht nur für Fleisch“, so Hudson entschieden.
Weitere Informationen:
]]>Als Frischmilch darf heute im Prinzip alles außer H-Milch und Kondensmilch bezeichnet werden. Deswegen findet sich der Frische-Begriff inflationär auf Packungen und weckt bei Verbraucher*innen ein gutes Gefühl und besseres Gewissen. Dabei ist die Frischmilch aus dem Kühlregal meist schon „alt“ und durch den hohen Bearbeitungsgrad das Gegenteil von naturbelassen. Allein bis die Milch vom Hof in der Molkerei landet, dauert es in der Regel zwei bis drei Tage. Dort beginnt ihre Verarbeitung. Durch das Pasteurisieren – ein kurzzeitiges Erhitzen auf 72°C – werden mögliche Keime abgetötet und die Haltbarkeit der Milch auf sieben bis zehn Tage erhöht. Aus Sicht von Slow Food dürfte nur diese pasteurisierte Milch neben der Roh- und Vorzugsmilch als Frischmilch verkauft werden. Usus aber ist, dass die sogenannte, hochverarbeitete ESL-Milch („Extended Shelf Life“/„verlängertes Regalleben“) sich ebenfalls Frischmilch nennen darf und traditionell hergestellt Frischmilch aus den Regalen zunehmend verdrängt hat. Für den Handel ist sie ein großer Vorteil, weil sie nicht innerhalb weniger Tage abverkauft werden muss und auf Vorrat gelagert werden kann. Erst spezielle Techniken – teilweise oder vollständige Erhitzung auf Temperaturen von 120 bis 130°C sowie die Mikrofiltration – machten es möglich, dass Milch bis zu drei Wochen haltbar ist. Konnte eine solche Milch bis 2009 den fragwürdigen Zusatz „länger frisch“ tragen, darf es nach einer Selbstverpflichtung der Milchindustrie und des Handels inzwischen nur noch „länger haltbar“ lauten. Irreführend bleibt: „Frische Milch“ darf draufstehen, da „frisch“ in der EU nur aussagt, dass ein Produkt nicht verdorben ist. Aus Sicht von Slow Food ist das eine klare Verbrauchertäuschung.
Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland e.V.: „Was im Handel als ‚Frischmilch‘ verkauft wird, hat den Namen kaum noch verdient. Viele Verbraucher*innen sitzen dem Irrtum auf, dass sie Milch kaufen, die statt mehrerer Wochen maximal ein paar Tage alt ist. Wo Frische drauf steht erwarten sie Frische drin. Denn in unserem Alltagsverständnis ist der Frischebegriff an kurze Zeitfenster gekoppelt. Hier muss die Politik eine klare Kennzeichnung sicherstellen. Für eine Lösung könnten wir beispielsweise dem dänischen Vorbild folgen und bei Trinkmilch garantieren, dass zwischen dem Abholen ab Hof durch den Milchsammelwagen und der Abgabe an den Handel nicht mehr als 24 Stunden vergangen sind. Zusätzlich zum Mindesthaltbarkeitsdatum weisen die Dänen das Datum der Abgabe der Milch durch die Molkerei an den Handel aus. Das wäre ein Pluspunkt in Richtung Frische. Zwar kann Milch auch in 24 Stunden hochverarbeitet werden, aber die Notwendigkeit einer solchen Verarbeitung und die Möglichkeit das wahre Alter der Milch zu verschleiern würden sinken“.
Weitere Informationen zu:
>> Jahresthema Milch #GuteMilch
>> Slow-Food-Positionspapier Rohmilch
>> Slow-Food-Studie des Umweltbundesamtes (UBA) „Umweltgerechtigkeit und Nachhaltigkeit in der Milchwirtschaft“
Unsere Ernährung ist ins Zentrum des politischen und gesellschaftlichen Interesses gerückt. Denn sie ist gemeinsames Leitthema der drei großen Krisen, die das Leben der Menschen weltweit bestimmen: die Klimakrise, der Biodiversitätverlust und die Corona-Pandemie. Als zivilgesellschaftlicher Akteur der Ernährungswende setzt Slow Food sich für die Bewältigung aller drei Krisen ein, wobei für die Bewegung die alles entscheidende Lösung in der größeren Wertschätzung und dem Erhalt der biokulturellen Vielfalt liegt. Biodiversität ist die Grundlage für die Stabilität des Lebens auf der Erde und sichert unsere Ernährung. Deshalb steht sie zwischen Oktober 2020 und März 2021 im Fokus der Vereinsaktivitäten zu Terra Madre in Deutschland.
Für Slow Food ist Vielfalt nicht nur biologisch, sondern auch kulturell: Aus lokalen Sorten und Arten, Klima und Böden entwickeln sich landwirtschaftliche Praktiken, kulinarische Traditionen und Begrifflichkeiten, die unser soziokulturelles und wirtschaftliches Miteinander prägen. Wollen wir unterschiedliche Geschmäcker, Aromen, Farben und Formen genießen und Rezepte, die wir mögen bewahren, dann müssen wir die biologische Vielfalt, das Netzwerk des Lebens, schützen. Auch als Gesellschaft in Netzwerken zu denken und zu handeln, ist dafür Voraussetzung. Das digitale Format des diesjährigen Terra Madre Salone del Gusto ermöglicht es, noch mehr engagierte Menschen weltweit miteinander zu verbinden. Unter dem Motto „Denken, schmecken, Welt bewegen“ können Verbraucher*innen Online-Angebote wie Vorträge, Workshops, Verkostungen sowie Präsenzveranstaltungen wahrnehmen, sich informieren, mitdiskutieren, Vielfalt mit ihren Sinnen erkunden. Dafür bringt SFD gemeinsam mit seinen über 80 Regionalgruppen Verbraucher*innen mit Expert*innen aus Landwirtschaft, Fischerei, Handwerk, Gastronomie und Wissenschaft zusammen.
In Deutschland startet Terra Madre am 8.10. in Berlin. Vertreter*innen der Organisationen Slow Food Deutschland, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Good Food Good Farming!-Bündnis und Hauptstadtgarten.de diskutieren ihre Forderungen an die Politik, Rahmenbedingungen und Anreize für Vielfalt auf dem Acker und auf dem Teller zu schaffen. Denn biokulturelle Vielfalt ist politisch, ihr Schutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dazu Nina Wolff, amtierende SFD-Vorsitzende: „Als Bewohner*innen eines Planeten, der sich zunehmend als Patient darstellt, erkennen immer mehr Menschen die große Bedeutung unserer Ernährungsweise, vor allem aber auch der Weichenstellungen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU, für den Schutz unserer Vielfalt. Die hohe Aufmerksamkeit und das Problembewusstsein möchten wir als Chance für einen Wandel nutzen. Gemeinsam mit anderen wichtigen Akteur*innen der Ernährungswende werden wir an diesem Abend Ziele und Wege hin zu einer wirklich zukunftsfähigen Ernährungspolitik ausloten“.
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>> Zum Programm von Terra Madre Salone del Gusto
>> Zu den geplanten Veranstaltungen in Deutschland
>> Informationen und Details zur Auftaktveranstaltung in Berlin
Das Gut Kreisau, auf halbem Wege zwischen Breslau und der tschechischen Grenze, steht beispielhaft für die polnisch-deutsche Aussöhnung. Einerseits als historischer Ort des Widerstands gegen den Nationalsozialismus, andererseits als internationale Jugendbegegnungsstätte im Geiste der Aussöhnung. Slow Food Deutschland und die Stiftung Kreisau rufen genau hier eine Initiative polnisch-deutscher Freundschaft ins Leben: einen Lerngarten, der jungen Erwachsenen den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln in Theorie und Praxis vermittelt. Inhaltlich geht es insbesondere um den Erhalt und die zukunftsgerichtete Weiterentwicklung saisonaler und regionaler Erzeugungstechniken entsprechend den Jahreszeiten.
Für die Arbeit vor Ort entwickeln Slow Food Deutschland und die Stiftung Kreisau Lehrmaterialien, welche die Jugendlichen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit unserem Ernährungssystem und Konsumverhalten befähigen. Dazu Andrea Lenkert-Hörrmann, Projektkoordinatorin bei Slow Food Deutschland: „Globale ökologische Herausforderungen wie der Klimawandel können wir nur im internationalen Austausch bewältigen. Unser zukünftiges kulinarisches Miteinander spielt hierbei eine wichtige Rolle“. Im Zentrum des Austauschs stehen daher auch traditionelle proökologische Techniken und Methoden aus Polen, die das Repertoire an alltagsnahen Ideen in Deutschland bereichern. Althergebrachte Ansätze ressourcenschonenden Wirtschaftens aus einer nach wie vor bestehenden Nutzgartenstruktur in Polen können - innovativ angepasst und modernisiert - frische Impulse für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem eröffnen. Entsprechend vermittelt das Projekt, unsere Lebensmittel in Beziehung zu Mensch und Tier, Natur und Umwelt sowie Kultur und Tradition zu setzen, ihre Herkunft wertzuschätzen und zugleich für eine enkeltaugliche Zukunft neu zu beleben.
Das Material unterstützt die internationalen Jugendgruppen und Schulklassen aus der Umgebung dabei, den angelegten Garten gemeinsam auszugestalten und lebendig zu halten. In einem Küchenlabor üben die Schüler*innen sich in der kulinarischen Umsetzung zukunftsfähiger Ernährung. Eine zweisprachige Publikation der Projektträger wird Rezepte und gärtnerische Erfahrungen als saisonalen Kalender bereitstellen. Im Fokus stehen alte und selten gewordene Obst- und Gemüsesorten, die im industrialisierten Lebensmittelsystem vom Verschwinden bedroht sind. Das Projekt läuft bis Anfang 2022; 2020 entsteht der erste Teil des Gartens.
]]>Obwohl Brot in Deutschland zu den beliebtesten Grundnahrungsmitteln zählt, droht den Verbraucher*innen gerade hier der Verlust von Vielfalt. Dazu trägt der Strukturwandel im Lebensmittelhandwerk bei, infolgedessen immer mehr Betriebe schließen. Handwerkliches Wissen und regionale Strukturen der Lebensmittelversorgung gehen verloren. Traditionsbäckereien werden durch Backshops, Discounter-Backstuben und Supermarktregale mit abgepacktem Industriebrot ersetzt. Aufbackware wird als ‚Handwerk‘ verkauft obwohl es keines ist. Ähnlich kritisch sieht es mit ‚guter‘ Butter aus. Sie entsteht mithilfe handwerklich arbeitender Molkereien und Bäuer*innen, die ihre Kühe wesensgemäß halten, statt durch industrielle Schnellverfahren.
Slow Food möchte Verbraucher*innen für ‚echtes‘ Handwerk begeistern und zeigen, was gutes Brot und gute Butter ausmachen, welches Wissen und welche Verfahren es dafür braucht. Die Frage nach dem Ursprung ist dabei entscheidend. Denn Rohstoffe sowie Verarbeitung und Vertrieb wirken sich auf Geschmack und Genuss, auf Umwelt und Klima gleichermaßen aus. Ein Brot beispielsweise braucht aus Sicht von Slow Food nur wenige, aber hochwertige Zutaten – angefangen beim verwendeten Getreide über Nüsse bis hin zu Ölen. Eine ausreichende Länge der Teigführung trägt maßgeblich zur Bekömmlichkeit bei. Und diese Auswahl von Zutaten und Verfahren erfordert vor allem den Menschen und sein Wissen statt standardisierte Maschinen.
Das Wissen um ‚gute‘ Erzeugnisse erwächst aus der praktischen Arbeit und der Leidenschaft fürs Handwerk und muss fair bepreist sein. Slow Food hält dafür eine größere Nähe zwischen Handwerker*innen und Verbraucher*innen für essentiell. Dazu Nina Wolff, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Je besser Verbraucher*innen den mit der Wertschöpfung verbundenen Aufwand kennen und den Genuss ‚guter‘ Grundnahrungsmittel mit den eigenen Sinnen erfahren haben, desto größer ist die Bereitschaft, einen angemessenen Preis zu zahlen. Damit einher geht nach unserer Erfahrung oft die Einsicht, dass weniger mehr ist – also eine größere Wertschätzung für Qualität. Bei Slow Food versuchen wir deshalb immer wieder die Brücke zwischen Erzeuger*in und Verbraucher*in zu schlagen. Seit der Corona-Pandemie wächst das Bedürfnis vieler Menschen, wissen zu wollen, woher ihre Lebensmittel kommen. Dem wollen wir gerecht werden.“
Am diesjährigen Tag des Butterbrots treffen Vertreter*innen von Slow Food Deutschland mit Verbraucher*innen und Handwerker*innen in der Bäckerei Erbel im mittelfränkischen Dachsbach zusammen, um sich auszutauschen und Brote sowie Milcherzeugnisse zu verkosten.
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]]>Die globale Überfischung stellt laut Weltbiodiversitätsrat den gravierendsten Eingriff in die marinen Ökosysteme dar. Die Fangmengen und der Konsum an Fisch übersteigen seit Langem die natürliche Produktivität unserer Meere und Ozeane. Der Klimawandel verschärft diese ohnehin kritische Situation. Erschwerend hinzu kommt die aktuelle Corona-Pandemie. Sie erhöht den Druck auf die Fischerei, sowohl in der Industrie als auch im Handwerk. Viele Betriebe mussten ihre Arbeit einstellen und sind harschen wirtschaftlichen Einbußen ausgesetzt, weil ihnen die Abnehmer*innen aus Gastronomie und Handel wegbrechen und (globale) Handelsströme unterbrochen sind. Wie viel und welcher Fisch 2020 auf unseren Tellern landet ist ungewiss. Einige Menschen beginnen in dieser Situation kleine handwerkliche Fischereien mehr wertzuschätzen, die sie durch Direktvermarktung versorgen.
Die aktuellen Umstände verstärken die ohnehin dringlich erforderliche Neuausrichtung der Fischereimanagements. Aus Sicht von Slow Food und Fair Oceans ist es erst dann zukunftsfähig, wenn Gewinne nicht mehr über Meeres- und Klimaschutz sowie eine widerstandsfähige lokale Versorgungssicherheit gestellt werden. Die Organisationen fordern von der Bundesregierung am End of Fish Day 2020, eine deutlich stärkere Berücksichtigung der Fischerei im Rahmen der Klimapolitik sowie faire, nachhaltige und transparente Lieferketten. Die Klimapolitik der Staatengemeinschaft wird über die Zukunft der Fischerei und ihrer Rolle bei der Sicherung der Welternährung mitentscheiden. Bei ihren nötigen Anpassungen an den Klimawandel muss die Politik die Fischerei unterstützen, und insbesondere kleineren Betrieben helfen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise zu meistern.
Dazu Vertreter*innen von Slow Food Deutschland und Fair Oceans:
Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Das Coronavirus macht nunmehr deutlich, wie wichtig es ist, nicht ausschließlich auf globalisierte Wertschöpfungsketten zu setzen und vielmehr die Regionen und die kleinteilige Versorgung in den Blick zu nehmen. Lokale Versorgungsstrukturen sind überlebenswichtig, und schneiden auch hinsichtlich der Klimabilanz und der Resilienz oftmals besser ab. Deshalb fordern wir ein Fischereimanagement, das Mensch und Umwelt in Einklang denkt und die Rolle der handwerklichen Fischerei wertschätzt und unterstützt".
Kai Kaschinski, Projektkoordinator von Fair Oceans: „Kurzfristig bringt der Klimawandel in der Fischerei Gewinner und Verlierer hervor. Gewinner im globalen Norden und Verlierer vor allem im Süden. Generell am verwundbarsten sind die pazifischen Inselstaaten, sowohl was Fischerei und Ernährungssicherheit betrifft, als auch Fragen des Küstenschutzes. Viele der Inselstaaten sind im wahrsten Sinne des Wortes in ihrer Existenz bedroht. Wenn Fischbestände verloren gehen, wie durch das Verschwinden der Korallenriffe oder die Abwanderung in andere Verbreitungsgebiete, muss die Klimapolitik einen finanziellen Ausgleich für die betroffenen Staaten vorsehen, um die Ernährungssicherheit und die Umstrukturierung der Fischerei dauerhaft zu gewährleisten."
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Zum Hintergrund „End of Fish Day“:
Der End of Fish Day wird auf Grundlage der Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) errechnet. Er nimmt so direkten Bezug auf die Analyse der Fischereiwirtschaft durch die Bundesregierung. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) veröffentlicht in ihrem Jahresbericht über Fischerei und Fischwirtschaft den aktuellen Selbstversorgungsgrad Deutschlands mit Fischereierzeugnissen. Mit dem geringen Selbstversorgungsgrad von 26 Prozent ist Deutschland einer der größten Importeure von Fischereiprodukten auf dem Weltmarkt.
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Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die sich für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem einsetzt. Der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft, des traditionellen Lebensmittelhandwerks und der regionalen Arten- und Sortenvielfalt sind für Slow Food ebenso wichtig wie eine faire Entlohnung für zukunftsfähig arbeitende Erzeuger sowie die Wertschätzung und der Genuss von Lebensmitteln. Slow Food Deutschland e. V. wurde 1992 gegründet und zählt über 85 lokale Gruppen. Insgesamt ist Slow Food in über 170 Ländern mit diversen Projekten, Kampagnen und Veranstaltungen aktiv. Als Slow-Food-Mitglied ist man Teil einer großen, bunten, internationalen Gemeinschaft, die das Recht jedes Menschen auf gute, saubere und faire Lebensmittel vertritt. www.slowfood.de, V.i.S.d.P.: Dr. Ursula Hudson
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Fair Oceans hat sich zum Ziel gesetzt die entwicklungspolitische Dimension der Meere zum Thema zu machen. Als Arbeitsschwerpunkt des "Vereins für Internationalismus und Kommunikation e.V." diskutiert Fair Oceans deshalb seit 2009 die Konsequenzen der vielfältigen Entwicklungen auf den Weltmeeren für das Nord-Süd-Verhältnis und will dazu anregen, Ansätze für eine solidarische Politik auf See zu suchen. Fischerei, Seerecht, Meeresverschmutzung, Flucht über See, die Arbeitsbedingungen an Bord oder die Vorhaben zum Tiefseebergbau alle diese aktuellen meerespolitischen Themenfelder und ihre sozialen und ökologischen Aspekte sind Bestandteil der Projekte. Von Bremen aus arbeitet Fair Oceans mit verschiedenen regionalen, überregionalen und auch internationalen Partnern zusammen, die ebenfalls versuchen die Meere für die Bewohnerinnen und Bewohner ihrer Küsten zu erhalten, ihre natürliche Vielfalt zu schützen und sie als gemeinsames Erbe der Menschheit gemeinsam zu verwalten. In Deutschland und Europa eine verantwortliche Meerespolitik umzusetzen ist global von Bedeutung. Menschen für das zu sensibilisieren, was draußen auf See geschieht und wie sehr Land und Meer miteinander verbunden sind, und ihnen zugleich Handlungsperspektiven aufzuzeigen und sie einzubeziehen sind für Fair Oceans die Grundlagen des eigenen Engagements. www.fair-oceans.info
Bündnis aus Landwirtschaft und Gesellschaft fordert: Bauernhöfe unterstützen, Artenvielfalt sichern und Klima retten – 2020 die europäische Agrarwende anpacken
Die Klimakrise, zu viel Nitrat im Grundwasser und das dramatische Artensterben zeigen, dass es so nicht weitergeht. „Reden reicht nicht, die Zeit der Ankündigungen ist vorbei. Wir messen Agrarministerin Klöckner daran, was bei ihrer Politik unter dem Strich für Bauernhöfe, Tiere und das Klima herauskommt. Bislang ist diese Ministerin in dieser Hinsicht eine Nullnummer!“, so Richartz. „Wir fordern, dass die Bundesregierung 2020 bei der EU-Agrarreform Nägel mit Köpfen macht. Jetzt heißt es für Julia Klöckner: Ärmel hochkrempeln und die Agrarwende anpacken!“
Der Bundesregierung kommt während ihrer EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) zu. Mit den rund 60 Milliarden an Fördergeldern pro Jahr sind zukunftsfähige Landwirtschaft und gutes Essen auf den Tellern europaweit möglich.
Elisabeth Fresen, 29-jährige Bäuerin mit einem 160-Hektar-Betrieb und 100 Mutterkühen aus Verden/Aller, sagt: „Wir Bäuerinnen und Bauern jammern nicht, wir packen an. Viele Betriebe sind der Politik in Sachen Tier- und Klimaschutz schon große Schritte voraus. Wenn Landwirtschaft und Gesellschaft jetzt an einem Strang ziehen, können wir der bauern- und umweltfeindlichen Politik ein Ende machen. Mit einer enkeltauglichen Agrarpolitik und fairen Preisen sind Tierwohl, Insektenschutz und gesundes Essen für alle machbar.“
Mit ihrem „Wachsen oder Weichen“ haben das Agrarministerium und die Spitzen des Bauernverbands jahrelang gegen die bäuerlichen Betriebe gearbeitet. Der jetzt anstehende art-gerechte Umbau der Ställe und das Mehr an Insekten- und Klimaschutz kosten und dürfen nicht auf die Bauernhöfe abgewälzt werden.
Schon am Vormittag übergaben die Bäuerinnen und Bauern, die mit ihren Traktoren aus ganz Deutschland angereist waren, eine Protestnote an die Agrarminister*innen der Welt. Ihre Botschaft: Statt mit unfairen Freihandelsabkommen neue Märkte für Auto- und Chemie-Konzerne zu erschließen, braucht es gerechten Handel, die Durchsetzung von Bauernrechten und Schutz von bäuerlichen Betrieben auf der ganzen Welt. Deswegen fordert das Demonstrationsbündnis ein Veto Deutschlands gegen das geplante EU-Mercosur-Abkommen.
Bei der „Wir haben es satt!“-Großdemonstration gehen zum mittlerweile zehnten Mal Zehntausende gegen die Agrarindustrie und für eine zukunftsfähige Landwirtschaft auf die Straße. Konventionelle und Öko-Bäuer*innen demonstrieren im Schulterschluss mit der Gesellschaft gegen die fatalen Auswirkungen der intensiven industriellen Landwirtschaft. Gemeinsam zeigt das Bündnis zugleich Wege für eine bäuerliche Landwirtschaft auf, die auf breite Zustimmung in der Bevölkerung trifft und den Bauernhöfen wirtschaftliche Perspektiven bietet.
Weitere Informationen: www.wir-haben-es-satt.de
Fotos zur kostenfreien Verwendung ab ca. 14.30 Uhr unter: www.wir-haben-es-satt.de/presse
Pressekontakt:
Christian Rollmann, „Wir haben es satt!“-Pressesprecher, Tel.: 030-28482438,
Mobil: 0151-51245795, E-Mail: presse@meine-landwirtschaft.de
Statements von Redner*innen der Demonstration
Lea Leimann von Slow Food Youth:
„Durch die Ressourcenübernutzung und Überschreitung der planetaren Grenzen durch das
industrielle globale Lebensmittelsystem steuern wir gerade auf einen Abgrund zu. Mit einem
ökologisch und sozial verträglichen Lebensmittelsystem können wir dagegen den Umweltund
Klima-Herausforderungen unserer Zeit begegnen und die Ernährung sichern.“
Tilman von Samson von Fridays for Future:
"Die aktuelle Agrarpolitik verdeutlicht die Ignoranz der Bundesregierung gegenüber den
Herausforderungen unserer Zeit. Anstelle der massiv kritisierten Direktzahlungen brauchen
wir ein System, das unseren Landwirt*innen hilft, eine der größten Hoffnungen im Kampf für
die Klimawende zu werden!"
Christoph Bautz, Geschäftsführer der Bürgerbewegung Campact:
“Die Demos gestern und heute ziehen am selben Strang: Denn den Bauern steht das
Wasser bis zum Hals. Jetzt braucht es die richtigen Konsequenzen: Weniger Weltmarkt und
mehr regionale Vermarktung. Faire Preise statt Dumping der Discounter. Und
Agrarsubventionen für Landwirte, die Artenvielfalt erhalten und ihre Tiere anständig halten."
Paula Gioia von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und La Via
Campesina:
„Wir fordern: Schluss mit der Produktion für den Weltmarkt – Bauernrechte jetzt umsetzen!
Als Bäuer*innen wollen wir in erster Linie für lokale Märkte produzieren. Das schafft
Ernährungssouveranität hier, erhält die Agrarmärkte und bäuerlichen Lebensmittelsysteme
anderswo und ist ein wichtiger Beitrag für die globale Solidarität!“
Antônio Andrioli, Agrarexperte und Mitbegründer der brasilianischen Bundesuniversität
„Fronteira Sul“:
„Wir fordern EU-Mercosur-Abkommen stoppen! Denn es ist politisch falsch, erhöht die
soziale Ungleichheit beim Einkommen, fördert lange Transportwege und noch mehr
Abholzung. Die Länder in Lateinamerika werden weiter auf die Produktion von
Primärprodukten reduziert, von Industriegütern aus Europa überschwemmt und zur
Unterentwicklung verdammt.“
Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace:
„Ohne eine konsequente Agrarwende werden wir die Klimakrise nicht in den Griff
bekommen. Ministerin Klöckner muss unseren Protest ernstnehmen. Sie muss Tierleid
endlich verbieten und die Emissionen aus der Landwirtschaft durch weniger Tiere deutlich
reduzieren.“
Hubert Weiger, Ehren-Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND):
„Wir brauchen eine soziale und ökologische EU-Agrarpolitik – bei der die Natur und die
bäuerlichen Betriebe im Mittelpunkt stehen. Damit schützen wir auch die Vielfalt der
Landschaften und können den Rückgang der Insekten stoppen. Die Agrarpolitik muss
endlich den Rahmen dafür schaffen, dass Bäuerinnen und Bauern für den Erhalt der
Lebensgrundlagen auch honoriert werden.“
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbunds:
„Stillstand und Rückschritt zeichnen die letzten Jahre deutscher Tierschutzpolitik aus. Erst
die Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration – nun soll die Sauenhaltung im
Kastenstand legalisiert werden. Wir haben es satt – und stellen Strafanzeige, sofern Frau
Klöckner nicht von ihren Plänen ablässt.“
Jörg-Andreas Krüger, NABU-Präsident:
„Dürresommer, Artensterben: Die Zeit rennt uns davon. Wir brauchen jetzt eine
zukunftsfähige EU-Agrarpolitik. Denn 2020 entscheidet sich, ob wir endlich faire
Bedingungen für Landwirte und Natur schaffen."
Felix Prinz zu Löwenstein, Bio-Bauer und BÖLW-Vorsitzender:
„Wir stehen in einer Zeitenwende, ob wir wollen oder nicht. Es kommt jetzt nur darauf an, ob
wir sie selbst gestalten. Die Bundesregierung muss deshalb für die Unterstützung der
Bauern sorgen, die Klima, Tiere, Boden oder Gewässer schützen. Und die Bäuerinnen und
Bauern müssen gemeinsam ein mutiges Bild einer zukunftsfähigen Landwirtschaft
entwickeln.“
Die Gastronomie ist in Deutschland ein zentraler Wirtschaftszweig. Sie beschäftigt laut DEHOGA rund 2,42 Millionen Menschen. Sie ist vor allem auch wichtiger Bestandteil unserer Alltagskultur. Sie prägt maßgeblich unser Miteinander, unsere Geselligkeit. Die Vielfalt an Kneipen, Gaststätten, Restaurants und Cafés ist Ausdruck vielfältiger kultureller und kulinarischer Prägungen. Doch ist in dieser Branche nach Ende des Corona-Shutdowns nichts mehr so, wie es vorher war: Manche Betriebe werden den Verdienstausfall von über zwei Monaten nicht überleben. Die ‚Überlebenden‘ wiederum können unter verschärften Hygiene-Vorschriften und Abstandsregelungen nur mit einem Bruchteil ihres vorherigen Umsatzes kalkulieren. Über 80% der Betriebe haben Tische und Stühle im Freien. Die Einnahmen aus den Freischankflächen sind besonders in der Sommersaison essentiell und schon jetzt massiv eingeschränkt. Die Mieten und die meisten Fixkosten bleiben gleich. Kredite müssen bedient, gestundete Mietzahlungen zurückbezahlt werden. Kurzarbeit und Entlassungen von Angestellten werden die Branche lange begleiten.
Die bisherigen Hilfsmaßnahmen von Bund, Ländern und Kommunen gehen Slow Food nicht weit genug. Der Verein fordert schnelle tragfähige Lösungen, die verhindern, dass ein gewichtiger Teil der Gastronomie hierzulande wegbricht und das in nicht allzu ferner Zukunft. Treffen wird es besonders die kleinen, zukunftsfähig arbeitenden Gastronom*innen, von denen viele Teil des Slow-Food-Netzwerkes sind. Denen gebührt ein besonderer Schutz: Wirt*innen und Köch*innen, die die Erzeuger*innen ihrer Produkte kennen; die sich nachweislich für regionale und ökologische Landwirtschaft und Wertschöpfung verantwortlich zeigen; die mit den vorhandenen Ressourcen sowie mit Tier- und Menschenrechten respektvoll umgehen. Sie leben Regionalität und Nachhaltigkeit, statt sie zu vermarkten. Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Diese ‚Netzwerkgastronomie‘ hält die Versorgungssicherheit lebendig und trägt maßgeblich zum Erhalt unserer biokulturellen Vielfalt und zur Ernährungswende bei. Ihre Gastronom*innen hatten es schon vor der Krise schwerer als ihre Konkurrenz in der Systemgastronomie oder im Fast-Food-Sektor, allein durch ihre Bereitschaft, für gute Erzeugnisse fair zu zahlen. Und nun leiden sie besonders unter den Folgen der Krise.“
Für alle Gastronom*innen in Deutschland fordert Slow Food folgende Sofort-Maßnahmen:
> Erlass der kommunalen Gebühren für die Nutzung der Freischankflächen für 2020 und 2021.
> Für diejenigen, die über keine Freischankflächen verfügen: Erlass der Gebühren der öffentlich-rechtlichen Versorgungsträger für die Dauer der Schließung der Gastronomie.
> Reduzierung und Stundungsmöglichkeiten für die Gebühren der öffentlich-rechtlichen Versorgungsträger bis Ende 2020.
Zusätzlich dazu fordert der Verein für die Netzwerkgastronomie wie etwa die Chef Alliance sowie die Lokale aus dem Slow-Food-Genussführer:
> Reduzierung des Umsatzsteuersatzes auf 7 % dauerhaft über den 31.03.2021 hinaus.
> Ein Subventionsprogramm von Bund, Ländern und Kommunen.
Jens Witt, Leiter der Chef Alliance, begründet dies: „Beim Personentransport wird schon lange zwischen regionalen Anbietern mit einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7 % und überregionalen Anbietern mit dem erhöhten Steuersatz von 19 % unterschieden. Aus unserer Sicht ist das auch auf die Gastronomie übertragbar. Wir honorieren damit die Menschen, die Produkte aus regionaler und nachhaltiger Landwirtschaft beziehen und damit den Verbraucher*innen die längst überfällige Küche von morgen nahe bringen.“
Weitere Informationen:
]]>75% unserer Nutzpflanzen sind von der Bestäubung durch Insekten abhängig, doch aktuell geraten Ernährungssicherheit und -souveränität sowie die biokulturelle Vielfalt zunehmend ins Schwanken durch den anhaltenden Verlust dieser bedeutenden Tiere. Laut Insektenatlas der Heinrich-Böll Stiftung (2020) ist die Menge der eingesetzten Pestizide weltweit seit 1950 um das Fünfzigfache gestiegen. Während der ökologische Anbau weitestgehend ohne sie auskommt, werden in der konventionellen Landwirtschaft weltweit pro Jahr etwa vier Millionen Tonnen chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Die Zahlen verdeutlichen, dass der von der industriellen Landwirtschaft verfolgte Weg keineswegs im Sinne des Bienenschutzes ist, dass es aber eine zukunftsfähige Alternative gibt.
Dazu die Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Ursula Hudson: „Statt viel heißer Luft ist auf politischer Ebene die Umsetzung wirksamer Maßnahmen und das Schließen von Schlupflöchern für bienenschädliche Insektizide gefragt, denn vom Bundeslandwirtschaftsministerium und der EU verkündete Handlungspunkte zum Bienenschutz stellen sich meist als unzureichend heraus. So hatte die EU zum Beispiel im Herbst 2019 entschlossen, das Neonikotinoid Thiacloprid zu verbieten. Die in Deutschland gebräuchlichen Mittel, Biscaya und Calypso, sind aber deshalb nicht sofort vom Markt verschwunden und es wurde geduldet, dass diese trotz ausgelaufener Genehmigung noch fast ein Jahr lang verwendet werden. So etwas darf es nicht geben! Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ließ 2019, entgegen ihrer Behauptung die Bienen schützen zu wollen, weitere bienenschädliche Ackergifte zu“. Zum Erreichen einer bienenfreundlichen Landwirtschaft und zukunftsfähigen Lebensmittelpolitik ist die Reduktion und ein schrittweiser Ausstieg aus synthetischen Pestiziden und Maßnahmen zur Erholung der Biodiversität Voraussetzung.
Neben dem politisch forcierten Bienenschutz ist es auch grundlegend wichtig, dass Verbraucher*innen dem Lebensmittel Honig wieder mit mehr Wertschätzung und Wissen um dessen Qualitätsunterschiede begegnen. Gerade beim Honig ist es wichtig, Genuss und Verantwortung zusammenzubringen, denn eine gute, saubere und faire Produktion wirkt sich nicht nur positiv auf die Umwelt, den Bestand der Bienenvölker und die faire Entlohnung von Imker*innen aus, sondern auch auf den Geschmack des Produkts, was das Genuss-Erlebnis beim Honig erhöht. Um Verbraucher*innen den Wert von Honig näherzubringen und ihnen Hilfestellung für den Honig-Einkauf zu geben sowie über die unterschiedlichen Qualitäten von Honig zu informieren, organisiert Slow Food zum Weltbienentag die Honigsprechstunde.
Veranstaltungshinweis:
Einladung zur moderierten Online-Honigsprechstunde von Slow Food Deutschland mit der Demeter Imkerei Summtgart am 20. Mai 2019 von 19:00-20:00:
Wie erkenne ich eigentlich guten Honig? Worauf sollte ich beim Einkauf achten? Auf welche Angaben, Siegel, Label und ähnliches kann ich vertrauen? Welche Arten eignen sich fürs Salatdressing, welche fürs Brötchen? Wird in Deutschland eigentlich ausreichend Honig für den inländischen Verbrauch produziert? Und was können wir für den Bienenschutz tun? Diese und andere Fragen werden an diesem Abend behandelt. Anlässlich des Weltbienentags am 20. Mai bieten wir Ihnen eine Honigsprechstunde an, bei der Sie in die Welt der Bienen und der Honigproduktion eintauchen und erfahren können, welche wichtige Funktion die Bienen für Umwelt, Biodiversität und Lebensmittelproduktion einnehmen. Nehmen Sie via Zoom an der offenen Fragerunde teil, um all das zu erfahren, was Sie schon immer über die Bienen und Honig wissen wollten. Die Imkermeister Tobias Miltenberger und David Gerstmeier von Summtgart stehen Ihnen in einer offenen Fragerunde Rede und Antwort.
Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Leser*innen, Zuhörer*innen und Zuschauer*innen über die Veranstaltung informieren.
Mehr Informationen zur Honigsprechstunde unter:
Webseite: https://www.slowfood.de/aktuelles/2020/weltbienentag-ein-hoch-auf-die-bienen-und-andere-bestaeuber
Facebook: https://www.facebook.com/events/239233170730923/
EU-Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“
Die EU-Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ wurde Ende 2019 ins Leben gerufen, um die EU-Kommission zum schrittweisen Ausstieg der EU-Länder aus synthetischen Pestiziden bis 2035, zur Erholung der Biodiversität und der Unterstützung von Bäuer*innen aufzufordern. Slow Food unterstützt diese aktiv und ruft Verbraucher*innen auf, die Petition zu unterschreiben.
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Weltbienentag: Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat den 20. Mai als World Bee Day ausgerufen. Mit dem UN-Weltbienentag unterstreicht die Weltgemeinschaft den dringenden Schutz der Bienen. Jeder kann dabei mitmachen.
]]>Das Ausmaß an Lebensmittelverschwendung ist weiterhin immens: Laut Berechnungen des Thünen-Instituts landen jährlich allein in Deutschland 11,86 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Es sind sowohl die Verbraucher*innen als auch Handel, Lebensmittelverarbeitung, Gastronomie und Außer-Haus-Versorgung sowie die Erzeuger*innen, die zu diesem Abfallberg beitragen - teils erzwungenermaßen. Denn das industrielle System kalkuliert Überproduktion ein, hält gegen die Natur an optischen Marktnormen fest, klärt Verbraucher*innen nicht im erforderlichen Maße über das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) auf und sorgt mit Billigpreisen für eine Geringschätzung von Nahrungsmitteln. Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Diese Verschwendung, die wir alle mitverantworten ist ethisch-moralisch untragbar. Menschen, vor allem im globalen Süden, leiden weiter Not während wir auf landwirtschaftlichen Flächen in nicht unerheblichen Maße überschüssige Nahrungsmittel für den Mülleimer oder gar Tierfutter für die industrielle Tierhaltung erzeugen. Hinzu kommt, dass die weggeworfene Nahrung höchst klimarelevant ist. Wir wissen schon lange, dass es so nicht gehen kann. Nun sind aktuell durch die Corona Pandemie Essen sowie Fragen rund um eine funktionierende regionale Versorgungssicherheit verstärkt in den Fokus vieler Verbraucher*innen gerückt. Diese Aufmerksamkeitsspanne wollen und müssen wir nutzen, um unseren Systemwandel voranzutreiben, so auch mit möglichst vielen Teilnehmer*innen am World Disco Soup Day“.
Am Samstag (25.4.) sind alle diejenigen, die sich ein anderes Lebensmittelsystem wünschen, eingeladen, in ihrer eigenen Küche eine Schnippeldisko zu initiieren. Online können sie live an einem vielfältigen Rahmenprogramm teilnehmen, virtuell miteinander in Kontakt treten, sich mit Erzeuger*innen und Köch*innen aus dem Slow-Food-Netzwerk austauschen und den Beats verschiedener DJs lauschen. Der diesjährige Aktionstag lädt außerdem zum Austausch zwischen den Generationen ein. Louise Duhan, Koordinatorin von Slow Food Youth erklärt: „Wir wissen, dass die Kontaktsperren aufgrund der Pandemie vielen zu schaffen macht. Deshalb möchten wir dazu animieren, dass Menschen ihre Großeltern oder ältere Personen im Bekanntenkreis kontaktieren und altbewährte Rezepte einholen, mit denen sie vorhandene Lebensmittelreste sinnig aufbrauchen können. Davon inspiriert werden am Samstag sicher kreative Gerichte entstehen. Und so sehr ich es bedauere, den World Disco Soup Day ‚nur‘ virtuell mitzuerleben, so sehr bin ich erleichtert, dass das politische Engagement im Youth Netzwerk trotz der aktuellen Beschränkungen weitergeht. Das Thema Essen steht genau jetzt hoch im Kurs und deswegen werden wir noch kreativer und tragen unsere Botschaften in die Welt.“
Alle Informationen zum Mitmachen und Mitverfolgen des WDSD finden Sie >> hier.
]]>Obwohl Fisch ein so beliebtes Lebensmittel ist, wird er von den meisten Verbraucher*innen in seiner Vielfalt verkannt. Zubereitet werden immer wieder die gleichen Arten, und zwar der Statistik nach überwiegend die, die in Discountern und Supermärkten verfügbar, unkompliziert zuzubereiten oder gar Teil von Fertiggerichten sind. Die großen Mengen zu möglichst geringen Preisen führen dazu, dass viele der populären Bestände stark unter Druck sind oder dass die Auswirkungen ihrer Zucht zur Umweltbelastung werden. Die Klimakrise ist eine zusätzliche Belastung und führt zu Veränderungen nicht nur der Umweltbedingungen, sondern auch der Zusammensetzung von Ökosystemen.
Deshalb fordert Slow Food Handel, Gastronomie und Verbraucher*innen auf, sich den Fischarten zuzuwenden, die im Schatten stehen. Darunter Wildfische, die in der Natur immer artgerecht leben und fressen, und von denen einige unbeachtete Arten in genügend großer Zahl vorhanden sind. Dazu zählen Weißfische aus Seen und Flüssen wie Schleie, Rotauge und Brassen, oder Meeresfische wie Kliesche, Flunder oder Sprotte. Zu den oft verkannten Fischen aus Teichwirtschaft zählen Hecht, Karpfen und Waller, die Slow Food empfiehlt, sofern sie aus einer nachhaltigen und artgerechten Zucht stammen. Sie sollten in der Gunst von Handel, Gastronomie und Verbraucher*innen steigen und den Erzeuger*innen faire Preise einbringen. Ein Umdenken beim Fisch habe Vorteile für alle, so Dr. Nina Wolff, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Wenn wir uns bei der Auswahl von Fisch breiter aufstellen, haben kleine Fischereibetriebe an Küsten und Seen sowie Teichwirtschaften eine größere Chance, mittel- und langfristig zu überleben. Damit erhalten wir ganze Kulturlandschaften und die Vielfalt in Ökosystemen. Mut zur Vielfalt wird außerdem maßgeblich darüber entscheiden, wie wir trotz des voranschreitenden Klimawandels die Versorgung aller mit hochwertigen Nahrungsmitteln sicherstellen. Das gilt für Fisch ebenso wie für Nutzpflanzen. Und wir Verbraucher*innen profitieren von viel mehr Geschmacksnuancen auf unseren Tellern. Für Slow Food ist das die Verbindung von Genuss mit Verantwortung und Wirtschaftlichkeit.“
Das Wissen über eine geschickte Zubereitung der eher unbekannten Fischspezies wird für ihren Kauf entscheidend sein. Denn viele von ihnen haben Gräten und davon – aus Sicht vieler Verbraucher*innen – zu viele. Das verlangt Können und Wissen um die richtige Zubereitung, ist aber – einmal erklärt – kinderleicht. Hier kommen Gastronom*innen als Mittler*innen zwischen Handel und Verbraucher*innen ins Spiel, indem sie diese Fische auf ihre Speisekarte setzen und ihre Gäste von Geschmack und handhabbarer Zubereitung überzeugen. Das tun auch die Mitglieder der Chef Alliance, dem Köch*innen-Netzwerk von Slow Food. Jens Witt, Leiter der Chef Alliance ergänzt: „Unser Ziel ist es auch, dass Menschen sich an den ganzen Fisch ‚wagen‘, von Kopf bis Flosse alles probieren, nicht nur das Filet“.
]]>Fragt man Verbraucher*innen, wie viele Sorten Äpfel oder Kartoffeln sie kennen, fällt den meisten mehr als eine ein. Bei Kakaobohnen wird es für viele schon schwieriger. Dabei macht die Wahl der Bohnensorten sowie ihre Verarbeitung den entscheidenden Unterschied – für den Geschmack von Schokoladen sowie für eine Erzeugung, die für Mensch und Umwelt fair und gerecht verläuft. Slow Food Deutschland (SFD) gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um unsere süßen Begleiter: Wo werden die Weichen für eine nachhaltige und handwerkliche Schokoladenproduktion gestellt? Wie wirkt diese sich auf Genuss und Geschmack aus? Worauf muss ich beim Einkauf achten, wenn ich ‚gute, saubere und faire Schokolade' möchte? Welche Zutat gehört aus Slow-Food-Sicht in Schokoladen, welche nicht? Wie vielfältig kann ich sie in der Weihnachtsbäckerei einsetzen? Und wie viel Schokoladengenuss ‚verträgt' unser Planet?
Bei der Online-Verkostung am Terra Madre Tag (10.12.2020) werden unter sensorischer Anleitung von Patrick von Vacano acht verschiedene Schokoladenerzeugnisse der Firma ‚Original Beans' verkostet; ein Unternehmen, das ihre Erzeugnisse aus reinen Bohnen herstellt. Parallel dazu werden Wissenshäppchen rund um Erzeugung und Verarbeitung geboten. Durch den Abend führt Stella Dietrich, Leiterin des Bildungsprojektes ‚Edible Connections' bei Slow Food. Die Kakaobohnen-Produzentin Patricia von Modaka Cacau aus Brasilien sowie der Verarbeiter Fausto Reyes von La Rifa aus Mexiko werden live zugeschaltet; Nanetta Ruf, Konditorin und Absolventin der Slow Food Youth Akademie gibt Tipps für eine schokoladige Weihnachtsbäckerei.
Die Kosten für das folgende Schokoladenpaket inklusive Versand und der moderierten Veranstaltung belaufen sich auf 31,60€:
• 2 x 12g Yuna Edelweiß 37%
• 1 x 70g Esmeraldas Milk 42%
• 1 x 70g Udzungwa 70% mit Nibs
• 1 x 70g Virunga 70%
• 1 x 70g Piura 75%
• 1 x 100g Udzungwa Kakaonibs
• 1 x 70g Cusco 100%
• 1 x 200g Schokoladenrondos Virunga 70%
Wann? 10.12.2020 | 20 bis 22 Uhr > das wichtigste zur Online-Verkostung: Nach Anmeldung wird den Teilnehmenden von Original Beans das Schokolade-Paket zugesandt und in Rechnung gestellt; von SFD kommen die Zugangsdaten und technische Hinweise für das Online-Event per E-Mail. Verbindliche Anmeldungen sind bis zum 30.11.2020 per E-Mail über projektbeauftragte@slowfood.de möglich, damit verbunden ist automatisch die Bestellung des Schokoladenpakets.
Die Veranstaltung findet am Terra Madre Tag im Rahmen des von Engagement Global und Brot für die Welt geförderten interkulturellen Slow-Food-Projekts "Edible Connections" statt. Bei dem Projekt arbeiten zwei Schulklassen über Kontinental- und Sprachgrenzen hinweg an zukunftsfähigen Lösungen für unser Lebensmittelsystem.
Der Terra Madre Tag, an dem lokale Lebensmittel auf globaler Ebene gefeiert werden, bringt alle zusammen, die die Vision eines Ernährungssystems teilen, das die lokale Wirtschaft unterstützt, die Umwelt, die biokulturelle Vielfalt, den Geschmack und die Traditionen respektiert. Er findet jährlich am 10. Dezember statt.
„Für Slow Food ist es ein enormer Erfolg, dass sich die Bedeutung des Nachhaltigkeitsthemas nun auch im Michelin Guide widerspiegelt. Diese Entwicklung setzt das richtige Zeichen, nämlich, dass gute Küche nicht Gourmet-Sterneküche sein muss, sondern dass es auch auf die inneren Werte der Lebensmittel ankommt, etwa wo sie herkommen, wie sie erzeugt wurden und bei tierischen Produkten unter welchen Haltungsbedingungen“, kommentiert Ursula Hudson die freudige Nachricht, dass zahlreiche Betriebe aus dem Slow-Food-Netzwerk dabei sind.
Laut Michelin-Guide ist die Basis der Vergabe des Nachhaltigkeitssymbols der achtsame Umgang mit der Natur und die Wertschätzung von Tieren und Ressourcen. Dabei liege der Fokus auf Zutaten, die aus der Region stammen. Regionalität und Saisonalität seien genauso wichtig wie der direkte Kontakt zu den Bäuer*innen und Lebensmittelhandwerk*innen, von denen die Gastronom*innen ihre Produkte beziehen. In den Restaurantküchen kommen idealerweise nur Produkte zum Einsatz, die die eigene Region und die jeweilige Jahreszeit zu bieten haben. Bei Getreide, Gemüse und Obst seien biologisch-ökologische Aspekte die Grundlage für den Anbau und bei tierischen Lebensmitteln zählten artgerechte Tierhaltung, Transport und Schlachtung.
„Weil die Restaurants unserer Chef Alliance diese für die Zukunft unserer Ernährung grundlegenden Nachhaltigkeitswerte leben, indem sie verantwortungsvoll mit den Lebensmitteln und natürlichen Ressourcen umgehen, sind sie definitiv einen Umweg wert. Schön, dass der Michelin dieses Engagement nun auch jenseits von Dreisterne-Lokalen honoriert“, kommentiert Jens Witt, Sprecher der Slow Food Chef Alliance Deutschland. Aus dem Slow-Food-Köchenetzwerk, der Chef Alliance, sind Sebastian Junge vom Wolfs Junge in Hamburg und Marcello und Andrea Gallotti aus dem erasmus in Karlsruhe ausgezeichnet worden. Auch aus dem Slow Food Deutschland Genussführer haben fünf Betriebe das Nachhaltigkeitssymbol bekommen: Alter Wirt (Grünwald), Biohotel Mohren (Deggenhausertal), Biorestaurant Rose (Hayingen), Auers Schlosswirtschaft (Neubeuern) und die Gutsküche Wulksfelde (Tangstedt).
Mehr Informationen zur Slow Food Chef Alliance: https://www.slowfood.de/was-wir-tun/slow_food_chef_alliance
Mehr Informationen zum Slow Food Genussführer Deutschland: https://www.slowfood.de/publikationen/buecher/genussfuehrer
]]>Die Corona-Pandemie rückt Ernährung und die tägliche Versorgung mit Lebensmitteln für die meisten Verbraucher*innen in den Mittelpunkt ihrer Tagesläufe. Essen ist wieder spürbarer existenziell geworden. Viele Menschen sind dankbar für lokale Versorgungsstrukturen wie die Gemeinschaften um Bioläden und ihre Erzeuger*innen sowie die solidarische Landwirtschaft; alles, was sie vor Ort verlässlich versorgt. Zugleich sind zahlreiche Existenzen entlang der Erzeugung, der Weiterverarbeitung und des Handels von Lebensmitteln sowie die Gastronomie aufgrund der Schließung des öffentlichen Lebens bedroht.
Slow Food Deutschland appelliert an Verbraucher*innen, gerade jetzt soweit wie möglich die kleinen Betriebe, Läden und Gastronom*innen ihrer Region zu unterstützen. Viele setzen kreative Notlösungen um. Diese Angebote wahrzunehmen wird bei vielen darüber mitentscheiden, ob sie nach Lockerung der Sicherheitsmaßnahmen ihre Türen wieder öffnen können. Die Slow-Food-Karte listet bundesweit Hofläden, Online-Shops, Straßenverkäufe und Lieferservice. Befüllt wird die Karte stetig durch das Slow-Food-Netzwerk in Deutschland. Anfang April zählt sie bereits über 350 Adressen. Hinzu kommen in den nächsten Tagen die Unterstützer*innen, also Unternehmen, die sich in ihrem Tun der Slow-Food-Philosophie verbunden fühlen sowie Aussteller*innen der ‘Messe des guten Geschmacks – die Slow-Food-Messe’, die aufgrund der Pandemie auf den April 2021 verschoben werden musste.
Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V.: „Seit Ausbruch der Corona-Krise ist unser Slow-Food-Netzwerk einmal mehr darum bemüht, das solidarische Miteinander in unserer Gesellschaft zu stärken. Aus diesem Engagement heraus ist diese ‚Versorgungskarte‘ entstanden. Denn uns ist klar, dass wir die drastischen Einschnitte, denen wir ausgesetzt sind, nur gemeinsam bewerkstelligen können. Eine Krisenzeit wie diese macht klar, was unsere Ernährung und damit auch unser Miteinander sichert. Es ist eine verlässliche kleingliedrige Versorgung der Bevölkerung. Ihren Fortbestand müssen wir jetzt sichern“.
Essen stellt für viele Menschen bundesweit gerade eine Herausforderung dar. Mitunter wirft das Zubereiten von Speisen in den eigenen vier Wänden bei vielen Fragen und Unsicherheiten auf. Um dafür Abhilfe zu schaffen, stellt Slow Food gemeinsam mit den Köch*innen der Chef-Alliance regelmäßig wechselnde Rezept-Tipps Online. Sie sollen Menschen Inspiration und Mut zum Kochen geben und dazu motivieren, das zu genießen, was in der eigenen Region erreichbar ist.
Die Slow-Food-Einkaufskarte finden Sie unter: https://www.slowfood.de/einkaufen
Eine Liste mit Einkaufsmöglichkeiten von A bis Z und Suchfunktion finden Sie dagegen hier: https://www.slowfood.de/einkaufen/alle-einkaufsmoeglichkeiten-von-a-bis-z
Weitere Informationen zu:
]]>Slow Food Deutschland appelliert an Verbraucher*innen, gerade jetzt soweit wie möglich die kleinen Betriebe, Läden und Gastronom*innen ihrer Region zu unterstützen. Viele setzen kreative Notlösungen um. Diese Angebote wahrzunehmen wird bei vielen darüber mitentscheiden, ob sie nach Lockerung der Sicherheitsmaßnahmen ihre Türen wieder öffnen können. Die Slow-Food-Karte listet bundesweit Hofläden, Online-Shops, Straßenverkäufe und Lieferservice. Aktuell sind es schon über 1.000 Einträge. Befüllt wird die Karte stetig durch das Slow-Food-Netzwerk in Deutschland. Auch Unterstützer*innen, also Unternehmen, die sich in ihrem Tun der Slow-Food-Philosophie verbunden fühlen sowie Aussteller*innen des Markt des guten Geschmacks – die Slow Food Messe, können sich eintragen.
Denn die Slow Food Messe, die jährlich in der Woche nach Ostern in Stuttgart stattfindet, musste aufgrund des Coronavirus auf 2021 verschoben werden. Neben der Online-Karte bietet Slow Food eine Liste mit Messeaussteller*innen aus dem Ausland, damit diese ihre Produkte vorstellen und online verkaufen können (>> zur Liste). Italienisches Olivenöl, Cranberry-Produkte aus Lettland sowie österreichischer Wein sind bisher unter anderem schon gelistet. Auch diese Liste wird sich in den nächsten Tagen weiter füllen. Auch die Markthelden des Markt des guten Geschmacks – die Slow Food Messe 2020 stellt Slow Food auf der >> Webseite in den Vordergrund. „Markthelden“ wurden erstmals für den Markt des guten Geschmacks - die Slow Food Messe 2019 ins Leben gerufen. Es sind Erzeugnisse, die das Qualitätsverständnis von Slow Food äußerst umfassend abbilden.
Essen stellt für viele Menschen bundesweit gerade eine Herausforderung dar. Mitunter wirft das Zubereiten von Speisen in den eigenen vier Wänden bei vielen Fragen und Unsicherheiten auf. Um dafür Abhilfe zu schaffen, stellt Slow Food gemeinsam mit den Köch*innen der Chef-Alliance regelmäßig wechselnde Rezept-Tipps Online. Sie sollen Menschen Inspiration und Mut zum Kochen geben und dazu motivieren, das zu genießen, was in der eigenen Region erreichbar ist.
Die Slow-Food-Einkaufskarte finden Sie unter: https://www.slowfood.de/einkaufen
Eine Liste mit Einkaufsmöglichkeiten von A bis Z und Suchfunktion finden Sie dagegen hier: https://www.slowfood.de/einkaufen/alle-einkaufsmoeglichkeiten-von-a-bis-z
Nachbarländer unterstützen: Online-Einkaufsmöglichkeiten aus dem europäischen Ausland: https://www.slowfood.de/einkaufen/lebensmittel-aus-dem-ausland
Markthelden 2020: https://www.slowfood.de/aktuelles/2020/auch-sie-sind-slow-food-helden
Weitere Informationen zu:
]]>Bis in die 1940er Jahre war die Bautzener Kastengurke in der Region Bautzen vermutlich noch weit verbreitet. Mit dem Vormarsch der Schlangengurke geriet sie sukzessive in Vergessenheit. Diese setzte den Standard für das moderne ‚Gurkenideal‘: bitterfrei, lang und schmal sollte sie sein. Mit ihrem individuellen Aussehen eckte die Bautzener Kastengurke an. Sie ist unregelmäßig in Größe und Form, entwickelt sich von knubbelig zu bauchig und wurde für den Handel, der sich zunehmend auf optisch einheitliches Gemüse ausrichtete, uninteressant. Inzwischen steht die Bautzener Kastengurke auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland. Mit der Aufnahme in die Arche des Geschmacks möchte Slow Food diesen ‚Abwärtstrend‘ umkehren und an ihrem Beispiel Menschen bundesweit auf den Geschmack regionaler Gurkensorten bringen.
Die Bautzener Kastengurke wurde früher im sogenannten ‚kalten Kasten‘ gezogen und verdankt dieser Aufzucht ihren Namen. Im Freiland bringt sie eine reichhaltige Ernte, je nach Wetterlage von Juni bis September. Moderne Gurkensorten hingegen werden ganzjährig im beheizten Gewächshaus angebaut, was sehr viele Ressourcen bindet. Die Kastengurke ist vielseitig verwertbar, frisch und auch für den Vorrat. Im jungen Stadium kann sie als Salat- und Vespergurke verzehrt oder sauer eingelegt werden. Als ausgereifte Gurke muss sie vor der Verarbeitung als Senf- und Schmorgurke zunächst entkernt werden. Charakteristisch ist ihre Bitternote, die bei ungünstiger Witterung mehr oder weniger stark auftritt - wie auch bei anderen alten Gurkensorten oder Blattgemüsen und –salaten wie etwa Chicoree oder Radicchio. Ihr werden entzündungshemmende und blutreinigende Wirkungen zugesprochen. Obgleich die Geschmacksrichtung ‚bitter‘ neben süß, sauer, salzig und umami zu unseren fünf Grundgeschmacksarten gehört, wissen wir zu wenig mit ihr umzugehen.
Dazu Gerhard Schneider-Rose, Leiter der Arche-Kommission bei Slow Food Deutschland: „Der Bitternote haftet heute oft ein negatives Image an. Die moderne Lebensmittelwelt hat uns entwöhnt, indem sie sie bei den marktgängigen Sorten vieler Gemüsearten wie Auberginen und Gurken weggezüchtet hat. Damit berauben wir uns nicht nur der genetischen und kulturellen Vielfalt unserer Nutzpflanzen, sondern auch der Geschmacksnuance ‚bitter‘. Slow Food möchte Verbraucher*innen dafür begeistern, die Augen für Erzeugnisse fernab des Supermarktstandards wieder zu öffnen.“
War die Bautzener Kastengurke lange Zeit nicht käuflich erwerbbar, konnte Slow Food im Zuge ihrer Aufnahme in die Arche des Geschmacks zwei Samenzüchter und einen Gemüsehof für die Vermarktung gewinnen. Damit ist die Gurke über Biomärkte in der Region Bautzen wieder verfügbar, sowie in Direktvermarktung beim Lausitzer HöfeLaden in Nebelschütz.
>> zur Bautzener Kastengurke
>> zum Rezept
>> zur Arche des Geschmacks
Unsere zunehmend globalisierte Welt steht vor ökologischen, klimatischen und sozialen Herausforderungen, die nur durch gemeinsame Anstrengungen gelöst werden können. Das erfordert einen interkulturellen Austausch, den Slow Food mit dem Schulprojekt Edible Connections vorantreibt. Die Teilnehmenden lernen, die internationalen Verflechtungen von Erzeugung, Handel und Konsum unserer Lebensmittel besser zu verstehen und mit biokultureller Vielfalt respektvoll umzugehen. Hierfür treten Schüler*innen aus Deutschland in einen mehrmonatigen Dialog mit Schulklassen oder Lebensmittelerzeuger*innen aus dem globalen Süden. Um dies in Echtzeit und unmittelbar tun zu können, nutzen sie Videokonferenzen und soziale Medien. Ausgetauscht werden u.a. Fotos und Videos von Exkursionen und Rezepten. In insgesamt drei Terminen reflektieren die Teilnehmenden die Zusammenhänge des globalen Handels, erkunden ihre lokale Einkaufsrealität, lernen die kulinarischen Traditionen ihres Partnerlandes kennen und erarbeiten gemeinsam Lösungen, unser Lebensmittelsystem nachhaltiger zu gestalten. Der kooperative Austausch lässt sie den Wert erkennen, globale Gemeinschaftsgüter zu sichern.
Dazu Stella Diettrich, Bildungskoordinatorin für Edible Connections: „Unsere interkulturelle Dialogreihe regt die Schüler*innen dazu an, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Sie entwickeln ein Gespür für Ursache und Wirkung unserer Lebensmittelwirtschaft und unserer eigenen Kaufentscheidungen. Wir unterstützen sie dabei, zu erforschen, wie sich die Wahl ihrer Lebensmittel auf das Leben von Menschen auf Kontinenten wie beispielsweise Afrika auswirken kann. Unsere Erfahrung zeigt bislang, dass sie sich dadurch deutlich kritischer mit ihren eigenen Konsumgewohnheiten auseinandersetzen.“
Gesucht werden aktuell Schulklassen der Sekundarstufe 1 oder 2, die an dieser virtuellen ‚Reise‘ teilnehmen möchten. Gefördert wird das Projekt von Engagement Global und Brot für die Welt, so dass den teilnehmenden Schulen keine Kosten entstehen. Das Projekt inklusive der Live-Calls kann digital durchgeführt werden, sollte der Präsenzunterricht durch Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie eingeschränkt sein. Interessierte Lehrer*innen oder Schulen wenden sich bitte bis zum 31.10.2020 an s.diettrich@slowfood.de.
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