Beats und Bohne Festival: Sommer, Sonne, Musik und Food Revolution!

25.06.2019 - Über 500 Teilnehmende haben sich letztes Wochenende für das Beats und Bohne Festival in der Nähe von Frankfurt am Main getroffen. Vier Tage lang konnten sie sich über aktuelle Themen des Lebensmittelsystems informieren, praktisch in der Backstube oder auf dem Acker anpacken, über neue Ideen diskutieren und Tipps und Tricks für mehr Nachhaltigkeit im Alltag austauschen. Dafür sorgten 35 Workshops und Diskussionen, 14 Aktivwerkstätten und 36 Bauernhof-Rundgänge. Live-Bands, Kino-Screenings, Ausstellungen und improvisierte Jam-Sessions am Lagerfeuer erlaubten eine Vernetzung vom feinsten.

Beats und Bohne Festival (c) Meine LandwirtschaftEs ist Sommer, die Sonne strahlt, ein angenehmer Wind weht über den Dottenfelderhof und verteilt auf dem Festivalgelände nicht nur frische Luft, sondern auch Musik aus aller Welt, die dazu einlädt, gleich loszutanzen und das Aufbauen der Zelte auf später zu verschieben. Hier wird aber nicht nur getanzt und gefeiert, sondern über die Zukunft unseres Essen und unserer Landwirtschaft diskutiert.

„Festivals sind immer schön, aber so ist es doch die perfekte Kombination. Man kann sich angucken, wie andere Betriebe funktionieren, aber auch andere junge Leute, die sich für Landwirtschaft und Essen interessieren, kennenlernen” so Auguste und Helene, die selber aus einem Bioland-Betrieb in Schelswig-Holstein mit Anglersattelschwein, Hühnern und eigenem Hofladen kommen.

IMG_7873.JPGSlow Food Youth Deutschland war mit über 30 Teilnehmenden aus ganz Deutschland auf dem Festival gut vertreten und durfte gleich mehrere Workshops und Werkstätten anbieten – so wurde z. B. bei zwei Werkstätten gezeigt, wie wir weniger Plastik im Alltag verbrauchen können. Ein echtes Festival-Kit mit Duschgel, Shampoo (dazu auch hier die Anleitung weiter unten) und Deo konnten die Festival-Teilnhemenden mit Giulia und Sarah selber machen und gleich unter der (kalten) Dusche des Festivals testen: „Man unterschätzt oft, wie viel Plastik überall drin steckt, besonders wenn man es nicht sieht. Dieses Mikroplastik findet man aber inzwischen überall in Wasser und in den Böden. Das gelangt irgendwann zurück in unsere Lebensmittel. Genau wie beim Kochen, geht es uns darum, zu experimentieren, immer nachzudenken, wo die Zutaten für unsere Pflegeprodukte herkommen und ob es nicht vielleicht eine regionale Alternative für Zutaten wie Shea-Butter z.B. gibt.“ Bei dem Workshop von Bernd von Slow Food Youth Harz konnte man mehr über Bienenwachs erfahren und ein eigenes Wachstuch mit Bienenwachs aus Naturwabenbau herstellen und mit nach Hause nehmen, als Alternative zu Frischhaltefolie (die Anleitung stellen wir weiter unten bereit).

Radioballett 3.JPGMit vielen verschiedenen Formaten, Kunst und Performance werden die Teilnehmenden dazu angeregt, ihre Perspektive aber auch ihr Konsumverhalten in Frage zu stellen, wie z.B. beim „Radioballett“ vom AckerEsemble, das auf dem Festival Premiere feiert. Diese Projektidee ist bei der Slow Food Youth Akademie 2018 entstanden und von einer Alumni-Gruppe der SFYA zusammen mit dem Körperfunkkollektiv ins Leben gerufen worden. Bei dieser interaktiven Performance folgen zwei Gruppen den Anweisungen zweier Audio-Geschichten und interagieren miteinander. Die gesammelten Eindrücke liefern genug Stoff für intensive Debatten zur Beziehung Mensch/Natur im Anschluss der Performance. Wer mehr erfahren will, kann sich gleich bei weiteren Festivals diesen Sommer die Kopfhörer aufsetzen und sich von der Geschichte treiben lassen.

Hanna wartet in der Schlange, um das Bienenwachs auf ihr ausgesuchtes Stück Stoff aufbügeln zu können. Sie ist mit einer Freundin aus Homberg gekommen und erzählt, dass sie schon bei der Obstbaum-Führung war und gleich von der Bienenwachstücher-Werkstatt direkt zu dem Workshop über Solidarische Landwirtschaft geht. „Ich komme eher aus der Klimaschutz-Ecke. Wenn man sich aber für das Thema Klima interessiert, muss man sich eigentlich mit Landwirtschaft und Ernährung beschäftigen. Diese Themen hängen ja direkt miteinander zusammen.“

Klima beschäftigt viele der jungen Leuten, die vor Ort sind, egal ob Verbraucher und Verbraucherinnen oder aus der Produktionsperspektive. „Die Politik redet viel über Ernährungssicherheit und wie wir sicher die Weltbevölkerung ernähren können. Aber die größte Unsicherheit, die ich zur Zeit als junge Bäuerin habe, ist der Klimawandel. Ich weiß nicht, ob und wie ich in Zukunft gut produzieren werden kann, wenn das Wetter immer extremer wird.“ antwortet Elisabeth Fresen von der AbL an Priska Hinz, die Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bei der Fish-Bowl Diskussion über „Essen ist politisch: wo geht‘s hier zur Ernährungswende“.

Saskia Richartz, Sprecherin der Kampagne Meine Landwirtschaft, die das Festival organisiert, ergänzt: „Es ist großartig, wie viele Menschen in den letzten Tagen für Klimagerechtigkeit und die Agrarwende aktiv geworden sind! Sei es beim Beats + Bohne-Festival, Fridays for Future oder Ende Gelände - unzählige junge und jung gebliebene Menschen kämpfen aktuell gegen den Klimanotstand und für die Zukunft unseres Planeten. Das macht uns Mut und gibt uns Zuversicht, dass wir in den nächsten Jahren echten Klimaschutz erreichen und das Höfe- und Artensterben stoppen können.“

solidarische Grüße an Ende Gelände (c) Meine Landwirtschaft.jpg

Am Sonntag reisten die Menschen zurück nach Hause, den Bauch voll mit gutem Essen, den Kopf voller neuer Ideen, das Handy voller neuer Kontakte und die Agenda voller neuer Termine. Alle vereint aber das Gefühl: wir sind viele und zusammen werden wir das Ernährungssystem revolutionieren, auf die Straße, auf dem Acker und auf unseren Tellern.

Bienenwachstücher selber machen:

Was Du dafür brauchst

reines Bienenwachs von Naturwaben (z.B. beim Imker fragen)
Stoffreste aus Baumwolle
eine Schere
ein Bügeleisen
ein Wasserbad, um Wachs zu schmelzen
einen Pinsel
eine Reibe
Backpapier
Leinöl

Bienenwachstücher 2.jpgWie geht das

1 - Das Stück Stoff zurecht schneiden.

2- Genug Wachs mit der Reibe reiben, damit es gleichmäßig das Stück Stoff bedeckt.

3 - Ein Stück Backpapier auf eine abwischbare Fläche ausbreiten und das Stück Stoff darauf legen.

4 - Option 1: das Wachs gleichmäßig auf den Stoff legen und Backpapier obendrauf legen. Mit dem heißen Bügeleisen über das Backpapier mehrmals rüber bügeln, bis das Wachs komplett geschmolzen ist.
4 - Option 2: Das Wachs im Wasserbad mit ein paar Tropfen Leinöl schmelzen und auf die Hälfte des Stoff es pinseln. Den Stoff falten und mit Backpapier abdecken. Mit dem heißen Bügeleisen rüber bügeln.

5 - Den Stoff mit dem Wachs ein paar Minuten trocknen lassen und ggf. Stellen, die nicht genug Wachs gesaugt haben, korrigieren und erneut mit dem Bügeleisen rüber bügeln.


Pflegeprodukte ohne Plastik selber herstellen: Shampoo

Was Du dafür brauchst

1 EL getrocknete Lavendelblüten oder Salbeiblätter
3 EL Natron
1 TL Honig
1 Teekanne/Topf
1 Teesieb
Gefäß/Schraubglas

Wie geht das

Pflegeprodukte - Shampoo 1.JPGPflegeprodukte - Shampoo 2.JPGPflegeprodukte - Shampoo 3.JPG

1 - Die Blüten mit 300ml Wasser für 10 min. in Teekanne/Topf ziehen lassen

2 - Blüten/Sieb entfernen. Natron und Honig zu dem Tee geben. Umrühren, bis es sich aufgelöst hat.

3 - In Gefäß umfüllen.
Lavendelshampoo immer frisch anrühren und innerhalb von 2-3 Tagen aufbrauchen.

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