Industrielle Schweineschlachtung auf dem Vormasch

21.3. 2011 - Die Konzentration in der deutschen Schlachtbranche schreitet weiter voran. Nur vier Industrieunternehmen dominieren den Markt. Dies geht aus den jüngsten Zahlen hervor, die die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (INS) vorgelegt hat.

Industrieschlachtung auf dem Vormarsch

Die größten zehn deutschen Unternehmen schlachteten in 2010 insgesamt 43,82 Mio. der 58,3 Mio. Schweine. Das entspricht einem Marktanteil von 75,1 Prozent. Allein in den letzten sieben Jahren konnten die Top 10 ihren Marktanteil um 16,6 Prozent steigern. Unter ihnen ist die Dominanz der vier größten deutschen Schlachtkonzerne (Tönnies, Vion, Westfleisch und D&S) erheblich gewachsen. Sie schlachten bereits 60,1 Prozent der Schweine. Zum Start der INS-Erhebung 2004 waren es 48,4 Prozent.

Zwar konnten auch mittelständische Betriebe stark zulegen, da die Schlachtzahlen dank wachsender Exporte ebenfalls zunehmen. Doch ist klar, dass der Trend zur Branchenkonzentration sich unvermindert forstsetzt. So übernahm etwa Vogler 2010 den Bremer Schlachthof Vosding und kommt damit jetzt unter die Top 5 der Schlachtriesen in Deutschland.

Viele Schlachtbetriebe planen laut ISN-Einschätzung offenbar weiterhin eine deutliche Ausweitung der Schlachthaken. Das stärkste prozentuale Wachstum verbuchte im vergangenen Jahr die Müller-Gruppe aus Birkenfeld bei den Schlachtzahlen mit einem Plus von 18,1 % auf 1,28 Mio. Schweineschlachtungen.

Da die Nachfrage nach Schweinfleisch in Deutschland eher stagniert, setzen die Industrieschlachter auf den Export. So liefert der Branchengigant Tönnies (Marktanteil: 24,4 Prozent) mittlerweile jede zweite Schweinehälfte ins Ausland.

Slow Food Einschätzung: Die großen Schlachtbetriebe gehören zu den am stärksten subventionierten Agrarbetrieben in der EU. Der Verdrängungswettbewerb führt dazu, dass kleinere Betriebe, die auf schonendes und handwerkliches Schlachten Wert legen, immer mehr in die Defensive geraten. Der Preisdruck in der Branche erzwingt darüberhinaus inhumane Akkordarbeit und Niedrigstlöhne. Eine Abkehr von der bisherigen EU-Subventionspolitik, die sich an der Größe der Betriebe orientiert, wäre ein erster Schritt in Richtung Deindustrialisierung des Schlachtwesens in Europa.

Inhaltspezifische Aktionen