PM Fischimporte

5.4.2013 - Der deutsche Fischkonsum übersteigt mit über 15 Kilogramm pro Kopf die legalen Fangmöglichkeiten deutscher Fischer bei weitem. Konsequenz: Immer mehr Ware wird importiert, der Raubbau an den weltweiten Beständen in Kauf genommen. Die Kampagne OCEAN2012, der auch Slow Food Deutschland angehört, fordert daher ein Umdenken in der Politik.

Deutschland Mitverursacher der weltweiten Überfischung


Aus der gemeinsamen Pressemitteilung von OCEAN2012, Brot für die Welt, Deutsche Umwelthilfe und Slow Food Deutschland:

"Am kommenden Sonntag (7.4.2013) ist der so genannte Fish Dependence Day erreicht. Von diesem Tag bis zum Ende des Jahres stammt jeder in Deutschland konsumierte Fisch rechnerisch aus dem Ausland. Darauf machen die deutschen Mitgliedsverbände der europaweiten Kampagne OCEAN2012 aufmerksam. Sie fordern die deutsche Bundesregierung auf, im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik eine zügige Erholung der Fischbestände in der EU zu gewährleisten.

"Es ist höchste Zeit, dass die EU ihren internationalen Verpflichtungen zum Wiederaufbau der europäischen Fischbestände nachkommt", betont die deutsche OCEAN2012-Koordinatorin Nina Wolff von der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). "Wir fordern Bundesministerin Aigner eindringlich auf, in den aktuellen Verhandlungen zur Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik den Wiederaufbau der Fischbestände bis 2020 zu ermöglichen und damit dem Beschluss des Europäischen Parlaments zu folgen. Dafür müssen nachhaltige Fanggrenzen ausnahmslos ab 2015 gelten."

Deutschland ist Mitverursacher der Überfischung der Meere

"Die Erholung der europäischen Bestände und eine größere Eigenversorgung Europas mit Fisch ist auch eine entwicklungspolitische Forderung: Die EU und Deutschland verursachen als weltgrößter Importmarkt für Fisch zugleich die Überfischung der Weltmeere und vergrößern so die Misere an den Küsten einiger Entwicklungsländer", erklärt Francisco Mari, Fischereiexperte von Brot für die Welt. "Mit unserem Verzehr importierten Fischs tragen wir zur Verarmung der Menschen an den Küsten des globalen Südens und zur Verschärfung von Hungerkrisen bei."

Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland sind darauf angewiesen, dass eine verantwortungsvolle Fischereipolitik den Konsum von Fisch aus nachhaltigen heimischen Beständen ermöglicht. "Für eine wachsende Zahl von Menschen sind Verantwortung und Genuss untrennbar - selbst deutsche Spitzenköche fordern inzwischen die nachhaltige Nutzung unserer Fischressourcen", sagt Ursula Hudson, die amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland. "Die Gesellschaft erwartet eine zügige Lösung für die Probleme in unseren Meeren. Nachhaltige Fanggrenzen bis 2015 sind in Europa machbar - daran muss sich die Politik messen lassen."

Neue Studie zum Fischkonsum

Ab dem 7. April 2013 ist Deutschland statistisch gesehen für den Rest des Jahres vollständig auf den Import von Fisch und Meeresfrüchten angewiesen. Die EU insgesamt ernährt sich knapp die Hälfte des Jahres von Fisch aus auswärtigen Gewässern. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Bericht der englischen New Economics Foundation (nef) und OCEAN2012. Die Studie ermittelt für die Europäische Union und jeden einzelnen Mitgliedstaat das Maß der Selbstversorgung. Der Eintritt der Einfuhr-Abhängigkeit wird auf Kalendertage umgerechnet und als "Fish Dependence Day" des jeweiligen Staates bezeichnet. Nur mit gesunden, das heißt genügend großen Fischbeständen kann die Abhängigkeit Deutschlands von Fischimporten, deren nachhaltiger Ursprung oft zweifelhaft ist, verringert werden.

Im Rahmen der Reform der europäischen Fischereipolitik fordert OCEAN2012, die Überfischung und destruktive Fischfangmethoden zu beenden. Der Zusammenschluss von europaweit 183 Organisationen setzt sich darüber hinaus für eine angemessene und gerechte Nutzung der Fischbestände ein."

Quelle: Presseinformation von OCEAN2012, Brot für die Welt, Deutsche Umwelthilfe und Slow Food Deutschland vom 5. April 2013


Mehr Informationen: 
nef-Report zu Fischimporten (auf Englisch)
Slow Food Aktivitäten und Positionen zur Fischereipolitik

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