Biodiversität: „Ohne Vielfalt ist enkeltaugliche Landwirtschaft undenkbar"

26.07.2019 - Bei der Veranstaltung „Bienen sorgen für uns – in Laos und der Wilhelma“ von Slow Food Deutschland, Misereor und proBiene in Stuttgart konnten Besucherinnen und Besucher mehr über die Themen Biene und Artenvielfalt im fernöstlichen Laos und in Deutschland erfahren. Wie diese Bereiche zusammenhängen und dass beide für eine enkeltaugliche Landwirtschaft ganz wesentlich sind, wurde den Anwesenden schnell klar.

Bienen Event SFD und Misereor (c) Misereor.JPG„Biodiversität ist für unser Überleben sehr wichtig. Das Ökosystem hat von sich aus vorgesorgt: Zu verschiedenen Jahreszeiten sind verschiedene Pflanzen reif. Wenn wir die Natur in Ruhe lassen würden, gäbe es keinen Hunger“, begrüßte Filip Debruyne, Tropenbotaniker und für die Hilfsorganisation Fastenopfer tätiger Projektkoordinator, die Anwesenden in der Stuttgarter Wilhelmaschule.

Rund 30 Gäste waren gekommen, um auf der Veranstaltung „Bienen sorgen für uns – in Laos und der Wilhelma“ mehr über die Themen Biene und Artenvielfalt im fernöstlichen Laos und in Deutschland zu erfahren. Wie diese Bereiche zusammenhängen, wurde den Anwesenden schnell klar: Ohne die kleinen Insekten gäbe es keine Biodiversität. Und ohne Vielfalt ist eine enkeltaugliche Landwirtschaft weltweit undenkbar.

Zum ersten Mal hatte Slow Food Deutschland e.V. gemeinsam mit MISEREOR und dem Verein proBiene Interessierte zu einer Informationsveranstaltung in den Stuttgarter Tierpark Wilhelma eingeladen. Die Veranstalter machten somit gemeinsame Sache bei einem Thema, das Menschen weltweit etwas angeht. Dies wurde direkt zu Beginn deutlich: „In Deutschland gibt es eigentlich keine freilebenden wilden Bienenvölker mehr. Durch die industrialisierte Landwirtschaft und den Fokus auf die Produktion und den Gewinn, ist die Situation der Bienen sehr kritisch“, zeigte Imkermeister David Gerstmeier von der Demeter-Imkerei Summtgart auf. Während der Besichtigung der vier Bienenstöcke machte er so klar, dass auch in Deutschland der Artenschutz nicht mehr aufgeschoben werden kann. Jeder sei gefragt, jeder könne erste Schritte gehen: Einfach mal zu Saisonobst statt zur Trendfrucht greifen oder zu regionalen statt globalen Produkten.

Lage in Laos verdeutlicht globale Dimension

Filip Debruynes anschließende Präsentation zur Lage in Laos verdeutlichte schließlich die globale Dimension des Problems: 80 Prozent der laotischen Bevölkerung sind in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Doch seit einigen Jahren werden die dort weit verbreiteten Wälder zunehmend für den Holzexport gerodet. Ausländische Investoren lassen stattdessen Plantagen anlegen. Dabei kommen immer mehr Agrarchemikalien zum Einsatz, erzählte Debruyne: „Die Folgen sind dramatisch. Die eingesetzten Pestizide sind hochgiftig, weshalb sie Menschen und Tieren – auch Bienen – ihre Lebensgrundlage raubt.“ Monokulturen machten die Ernte deutlich anfälliger für Schädlinge oder Wetterextreme. Bei Ernteverlusten stehen die Landwirte dann in der Pflicht der Investoren, müssen ihre Erträge zunächst an sie abtreten. „Häufig ist das Ergebnis, dass für die Menschen selbst nicht mehr genug zu essen bleibt“, erläuterte Debruyne.

Bienen sichern das Einkommend der Bauern

Die von MISEREOR geförderte Imkervereinigung AESBO hat sich zum Ziel gesetzt, mithilfe von Bienen dieser Problematik entgegenzuwirken. Sie entwickelt die traditionelle Bienenhaltung in Laos weiter und zeigt die ökologischen und ökonomischen Vorteile einer bienenfreundlichen, pestizidfreien Landwirtschaft auf. Debruyne, Projektberater unter anderem für AESBO, erläutert: „So kann nicht nur der Lebensraum der Bienen geschützt, sondern auch das Einkommen der Bauern gesichert werden“.

SFD Und Misereor Bienen Event (c) Misereor.JPGDie Quintessenz der Veranstaltung konnte in einer lebendigen Podiumsdiskussion mit Filip Debruyne, David Gerstmeier, Hermann Rupp, bei MISEREOR Referent für ländliche Entwicklung in Asien, Dr. Ursula Hudson, Vorstandsvorsitzende von Slowfood Deutschland, und Moderator Tobias Miltenberger von proBiene vertieft und abgeschlossen werden. Das Fazit: Artenschutz ist überlebenswichtig – und fängt auf dem heimischen Tisch an, in Laos und in Deutschland.

Text und Bilder: Jana Echterhoff, MISEREOR

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