Krieg in Syrien: Solidarität mit den betroffenen Bevölkerungsgruppen

15.10.2019 – Anlässlich der erneuten Unruhen in Syrien sind wir mit unserem Netzwerk dort in Kontakt getreten. Im Folgenden berichten die Mitglieder unseres Netzwerks in Rojava, Syrien, über die aktuelle Lage. Der jüngste Kriegsakt gefährdet nämlich ein Slow-Food-Projekt, ein neues Modell der partizipativen Demokratie und angewandten Ökologie. Die Slow Food-Zentrale in Kobanî macht uns stolz, gibt uns Hoffnung, stellt uns auf die Probe. Wir haben mit den jungen Schülerinnen und Schülern und Lehrern dort zusammengearbeitet, um gemeinsam Gärten zu pflegen - ein Engagement, das in einer so gequälten Region unbedeutend erscheinen mag, das aber jeden in ihr bereichert hat.

Syria_kobane-768x461.jpegIm Jahr 2015 haben wir das Projekt zusammen mit der demokratischen Verwaltung von Rojava gestartet, mit einem Plan, in Schulen in 10 verschiedenen Dörfern Gemüsegärten zu etablieren. Seit ihrer Gründung sind diese Gärten viel mehr als nur einfache Grundstücke: Sie sind ein greifbares Symbol der Freiheit für die Menschen in Rojava. Die Slow-Food-Gärten in Rojava involvieren mindestens 1000 Schüler aus 10 verschiedenen Schulen. Neben den Gärten gibt es Spielplätze für Kinder jeden Alters, die von den örtlichen Behörden in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung Kobanî gebaut wurden. Lehrerinnen und Lehrer sowie Agronomen helfen den Kindern, den Gemüseanbau durch die Gärten zu erlernen, ihr Bewusstsein für ökologische Themen zu schärfen und sie in Nachhaltigkeitstechniken unter Berücksichtigung der lokalen landwirtschaftlichen Traditionen einzuführen.

Wir sind verpflichtet, das in Rojava etablierte ökologische und demokratische Modell zu verteidigen. Carlo Petrini, der Gründer von Slow Food, erklärte dazu: "Es ist ein integratives, demokratisches, feministisches, ökologisches und fortschrittliches Modell. Ein Modell der Selbstverwaltung, das durch Stadtvertretungen und vereinigte Räte erreicht wird, die aufgerufen sind, über alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zu entscheiden, angefangen bei der militärischen Verteidigung bis hin zur Rechtspflege und der Verwaltung gemeinsamer natürlicher Ressourcen. Ein System, in dem Frauen eine entscheidende Rolle spielen. Ihnen sind neben dem Amt des Vizepräsidenten des Bundes mindestens 40% der Vertretung vorbehalten. Eine Erfahrung der sozialen Avantgarde, die auch als konstitutiver Moment die Annahme einer rechtsverbindlichen Wertecharta für die gesamte Gesellschaft hatte: den Sozialvertrag". Diese Erklärung kam erst letztes Jahr, als Afrin, Syrien, von einer Regierung angegriffen wurde, die die Rojava-Milizen als terroristische Gruppen betrachtet.

Slow Food appelliert für Frieden in der Region und fordert den Stopp der Kriegsoffensive, die den Traum von Demokratie und Gerechtigkeit, der trotz aller Widerstände langsam Wirklichkeit wurde, bedroht.


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