Weltbienentag: Anerkennung für wichtige Winzlinge

17.05.2019 - Nächsten Montag, am 20. Mai wird zum zweiten Mal der Weltbienentag gefeiert. Die Vereinten Nationen haben den Tag auf Initiative von Slowenien eingeführt, um die Bedeutung dieser winzigen Helfer für die Bestäubung von Nahrungspflanzen anzuerkennen und ins Bewusstsein zu rücken, dass sie geschützt werden müssen. Darauf machen Slow Food Deutschland und das Stuttgarter Bieneninstitut für ökologische Bienenhaltung ProBiene mit einem gemeinsamen Aktionstag am Sonntag, den 19. Mai aufmerksam.

Steinhummel auf DillBestäubung, die Übertragung von Pollen auf die Narbe einer Blüte, ist bei Pflanzen die Voraussetzung für die Bildung von Samen und Früchten. Viele davon stehen auf dem Speisezettel der Menschen. Bienen gehören zu den wichtigsten bestäubenden Insekten. Wenn sie Blüten besuchen, um Nektar und Pollen für sich und ihre Brut zu sammeln, wird ihnen von der Pflanze Pollen angeheftet, den sie – unabsichtlich – auf der Narbe wieder abstreifen. Laut neueren Forschungen hat sich diese Kooperation zwischen Bienen und Blütenpflanzen schon vor rund 120 Millionen Jahren evolutionär entwickelt.

„Bienen spielen eine entscheidende Rolle, wenn es um Ernteerträge und Ernährungssicherheit geht. (...) Ohne sie kann die Welternährungsorganisation (FAO) keine Welt ohne Hunger erreichen“, kommentierte Carla Mucavi, Chefin des New Yorker Verbindungsbüros der FAO, die Entscheidung der Vereinten Nationen im Jahr 2017, auf Initiative von Slowenien den Weltbienentag einzuführen. Allein in Deutschland wird der Wertbeitrag aller Bestäuber zum durchschnittlichen Jahresgesamtgewinn der Landwirte bei Kulturpflanzen auf 1,1 Milliarden Euro geschätzt.

Wildbienen brauchen Anerkennung und Schutz

Die vom Menschen domestizierte Honigbiene ist das bekannteste bestäubende Insekt. In Deutschland gibt es aber noch über 550 Wildbienenarten, die eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen spielen. Doch knapp 50 Prozent unserer Bienenarten sind bestandsbedroht oder bereits ausgestorben. Ursache sind vor allem die Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft mit ihrem hohen Einsatz von Pestiziden und Dünger sowie die stetig fortschreitende Flächenversiegelung.

Rupert Ebner, Mitglied des Vorstands von Slow Food Deutschland, findet es deshalb wichtig, dass Wildbienen als wichtige Bestäuber endlich Anerkennung finden. „Die Slow-Food-Philosophie ist auf Vielfalt ausgerichtet. Vielfalt ist nur möglich, wenn möglichst viele Arten erhalten bleiben, auch eine genussvolle und gesunde Ernährung ist nur durch Vielfalt möglich. Am Weltbienentag wollen wir bewusst machen, dass es nicht nur die Honigbiene, sondern auch die vielen Wildbienenarten zu erhalten gilt“, kommentiert Ebner.

Auftakt zum Volksbegehren Artenschutz in Baden-Württemberg

Zusammen mit dem Bieneninstitut für ökologische Bienenhaltung ProBiene in Stuttgart veranstaltet Slow Food Deutschland anlässlich des Weltbienentags einen Aktionstag in Stuttgart. Dieser ist in diesem Jahr gleichzeitig der Auftakt zum Volksbegehren Artenschutz in Baden-Württemberg, das ProBiene initiiert hat.

Tobias Miltenberger, Geschäftsführer von ProBiene, erläutert sein politisches Engagement: „Das Artensterben findet auch in Baden-Württemberg statt. Die Bemühungen der grünen Landesregierung sind lobenswert, müssen aber noch verankert und weiter ausgebaut werden. Über die Hälfe der Wildbienenarten sind kurz vorm Aussterben und dies betrifft auch viele andere Tier- und Pflanzengruppen. Auch die Honigbiene liegt auf der Intensivstation und kann ohne den Menschen nicht mehr überleben. Das Ausmaß des Artensterbens liegt klar auf der Hand. Die Artenvielfalt ist aber eine wesentliche Lebensgrundlage für uns alle und für unsere Kinder und Enkelkinder. Unsere Generation muss den Artenschutz deshalb ganz oben auf die Agenda setzen, um sich damit für eine lebenswerte Zukunft zu entscheiden.“

Slow Food Deutschland hat bereits das erfolgreiche „Volksbegehren Artenvielfalt – Rettet die Bienen“ in Bayern Anfang des Jahres unterstützt und engagiert sich nun als Bündnispartner beim Volksbegehren Artenschutz in Baden-Württemberg, das am Sonntag startet. Ebner, berufsmäßiger Stadtrat und Umweltreferent im oberbayerischen Ingolstadt, hofft sogar darauf, dass die neue Artenschutzbewegung nicht in Baden-Württemberg stehen bleibt: „Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass diese Entwicklung ganz Deutschland und darüber hinaus ganz Europa erfasst.“

Weiterführende Informationen:

World Bee Day
https://www.worldbeeday.org/en/

Bienentag mit Auftakt zum Volksbegehren Artenschutz in Baden-Württemberg
https://www.slowfood.de/aktuelles/2019/bienentag-mit-auftakt-zum-volksbegehren-artenschutz-in-baden-wuerttemberg

Volksbegehren Artenschutz in Baden-Württemberg
https://volksbegehren-artenschutz.de/

Bayerns Bienenrevolution
https://www.slowfood.de/aktuelles/2019/bayerns-bienenrevolution

Slow-Food-Positionen zum Thema Bienen:
https://www.slowfood.de/slow_themen/bienen/slow_food_positionen

Text und Bild: Katharina Heuberger

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