Demonstration zum EU-Agrargipfel: Höfe erhalten, Insekten retten & Klima schützen

31.08.20 – 1200 Menschen demonstrierten am Wochenende in Koblenz für eine grundlegende Wende in der europäischen Agrarpolitik. Zum Auftakt des EU-Agrargipfels, zu dem Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ihre Amtskolleg*innen an die Mosel einlädt, fordern die Demonstrant*innen die europäische Agrarwende. Angeführt von Bäuer*innen mit Traktoren zogen am Sonntag junge Menschen in Tierkostümen, Imker*innen mit Smokern und Umweltaktivist*innen zum Koblenzer Schloss, wo sie sich lautstark Gehör verschafften.

WHES_Koblenz1(c)Bernd Hartung:www.wir-haben-es-satt.de.jpgDerzeit entscheidet sich, wie die 55 Milliarden Euro verteilt werden, die die EU künftig pro Jahr an die Landwirtschaft zahlt. Bei dem EU-Agrartreffen in Koblenz (30.8.-1.9.) werden die Weichen für die abschließenden Verhandlungen hierzu gestellt. Klar ist: Die pauschalen Flächensubventionen sind nicht mehr zeitgemäß. Bei der aktuellen Reform der gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) müssen Klima- und Insektenschutz vorangebracht, der Umbau der Ställe hin zu artgerechter Haltung finanziert und das Höfesterben beendet werden.

Die Flächensubventionen nach dem Motto „Wer viel hat, dem wird gegeben“ befeuern einen massiven Konzentrationsprozess in der europäischen Landwirtschaft. Trotz hunderten Milliar-den Euro an Subventionen – jeder dritte Euro aus dem EU-Haushalt geht an die Landwirtschaft – mussten in der EU zwischen 2005 und 2016 über vier Millionen Bauernhöfe (29 Prozent) ihre Tore schließen (Quelle: Eurostat, Abb. 5). Die übrigen Betriebe bewirtschaften immer größere Flächen.  Von den Subventionen profitieren die, die auf Masse und nicht nachhaltig produzieren. Das muss sich ändern.


Europäischer Protestbrief für die Agrarwende

In der vergangenen Woche haben sich mehr als 400 bäuerliche und zivilgesellschaftliche Organisationen aus 12 EU-Mitgliedsstatten in einem offenen Brief an Agrarministerin Klöckner als Vorsitzende der Agrarminister*innen der EU gewandt. Die zentralen Forderungen des Briefes: Anpassung der Agrarpolitik an die Klima-und Biodiversitätsziele der EU, Beendigung des Höfesterbens und zielorientierte Förderpoliitk statt pauschaler Flächensubventionen. Zum offenen Brief: www.wir-haben-es-satt.de/offenerbrief

Demonstrationsbündnis „Wir haben es satt!“

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Bei der „Wir haben es satt!“-Demonstration gehen jedes Jahr im Januar Zehntausende in Berlin gegen die Agrarindustrie und für eine bäuerliche Zukunftslandwirtschaft auf die Straße. Bäuer*innen – ökologisch wie konventionell – kämpfen im Schulterschluss mit Umwelt-, Tier- und Klimaschützer*innen sowie Eine-Welt- und ernährungspolitischen Aktivist*innen für eine Wende in der Agrarpolitik – hin zu mehr ökologischer und bäuerlicher Landwirtschaft. Weitere Informationen: www.wir-haben-es-satt.de

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Weitere Protesttermine:

Protestaktion: „Eure Agrarpolitik ist ein einziger Scherbenhaufen“
Zeit:   Dienstag, 1. September 2020, 9:45 Uhr
Ort:    Rhein-Mosel-Halle, Julius-Wegeler-Straße 4, 56068 Koblenz

Protestcamp (initiiert von der BUNDjugend Rheinland-Pfalz)
Zeit:   Sonntag, 30. August bis Dienstag, 1. September 2020
Ort:    Kaiserin-Augusta-Anlagen (Nähe Schlossstufen), 56068 Koblenz

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