Das Ende des Käfig-Zeitalters: Wie aus Hoffnung Wirklichkeit wird

03.06.2020 - Die Sammlung der Unterschriften für unsere Europäische Bürger*inneninitiative (EBI) End the Cage Age, die das Ende der Käfighaltung von landwirtschaftlich genutzten Tieren fordert, wurde letzten September abgeschlossen. Das NGO-Bündnis, dem auch Slow Food angehört, konnte Unterstützungsbekundungen von 1,6 Millionen Menschen annehmen – ein Rekord. Genau wie wir, glauben all diese Menschen, dass mehr als 300 Millionen Tiere, die überall in der EU in Käfigen leiden, etwas Besseres verdient haben.

Folgende Dinge haben wir von Slow Food Deutschland gemeinsam mit der Trägerorganisation Compassion in World Farming und den anderen Netzwerk-Partner*innen (alle 180+!) seit dem Ende der Unterschriftensammlung unternommen:


End the Cage Age (c) Compassion in World Farming.jpg Wir sorgen dafür, dass jede Stimme gezählt wird
Im Laufe der vergangenen Monate wurden die Stimmen der Petition in jedem EU-Mitgliedstaat überprüft. Eine EBI ist keine normale Petition – vielmehr ist sie eine Art Referendum, weshalb es nötig ist die Stimmen zuverlässig zu verifizieren. Dieser Prozess ist nun abgeschlossen und wir freuen uns schon darauf, die finale Anzahl der Unterstützungsbekundungen später in diesem Jahr zu verkünden.

Wir sorgen dafür, dass unsere Botschaft nach ganz oben gelangt
Zum Beispiel haben wir offene Briefe an die neuen Entscheidungsträger*innen der EU und nationale Regierungen gesendet und sie aufgefordert sich für das Ende der Verwendung von Käfigen in der europäischen Landwirtschaft einzusetzen.

Wir erhöhen den politischen Druck
Bei einem Treffen der Leitenden der Veterinärdienste (Chief Veterinary Officers, CVOs) in Brüssel legte das EU-Büro von Compassion in World Farming Beweise für die Grausamkeit der Käfighaltung vor und betonte die Notwendigkeit für Tierhaltungssysteme mit höheren Tierschutzstandards. Darüber hinaus sprechen wir regelmäßig mit Wissenschaftler*innen, Akademiker*innen und Unternehmen und haben einen kritischen Bericht zu den möglichen wirtschaftlichen Folgen eines Käfigverbots in Auftrag gegeben.

Entscheidende Entwicklungen in ganz Europa

Um das Verbot der Käfighaltung Wirklichkeit werden zu lassen, müssen wir sowohl auf europäischer Ebene, als auch in den Mitgliedstaaten arbeiten. Hier sind die wichtigsten Ereignisse der vergangenen Monate:

Stellungnahme Ausschuss der Regionen – JA zu einem Verbot! Der Europäische Ausschuss der Regionen (AdR) hat eine Stellungnahme veröffentlicht, in der die Abschaffung der Käfighaltung befürwortet wird. Das sind wirklich gute Nachrichten für unsere Initiative, da der Ausschuss eine der vier EU Institutionen ist, die die Kommission bei der Frage nach einem möglichen Verbot konsultieren wird, nachdem wir die Unterschriften offiziell überreicht haben.

Unterstützung durch Kommissarin – Mitarbeitende der Leadorganisation Compassion in World Farming hatten ein vielversprechendes Treffen mit der EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Stella Kyriakides, die signalisierte, dass sie an der nächsten End the Cage Age Ausstellung im Europäischen Parlament teilnehmen will.

Kommissar Wojciechowski – der Kommissar für Landwirtschaft deutete auf Twitter bereits an, dass er sich für eine Wende weg von der intensiven Agrarwirtschaft einsetzt.

Farm 2 Fork – Verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen aus unterschiedlichen Feldern setzen sich für die Aufnahme verbindlicher Ziele zur Abschaffung der Käfighaltung in der europäischen Farm to Fork Strategie ein. Hier die Forderungen im Einzelnen: https://www.ciwf.org.uk/media/7438482/eu-fpc_open-letter-f2f.pdf

Erfolg für Hennen in der Slowakei – Im Februar unterzeichneten das slowakische Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung und die Verbände ein Memorandum, das den Umstieg von Käfighaltung auf alternative Systeme für die gesamte Eierproduktion der Slowakei bis 2030 festschreibt.

Unterstützung in Zypern – Nach einem Treffen mit Compassion wies der zyprische Landwirtschaftsminister seine Behörde an, Maßnahmen im Programm für ländliche Entwicklung zu identifizieren, die ein Verbot der Käfighaltung von Hennen, Kaninchen und Sauen unterstützen können. Darüber hinaus drückte er seine Unterstützung für die Kampagne aus.

Antwort des Ministers in Italien – Compassions Team in Italien traf sich mit dem italienischen Gesundheitsministerium, um über die Käfighaltung von Sauen zu sprechen. Der Minister zeigte seine Bereitschaft für einen positiven Dialog und den Beginn der schrittweisen Abschaffung von Käfigen für Schweine.

Sauen in Deutschland - Ein breites Bündnis von Organisationen stellt sich in Deutschland gegen einen neuen Verordnungsentwurf, der Käfige für Sauen, in denen sie nicht einmal mehr ihre Beine ausstrecken könnten, legalisieren würde.

Unsere Botschaft verbreitet sich in den Niederlanden – bald werden überall im politischen Herzen der Niederlande Plakate hängen, die verkünden: „NL hat gegen Käfige unterschrieben, Politiker:innen müssen jetzt handeln!“

Wie geht es jetzt mit End the Cage Age weiter?

Als Folge von COVID-19 wird die Trägerorganisation Compassion in World Farming die Pläne für die kommenden Monate anpassen.

“Der Zusammenhang zwischen industrieller Tierhaltung und der Entstehung von Zoonosen ist schon lange bekannt. Die aktuelle Situation zeigt uns, wie drastisch sich diese bestehende Gefahr auf unser Leben auswirken kann und verdeutlicht die Notwendigkeit unserer Arbeit mehr als jemals zuvor. Die dauerhafte Haltung von Tieren in abgeschlossenen Räumen erhöht das Risiko das Krankheiten ausbrechen und sich schnell verbreiten“, sagt die Trägerorganisation Compassion in World Farming. „End the Cage Age ist unzweifelhaft die größte politische Kampagne aller Zeiten für der Schutz von Tieren in landwirtschaftlicher Haltung. Wir müssen und wollen unsere Arbeit fortsetzen, um sicherzugehen, dass unsere Forderungen auch umgesetzt werden.“

Voraussichtlich werden wir die Unterschriften der EBI am Ende des Jahres übergeben. Auf die Übergabe folgen die formale Antwort der Kommission und die Debatte im Europäischen Parlament. Wir werden euch über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten.

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