Europapolitik: EU darf Farm to Fork- und Biodiversitätsstrategie nicht weiter verschieben

16.04.2020 - Gemeinsam mit 39 anderen europäischen zivilgesellschaftlichen Organisationen fordert Slow Food Europe die EU-Kommission in einem Brief auf, die Einführung der „Farm to Fork"- und Biodiversitätsstrategien nicht weiterhin zu verschieben.

Kooperation NGOsDer Brief an den geschäftsführenden Vizepräsidenten der EU-Kommission, Frans Timmermans, und an die für die Umsetzung der Strategien verantwortlichen EU-Kommissar*innen, kommt nur wenige Tage vor dem erwarteten Einführungstermin der beiden Strategien. Aufgrund der COVID-19-Krise lassen sich allerdings weitere Verzögerungen bei der Implementierung der Strategien vermuten. Der Start sowohl der Farm to Fork- als auch der Biodiversitätsstrategie wurde schon ein Mal verschoben – von Ende März auf Ende April. Beide Strategien sind Teil des „Green Deals“ der neuen EU-Kommission, die im Dezember letzten Jahres ihre fünfjährige Amtszeit begann.

In dem >> Brief betonen die Organisationen, dass COVID-19 „einige der Probleme unserer gegenwärtigen globalisierten und nicht nachhaltigen Ernährungssysteme ans Licht gebracht hat". Das aktuelle globale Lebensmittelsystem beruht längst auf langen und spezialisierten Ketten, die aktuell weltweit zum Stocken kommen, und die EU-Landwirtschaft setzt stark auf den Einsatz von ausländischen Saisonarbeiter*innen, die teils unter schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten.

Farm to Fork"-Strategie wichtiger denn je

„Die Farm to Fork-Strategie ist wichtiger denn je: Die gegenwärtige Corona-Krise hat die Schwachstellen des industriellen Lebensmittelsystems offengelegt. Unzählige Krisenlösungsinitiativen haben dagegen die Widerstandsfähigkeit lokal basierter Lebensmittelsysteme sowie lokaler und solidarischer Zusammenschlüsse aus Produzent*innen und Konsument*innen aufgezeigt. Wenn wir nicht jetzt handeln, wann dann?", so Marta Messa, Direktorin des Slow Food Europe Büros in Brüssel.

Das Bündnis aus Organisationen, das den Brief eingereicht hat, betont, dass die bekannten globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Tierschutz, Umweltprobleme und die sozialen Krisen durch die Pandemie nicht verschwinden werden. Aktuelle Strategien sowie Überlegungen für die Nach-Coronazeit müssen dem Rechnung tragen.

„Wir können es uns nicht länger leisten, auf eine Politik zu warten, die ehrgeizig genug ist, um den Ambitionen vieler Akteur*innen des Ernährungssystems in Europa und der ganzen Welt gerecht zu werden. Wir können uns nicht länger leisten, nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen zu „business as usual“ und dem Erhalten des Status quo zurückzukehren. Die „Farm to Fork"-Strategie hat das Potenzial, uns auf den richtigen Weg in eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft zu bringen. Wir brauchen die Strategie, und wir brauchen sie jetzt", so Messa abschließend.

Den vollständigen Brief lesen Sie hier.

Mehr zu den Slow-Food-Aktivitäten auf EU-Ebene: https://www.slowfood.com/sloweurope/en/

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