Fuldaer Youthies feiern 10jähriges Jubiläum: Vom ‚Campus‘-Convivium zum Netzwerk

21.09.2020 - Fasziniert und begeistert von den Slow-Food-Motiven und Zielen gründeten Fuldaer Student*innen vor zehn Jahren das erste und einzige deutsche ‚Campus Convivium‘ von Slow Food. Und stießen damit hierzulande den Aufbau der Slow Food Youth mit an.

Kaum zurück aus Italien, setzten die begeisterten Student*innen ihre Idee in die Tat um und gründeten das Campus Convivium Fulda (c) Eva-Maria Endres.JPGAngefangen hat alles mit einer Exkursion nach Italien, damals im Juni 2010. In einer Villa am malerischen Lago Maggiore befassten sich Student*innen der Ökotrophologie aus Fulda und ihr Professor Christoph Klotter mit der Slow Food Bewegung, deren Motiven und Zielen. Motiviert und begeistert nach Hessen zurückgekehrt, stand der Entschluss schnell fest, in Sachen Slow Food selbst aktiv zu werden. „Damals gab es in Deutschland aber noch keine im Verein verankerte Jugendarbeit“, erzählt Eva-Maria Endres. „Deshalb haben wir nach italienischem Vorbild an der Hochschule ein Campus Convivium gegründet.“

Zehn Jahre ist das jetzt her. Auf das Jubiläum blicken die Beteiligten heute stolz zurück, denn die Trendsetter-Gruppe von damals gab den Anstoß dafür, neue Strukturen zu schaffen und mehr junge Menschen in die Slow Food Bewegung einzubinden. Die Organisationsform des Campus Convivium jedenfalls blieb hierzulande einmalig und auf Fulda beschränkt, obwohl sich auch in anderen Städten nach und nach studentische Gruppen bildeten, die sich mit den Themen Ernährung und Slow Food befassten. „Es sollten schließlich keine Parallelstrukturen zu den schon etablierten Slow Food Convivien in den Regionen entstehen“, erklärt Endres die Entwicklung, „sondern einfach junge Menschen begeistert werden“.

 

Zehn Jahre mit Höhen und Tiefen

Auch nicht-patentiertes Saatgut sollte frei verkäuflich bleiben, darauf soll dieses „Kein Kürbis ist illegal“-Plakat hinweisen. Die Fuldaer Gruppe nahm damit an der großen „Wir haben es satt“-Demo in Berlin teil (c) Arthur Schulz.jpgAls Konsequenz aus dem steigenden Interesse bildeten sich deshalb die Strukturen der Slow Food Youth als nationales (und internationales) Netzwerk heraus – mit derzeit acht Ortsgruppen in Deutschland. Eine davon natürlich in Fulda, wo alles begann. Als Eva-Maria Endres nach Abschluss ihres Bachelor-Studiums aus der Stadt wegzog, übernahm Arthur Schulz von ihr die Leitung der Gruppe. In den vergangenen Jahren hat er einige Höhen und Tiefen mitgemacht. „Vor allem am Anfang, als fast alle Gründungsmitglieder ihr Studium beendeten, da ging es ums Überleben.“ Um bekannter zu werden und neue Leute zum Mitmachen zu bewegen, traf man sich öffentlichkeitswirksamer in Studentencafés und später auch in Bars, verlegte Veranstaltungen auf den Abend. „Damit haben wir es geschafft, nicht als Teil des Hochschulalltags und als Arbeit wahrgenommen zu werden, sondern als interessante Freizeitbeschäftigung.“

 

Im Advent gemeinsam Plätzchen zu backen, gehört inzwischen zu den lieb gewordenen Traditionen der Slow Food Youth Fulda (c) Arthur Schulz.jpg

Brot und Plätzchen backen, Käse herstellen, Schnippeldisko mit Lebensmittelresten, plastikfreies Einkaufen, Hafermilch selbst machen: MitWorkshops, Aktionen und Info-Veranstaltungen schaffte es die Fuldaer Youth-Gruppe, wieder von mageren drei auf stolze 15 aktive Mitglieder anzuwachsen. Eine davon ist eine 77jährige pensionierte Apothekerin, die sich trotz ihres leicht fortgeschrittenen Alters unter den jungen Erwachsenen wohl fühlt. Ansonsten sind es immer noch hauptsächlich Student*innen, die sich bei Slow Food in Fulda engagieren. „Aber es sind nicht mehr allein Ökotropholog*innen, sondern auch Studierende aus anderen Fachbereichen“, sagt Schulz. Und es gebe noch einen Unterschied zu früher: „Die Schulabgänger*innen sind heute viel politischer. Viele suchen am Anfang des Studiums eine Möglichkeit, sich zu engagieren und finden ihren Weg in die Slow-Food-Gruppe, ohne dass wir sie direkt angesprochen haben.“

 

Foodies aller Generationen, vernetzt euch!

Vom Acker auf den Teller Ganz nach der Slow Food Philosophie baute die Fuldaer Gruppe auf einer Parzelle vom tegut-Saisongarten ihr eigenes Gemüse an und bereiteten es gemeinsam zu (c) Arthur Schulz.jpgUmso bedauerlicher findet er es, dass viele begeisterte junge Menschen mit der Slow Food Arbeit aufhören, wenn sie ihr Studium beenden, ein gewisses Alter erreicht haben, berufstätig werden und/oder eine Familie gründen. Schulz selbst ist inzwischen auch 35 Jahre alt, Anfang 2020 hat er von der Youth-Gruppe ins Convivium Fulda gewechselt und  dort gleich die Leitung übernommen. Sein Ziel ist,  die Fuldaer Slow Foodies aller Generationen zu vernetzen, damit sie besser zusammenarbeiten und sich ergänzen. Denn auch die Convivien seien heute deutlich politisch motivierter als noch vor einigen Jahren. „Bislang gehen die Jungen und die Älteren eher getrennte Wege, es wäre schön, wenn sich da etwas ändert .“ Vielleicht entsteht ja in Fulda wieder ein neuer Trend…

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