Im Zeichen einer fairen Zukunft für alle - das Netzwerktreffen von Slow Food Youth

23.12.2020 - Beim virtuellen Treffen des Slow-Food-Youth-Netzwerks, Ende November 2020, kamen rund 60 Teilnehmer*innen aus der gesamten Bundesrepublik sowie aus der Schweiz zusammen, um sich über die Arbeit ihrer lokalen Youth-Gruppen auszutauschen und gemeinsam gute, saubere und faire Produkte zu verkosten. Inhaltlich setzten sie sich besonders mit den Zusammenhängen zwischen Landwirtschaft, Migration und Klimawandel auseinander und erarbeiteten kreativen Inputs für die Kampagne Our Food Our Future, die Slow Food Deutschland (SFD) derzeit mit 16 europäischen Partnerorganisationen entwickelt.

Die Zusammenhänge zwischen unserem Lebensmittel- und Ernährungssystem, dem Klimawandel und globaler Migration sind massiv. Im Rahmen der Kampagne Our Food Our Future legt SFD darauf ein Hauptaugenmerk, gemeinsam mit 16 Partnerorganisation. Ziel der Kampagne ist es, junge Erwachsene für nachhaltiges Konsumverhalten und politisches Engagement für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem zu gewinnen. Ziele, die auch Slow Food Youth beim Netzwerk-Treffen bewegen, weshalb die jungen Erwachsenen ihr virtuelles Treffen nutzten, um Ideen für die Kampagne zu erarbeiten. Diese sogenannten „Youth Labs“ sind Teil des Projektes, welches über die nächsten drei Jahre in mehr als 16 Ländern Europas umgesetzt wird.

Podiumsdiskussion zu Landwirtschaft, Klimawandel und Migration

SFY Netzwerktreffen.pngBei einer Podiumsdiskussion mit anschließenden Gruppenarbeiten vertieften die jungen Aktivist*innen ihr Verständnis der Kampagnenthemen und entwickelten politische Forderungen. Charlotte Niekamp, Bäuerin, Gemüse- und Kräutergärtnerin und Aktivistin, betonte beispielsweise, dass die Ernährungswende eine klare politische Aufgabe sei: „Es sind strukturelle Probleme, die wir auf strukturelle Art und Weise angehen müssen. Ich würde mir wünschen, dass wir anfangen, Strukturen zu schaffen, die der Macht von Supermärkten und Riesen-Agrarkonzernen etwas entgegensetzen.“ Dr. Benjamin Schraven, Sozialwissenschaftler beim Deutschen Institut für Entwicklungspolitik, gab dem Netzwerk Einblicke in Zusammenhänge von menschlicher Mobilität und Klimawandel, während die Kulturwissenschaftlerin Nina Szogs die Vermittlung globaler Zusammenhänge von Klimawandel, Migration und Ernährung auf lokaler Ebene thematisierte. Gilles Reckinger, Autor des Buches „Bittere Orangen“, sprach von einem neuen Gesicht der Sklaverei in Europa, insbesondere mit Blick auf die Orangenernte in Süditalien. Geflüchtete Menschen ohne Papiere arbeiteten hier in Bedingungen, „in denen sie keine Chance haben sich zur Wehr zu setzen, auf welche Weise auch immer, wenn ihnen entweder auf ihrer Arbeit oder in ihrem Alltag mit Gewalt und Ausbeutung begegnet wird.“ Der wahre Preis für vermeintlich günstige Orangen liegt höher, als den meisten Verbraucher*innen bewusst sein dürfte.

Verkostung fairer Alternativen

Am Samstagabend verkosteten die Youthies gemeinsam Produkte von Erzeuger*innen, die nachhaltige und faire Herstellung bereits heute in die Tat umsetzen. So gab es Wein von Libera Terra, einer Sozialkooperative, die in Süditalien Land ökologisch bewirtschaftet, das der Mafia entzogen wurde. Die authentischen Currymischungen von College Curry helfen Familien in Indien, ihren Kindern eine Hochschulbildung zu finanzieren. Die Ackerbohnen-Snacks von Bohnikat leisten einen Beitrag zur nachhaltigen Bodengesundheit und mit Lemonaid lernten die Teilnehmer*innen ein soziales Unternehmen kennen, das mit seinen Limonaden ökologische Landwirtschaft und fairen Handel fördert.

Slow-Food-Youth-Formate und -Themen

Um sich gegenseitig zu inspirieren, tauschten sich die Youth-Gruppen während des gesamten Wochenendes auch über ihre Aktionsformate aus. Zu den Höhepunkten zählte das „Calendarium Culinarium“, ein Saisonkalender für regionales Obst- und Gemüse, der seit Dezember online zu bestellen ist. Und es ist klar: Trotz der Corona-Pandemie ist und bleibt das Netzwerk in Bewegung. Im Januar erscheint ein Podcast, um für das Thema der Agromafia in Deutschland zu sensibilisieren; damit unterstützt die Arbeitsgruppe AgroMafia von Slow Food Youth das Netzwerk von Slow Food Youth Italien bei ihrer Kampagne über die Mafia in der Landwirtschaft. Außerdem findet im Januar eine Jubiliäums-Schnippeldisko statt: Zum 10. Mal tanzt und schnippelt Slow Food Youth bei Disco Soups gegen Lebensmittelverschwendung und für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem. Aufgrund der Pandemie wird die Schnippeldisko 2021 online stattfinden.

SFY Leitung.pngLübeck darf sich über eine neue Gruppe von Slow Food Youth freuen; in Freiburg findet sich eine Gruppe in der Gründungsphase. Außerdem wurde ein neues Youth-Leitungsteam gewählt: Caroline Barth aus Berlin, Anna Christ aus Stuttgart, Nelia Häuser aus Berlin sowie Janina Hielscher und Henry Rayher aus Münster bilden für ein Jahr das Leitungsteam von Slow Food Youth Deutschland. Das neue Team will sich besonders für faire Wertschöpfungsketten, Anerkennung des Lebensmittelhandwerks und eine nachhaltige, ganzheitliche Ernährungswende einsetzen.

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Das Projekt Our Food. Our Future wird ko-finanziert von der Europäischen Union.

Disclaimer:

Dieses Dokument wurde mit Unterstützung der Europäischen Union produziert. Die Inhalte dieses Dokument liegen in der alleinigen Verantwortung von Slow Food Deutschland und spiegeln unter keinen Umständen die Positionen der Europäischen Union wider.

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