Slow Food fordert von der Bundesregierung: Würdige Bedingungen für Mensch und Tier bei der Herstellung von Lebensmitteln

07.07.2020 - Die Corona-Ausbrüche in den Schlachthöfen offenbaren die Auswüchse unseres Billig-fleisch-Systems und Massenkonsums von tierischen Erzeugnissen. Slow Food fordert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Schaffung, Umsetzung und Kontrolle eines umfassenden gesetzlichen Schutzes von Mensch und Tier bei der Herstellung unserer Lebensmittel. Als Konsequenz aus der aktuellen Situation müssen kleine, handwerklich arbeitende Schlachthöfe wieder gefördert werden.

Arche_Limpburger Rind (c) Hendrik Haase.jpgDer Markt für Fleisch ist in Deutschland von viel zu großen Mengen, viel zu niedrigen Preisen und viel zu wenigen, dafür zu großen Unternehmen dominiert. Deren gnadenloser Preiskampf um das Billigfleisch wird auf dem Rücken von Mensch, Tier und Umwelt ausgetragen. Corona führt diese unwürdige, aber politisch geduldete Praxis nun öffentlich vor. Slow Food begrüßt, dass die politisch Verantwortlichen jetzt rechtliche Konsequenzen ankündigen. Zugleich warnt der Verein davor, das bestehende System nur partiell auszubessern statt die Versäumnisse der letzten Jahre zu korrigieren. Handwerklich arbeitende Schlachtbetriebe wurden systematisch eliminiert und die Entfremdung zwischen Mensch und Mensch sowie Mensch und Tier in den Megafabriken institutionalisiert. Für ‚Fairness‘ gegenüber den Menschen, die unsere Lebensmittel erzeugen, ist an diesen Orten kein Platz. Für Slow Food aber spielt ‚Fairness‘ eine essentielle Rolle in der Bewertung von Lebensmitteln und ihren Produktionsbedingungen. Der Verein fordert geschmacklich, gesundheitlich und ökologisch einwandfreie Lebensmittel, die zu fairen Bedingungen für Mensch und Tier erzeugt, weiterverarbeitet, gehandelt und zubereitet werden.

Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Die aktuellen Skandale sind ein erneuter Weckruf, die alten Muster nachhaltig zu überwinden. Statt Mensch und Tier in ein System hineinzupressen, in das sie nicht passen, müssen wir Strukturen fördern, die ihre Bedürfnisse respektieren. Dafür müssen wir bei Haltung, Schlachtung, Handel und Konsum die Größen und Mengen reduzieren. Das erfordert jetzt mehr denn je eine konzertierte und glaubwürdige Strategie der zuständigen Ministerien. Mit zu viel Freiwilligkeit, zu langen Übergangsfristen wie aktuell bei der Kastenstandhaltung, sowie der Idee, Tierwohl ließe sich allein mit marginal höheren Lebensmittelpreisen erreichen, kommen wir nicht ans Ziel.“
Slow Food wird genau verfolgen, was nach der Empörungswelle an Auflagen und Gesetzen tatsächlich verabschiedet wird. Planeten-, Tier- und Menschenwohl mit Wirtschaftlichkeit zu vereinbaren, muss der Maßstab sein. Dazu gehören gute, saubere, faire Arbeits- und Lebensbedingungen für jede*n einzelne*n Arbeiter*in. „Bei Slow Food möchten wir die Menschen, die für unser Essen gearbeitet haben, nicht nur kennen, sondern ihnen auch mit gutem Gewissen in die Augen schauen können. Für mich schließt das mit ein, sicher sein zu können, dass sie fair bezahlt wurden und ihre Arbeit unter Bedingungen verrichten konnten, bei der sie keinen Schaden an Leib und Seele genommen haben. Und das gilt für alle Produktionszweige, nicht nur für Fleisch“, so Hudson entschieden.

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