Slow Food Youth: Rund 70 Teilnehmer*innen kamen bei Netzwerktreffen online zusammen

25.05.2020 - Am Wochenende vom 16. und 17. Mai traf sich das Slow-Food-Youth-Netzwerk online via Zoom. Vertreten waren Teilnehmer*innen aus der gesamten Bundesrepublik sowie aus der Schweiz und auch Partnerorganisationen waren beim Treffen dabei. Die Teilnehmerzahl machte mit den knapp 70 Teilnehmer*innen dabei deutlich, dass auch ein Online-Netzwerktreffen ein großer Erfolg sein kann. Auch jenseits des inhaltlichen Programm vergnügten sich die Youthies noch bis 2 Uhr Morgens auf dem Online-Dancefloor und tauschten sich am virtuellen Lagerfeuer intensiv über diverse Themen aus. Ein Bericht von Slow Food Youth.

Genau wie bei einem physischen Treffen beschäftigte uns die große Frage: Wie schaffen wir gesellschaftlichen Wandel, um ein gerechteres und ökologischeres Lebensmittelsystem zu erreichen, das nicht die planetaren Grenzen überschreitet und alle Beteiligten der Wertschöpfungskette gut und respektvoll behandelt? Über Antworten zu dieser Frage haben wir uns beim Netzwerktreffen intensiv ausgetauscht, beispielsweise im Rahmen des Vortrags von Wachstums-Kritiker Niko Paech zum Thema Nachhaltige Wirtschaftsformen im Ernährungsbereich jenseits des Wachstumsdogmas. Niko Paech, eine führende Figur im Bereich der Postwachstumsökonomie, hat uns ermutigt selber einen nachhaltigen und post-wachstumstauglichen Ernährungsstil einzunehmen und aktiv zu werden, um den Lösungsansätzen in dem Bereich mehr Sichtbarkeit zu verleihen.

"Wir brauchen kreativen Widerstand gegen die Agrarindustrie und gegen eine völlig fehlgeleitete Subventionspolitik in Brüssel. Aber dieser politische Aktionismus läuft dann ins Leere, wenn wir nicht genug Beispiele haben, womit wir beweisen können, dass wir a) bereit für diesen Wandel sind, b) dieser Wandel nicht weh tut und c) wir genug Erfahrung gesammelt haben und der Politik beweisen können, dass Wandel geht und man es den Menschen zumuten kann!", so Paech in seinem Vortrag. Also ganz nach dem Motto Be the change you want to see in the World. Die gute Nachricht ist aber: das machen bereits viele lokale Slow-Food-Youth-Gruppen sowie Slow-Food-Youth-Aktivist*innen.

Slow-Food-Youth-Formate und -Themen

Um sich gegenseitig Inspiration zu geben, informierten die Youth-Gruppen beim Treffen jeweils über ihre eigenen Aktionen, die sie durchführen, um die Öffentlichkeit zu erreichen. So ging es z.B. um Schnippeldiskos und das Format "Liesel Kocht" gegen Lebensmittelverschwendung von Slow Food Youth Göttingen. Slow Food Youth Köln berichtete von Wald-Spaziergängen zur Entschleunigung und einem Picknick. Auch Formate der Unterstützung kleiner lokaler Betriebe in Corona-Zeiten wurden vorgestellt, z.B. mit der Taste-at-Home-Box von Slow Food Youth Berlin. Um selbst suffizienter zu leben und als Ko-Produzent*innen zu agieren sowie sich gegenseitig im Bereich Ernährung und Landwirtschaft weiterzubilden, haben sich die lokalen Slow Food Youth Gruppen zu einer "Selbsthilfe-Gruppe" entwickelt. Fermentations- und Einmachworkshops, Weinverkostungen, Pasta selber machen... vom Bodensee bis nach Flensburg lernen Slow-Food-Youth-Akivist*innen, wie sie sich zum Teil selbst versorgen und Lebensmittel selber produzieren können!

Kampagne zur Mafia in der Landwirtschaft vom Slow Food Youth Network ItalyAber wir wollen mehr! Wir wollen die Welt bewegen und unsere Botschaft weitertragen: saisonales, regionales und suffizientes Essen ist zukunftsfähig, super lecker und keineswegs ein Verzicht. Daran arbeiten einige Arbeitsgruppen auf Bundesebene. Beim Netzwerktreffen stellten sie die Highlights ihrer Arbeit aus dem letzten Jahr vor. Um die Verwandlung von Konsument*innen zu Ko-Produzent*innen zu unterstützen, hat eine Arbeitsgruppe einen tollen Saisonkalender, inspiriert vom Schweizer Original, designt. Das Calendarium Culinarium kann in Kürze hier bestellt werden! Als Netzwerk glauben wir, dass die Ernährung der Zukunft nicht nur die planetaren Grenzen respektieren muss, sondern auch die Menschen und Tiere, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette beteiligt sind. Dies kann nur erfolgen, indem wir uns für mehr Gerechtigkeit in der Landwirtschaft und dem Handelssystem einsetzen! Deswegen  unterstützt die Arbeitsgruppe AgroMafia das Netzwerk von Slow Food Youth Italien bei ihrer Kampagne zur Mafia in der Landwirtschaft und produziert einen Podcast, um für das Thema der Agromafia in Deutschland zu sensibilisieren.

Digitaler Kochkurs mit Chef-Alliance-Koch Sebastian Junge

(c) Janina Hielscher_NWT 2020.jpg

Und weil Suffizienz nicht nur Theorie sondern auch Praxis werden sollte, haben wir den Chef-Alliance-Koch Sebastian Junge eingeladen, um gemeinsam mit uns zu kochen. Als Gründer und Küchenchef des Restaurants Wolfs Junge ist Sebastian Junge Hamburgs erster Bio-Spitzenkoch und Mitglied bei der Slow Food Chef Alliance. Er wurde diesen März mit dem Nachhaltigkeitsemblem des Guide Michelin, dem grünen Stern, ausgezeichnet. Mit Sebastian haben wir in drei Stunden nicht nur gelernt, wie wir aus saisonalen Produkten suffizienter kochen können, sondern haben ein unschlagbar leckeres Zwei-Gänge-Menü zubereitet. Zwischen Spargel schälen und Nudelteig ausrollen, konnten wir auch von ihm erfahren, wie er in seinem Restaurant versucht, so suffizient wie es geht zu arbeiten: wenig Fleisch, möglichst alles vom Gemüse oder vom Tier zu verwerten und Dank Fermentation oder Einlegen, den Sommer auch im Winter auf dem Teller anzubieten.

Um die Welt zu bewegen, braucht es Vernetzung! Deswegen haben wir auch Vorstandsmitglied Nina Wolff und Vertreter*innen von Kommissionen zu dem Treffen eingeladen, um über die Aktivitäten des "Mutter-Vereins" Slow Food Deutschland e.V. im Bereich Bildung, Biokulturelle Vielfalt und Gesundheit zu berichten. Das Interesse war groß und wir freuen uns auf noch mehr Vernetzungsmöglichkeiten in der Zukunft. Dafür haben wir auch weiterhin vor, unsere Online-Calls mit regelmäßigen Abstand fortzusetzen, wie wir es bereits seit Anfang der Corona-Krise machen. Wir freuen uns immer auf neue Gesichter, genauso wie die lokalen Gruppen und unsere AGs. Legt also los, nehmt mit uns Kontakt auf und macht mit!

Text: Slow Food Youth

(c) Leonie Barghorn_NWT 2020.jpg

(c) Gerda Moritz_NWT 2020.jpg

Rezepte vom Slow Food Youth Online Kochkurs

Utensilien: Nudelholz, Mörser, Töpfe, Pfannen, Kleiner Mixer/Pürierstab

Zutaten jeweils für 4 Personen

Vorspeise: Frische Pasta mit Spargel und gerösteten Sonnenblumenkernen

  • 300 g Mehl 550er Weizen
  • 3 Stk Eier
  • 3 Stangen weißer Spargel
  • 3 Stangen grüner Spargel
  • 150 g Sonnenblumenkerne
  • Olivenöl, Salz und Butter

Mehl mit Eiern zu einem homogenen Pastateig verkneten. Dies dauert mindestens 10 Minuten. Anschließend die Oberfläche des Teiges leicht mit Öl einreiben, feucht abdecken und mindestens 30 Minuten ruhen lassen.

In der Zwischenzeit Sonnenblumenkerne rösten bis Sie goldbraun sind (200 Grad Ober und Unterhitze, ca 8 Minuten).

Spargel schälen, Schalen für den Gemüsefond aufbewahren.

Anschließend den weißen Spargel mit dem Sparschäler längs abschälen, sodass hauchdünne Spargelscheiben entstehen. Den grünen Spargel in dünne Rauten schneiden.

Petersilie für den Hauptgang kurz in kochend Wasser halten (ca 2 Sekunden) Anschließend kalt spülen, ausdrücken und mit 150 ml Olivenöl gut pürieren. Öl filtern, mit der restlichen Petersilie, der Hälfte der Sonnenblumenkern , 1 Esslöffel Essig, Salz und Pfeffer ein Persto herstellen.

Den Pastateig in mindestens 4 Teile schneiden und bis auf 1 mm dünn ausrollen. Mit einem Kochmesser oder Teigroller in gewünschte Form schneiden.

Mindestens 4 Liter Wasser aufkochen und salzen.

Pasta für 2 Minten kochen. In der Zwischenzeit 5 Esslöffel Olivenöl und 2 Esslöffel Butter in eine vorgeheizte Pfanne geben (mittlere Stufe) Wenn die Butter leicht schäumt Spargel hinzugeben, salzen, pfeffern, mit etwas Pastakochwasser ablöschen und beiseite stellen.

Pasta angießen und mit dem Spargel gemeinsam vermengen, abschmecken und auf einem Teller anrichten. Mit gerösteten Sonnenblumenkernen und dem Pesto garnieren und servieren.

Hauptgang: Curry Linsen mit Champignons und Petersilien- Joghurt Emulsion

  • 500 g rote Linsen
  • 1 stk Karotte
  • 1 Stk Zwiebel
  • 400 g Champignons
  • 200 g Joghurt
  • 200 ml Olivenöl
  • 1 Bund Petersilie
  • 2 Zehe Knoblauch
  • Ingwer frisch, Kreuzkümmel, Koriandersamen, Kurkuma, Pfeffer, Chilipulver, Paprika

Karotten schälen, gemeinsam mit den Spargelschalen und ca 900 ml Wasser einen Gemüsefond herstellen. Hierzu Wasser aufkochen, salzen, 3 Esslöffel Essig hinzufügen, sowie die Gemüseschalen und ggf noch Gemüseabschnitte, die verfügbar sind. Mit einem Deckel den Topf verschließen und von dem Herd nehmen. Mindestens 20 Minuten ziehen lassen.

Zwiebel und Karotte in ca 3 mm große Würfel schneiden und in einem Topf farblos mit 5 Esslöffel Olivenöl anschwitzen.

2 Zehen Knoblauch und 1 Esslöffel gewürfelten Ingwer hinzugeben, kurz mit anschwitzen.

Derweil aus 1 Esslöffel Kreuzkümmel, 1 Esslöffel Paprika, 1 Esslöffel Koriander, etwas Pfeffer, Chili und Kurkuma im Gewürzmörser ein Curry Pulver herstellen. Gemeinsam mit den Linsen in den Topf geben und gut vermengen.

Mit dem passierten Gemüsefond ablöschen. Für ca 10 Minuten köcheln lassen, dabei stetig umrühren. Nach Belieben salzen.

Den Topf mit einem Deckel verschließen und vom Herd nehmen.

Petersilienöl und Joghurt leicht vermengen für die Emulsion, Die Masse soll bewusst getrennt bleiben.

Zwei Champignons werden in hauchdünne Scheiben geschnitten. Die restlichen Champignons vierteln und mit ausreichend Olivenöl braun anbraten, Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Auf dem Teller die Linsen zu unterst anrichten. Die gebratenen Champignons darauf geben, dann die hauchdünnen Pilzscheiben und die Emulsion zum Schluss.

Rezepte von Sebastian Junge - Wolfs Junge

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