Alter fränkischer Satz

Das ungewöhnliche Geschmackserlebnis aus fränkischen Weinbergen

Arche-Passagier seit 2016

Unterstützt von Slow Food Mainfranken-Hohenlohe

Beschreibung des Passagiers

Im deutschen Weinbau wurde bis weit ins 16. Jahrhundert kein Wert auf die Unterscheidung der einzelnen Rebsorten gelegt, sondern die Reben wurden im gemischten Satz gepflanzt. Der Alte fränkische Satz besteht aus mehreren historischen fränkischen und klassischen Rebsorten. Mit der Sortenvielfalt im Alten fränkischen Satz hat man früher versucht, die Witterungsunbilden auszugleichen. Damit war es möglich, an einem gegebenen Lesetermin aus Aroma- und Säureträgern und ertragssicheren Reben bei unterschiedlichen Reifegraden der einzelnen Reben einen insgesamt trink- und haltbaren Wein zu keltern.

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Den größten Anteil an den alten Sorten bilden der Weiße Elbling und die Silvaner-Varietäten Grüner, Gelber, Roter und Blauer Silvaner. An weiteren alten Rebsorten finden sich Gewürztraminer, Gelber Traminer, Riesling, Weißer und Roter Gutedel, Gelber Muskateller, Weißer Burgunder und Spätburgunder. Zu den historischen Rebsorten gehören Adel- und Vogelfränkisch, Kleinberger, Heunisch, Hartblau und Süßrot.

Bei der Sortenzusammenstellung unterschied man den vinum francium (frentsch) und den vinum hunicum (huntsch). Als Frentsch wurde der gemischte Satz aus höherwertigen Rebsorten betrachtet. Während der Frentsch dem Zehnt unterlag und bis an den französischen Hof gehandelt wurde, war der Huntsch weitgehend von Abgaben befreit und konnte vom Winzer (fränkisch „Häcker“) selbst vermarktet werden. Leider finden sich keine historischen Dokumente über die Rebsortenzusammensetzung beim Frentsch bzw. beim Huntsch.

Erziehungsform

Traditionell ist beim Alten fränkischen Satz nicht nur die Wahl der Rebsorten, sondern auch die Anbauweise: Die Reben wurden durcheinander im Weinberg gepflanzt, was einen Austausch auch über die Wurzeln und Mykorrhiza (Bodenpilze) ermöglichte, in der fränkischen Kopferziehung kultiviert und im Herbst mit Laub und Erde zum Schutz vor strengen Frösten abgedeckt. Jede Rebe wurde an jeweils drei Holzpfählen gezogen: einer befand sich unterhalb, einer am und einer oberhalb des Rebkopfes (siehe Abbildung Ickelheimer Schlossberg). Im Herbst wurden die Pfähle gezogen und auf Haufen gelegt, um im folgenden Frühjahr in mühevoller Arbeit wieder eingeschlagen zu werden. Die Kopferziehung ist bei Neuanlagen nicht mehr gestattet, da heute wegen der Gefahr des Reblausbefalls keine wurzelechten Sorten mehr gepflanzt werden dürfen. Außerdem werden die Anlagen mit Drahterziehung angelegt, was eine leichtere Bearbeitung ermöglicht.

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Gefährdung des Passagiers

Der Alte fränkische Satz umfasst nur noch eine Rebfläche von 7,5 Hektar, was einem Anteil von 0,12 Prozent der gesamten fränkischen Rebfläche entspricht. Der Rückgang ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Lagen sehr aufwändig zu bearbeiten sind und nur einen geringen Ertrag bringen.

Erwerbbarkeit des Passagiers

Der Alte fränkische Satz ist bei den in der Liste „Erzeuger und Bezugsquellen“ (siehe unten) aufgeführten Weingütern erhältlich.

Regionale Bedeutung des Passagiers

Während in anderen Weinbaugebieten ab dem 19. Jahrhundert Reben im reinen Satz gepflanzt und auch gekeltert wurden, hat sich der alte Satz in Franken bis in die heutige Zeit gerettet. In einzelnen Lagen, die entweder nicht von der Flurbereinigung betroffen waren oder zu abgelegen lagen, hat sich die traditionelle Rebsortenzusammensetzung unverändert erhalten. Damit besitzt der fränkische Weinbau mit dem Alten fränkischen Satz ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb des deutschen Weinbaus.

Geschmack des Passagiers

Aufgrund der unterschiedlichen Rebsortenzusammenstellungen in den einzelnen Weinbergen und den verschiedenen Reifegraden in den einzelnen Klimazonen des gesamten fränkischen Anbaugebietes kann es keinen einheitlichen Geschmack geben. Der Alte fränkische Satz bringt sehr individuelle und authentische Weine, die sehr gute Terroiranzeiger sind. Die Weine sind vielschichtig und facettenreich in der Aromatik. Sie weisen einen komplexen Weingeschmack auf, der sehr nachhaltig und mineralisch ist.

Spezielles Know-how zur Erzeugung des Passagiers oder Rezeptur für verarbeitete Produkte

Es gibt drei Kriterien für den „Alten fränkischen Satz“: erstens, das Sortenprofil, wie von der Bayerischen Landesanstalt für Wein-und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim vorgeschlagen (siehe unten); zweitens, eine gemischte, nicht zeilenweise Pflanzung der Reben und drittens eine gemeinsame Lese und Vinifizierung der Trauben.

Alle Weine, die aus Reben, die älter als 70 Jahre sind, dürfen mit dem Zusatz „historisch“ gekennzeichnet werden.

ad 1) Vorschlag zum Profil „Alter fränkischer Satz“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau /  Protokoll vom Treffen der IG Alter fränkischer Satz/Fränkischer Satz am 7. März 2015 in Würzburg

a) Es muss ein zusammenhängender Schlag sein, mit gemischter Pflanzung der Reben (nicht zeilenweise die Sorten trennen).

b) MUSS aus klassischen und historischen fränkische Rebsorten bestehen. Der Anteil an historischen Rebsorten sollte mindestens 20 Prozent sein, die Mindestanzahl der Sorten ist fünf.

c) Muss nicht zwingend Weißwein sein, es kann auch Rotling oder Rotwein sein.

d) Gemeinsame Lese der Trauben zum gleichen Zeitpunkt.

e) Der Wein muss „trocken" sein (Regularien für deutsch-trocken). Die sonstige Önologie soll offen sein zum Beispiel für biologischen Säureabbau, Holzfassausbau - aber keine Holz-Überbetonung.

f) Auf dem Flaschenetikett sollte deklariert sein, ob es sich um einen „historischen Alten fränkischen Satz" mit alten Reben handelt (mindestens 70 Jahre alt) oder ob es eine Neupflanzung ist.

ad 2) Vorschlag zur Sortenwahl „Alter fränkischer Satz“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

Circa 10 Prozent Aromaspender:

  • Gewürztraminer
  • Gelber Muskateller
  • Roter Muskateller

Circa 10 Prozent Säurespender und klassische Sorten:

  • Riesling
  • Weißburgunder
  • Grauburgunder
  • Spätburgunder

Circa 20 Prozent historische fränkische Sorten:

  • Vogelfränkisch, Adelfränkisch
  • Weißer Lagler, Kleinberger
  • Bukettrebe, Bukettsilvaner
  • Geisdutte, Weißer Heunisch
  • Elbling, Hartblau

Circa 60 Prozent Silvaner-Varietäten:

  • Grüner Silvaner
  • Gelber Silvaner
  • Roter Silvaner
  • Blauer Silvaner

Quellen:

Lott, Pfaff, Prior, Taschenbuch der Rebsorten, Mainz 2010
J. B. Kittel, Das Buch vom Frankenwein, Würzburg ohne Angabe
Ambrosi, Breuer, Vinothek der deutschen Weinbergslagen, Stuttgart 1981
Joh. Ph. Bromer, Der Weinbau des Main- und Taubergrundes und der Würzburger Gegend, Reprint von 1839  

Erzeuger*innen und Bezugsquellen

Weingut Baumann
Handthal 30
97516 Oberschwarzach
Tel. (0 93 82) 13 41
info@weingut-baumann.de
www.weingut-baumann.de

Peter Götz
Höhstr. 10
97478 Zell
Tel. (0 95 29) 6 17
weinbaupetergoetz@web.de
www.goetz-wein.de

Weingut Keller
Hauptstr. 6
97729 Ramsthal
Tel. (0 97 04) 18 51
info@weinbau-keller.de
www.weinbau-keller.de

Weingut Meier
Ulsenheim 114
91478 Markt Nordheim
Tel. (0 98 42) 24 79
post@weingutmeier.de
www.weingutmeier.de

der.trockene.franke
Hartmut Scheuring
Marienstr. 24
97486 Königsberg
Tel. (0 95 25) 2 90
der.trockene.franke@googlemail.com

Weingut Scholtens
Rieneckstr. 6
97514 Oberaurach OT Fatschenbrunn
Tel. (0 95 29) 3 26
info@weingut-scholtens.com
www.weingut-scholtens.com

Weingut Zang
Zum Katzenkopf 2
97334 Sommerach
Tel. (0 93 81) 92 78
info@weingut-zang.de
www.weingut-zang.de

Peter Vogel
97228 Rottendorf
pet_vogel@yahoo.de

Weingut Stritzinger
Bergwerkstr. 19
63911 Klingenberg
Tel. (0 93 72) 92 29 54
info@weinbau-stritzinger.de
www.weinbau-stritzinger.de

Ökoweingut Wallrapp
Biebelrieder Str. 17
97288 Theilheim
Tel. (0 93 03) 15 80
info@bio-weingut-wallrapp.de
www.bio-weingut-wallrapp.de

Weingut Zehnthof Wolfgang und Ulrich Luckert
Kettengasse 3-5
97320 Sulzfeld am Main
Tel. (0 93 21) 2 37 78
luckert@weingut-zehnthof.de

Herbert Schneider
„Zum Grünen Baum“
Nikolaus-Müller-Str. 1
97537 Wipfeld
Tel. (0 93 84) 15 69
anno-domini-anfrage@web.de
www.anno-domini-wipfeld.de

Ulrich Bürks
CV Mainfranken-Hohenlohe
Weimersheim 2
91472 Ipsheim
Tel. (0 99 84) 6 97 71 64
weingarten-weimersheim@t-online.de

Weingut Kühn
Ludwigstr. 29
63911 Klingenberg am Main
Tel. (0 93 72) 31 69
www.weingut-wolfgang-kuehn.de

Die Weinliebhaber
Jutta & Reinhard Steinmetz
Untere Ringstraße 13
97267 Himmelstadt
Tel. (0 93 64) 23 14

Links und Aktivitäten rund um den Passagier

>> Die Arche-Kommission im Gespräch mit Weinexpert*innen

>> Biokulturelle Vielfalt schmecken - mit dem Slow Food-Arche-Verkostungspaket

>>Slow Food Magazin: Alte Fränkische Satz

Download

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Bannerbild: © Herbert Schneider, weitere Bilder: © Gerd Sych (2)

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