SLOW FOOD Pressemitteilung 24. Januar 2008

Pressemitteilung

24. Januar  2008

Slow Food zur Gentechnik-Novelle

Der Vorstand von Slow Food Deutschland nimmt die zweite und dritte Lesung der Novelle zum Gentechnikgesetzt zum Anlaß für einige grundsätzliche und aktuelle Feststellungen

1. Slow Food tritt als internationale Vereinigung weltweit für einen Verzicht auf gentechnisch veränderte Nutzpflanzen ein. Die Menschheit hat es  über die Jahrtausende verstanden, durch natürliche Züchtung Pflanzen weiter zu entwickeln. Ein risikobehafteter Eingriff in die Genstrukturen ist nicht notwendig, um die Ernährung der Menschheit sicher zu stellen.

2. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts FORSA für Slow Food hat 2005 ergeben, dass drei Viertel der Deutschen gentechnisch veränderte Lebensmittel ablehnen. In neueren Meinungsumfragen geht dieser Trend sogar nach oben. Man sollte den Verbrauchern keine Lebensmittel aufzwingen, die sie nicht wollen.

3. Die ersten Erfahrungen mit der grünen Gentechnik in anderen Ländern sind durchweg negativ. Beispiele:
- Amerikanische und kanadische Bauern, die nun über eine 10jährige Erfahrung verfügen, berichten, dass, entgegen ursprünglichen Versprechen, die Ernte-Ausbeute gesunken, der Pestizidbedarf gestiegen und die Nährstoffdichte der Produkte geringer geworden ist.
- Die Suizidrate der Bauern in Indien verdeutlicht die Brutalität der Abhängigkeit gutgläubiger Menschen von falschen Versprechungen der Biotechnologiebranche
- Die negativen Beispiele der letzten Jahre bei Mais, Reis, Erbsen zeigen deutlich, welch große gesundheitliche Risiken noch bestehen.
- Die FAO erklärt, dass mit GMO die Welternährungsproblematik nicht gelöst werden kann.

4. Slow Food ist für die gentechnische Forschung auf Gebieten wie der Pharmakologie, wo sie wirklich dem Fortschritt dienen kann.

5. Slow Food befürchtet, dass eine Ausweitung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen die Biodiversität uind damit die Wahlfreiheit zusätzlich bedroht und den Prozess der Monopolisierung des Saatgutes bei einigen wenigen Herstellern beschleunigt. Die Folge ist, dass den Bauern die Verfügung über ihr wichtigstes Produktionsmittel entzogen wird.

6. Dass es bereits in vielen Ländern diesen Anbau gibt, ist Realität. Die Frage ist also nicht, ob es eine Koexistenz zwischen gentechnischem und gentechnikfreiem Anbau geben darf, sondern ob die gentechnikfreie Landwirtschaft eine echte Chance hat, sich langfristig dagegen zu behaupten.

7. Slow Food Deutschland begrüßt vor diesem Hintergrund die am 25. Januar 2008 im Bundestag zur Abstimmung stehende Gentechniknovelle als ein Optimum dessen, was angesichts der EU-Rahmenbedingungen möglich ist. Es gibt bisher keinen Anlass, an dem Bekenntnis von Minister Seehofer zu zweifeln, dass er selber die so genannte grüne Gentechnik ablehnt. Auch dass die SPD zu einer klaren Position gegen Genfood gefunden hat, ist zu begrüßen. Slow Food wird die Politiker beim Wort nehmen.

8. Die nun eröffnete Möglichkeit, gentechnikfreie Produkte als solche zu kennzeichnen, eröffnet Chancen für Produzenten und Verbraucher, die genutzt werden müssen. Es gibt keinen Grund, die Zukunft schwarz zu malen, auch wenn diese Lösung nicht in allen Details perfekt sein sollte.

9. Slow Food wird sich weiterhin mit gewaltfreien Mitteln für die Ablehnung von Genfood in der öffentlichen Meinung einsetzen. Slow Food Deutschland beteiligt sich am 22. bis 24. August an dem Freiluft-Rockfestival gegen Gentechnik bei Schwäbisch Hall.

10. Slow Food unterstützt das Entstehen gentechnikfreier Regionen auf freiwilliger Basis.

Slow Food Deutschland e.V.
Pressekontakt:
Ulrich Rosenbaum
Fon 030 28884950
E-Mail

Slow Food
- ist eine weltweite Vereinigung von bewussten Genießern und mündigen Konsumenten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten.
- fördert eine verantwortliche Landwirtschaft und Fischerei, eine artgerechte Viehzucht, das traditionelle Lebensmittelhandwerk und die Bewahrung der regionalen Geschmacksvielfalt.
- bringt Produzenten, Händler und Verbraucher miteinander in Kontakt, vermittelt Wissen über die Qualität von Nahrungsmitteln und macht so den Ernährungsmarkt transparent.
- ist eine Non-Profit-Organisation
- hat in über 100 Ländern rund 90.000 Mitglieder, davon 8.000 in Deutschland.

Im Internet unter www.slowfood.de

Hinweis: Sie hatten der Eintragung in die Slow-Food-Mailingliste zugestimmt. Wenn Sie sich wieder austragen möchten, benutzen Sie bitte diesen Link.

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