PM End of Fish Day 2019: Sicherung der Fischbestände nur durch globale Verantwortung für Fischerei und Meere möglich

04. April 2019 - Am 5. April rufen Slow Food Deutschland, Fair Oceans und Brot für die Welt erstmals den End of Fish Day aus. An diesem Tag verbraucht Deutschland für das laufende Jahr 2019 rein rechnerisch die letzten, unter deutscher Flagge gefangenen oder in Aquakultur erzeugten Fische und Meeresfrüchte. 74 Prozent der bei uns konsumierten Fische und Meeresfrüchte stammen aus Importen. Auch durch den übermäßigen Fischverbrauch von Industrienationen wie Deutschland kommt es dazu, dass laut Welternährungsorganisation in den Ozeanen mittlerweile mehr als 33 Prozent der Fischbestände überfischt sind.

Der hiesige Konsum an Fisch übersteigt seit langem die natürliche Produktivität unserer Meere und geht mit verheerenden Folgen für die Fischbestände und marinen Ökosysteme einher. Slow Food Deutschland, Fair Oceans und Brot für die Welt rufen zum ersten Mal den End of Fish Day aus, um politische und öffentliche Aufmerksamkeit auf den kritischen ökologischen Zustand der Meere und Fischbestände zu richten. Zum Aktionstag fordern die Initiatoren die Politik dazu auf, beim Fischereimanagement auf eine zukunftsfähige regionale Versorgung zu setzen und den globalen Auswirkungen des Fischkonsums entgegenzuwirken.

Der End of Fish Day basiert auf den Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), die in ihrem Jahresbericht über Fischerei und Fischwirtschaft alljährlich den Selbstversorgungsgrad Deutschlands mit Fischereierzeugnissen berechnet. Mit einem geringen Selbstversorgungsgrad von 26 Prozent ist Deutschland einer der größten Importeure von Fischereiprodukten auf dem Weltmarkt. „Um sich mit Fisch und Meeresfrüchten zu versorgen, greift die deutsche Fischereiwirtschaft auf Fisch aus allen Weltmeeren zurück. Der hohe Fischkonsum führt durch die industrielle Fischerei zu verheerenden Umweltschäden und gefährdet letztlich auch die Ernährungssicherheit der Küstengemeinden im globalen Süden durch die Überfischung, da industrielle Fangflotten den lokalen Kleinfischern die Lebens- und Überlebensgrundlage wegfischen“, beklagt Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland.

Francisco Marí, Referent für Welternährung bei Brot für die Welt, ergänzt: „Die Überfischung ist die eine Seite des Problems. Die andere Seite betrifft die Dinge, die draußen auf See im Verborgenen geschehen. Diese sind nicht minder gravierend. Die illegale Fischerei, die Rückwürfe ungenutzter Fänge und vieles andere tauchen in den offiziellen Statistiken selten auf. Transparenz in der Fischerei ist insbesondere für die Kleinfischerei im globalen Süden von großer Bedeutung, denn die Kleinfischerei ist es, die unter Regulierungslücken in der Fischereipolitik am meisten leidet.“

Kai Kaschinski sieht Deutschland in der Verantwortung: „Die europäischen Gewässer gehören zu den ökologisch am stärksten belasteten Meeresregionen der Welt und sind darüber hinaus überdurchschnittlich stark überfischt. Nicht umsonst haben wir bereits am 05. April unseren Fisch verzehrt und holen ihn von überall hierher zu uns. Statt unsere Probleme durch den massiven Import von Fisch zu lösen, sollten wir vielmehr unsere Hausaufgaben machen und konsequenten Meeresschutz betreiben.“

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Hinweis für Redaktionen:

Der End of Fish Day wird auf Grundlage der Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) errechnet. Er nimmt direkten Bezug auf die Analyse der Fischereiwirtschaft durch die Bundesregierung.

In den vergangenen Jahren haben Slow Food, Fair Oceans und Brot für den Welt die Analysen des britischen Instituts nef zum Fish Dependence Day veröffentlicht. Das Institut stellt in diesem Jahr keine Berechnungen hierzu an.

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Slow Food Deutschland und Fair Oceans laden anlässlich des End of Fish Day 2019 am 5. April zu einer abendlichen Weser-Rundfahrt auf der MS „Friedrich“ in Bremen ein. Den Aktionstag nehmen die Organisatoren zum Anlass, um mit den geladenen Expertinnen und Experten aus Politik und Zivilgesellschaft sowie den Gästen über den Zustand der Fischerei wie auch die offensichtlichen Leerstellen der Fischereipolitik zu diskutieren und Handlungsalternativen im Sinne von Mensch, Fisch und Umwelt aufzuzeigen.

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