Petrini bei Aigner08092011

8.9.2011 - Slow Food Präsident Carlo Petrini trifft sich mit  Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner zu einem Gedankenaustausch über die künftige europäische Agrarpolitik und aktuelle Kernpunkte des Ernährungs- und Verbraucherschutz. An dem Treffen in Berlin am 9. September nimmt auch Ursula Hudson, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland, teil.

Petrini spricht mit Aigner über Reform der EU-Agrarpolitik

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Basis der Gesprächsrunde ist ein von Slow Food veröffentlichtes Positionspapier zu notwendigen Reformen in der EU-Landwirtschaftspolitik. "Es ist uns wichtig, unsere Position den höchsten Entscheidungsträgern in unserem Land deutlich zu machen. Slow Food hat eine Verantwortung gegenüber den Tausenden von Verbrauchern und Erzeugern, die sich uns als Mitglieder und Förderer anschließen, weil sie Lebensmitteln wieder bewusst einen zentralen Wert in ihrem Leben einräumen möchten," erläutert Ursula Hudson Vorsitzende von Slow Food Deutschland den Hintergrund des Treffens mit Aigner.

Slow Food vertritt den Standpunkt der kleinen und mittelständischen Produzenten sowie der Verbraucher. Die gemeinsame Agrarpolitik der EU ist schon lange auf die Industrie- und Massenproduktion zugeschnitten, und stellt somit die Wirtschaftsbilanz vor das Wohlbefinden der Menschen und Ökosysteme. Kleine und mittelständische Lebensmittelhersteller aber leisten neben der Produktion auch wichtige Beiträge zum Allgemeingut, indem sie Kulturlandschaften pflegen, Arten- und Sortenvielfalt erhalten und in ihren Produktionsmethoden Kulturgut und praktisches Wissen weitergeben.

Çiolos-Appell aufgegriffen

Die Stellungnahme von Slow Food greift damit den Appell von Dacian Çiolos, Mitglied der Europäischen Kommission für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung auf, den dieser anlässlich des Terra-Madre-Welttreffens der Lebensmittelbündnisse in Turin im Herbst 2010 ausgesprochen hatte. Die neue Agrarpolitik müsse die natürlichen Ressourcen mit in Betracht ziehen, und Lokalwirtschaften und Direktvermarktungsmöglichkeiten unterstützen, so Çiolos. Terra Madre, der Weltkongress der Kleinbauern, Fischer, Lebensmittelhandwerker, Köche und Akademiker wird von der Slow Food Bewegung alle zwei Jahre in Turin veranstaltet, zeitgleich zu der großen Verbrauchermesse des Lebensmittelhandwerks Salone del Gusto.

Auch das Thema des Lebensmittelüberflusses und der landwirtschaftlichen Überproduktion und deren Folgen für Weltwirtschaft und Verbraucher soll bei dem Treffen angesprochen werden. Der Besuch von Petrini in Berlin erfolgt im Rahmen der Aktion gegen die Lebensmittelverschwendung ‚Teller statt Tonne‘, die von Slow Food Deutschland  zusammen mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst und Brot für die Welt veranstaltet wird.

Petrini hilft bei Nachernte in Teltow

Auftaktveranstaltung ist eine große gemeinsame Mahlzeit aus Ernteresten und überschüssigen Lebensmitteln, mit begleitenden Tischgesprächen zwischen Vertretern aus Wirtschaft, Landwirtschaft, Politik und Kirche am Samstag 10. September am Reichstagsufer. Nach dem Treffen mit Ministerin Aigner am Freitag schließt sich Carlo Petrini den zahlreichen freiwilligen Helfern an, die auf dem Obst- und Gemüsehof ‚Teltower Rübchen‘ in Teltow Kartoffeln und Gemüse nachernten, die Zutaten für die Mahlzeit an der langen Tafel. Die Produkte entsprechen nicht den gängigen Vermarktungsnormen, z.B. wegen Über- oder Untergröße, und werden deswegen vom Handel aus dem regulären Vertrieb ausgeschlossen. Mit der Aktion wollen die Veranstalter auf die erschreckende Verschwendung von guten, nährstoffreichen Lebensmitteln hinweisen, die an jeder Stelle der Produktionskette auftritt, sowie auf die Auswirkungen der persönlichen Kauf- und Essgewohnheiten, Klimawandel, Entwicklung der bäuerlichen Landwirtschaft, aber auch Flächennutzungskonkurrenzen in Entwicklungsländern und globale Ernährungsgerechtigkeit.

Quelle: Pressemitteilung von Slow Food Deutschland vom 8. September 2011

Foto: Carlo Petrini bei seinem Deutschlandbesuch anläßlich seiner Lesereise im Februar 2011 auf der BioFach in Nürnberg

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