Fleischatlas 2014

9.1.2014 - Der heute erschienene „Fleischatlas 2014“ enthält viele Daten und Fakten zu den aktuellen Tendenzen im Big Business Fleisch. Eindringlich wird darin vor den Folgen der Industrialisierung des Geschäfts gewarnt. Der Kompendiums-Beitrag der beiden Slow Food Autoren Ursula Hudson und Carlo Petrini zeigt Alternativen am Beispiel des Modells der Solidarischen Landwirtschaft auf.

Fleischatlas 2014: Daten und Fakten zur weltweiten Fleischproduktion

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Die Herausgeber des Fleischatlas 2014, die Heinrich-Böll-Stiftung, Le Monde Diplomatique und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), warten in ihrem Kompendium mit einer Fülle beeindruckender Zahlen auf.  Demnach werden bis Mitte dieses Jahrhunderts weltweit jährlich fast 470 Millionen Tonnen Fleisch – 150 Millionen Tonnen mehr als heute - produziert. Damit geht ein drastisch wachsender Flächenverbrauch für Futtermittel einher: Allein der Bedarf an Sojafuttermitteln zur Mästung der Schlachttiere würde von derzeit 260 Millionen auf über 500 Millionen Tonnen pro Jahr steigen.

Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, kritisierte die Industrialisierung in der Fleischerzeugung: „Moderne Schlachtanlagen in Europa und den USA nehmen immer absurdere Dimensionen an. Während wir hierzulande 735 Millionen Tiere pro Jahr töten, schlachtet alleine die US-Gesellschaft Tyson Foods mehr als 42 Millionen Tiere in einer einzigen Woche. Dahinter kann kein gesundes Agrarsystem stehen.“

Asien eifert falschen westlichen Vorbildern nach

Der größte Boom der Fleischproduktion finde in den aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften statt. "Hier wird nach westlichem Vorbild zunehmend unter hochindustrialisierten Bedingungen Fleisch erzeugt, mit all den unerwünschten Nebeneffekten wie Lebensmittelskandalen, Antibiotikamissbrauch, Nitratbelastungen und Hormoneinsatz", so Unmüßig.

Schon heute wandert allein für die europäische Fleischproduktion Soja von umgerechnet 16 Millionen Hektar Land in die Tröge. „Das Futter für die zusätzliche Produktion von mehr als 150 Millionen Tonnen Fleisch im Jahr wird Land- und Nahrungsmittelpreise explodieren lassen. Die Zeche für den globalen Fleischhunger zahlen die Armen, die von ihrem Land verdrängt werden und sich aufgrund der hohen Preise weniger Nahrung leisten können“, prognostizierte Unmüßig.

Überraschung: Fleischkonsum in Deutschland geht zurück

Die BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning wies auf die enormen Umweltbelastungen und negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur durch den expandierenden Futtermittelanbau hin. Benning: „70 Prozent aller Agrarflächen der Erde werden inzwischen von der Tierfütterung beansprucht. Die Folgen sind fatal, wertvolle Regenwälder gehen verloren, Böden und Gewässer werden mit Pestiziden belastet und die Preise für Grundnahrungsmittel steigen aufgrund knapper werdender Agrarflächen. Die großräumige Anwendung des Herbizids Glyphosat beim Gentech-Sojaanbau führt in Südamerika vermehrt zu massiven Gesundheitsschäden.“ Erfreulich sei, dass der Fleischkonsum in Deutschland im letzten Jahr durchschnittlich um mehr als zwei Kilogramm pro Einwohner zurückgegangen sei.

Drohende Aufweichung von Standards durch Freihandelsabkommen

Der BUND und die Heinrich-Böll-Stiftung warnten vor einer möglichen Einfuhr hormonbehandelten Fleisches aus den USA durch das zwischen den USA und der EU geplante Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership). „Wir müssen verhindern, dass im Zuge des Freihandelsabkommens die hohen Standards, die wir bei Lebensmitteln in der EU haben, aufgeweicht werden“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Auch deshalb werde sein Verband anlässlich der „Grünen Woche“ in Berlin am 18. Januar gemeinsam mit einem breiten Bündnis eine große Demonstration für eine verbraucher- und tierschutzgerechte Agrarpolitik durchführen.
„Deutschland und Europa verbieten aus guten Gründen Wachstumshormone in der Tierhaltung. Die Risiken für die Gesundheit insbesondere von Kindern und Jugendlichen sind entschieden zu hoch. Wenn das Freihandelsabkommen zugunsten multinationaler Unternehmen die Handelsverbote für Hormonfleisch abschafft, steht die Gesundheit von Tier und Mensch in Europa auf dem Spiel“, sagte Weiger.


Den Beitrag von Carlo Petrini und Ursula Hudson zur Solidarischen Landwirtschaft finden Sie im neuen Fleischatlas ab Seite 42 (siehe Link unten).

Quelle: Pressemitteilung der Fleischatlas-Herausgeber vom 9. Januar 2014


Mehr Informationen:
Fleischatlas 2014 als PDF zum Download 

NEU: Die Fleischatlas-APP als ein Quiz, das auf dem Fleischatlas basiert. Die Nutzerin/der Nutzer kann sich spielerisch durch zwei Quizmodule arbeiten und zum „Fleischversteher“ und „Fleischprofi“ werden. Die Fragen beziehen sich auf den eigenen Fleischkonsum und dessen Auswirkungen auf das soziale und ökologische Umfeld.

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