Alblinse

Alblinsen sind reich an Eiweiß und Mineralstoffen. Gerade in ärmeren Regionen, wie es die Schwäbische Alb lange Zeit war, konnten sich die Menschen tierisches Eiweiß in Form von Fleisch kaum leisten und glichen dies durch die Proteine der Linsen aus. Wirtschaftliche Gründe führten dann aber fast zum Aussterben der Nutzpflanze.

Die Feinschmeckerlinsen der Schwäbischen Alb

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Es war um das Jahr 1960, als der letze Linsenbauer der Schwäbischen Alb aufhörte und der Linsenanbau mitsamt den alten, einheimischen Sorten verloren ging. Die niedrigen Erträge und der große Arbeitsaufwand bei Ernte und Reinigung waren auschlaggebend für das Verschwinden dieser Nahrungspflanze, welche seit über zwei Jahrtausenden auf der Alb kultiviert wurde. Heute bauen wieder über 60 Landwirte Linsen an, vor allem die im Jahr 2006 im St. Petersburger Wawilow Institut wiederentdeckten einheimischen Sorten „Späth´s Alblinsen 1 und 2“ – ausschließlich nach den strengen Richtlinien der ökologischen Anbauverbände. Dementsprechend vielfältig präsentieren sich die Linsenäcker; zwischen den Linsen und ihrem Stützgetreide, meist Hafer oder Braugerste, tummeln sich unzählige Insekten, Kleinstlebewesen und Ackerwildkräuter – Biodiversität pur.

Die Späth´sche Alblinse ist eine einjährige, zierliche Pflanze mit einer Wuchshöhe von etwa 40 Zentimeter. Aus den Blüten entwickeln sich kurze Hülsen mit zwei Linsensamen, die je nach Witterung zwischen Ende Juli und Anfang September reifen. Die Qualität der Alblinsen wird vor allem durch den richtigen Erntezeitpunkt beeinflusst, weshalb bei der Ernte ein gewisses Fingerspitzengefühl und ausreichend Erfahrung erforderlich sind. Neben der relativ hohen Ertragsunsicherheit sind die Trocknung und insbesondere der Reinigungsaufwand eine der Hauptschwierigkeiten des hiesigen Linsenanbaus: In einer spezialisierten Anlage durchlaufen die Linsen aufwändige Trenn- und Reinigungsschritte; Hülsenreste, Spelzen und Staub werden abgesaugt, grobe Verunreinigungen wie Erdklümpchen und Ährenstücke ausgesiebt und die Linsen von Getreide und kleinen Steinchen getrennt, bis die Linsen eine Reinheit von ca. 99 Prozent aufweisen.

Alblinsen zeichnen sich durch einen intensiven, aromatisch-nussigen Geschmack aus und enthalten wie die meisten Hülsenfrüchte relativ hohe Gehalte an Eiweiß und Mineralstoffen. Gerade in ärmeren Regionen, wie es eben die Schwäbische Alb lange Zeit war, konnten sich die Menschen tierisches Eiweiß in Form von Fleisch kaum leisten und glichen dies durch die Proteine der Linsen aus. Doch nur durch den gemeinsamen Verzehr mit Getreidespeisen ergänzen sich die verschiedenen Eiweißbausteine so, dass für den Menschen eine vollwertige Eiweißversorgung zustande kommt. Diese moderne wissenschaftliche Erkenntnis steckt schon in vielen traditionellen Gerichten, wie z.B. dem Schwäbischen Nationalgericht »Linsen und Spätzla«.

Im Bild oben: Die Alblinse benötigt Stützgetreide zum Anbau – meist Hafer oder Braugerste. | Simon Reitmeier

Geschichte des Presidio Alblinse

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2001 gründeten die Linsenpioniere der Familie Mammel die Erzeugergemeinschaft »Alb-Leisa«, um Trocknung, Reinigung, Abpackung und Vermarktung zu koordinieren. Seitdem steigt die Zahl der ausschließlich biologisch wirtschaftenden Linsenbauern stetig. Über die Hälfte des gesamten Linsenanbaus stellen dabei die beiden heimischen Sorten Späths Alblinsen 1 und 2, welche man 2006 in St. Petersburg entdeckte und seitdem vermehrt. Das Presidio »Alblinse« verfolgt dabei das Ziel, den Linsenanbau auf der Schwäbischen Alb weiter zu etablieren, und setzt sich insbesondere für den Schutz und die weitere Verbreitung der beiden autochthonen Linsensorten ein. Die Öko-Erzeugergemeinschaft »Alb-Leisa« vermarktet die Alblinsen möglichst regional in und um das Anbaugebiet. Im Presidio Alblinsen sind nur die Sorten Späths Alblinse I und Späths Alblinse II vertreten. Ein Antrag auf eine geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) ist in Arbeit.

Im Bild oben: Lutz Mammel (re.) von der Erzeugergemeinschaft "Alb-Leisa" mit dem Linsenbauer Franz Wahl | Simon Reitmeier

Kontakt

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Produktionsgebiet
Das Anbaugebiet erstreckt sich über die gesamte Schwäbische Alb und das direkt angrenzende Vorland.

Produzentenreferent:
Lutz Mammel
Öko-Erzeugergemeinschaft Alb-Leisa
Am Hochberg 25
89584 Lauterach
Tel. (0 73 75) 92 22 93
lutz.mammel@alb-leisa.de

Presidiokoordinator:
Ingo Plessing
Convivium Stuttgart
stuttgart@slowfood.de


Das Presidio wird unterstützt von:
Erzeugergemeinschaft Alb-Leisa
Slow Food Stuttgart
Slow Food Deutschland

 

Im Bild oben: Die Wahl des richtigen Erntezeitpunkts entscheidet über die Qualität der Alblinse. | Simon Reitmeier

Weitere Informationen

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Erzeugergemeinschaft Alb-Leisa

Bilder: Slow Food Archiv

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