Nachbericht Besuch Biobauer Kohlschütter
Ein Besuch bei Biobauer Reinhard Kohlschütter
Vor Wintereinbruch gab es für den Bauern viel zu tun. Berge von geerntetem Gemüse, Karotten, Kartoffeln und Rote Beete türmen sich im Vorratsstall vor den Kindern auf. „Das Gemüse bleibt hier über Monate frisch und verdirbt nicht!“, erklärt Kohlschütter der Schulklasse, denn seine Vorratsräume würden wie große Kühlschränke funktionieren, weil sie mit Ziegelsteinen gepflastert sind und so Kälte und Feuchtigkeit abgeben können. „Ich spare eine Menge Geld an Energiekosten“, erklärt der Bauer. Allerdings, und dabei streckt er eine Rote Beete in XXL-Größe in die Höhe, lasse sich sein Ackerboden hier auf 400 Höhenmetern nicht so einfach bearbeiten wie beispielsweise ein Auenboden in der Rheinebene. “Bio bedeutet naturnah produzieren!”, erklärt er. Biobauern wie er verwenden keinen Kunstdünger, der Nitrat enthält. Einerseits wird daher das Grundwasser nicht belastet, andererseits bleibt das Gemüse frei von Giften. Bio ist gut, aber wenn man nicht mit Dünger nachhilft, kann die Größe des Gemüses darunter leiden, es entspricht nicht mehr der Norm. Aber unabhängig davon und weil Biobauern ihren Pflanzen immer mehr Zeit zum Reifen lassen, schmeckt auch unperfektes Bio-Gemüse viel intensiver als konventionell Angebautes – und es ist natürlich viel gesünder.
Individuelles Gemüse – ja bitte, denn der gesunde Geschmack bleibt.
„Kennt einer von euch Tobinambur?“, Kohlschütter zeigt auf eine volle Kiste mit braunen, Golfbällen großen Knollen in der Ecke. Keiner rührt sich. “Dieses Jahr ist der Tobinambur arg klein, aber der Geschmack ist wie immer ausgezeichnet, trotzdem kauft ihn niemand auf dem Markt!”, sagt er. Denn Gemüse, das nicht Modelmaßen entspricht, benötigt beim Schälen und Schnippeln mehr Zeit. Aber ist das ein Grund, es nicht zu kaufen? Jetzt beginnen die Kinder mit dem Aussortieren. Emma holt sich eine Karotte aus dem Gemüseberg, die auf drei Beinen stehen kann. Sarah findet eine, die sie sich wie eine Tabakpfeife in den Mund steckt. Sie kichert dabei laut vor sich hin. Simon findet eine Sellerieknolle mit einem Loch. „Da war die Maus dran“, meint der Bauer und lacht als Simon die Knolle erschrocken anschaut. „Wir müssen das Gemüse waschen, damit ihr die Schönheitsmängel besser sehen könnt“, sagt der Bauer. Hinter dem Stall steht Kohlschütters “Waschmaschine”, ein langes Ungetüm aus Stahl, in dem sich das schmutzige, nicht normgerechte Gemüse langsam in der Röhre hin und her drehen kann. Der Bauer hält den Wasserschlauch hinein, auf der anderen Seite purzeln Rote Beete, Karotten, Tobinambur und Kartoffeln in einen großen Trog. Die Kinder sind begeistert. Wie das Gemüse in allen möglichen Farben glänzt. Kaum hat Max eine frisch gewaschene Karotte heraus geholt, beißt er herzhaft hinein. „Na, schmeckt’s?“, fragt Reinhard Kohlschütter lächelnd. Max nickt und grinst zufrieden über beide Ohren.
Bilder: © Rose Schweizer