Lebensmittelverschwendung vermeiden: Eindrücke und Tipps vom Kochkurs "Was geht noch?"

20.07.2022 - Im Rahmen des Projektes "Reduzierung der Lebensmittelverschwendung - Dialogforum private Haushalte" fand am 14. Juli ein Kochkurs mit Chef-Alliance-Köchin Michaela Wendel in Schwerte statt, bei dem es darum ging, zu erörtern, wie man nicht mehr so frische Lebensmittel verwertet und wie man die Haltbarkeit verschiedener Lebensmittelgruppen beurteilt. Die Ergebnisse hat uns die Köchin als Tipps zur Verfügung gestellt.

Der Kochkurs widmete sich unter anderem den Fragen:

    • Wann sind Lebensmittel noch / nicht mehr genießbar?
    • Wie kann man vermeintlich verdorbene Lebensmittel ggf. doch noch verwerten?
    • Welche Schimmelarten sind giftig, welche sind genießbar? Und welche Lebensmittel kann ich trotz Schimmelbefall ggf. in Teilen noch verwenden?

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Tipps zur Haltbarkeit und Beurteilung verschiedener Lebensmittelgruppen von Michaela Wendel:

Brot und Backwaren

  • Je höher der Weizenmehlanteil im Brot, desto schneller wird es altbacken.
  • Brote mit einem hohen Roggen-, Vollkorn- oder Schrotanteil bleiben länger frisch.
  • Sauerteigbrote halten deutlich länger frisch als Hefebrote.
  • Besonders abgepacktes Brot (Toastbrot!) und Brötchen sollte man genau betrachten.
  • Zeigt sich weißer bis grünlicher Schimmel oder sind blaue Flecken oder Punkte auf der Oberfläche zu erkennen: NICHT MEHR VERZEHREN! Das gesamte Produkt wegwerfen, denn Pilzsporen können das ganze Brot durchziehen, was mit bloßem Auge nicht erkennbar ist.

Milchprodukte und Käse

Käse:

  • Bei Hartkäsesorten können die befallene Stelle bei leichtem Schimmelbefall großzügig herausgeschnitten werden (ca. 1cm Abstand) und der übrige Käse bedenkenlos gegessen werden.
  • Schnittkäse, Weichkäse, abgepackte Käsescheiben und Frischkäse sollten bei ersten Anzeichen von Schimmelbefall vollständig entsorgt werden, da sich im Weichkäse das Pilzmyzel eher in tiefere Schichten ausbreitet. Zudem können giftige Pilzsubstanzen (wie Mykotoxine) besser eindringen.
  • Der gewünschte Edelschimmel bei Käse wie Roquefort, Gorgonzola oder Camembert ist dabei ausgenommen, aber auch hier sollte man sehr gut beobachten, ob sich der Edelschimmel ausbreitet oder ein anderer Schimmelvertreter vorhanden ist.

Milchprodukte:

  • Milch nach Geruch und Geschmack beurteilen. Saurer Geruch oder Geschmack, dickgelegte Milch, Schimmel, geblähte Verpackungen oder Gelbfärbung zeigen Verderbnis an.
  • Gesäuerte Produkte wie Joghurt, Quark, Sauerrahm oder Crème fraîche in Augenschein nehmen und daran riechen. Sie können bis ca. 2 Monate über MHD noch gut sein. Ein geblähter Deckel weist auf die Aktivität von Milchsäurebakterien hin und das Produkt sollte entsorgt werden.

Hafermilch:

  • Die Bildung von Klümpchen, unangenehmer Geruch und ein schlechter, saurer Geschmack sind deutliche Anzeichen dafür, dass die Getreidemilch verdorben ist. Bei längerer Überlagerung zeigt sich Schimmel.

Butter:

  • Butter ist im Kühlschrank monatelang haltbar, zum Genießen nur die verfärbte ranzige Schicht großzügig abschneiden oder die Butter zu Butterschmalz/ geklärter Butter verarbeiten. Am längsten ist gesäuerte Butter, also Sauerrahmbutter, haltbar.

Tofu:

  • Angebrochener verpackter Tofu (oder selbst hergestellter) sollte in leicht gesalzenem Wasser eingelegt werden, z.B. in einem Glas-
    oder Plastikgefäß mit Deckel. Das Wasser sollte jeden Tag gewechselt werden. Sollte der Tofu eine leicht schmierige Konsistenz entwickeln, mit kochendem Wasser übergießen und 10 min ziehen lassen, abtupfen und möglichst bald verwenden. Bei Tofu über dem MHD sensorische Prüfung durchführen: Der Tofu darf nach nichts riechen und neutral schmecken, dann ist er noch genießbar.

Gemüse und Salate

  • Tipp zur Lagerung: Bei Gemüse mit Blättern (z.B. bei Radieschen, Rettich oder Möhren) das Grün zum Lagern bitte abschneiden und bei Bedarf separat verwahren. Die Pflanzen versuchen sonst weiter zu wachsen und ziehen Wasser und Energie aus den Wurzeln. Leicht eingetrocknetes oder weich gewordenes Gemüse in eiskaltes Wasser im Kühlschrank legen und für mehrere Stunden nachziehen lassen.

Kartoffeln:

  • Grüne Stellen und Keime von Kartoffeln NICHT VERZEHREN! Sie müssen großzügig entfernt werden, da sie vermehrt den Giftstoff Solanin enthalten.

Gemüse:

  • Weiche oder vertrocknete Stellen sehr großzügig entfernen. Bei Schimmel auf sehr wasserreichen Fruchtgemüsesorten, also beispielsweise Tomaten, Zucchini, Gurken oder Auberginen, sollte das Gemüse bei Befall komplett entsorgt werden. Hier hat sich giftiges Mycotoxin bereits im gesamten Fruchtkörper ausgebreitet. Grundsätzlich alles schimmelige Gemüse komplett entsorgen!

Sprossen:

  • Bei in Plastik verpackten Sprossen, sollte auf Kondenswasserbildung und braune bzw. schimmlige Stellen geachtet werden. Bei Befall sind diese nicht mehr genießbar und das gesamte Produkt sollte entsorgt werden.
  • Beim selbst Ziehen sollten die Sprossen bei Hitze kühl gestellt werden und mehrmals täglich gut gespült werden.

Salate:

  • Matschige Blätter und braune Stellen entfernen. Welken Salat in Zuckerwasser einlegen und damit aufwecken. Hierzu einen EL Zucker in einem Liter kaltem Wasser auflösen und die Salatblätter darin ziehen lassen

Obst

  • (Erd-)Beeren: Auf keinen Fall schimmelige Beeren essen! Selbst wenn nur eine Stelle sichtbaren Schimmel aufweist, sollte die ganze Beere entsorgt werden. Denn besonders in wasserhaltigen Lebensmitteln wie Erdbeeren können sich Schimmelspuren auch unsichtbar in der ganzen Frucht verbreiten. Alle schimmligen Früchte und deren angrenzende Früchte entsorgen. Alle weiteren Beeren in der Schale gründlich überprüfen. Sind mehrere Beeren in der Schale verschimmelt, besser die ganze Schale entsorgen. Die übrigen Früchte unbedingt gründlich abwaschen, trocken tupfen und so schnell wie möglich verzehren.
  • Übriges Obst: Weiche Stellen großzügig entfernen. Sobald Schimmel erkennbar ist, das gesamte Produkt entsorgen!
  • Bananen: Sehr weiche Früchte schälen und kontrollieren. Bei stechendem Geruch oder brauner Matsche bitte die Frucht entsorgen. Ansonsten können zu weiche Früchte für Bananenbrot oder als Eiersatz zum Backen benutzt werden oder als Püree für Nicecream eingefroren werden.

Gemeinsam kochen und essen

(c) Ingo HilgerNach dem inhaltlichen Teil ging es über zum gemeinsamen Kochen und Essen. Das Menü des Abends bestand aus:

  • Salatsuppe mit Erdbeeröl
  • Grüne Brotlinge mit Kerndl, Pilzen, Sommersalat und Erdbeerchutney
  • Gebackene Joghurtbeerencreme

Alle Tipps inklusive der Rezepte finden Sie >> hier im Handout.

Weitere Eindrücke vom Abend

(c) Ingo HilgerSchwerte07_22-30.jpg

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