Lebensmittelverschwendung Kampagne Aigner

Stellungnahme von Slow Food zur Kampagne zur Lebensmittelveschwendung von Ilse Aigner

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14.3.2012 - Die von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner am Dienstag gestartete Kampagne gegen Lebensmittelverschwendung wird von Slow Food Deutschland begrüßt. Zur Lösung der Kernprobleme in der Lebensmittelwirtschaft sind aber weitere Maßnahmen dringend erforderlich.

Erforderlich ist eine umfassende Reform des vorherrschenden Ernährungssystems auf allen Ebenen, die weit über die Symptombehandlung der Lebensmittelverschwendung in Privathaushalten hinausgeht. "Unser Lebensmittelsystem beruht auf einem industriellen Modell, das auf Masse, schnellem Warenumschlag, Konformität und hohem Konsum beruht," kritisiert Ursula Hudson, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland e.V. Der kulturelle, soziale und lokalwirtschaftliche Aspekt des Essens wird dabei kontinuierlich untergraben. "Solange unsere Lebensmittel Waren bleiben, wird der wahre Wert des Essens und seine Bedeutung für die Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt unterschätzt." Das industrielle landwirtschaftlich-ernährungstechnische Modell, das sich im Laufe der letzten fünfzig Jahre etabliert hat, ist einer der Gründe für die schwerwiegendste Umwelt- und Klimakrise, die die Menschheit je erlebt hat. Auch Übergewichtigkeit in den reichen Ländern, Lebensmittelunsicherheit in wirtschaftlich schwächeren Regionen und der Verlust von traditionellem Wissen und handwerklichem Können sind eng mit dem derzeitig vorherrschenden  Ernährungs- und Produktionsmodell verknüpft.

Slow Food Deutschland e.V. macht schon länger durch die Kampagne "Teller statt Tonne" auf das Thema der Lebensmittelverschwendung aufmerksam. Knapp 3.000 Bürger nahmen an den "Teller statt Tonne" Aktionstagen teil, die im September 2011 in Berlin und Stuttgart von Slow Food Deutschland, dem Evangelischen Entwicklungsdienst und Brot für die Welt durchgeführt wurden. Im Zuge der Kampagne überreichte Dr. Hudson zusammen mit Slow Food Gründer und internationalem Präsidenten Carlo Petrini Ministerin Aigner ein Positionspapier des Vereins, das die Reformnotwendigkeit der europäischen Agrarpolitik im Bezug auf die aktuellen Kernpunkte der Ernährungs- und Verbraucherschutzpolitik darstellt.

Der Verein, der dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert, stellt gerade die gesellschaftliche Bedeutung der Nahrung in den Mittelpunkt. Slow Food bringt Produzenten, Händler und Verbraucher miteinander in Kontakt, vermittelt Wissen über die Qualität von Nahrungsmitteln und macht so den Ernährungsmarkt transparent. Essen ist ein landwirtschaftlicher Akt, durch den aufgeklärte, kritische Konsumenten gleichzeitig zu Ko-Produzenten werden, deren Entscheidungen die landwirtschaftliche Produktion und den Zustand des Ökosystems beeinflussen.

Quelle: Pressemitteilung von Slow Food Deutschland vom 13.3.2012

Foto: Ursula Hudson, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland, spricht auf der Veranstaltung "Teller statt Tonne" gegen Lebensmittelverschwendung im September 2011 in Berlin. | Stefan Abtmeyer www.fishinheaven.de

Mehr Informationen:

Zur Studie des BMELV zur Lebensmittelverschwendung in Deutschland

Petrini überreicht Aigner Slow Food Positionspapier zur Reform der EU-Agrarpolitik

Aktionstage "Teller statt Tonne 2011" von Slow Food Deutschland
Bildergalerie Aktionstage "Teller statt Tonne 2011" in Berlin
Bildergalerie Aktionstage "Teller statt Tonne 2011" in Stuttgart

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