Speakers Tour
EU-Agrarpolitik geht alle an – weltweit
Im Rahmen der Speakers Tour „Wachsen oder Weichen – Auslaufmodell industrielle Landwirtschaft?“ diskutierten am Montag, 25. Juni, im Restaurant Hugos in Berlin BäuerInnen aus drei Kontinenten die internationalen Auswirkungen der EU-Agrarpolitik weltweit. Veranstalter war die Kampagne „Meine Landwirtschaft“ in Zusammenarbeit mit Slow Food Deutschland e.V. und MISEREOR. Gastgeber Thomas Kammeier, der in seiner Küche auf regionale und saisonale Lebensmittel setzt, servierte begleitendes Fingerfood. „Ich habe festgestellt, dass hochwertige Lebensmittel aus einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion stammen“, so Kammeier.
Forderung nach Systemwandel in der Agrarpolitik
Nach den ersten Etappen in Belgien touren die Rednerinnen und Redner nun durch Deutschland und sind zu Gast bei zahlreichen politischen Diskussionsveranstaltungen. Fest steht: ein Systemwandel in der zur Reform stehenden Gemeinsamen Agrarpolitik ist unerlässlich, um Ernährungssicherheit und Lebensmittelsouveränität in Europa und weltweit zu gewährleisten, Antworten auf die Umweltkrise und den Klimawandel zu liefern und der Wirtschaft und Beschäftigung im Agrarbereich ihre Geltungskraft zurückzugeben.
„Die EU-Agrarpolitik muss ökologischer und nachhaltiger werden und international Verantwortung übernehmen,“ so Jochen Fritz (Kampagne „Meine Landwirtschaft“). „Die Frage, welche Form der Landwirtschaft zukunftsfähig ist, geht alle uns Bürgerinnen und Bürger der Welt an. Der Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Teller ist politisch: Wir, die Nicht-Bauern, sind nicht nur Verbraucher, sondern wertschätzende Ko-Produzenten,“ bekräftigt Dr. Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland e.V. Dr. Volker Kasch (MISEREOR) unterstrich die Notwendigkeit der politischen Kohärenz zwischen Agrar-, Handels- und Entwicklungspolitik: „Unsere Art der landwirtschaftlichen Produktion und unsere Ernährungsgewohnheiten haben massiven Einfluss auf die Länder des Südens. Wir müssen die Überwindung des Hungers aus der Perspektive der Armen sehen.“
Drei Perspektiven – eine Botschaft
Die drei BäuerInnen aus Afrika, Nordamerika und Europa bekräftigten die Notwendigkeit eines Systemwechsels. Hellen Yego schilderte die Auswirkungen von liberalisierten Handelsabkommen und subventionierten EU-Produkten auf die größtenteils kleinbäuerliche Landwirtschaft in Kenia: „Wir wollen Handel und eine Beteiligung am Markt, aber es muss fairer Handel sein nicht freier Handel,“ betonte sie. Auch Joe Borgerding, Bio-Milchbauer aus Minnesota (USA), forderte faire Weltmarktpreise ohne die Verzerrung von permanenten Subventionen: „Subventionierung hat dazu geführt, dass wir in der kalifornischen Wüste Milch produzieren. Das ist weder effizient noch nachhaltig,“ so Borgerding. Johanna Böse-Hartje (Bundesverband Deutsche Milchviehhalter/Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) forderte einen grundlegenden Wandel, um das fortschreitende Höfesterben und die Vernichtung bäuerlicher Existenzen aufzuhalten: „Im industriellen System der Lebensmittelherstellung sind Bauern nur noch Lohnarbeiter. Bauern müssen Geld verdienen und am Markt teilnehmen können, und das muss von der Politik unterstützt werden.“
Die Speakers Tour ist noch bis Ende Juni in Deutschland unterwegs. Weitere Stationen mit öffentlichen Diskussionsveranstaltungen sind am 27. Juni 2012 in Celle, am 28. Juni 2012 in Westerstede und am 29. Juni 2012 in Bremen.
Quelle: Presseinformation der Kampagne "Meine Landwirtschaft" vom 25. Juni 2012
Foto oben: Die Veranstalter der Speakers Tour (v.l.n.r.) - Jochen Fritz (Kampagne Meine Landwirtschaft), Ursula Hudson (Slow Food Deutschland), Sternekoch Thomas Kammeier (Hugos) und Volker Kasch (Misereor) | © Archiv Kampagne Meine Landwirtschaft
Weitere Informationen
Programm
Plakat
Einladung
Postionspapier von Slow Food zur Europäischen Agrarpolitik
Stellungnahme Misereor"Wer ernährt die Welt?"
Forderungskatalog der Kampagne Meine Landwirtschaft
Weitere Aktivitäten von Slow Food zur EU-Agrarpolitik
Foto links: Teilnehmer der Speakers Tour (v.l.n.r.) - Hellen Yego (Bäuerin,Kenia), Sternekoch Thomas Kammeier (Hugos), Joe Borgerding (Bauer, Minnesota), Johanna Böse-Hartje (Verband der Milchviehhalter/Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft) | © Archiv Kampagne Meine Landwirtschaft