Neue Arche-Kandidaten: Kölner Palm und Wassenberger Sämling

17.6.2016 - Nachtrag zur Meldung vom 20.5.2016: Wir freuen uns, dass die Anträge, den Kölner Palm und den Wassenberger Sämling in die Arche des Geschmacks aufzunehmen, keinen Widerspruch erfahren haben. Somit sind in Deutschland nun offiziell 58 Passagiere an Bord der Arche.
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20.5.2016 - Gleich zwei Kandidaten aus dem Rheinland sind jetzt für die Aufnahme in die Arche des Geschmacks, einem internationalen Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität, nominiert: die geschmacklich intensive Feldsalatsorte Kölner Palm (li.) und die langlebige Pfirsichsorte Wassenberger Sämling.

Die Anträge auf Aufnahme wurden von der Arche-Kommission von Slow Food Deutschland angenommen und vom Vorstand bestätigt. Sofern bis zum Ablauf der Widerspruchsfrist bis zum 17. Juni 2016 kein Einspruch aus dem Verein erfolgt, gehen die zwei Rheinländer als offizielle Passagiere an Bord der Arche des Geschmacks und verlängern die deutsche Passagierliste auf 58 Mitreisende. Das Projekt schützt weltweit rund 3.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden. Um von Slow Food gerettet zu werden, muss der Passagier bestimmte Kriterien erfüllen. So muss er beispielsweise in seiner Existenz bedroht und traditionell in einer Region verankert sein.

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Der Kölner Palm

Der Gemeine Feldsalat ist eine Ackerwildpflanze, die mit dem Getreide bereits in der Jungsteinzeit nach Süddeutschland gelangt ist. Er wurde über Jahrhunderte hinweg an Ackerrändern und Weinbergen als Wildsalat gesammelt. Daher auch die vielen regionalen Bezeichnungen des Feldsalates. Ackersalat, Rapünzelchen, Nüßchen, Sonnenwirbele. Neben der Wildsammlung bildete sich nach 1700 eine in Gärten gezogene Kulturpflanze heraus. Der Kölner Palm (Valerianella spec.) ist eine alte Kultursorte aus der Ville bei Köln. Der Feldsalat der Sorte "Kölner Palm" ist in der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland (BLE 2013) und erfüllt somit den Nachweis der Bedeutsamkeit als pflanzengenetische Ressource der deutschlandweit bekannten Gemüseanbau-Region Vorgebirge (Rheinland). Die Blätter sind hellgrün, länglich und hasenohrförmig. Er ist resistent gegen die Phoma-Fäule und den echten wie falschen Mehltau. Er ist winterhart und blüht er sehr viel später als andere Sorten. Dies ermöglicht noch eine gute Ernte im Frühjahr. Das macht ihn besonders für die Direktvermarktung und den häuslichen Gemüsegarten geeignet. Sein Geschmack ist deutlich intensiver als die modernen Sorten. Die Blätter bleiben bißfest und sind nicht so „lappig“. Den Antrag auf Aufnahme stellte Slow Food Köln.

Bilder oben: Feldsalat der Sorte Kölner Palm. | © Cornelia Cölln

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Der Wassenberger Sämling

Der Wassenberger Sämling ist eine langlebige Pfirsichsorte aus dem Rheinland, die aus Sämlingen vermehrt wird. Die filzige Schale der Frucht ist weißlich gelb mit teilweise tiefroter Deckfarbe. Das Fruchtfleisch ist grünlich weiß, um den Fruchtstein dunkel gerötet und saftreich-schmelzend. Im Geschmack hat er deutliche Säure und ist etwas herb. Er ist gut steinlöslich. Trotz des festen Fruchtfleisches ist der Pfirsich nicht lagerfähig. Der Wassenberger Sämling eignet sich besonders für die Weiterverarbeitung als Konserve und Marmelade, dort entfaltet er sein Aroma. Auf den lockeren, sandigen Böden rund um Wassenberg wurde er in zahlreichen Obstplantagen angebaut, heute gibt es nur noch eine kleine Plantage und Restbestände in Hausgärten. Der starke Rückgang im kommerziellen Anbau hat seine Gründe im Niedergang der Einmach- und Marmeladenkultur in privaten Haushalten und in der Frostempfindlichkeit von Pfirsichen, die den Anbau in südlichen Ländern zuverlässiger machen. Den Antrag auf Aufnahme stellte Slow Food Düsseldorf.

Bild oben: Pfirsiche der Sorte Wassenberger Sämling. | © Slow Food Düsseldorf

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