Glyphosat weiterhin zugelassen: EU Kommission stellt Konzerninteressen vor Artenschutz und Gesundheit

29.11.2023 – Glyphosat darf in der EU für weitere zehn Jahre angewendet werden. Dies verkündete die Europäische Kommission gestern, nachdem es den EU-Mitgliedstaaten in vorherigen Abstimmungsrunden nicht gelungen war, eine qualifizierte Mehrheit gegen die Verlängerung zu erreichen. Die Glyphosat Zulassungsverlängerung stellt eine Bedrohung für die biologische Vielfalt und Ökosysteme in Europa sowie für die Gesundheit von Verbraucher*innen dar.

Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay.jpg"Nach der enttäuschenden Ablehnung der Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) zur Pestizidreduktion letzte Woche, ist die erneute Zulassung von Glyphosat ein weiterer Rückschritt bei der Verwirklichung der Green-Deal-Ziele der EU, zu denen auch die Umgestaltung unserer Ernährungssysteme gehört, um den Schutz unserer biologischen Vielfalt, unserer Gesundheit und der zukünftiger Generationen zu gewährleisten", kommentiert Marta Messa, Generalsekretärin von Slow Food."

"Mit der Wiederzulassung des Einsatzes von Glyphosat hat die EU-Kommission die Bedenken vieler EU-Mitgliedstaaten und Bürger*innen missachtet. Die Entscheidung ignoriert eindeutige Belege, die zeigen, dass ein Glyphosat-Ausstieg bei gleichzeitiger Sicherung der Erträge und Senkung der Kosten für die landwirtschaftlichen Betriebe durch die Anwendung agrarökologischer Verfahren möglich ist", kommentiert Madeleine Coste, Slow Food Policy Director. "Wir haben die Lösungen, die Bürger*innen fordern sie, aber die Entscheidungsträger*innen ignorieren sie zugunsten der Interessen und Profite der Agrarindustrie". 


Die Mitgliedstaaten sind weiterhin für die nationale Zulassung von glyphosathaltigen Pestiziden zuständig und können deren Verwendung auf nationaler und regionaler Ebene einschränken, um die Gesundheit ihrer Landwirt*innen und Bürger*innen zu schützen. Eine Vision für die Umstellung der EU-Ernährungssysteme auf Agrarökologie ist jedoch dringend erforderlich.

Die Diskussionen über Pestizide sind eng mit denen über die Deregulierung neuer GVO ("New Genomic Techniques") verknüpft. Die Biotechnologie-Industrie verspricht zwar, dass diese den Landwirt*innen eine Verringerung des Pestizideinsatzes ermöglichen würden, doch gibt es dafür keinen Beweis. In den nächsten Wochen werden die Agrarminister*innen über den Deregulierungsvorschlag der Kommission diskutieren, der nach Ansicht von Slow Food ernsthafte Risiken für den Planeten, die Landwirtschaft und die Wahlfreiheit von Verbraucher*innen birgt. Wir fordern die nationalen Entscheidungsträger*innen deshalb auf, für das Vorsorgeprinzip einzutreten und sicherzustellen, dass die Sicherheitsbewertung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung neuer GVO beibehalten wird.

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