Frage 1: Integrierte Ernährungspolitik

Wir haben gefragt: Das WBAE-Gutachten und der Bericht der Zukunftskommission Landwirtschaft mahnen an, dass Ernährungspolitik aufgewertet werden muss. Slow Food Deutschland ist der Meinung, dass Deutschland eine ganzheitliche Ernährungsstrategie braucht. Was ist der ernährungspolitische Plan Ihrer Partei?

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Antwort CDU/CSU:

CDU und CSU stimmen zu: Landwirtschaft, Lebensmittelherstellung und Ernährung müssen gemeinsam betrachtet werden. Gute Ernährung beginnt mit Wertschätzung von Landwirtschaft und Lebensmitteln. Deshalb wollen wir eine Nationale Lebensmittel-Agentur auf den Weg bringen, die für heimische regionale Produkte, unsere hohen Standards und unsere Art zu produzieren wirbt. Wir wollen, dass allen ein möglichst gesundes und nachhaltiges Leben gelingt. Dafür braucht es Ernährungskompetenz und Motivation sowie gut zugängliche, passende Angebote. Es soll für Jede und Jeden beim Einkauf und beim Essen außer Haus möglich sein, eine gesunde Wahl zu treffen. Ernährungsbildung, Sport sowie Zugang zu gutem Kita- und Schulessen sollen für jedes Kind gewährleistet sein. Wir werden insbesondere

  • die Reduktionsstrategie für Zucker, Fett und Salz in verarbeiteten Lebensmittelnfortsetzen,
  • den Nutri-Score nun auch auf europäischer Ebene umsetzen,
  • unsere breit aufgestellte ernährungswissenschaftliche Forschung weiter ausbauenund die Kommunikation über Ernährung verstärken.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollen klar erkennen können, was in den Lebensmitteln steckt, woher sie kommen und wie sie erzeugt wurden. Deshalb wollen wir- eine verpflichtende europäische Haltungs-/Tierwohlkennzeichnung und eine besser erkennbare Herkunftskennzeichnung für mehr Lebensmittel. -Regionalität besser sichtbar machen. Wir werden das sogenannte Regionalfenster als Kennzeichnung weiterentwickeln und mehr Klarheit bei regionalen Lebensmitteln schaffen sowie-ergänzend zum Öko-Siegel ein Nachhaltigkeitssiegel für konventionelle Agrarprodukte entwickeln.


Antwort Die Grünen:

Auch wir GRÜNE halten eine nationale, ressortübergreifende Ernährungsstrategie für notwendig. Eine solche Strategie sollte gemeinsam mit den Akteuren der Zivilgesellschaft erarbeitet werden und sowohl das Ziel haben, das Risiko für bzw. Vorkommen von ernährungsbedingten Krankheiten zu verringern als auch, Ernährung nachhaltiger zu gestalten. Gesunde und ökologisch wertvolle Lebensmittel sollen allen Menschen in Deutschland leicht zugänglich sein; gesunde Ernährung darf nicht vom Geldbeutel abhängen. Wie es das Gutachten des WBAE empfiehlt, muss dafür das gesamte Ernährungsumfeld in den Blick genommen werden – von Stadtentwicklung und Gemeinschaftsverpflegung über Lebensmittelkennzeichnung bis hin zu finanziellen Anreizen für gesünderes und nachhaltiges Essen.


Antwort SPD:

In der Tat muss das Thema Ernährung aufgewertet und Ernährungspolitik eng vernetzt werden mit der Sozialpolitik, Gesundheitspolitik, Umweltpolitik u.a. Wir haben dies in unserem Positionspapier „Ernährung, Gesundheit, Chancengleichheit“ zur Bekämpfung der Ernährungsarmut deutlich gemacht. Wie das WBAE-Gutachten gezeigt hat, liegt in Deutschland die Verantwortung für eine gesunde und nachhaltige Ernährung viel zu sehr bei den Verbraucher*innen. Wir wollen die Wirtschaft stärker in die Pflicht nehmen und faire Ernährungsumgebungen schaffen, die eine nachhaltigere Ernährung für Alle erleichtern. Dazu gehört z.B. eine nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung, die in KiTas und Schulen kostenlos sein sollte.


Antwort Die Linke:

DIE LINKE setzt sich für eine sozial-ökologische Ausrichtung der Agrar- und Ernährungspolitik ein. Wir wollen eine Lebensmittelproduktion, die die Versorgung sichert statt maximale Profite der Konzerne, so dass Landwirt:innen von ihrer Arbeit gut leben können und gute Ernährung für alle bezahlbar ist. Wir fordern eine am Gemeinwohl orientierte Lebensmittelproduktion, z.B. klimaschonende, kurze, kooperative Lieferketten, mehr regionale Wertschöpfung und bessere Bezahlung der geleisteten Arbeit. Die Ernährungspolitik muss erheblich aufgewertet werden, sowohl finanziell als auch strukturell. Außerdem ist mehr und ganzheitliche Forschung notwendig. Für eine nachhaltige Ernährung bedarf es einer integrierten Ernährungspolitik, die die Dimensionen Soziales, Umwelt, Tierwohl und Gesundheit gemeinsam denkt. Ein zentrales Element ist für uns dabei eine kostenfreie, qualitativ hochwertige und nachhaltige Verpflegung in alle Schulen und Kitas, frisch zubereitet, nach DGE-Standards und aus regionaler, womöglich ökologischer und saisonaler Produktion. Ernährungsbildung soll anwendungsorientiert erfolgen, deshalb soll mit Kindern und Jugendlichen auch gemeinsam gekocht und Mahlzeiten zubereitet werden.


Antwort FDP:

Wir Freie Demokraten setzen uns für einen Verbraucherschutz ein, der den mündigen Verbraucherinnen und Verbrauchern Optionen und eine informierte sowie souveräne Entscheidung ermöglicht. Wir vertrauen auf die Selbstbestimmung der Verbraucher. Deshalb lehnen wir eine bevormundende Verbraucherpolitik ab, die zum Beispiel die Dauer bestimmter Verträge schematisch begrenzt. Selbstbestimmung setzt aber eine freie und informierte Entscheidung voraus, die auch die Zwänge und Grenzen berücksichtigt, denen Verbraucher unterliegen.

Wir wollen transparente Nährwertinformationen und eine frühzeitige Ernährungsbildung in Kindertagesstätten sowie Schulen. Zudem wollen wir prüfen, bei welchen Produkten das starre Mindesthaltbarkeitsdatum durch ein dynamisches Verderbslimit ersetzt werden kann.