Hof mit Zukunft: Aktivismus meets Landwirtschaft

Slow Food Youth Aktivist*innen haben im Rahmen der Aktion "Hof mit Zukunft" ein Wochenende auf dem Bauernhof verbracht. Konkret heißt das: Anpacken, diskutieren und zusammen mit den Bäuer*innen Forderungen für eine zukunftsfähige Agrarpolitik entwickeln.

Man lernt sich am besten kennen, wenn man sich gemeinsam die Hände dreckig macht. Statt auf vermeintliche Gegensätze oder etwaige Vorurteile zu schauen, ging es bei „Hof mit Zukunft“ darum herauszufinden: Wo überschneiden sich die Interessen von Landwirt*innen, die Tag für Tag für gutes Essen auf unseren Tellern sorgen, mit denen der Aktivist*innen.

Drei Slow Food Youth Aktivist*innen waren vertreten und schildern uns hier ihre Erfahrungen: 


Anna, Seelbacher Ziegenhof: 

Seelbacher_Ziegenhof_1.JPGFür ein verlängertes Wochenende wurden wir für die Aktion „Hof mit Zukunft“ auf dem Seelbacher Ziegenhof willkommen geheißen. Für 3 Tage haben wir das vielseitige Konzep

t des Betriebes kennenlernen dürfen und rund um die gemeinsame Arbeit zu unseren Visionen einer vielfältigen, sozialen und ökologischen Landwirtschaft diskutiert. Von der Landschaftspflege mit Ziegen, Rindern und Schafen, über die Verarbeitung von Milch und Fleisch, die Direktvermarktung und Koordination der täglich vielfältigen Aufgaben – für die spannenden Einblicke und den offenen Austausch sind wir dem Team vom Seelbacher Ziegenhof sehr dankbar!

Unsere gemeinsam erarbeiten Forderungen:

  1. Vielfältige Wege in die Landwirtschaft!
    Wir fordern: Land für Existenzgründer:innen mit zukunftsorientierten Konzepten freigeben & sichern.

  2. Kooperation & win-win statt intransparenter Seilschaften & Konkurrenzkampf!
    Wir fordern: Rahmenbedingungen für ein solidarisches Miteinander in der Landwirtschaft.

  3. Überholte Rollenbilder in Landwirtschaft und Agrarrecht aufbrechen!
    Wir fordern: Anerkennung & Förderung von vielfältigen Lebensformen


Julia, Ökofranz

Oekofranz 3.jpegIch war bei >>Ökofranz einem Bio Mutterkuhbetrieb mit Ackerflächen vor allem für Kürbisse und Kartoffeln und Leinsaat und Getreide (Weizen, Dinkel, Roggen)

Letztes Wochenende hatte ich die Chance bei #Hofmitzukunft mitzumachen und 3 Tage den Biobetrieb Ökofranz kennenzulernen und zu unterstützen. Wir haben uns über den Zusammenhang von Politik und Landwirtschaft ausgetauscht und Forderungen an die Politik formuliert, z.B. ein Agrarstrukturgesetz, welches Share Deals verhindert. Besonders Spaß hat es mir gemacht eine Fräsmaschine fahren zu dürfen (Laienhaft ausgedrückt ein kleiner Traktor). Meine Bewunderung für Landwirt*innen, die unser aller Lebensmittel ermöglichen ist nochmal stark gestiegen. Ein großer Dank auch an alle Biolandwirt*innen, die viele Stunden Arbeit, z.B. für händisches jäten zum Wohle der Nachhaltigkeit, Biodiversität und Lebensqualität aufbringen.


Gesa, Gärtnerhof Oberreute

Oberreute 1.jpgDer >>Gärtnerhof Oberreute von Maria und Roland Kiefl bewirtschaftet 16 Hektar in den Bereichen Gemüseanbau und Vermarktung (Demeter-Qualität), Teemischungen, Jungpflanzenanzucht (Gemüse und Kräuter); zusätzlich Joghurt und Quarkherstellung. Auf dem Hof gibt es 10 Kühe, 5 Hühner, Schafe, Hofhund Maika, Katzen, sowie 4 Familien, 3 Azubis, Praktikanten und 450€-Kräfte

Unsere Forderungen:

  1. Faire Rente für Bäuerinnen und Bauern, sowie alle in der Landwirtschaft beteiligten Helfer*innen
  2. Verbesserung der Rahmenbedingungen für außerbetriebliche Hofübergaben
  3. Agrarsubventionen die an sozialen, ökologischen und & landschaftserhaltenden Faktoren bemessen werden.
  4. Erhöhung der Wertschätzung der Landwirtschaftlichen Arbeit durch
    1. Bildungsprogramme für Kinder und Jugendliche
    2. Angebote um Höfe kennen zu lernen

Mein Fazit:

  • Wir Teilnehmende hatten alle eine ähnliche Version der Landwirtschaft von morgen und bringen jeweils einen anderen Erfahrungsschatz und Wissensbackground mit, auch in der Diskussion mit Maria und Roland wird schnell klar, dass wir alle eine ähnliche Richtung anstreben
  • Es fehlt an finanziellen Mitteln und an der Wertschätzung der Verbraucher*innen, diese lässt sich durch Netzwerke wieder gewinnen
  • Die Arbeit ist recht anstehend und es gibt immer etwas zu tun (besonders auf dem Gelbe Rüben-Feld, auf dem die Ackerheilkräuter, wie Roland sie nennt, nur so Sprießen), am Ende des Tages sieht man jedoch was man geschafft hat und fällt mit einer tiefen Zufriedenheit ins Bett
  • Einen Hof zu bewirtschaften, birgt eine große Verantwortung, braucht eine Menge Erfahrung und Durchhaltevermögen
  • Typischer Freitag auf dem Gemüsehof beginnt mit der Ernte verschiedener Kulturen, dem Waschen und anschließenden Packen für den Markt am Samstag morgen in dem nahegelegen Kißlegg. Der enge Kontakt zu den Kund*innen liegt den beiden dabei besonders am Herzen
  • Großartiger Zusammenhalt auf dem Hof, Azubis und Praktikanten sitzen mit an einem Tisch; hier wird gegessen, diskutiert und der Arbeitsablauf für den jeweiligen Tag besprochen
  • Ich bin beeindruckt über die ganzen Freundschaften und Netzwerke, die sich die Kiefels aufgebaut haben und die Art und Weise wie Sie die Welt sehen, sowie die Energie die beiden an den Tag legen

Ich bin erfüllt von einer großen Dankbarkeit und inneren Zufriedenheit, bei diesem Projekt mitgemacht zuhaben. Allerdings ist mir auch bewusst, dass ich sowohl einen sehr weltoffenen Betrieb, als auch ziemlich tolles Wetter erwischt habe. Meine Neugierde jetzt zum Vergleich einen konventionell wirtschaftenden Betrieb zu besuchen und mit anderen Meinungen und Perspektiven zusammenzutreffen ist auf jeden Fall gestiegen.

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Mehr Info zur Aktion "Hof mit Zukunft": https://www.wir-haben-es-satt.de/mitmachen/hof-mit-zukunft/

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