Internationale Vorstandssitzung

15.2.2012 - Vom 10. bis 12. Februar 2012 tagte der Internationale Vorstand von Slow Food an der Universität der Gastronomischen Wissenschaften in Pollenzo, unweit vom internationalen Hauptsitz des Vereins in Bra (Piemont, Italien).

Treffen des Internationalen Vorstands von Slow Food

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Slow Food Deutschland e.V. wurde dabei von der amtierenden Vorsitzenden des Vereins Frau Dr. Ursula Hudson vertreten. Im Mittelpunkt des Treffens standen die Vorbereitungen für den internationalen Kongress von Slow Food, der gleichzeitig mit dem Salone del Gusto und Terra Madre diesen Oktober in Turin, Italien, stattfinden wird (28./29. Oktober 2012).

Internationaler Kongress 2012

Der Internationale Slow Food Kongress ist ein wichtiges Ereignis, denn es werden politische und strategische Entscheidungen für die Ausrichtung des Vereins in den nächsten Jahren getroffen. Im Zuge des Kongresses wird die neue internationale Satzung entwickelt und dieses Jahr auch ein pro-grammatisches Dokument präsentiert. Dieses soll im Vorfeld mit allen 1.300 Convivien weltweit und den Lebensmittelbündnissen/Gemeinschaften von Terra Madre zur Diskussion zur Verfügung gestellt werden, um es durch Beiträge und Anregungen zu ergänzen sowie es den Bedürfnissen der unterschiedlichen Kulturen anzupassen. Arbeitstitel des Dokuments ist "The central role of food" (Die zentrale Rolle des Essens) und es wird in Kürze in mehrere Sprachen übersetzt und dann verbreitet. Durch diesen partizipatorischen Prozess soll es bis zum Kongress weiter entwickelt und bei der Veranstaltung in Turin dann verabschiedet zu werden. Beim nächsten Kongress werden Delegierten aus 100 Ländern anreisen (in Puebla/Mexiko 2007 waren es 50). Auch Terra Madre Gemeinschaften (Lebensmittelbündnisse) sind dabei: der Verein öffnet sich und reflektiert so die Vielfalt unserer Organisation.

Einführung von Carlo Petrini zum programmatischen Dokument „The central role of food“ / Stolz auf unsere Geschichte

„Seit unseren Anfängen steht bei Slow Food das Essen im Mittelpunkt. Damals wurden wir nicht ernst genommen, heute sprechen alle davon: das Recht auf Genuss bedeutet, auf die gastronomi-sche Tradition einer Region stolz zu sein. In den achtziger Jahren hielt man unser Bestreben zur Be-wahrung von traditionellen Würsten und Käse nur für Nostalgie. Heute sind Regionalität und traditionelle Gastronomie die Basis für das Wiederaufleben und die Selbstdarstellung vieler Region geworden. Wir haben aber in den letzten Jahren die Nachhaltigkeit und die Bewahrung von Böden und Landschaft eingefügt: das hat vor uns keiner gemacht. Heute denken manche, dass sich Slow Food nicht mehr mit Gastronomie beschäftigen will und eine "Dritte Welt"-Schiene aufgenommen hat. Aber das ist nicht richtig: Slow Food ist in diesen Jahren oft neue Wege gegangen und hat eine Vorreiterstellung eingenommen, sowohl intern als auch nach außen hin.

Nach außen hin haben wir Themen zusammengebracht, die man vor vielen Jahren für getrennt gehalten hat (Umwelt und Ernährung). Intern haben wir unseren Verein international aufgebaut, haben Terra Madre entwickelt und den Nachhaltigkeitsgedanken verinnerlicht. Einige von unseren Mitgliedern sind im Restaurant geblie-ben, und haben nicht verstanden, dass alles – nicht nur der Genuss – auf Lebensmitteln basiert. Die Integration der Terra Madre-Gemeinschaften auf der ganzen Welt bedeutet die Regenerierung von Slow Food. Unser programmatisches Dokument wird vielleicht kontroverse Diskussionen verur-sachen, aber wir haben keine andere Wahl. Wir müssen das Recht auf Lebensmittel in unsere Grundsätze mit einbinden, weil es der Kern der Nachhaltigkeit in einer globalisierten Welt ist. Dieses Element wird so auch Teil der neuen internationalen Satzung sein.

Das Wort "Convivium" ist etymologisch mit dem Konzept der Tafelrunde verbunden. Heute essen wir gemeinsam in unseren Tafelrunden; es gibt jedoch Menschen, die sich von unseren Resten ernähren müssen. Es muss unser Ziel sein, dass wir alle gemeinsam am Tisch sitzen können. Slow Food be-steht aus Gastronomen, ja, aber aus Gastronomen, die einen weiten Blick haben. Jeder hat ein Recht auf Essen, und das ist nicht irgendein zweitrangiges Recht, wie manche internationale Organisationen behaupten, sondern das erste Recht der Menschheit.“ – Carlo Petrini

Nächste Termine:

  • Treffen des Internationalen Beirats von Slow Food:  8. bis 10. Juni 2012 in Mazara del Vallo, Sizilien
  • Slow Food Weltkongress: 28./29. Oktober 2012, Turin, Italien

Internationaler Beirat

Dem Internationalen Beirat von Slow Food gehören die Mitglieder des Internationalen Vorstandes von Slow Food an sowie Delegierte des Vereins nach Mitgliederzahl der regionalen und nationalen Verbände, und außerdem Vertreter der Stiftung für Biologische Vielfalt, der Internationalen Arche-Kommission, der Universität der Gastronomischen Wissenschaften sowie des Slow Food Study Center. Der Internationale Beirat hat die Aufgabe, die Vereinspolitik und die großen Vereinsthemen auf die Vorschläge des Internationalen Vorstandes festzulegen, internationale Beratungsorgane einzusetzen und die sie betreffenden Bestimmungen zu genehmigen, auf Vorschlag des Internationalen Vorstandsausschusses die Einrichtung von neuen nationalen Leitungen oder die Schließung von bereits bestehenden zu beschließen,  die vom Internationalen Vorstandsausschuss erstellte jährliche Abschlussbilanz zu genehmigen und die Zusammensetzung des Rates anzupassen. Slow Food Deutschland e.V. hat derzeit vier Abgeordnete im Internationalen Beirat.

Internationaler Vorstand von Slow Food

Die amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Ursula Hudson, ist Teil des internationalen Vorstandes von Slow Food.

Foto: Universität der Gastronomischen Wissenschaften, gegründet im Jahr 2004 von Carlo Petrini, dem Gründer und internationalen Präsidenten von Slow Food. | Slow Food Archiv

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