Ein anderes Meer ist möglich

1.5.2014 - Am 19. und 20. Mai findet in diesem Jahr in Bremen auf Einladung der EU-Kommission die größte meerespolitische Veranstaltung Europas statt. Ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen, dem auch Slow Food Deutschland angehört, nutzt diesen offiziellen Europäischen Tag der Meere (EMD), um ihre Vorstellungen zur Zukunft der Meere in der Öffentlichkeit zu diskutieren und die aktuellen blauen Wachstumskonzepte in Frage zu stellen.

Konferenz: Ein anderes Meer ist möglich!

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Vom 15. bis 17. Mai (Donnerstag bis Samstag) wird vor diesem Hintergrund eine vom Bündnis ausgerichtete Konferenz unter dem Titel "Ein anderes Meer ist möglich!" sowie verschiedene andere Veranstaltungen der Partnerorganisationen im Vorfeld die Spannbreite zivilgesellschaftlicher Perspektiven zur Meerespolitik präsentieren. In diesem Kontext wird eine Erklärung zur Zukunft der Ozeane mit meerespolitischen Forderungen der zivilgesellschaftlichen Akteure verabschiedet.

Die Konferenz des zivilgesellschaftlichen Bündnisses zum Europäischen Tag der Meere thematisiert die Grenzen des Blauen Wachstums und die Zukunft der Ozeane unter dem Titel "Ein anderes Meer ist möglich!" Slow Food Deutschland beteiligt sich zusammen mit Brot für die Welt mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Ernährung und Fischereipolitik" am Samstag, 17. Mai von 13.00 Uhr bis 14.30 Uhr (Mehr Informationen zur Slow-Food-Veranstaltung finden Sie in den Punkten "Das Programm" und "Forum Ernährung und Fischereipolitik" weiter unten.)

Termin: 15. Mai bis 17. Mai 2014
Ort: Konsul-Hackfeld-Haus in Bremen, Birkenstraße 34,28195 Bremen
Teilnahme: Die Veranstaltungen und die Konferenz sind öffentlich und die Teilnahme ist kostenlos. Nähere Informationen zur Teilnahme finden Sie im Punkt "Organisatorisches" weiter unten.

Informationsmaterialien zum Herunterladen:

Programm-Flyer

Slow-Food-Veranstaltung "Ernährung und Fischereipolitik"

Programm-Flyer "Bürgerfest zum Europäischen Tag der Meere"

Gemeinsam laden folgende Partnerorganisationen zur Konferenz ein:

+++ Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk +++ Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst +++ Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland +++ Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz +++ Deepwave +++ Deutsche Seemannsmission +++ Forschungsgesellschaft Flucht & Migration +++ IntKom/Fair Oceans +++ Forum Umwelt und Entwicklung +++ Greenpeace +++ Naturschutzbund Deutschland +++ Redaktion Waterkant +++ Robin Wood +++ Shipbreaking Platform +++ Slow Food Deutschland +++ International Transport Workers' Federation/ver.di +++ Whale and Dolphin Conservation +++ World Wide Fund For Nature +++

Das Programm

Donnerstag, 15. Mai 2014

18.30 Uhr | Eröffnung - Begrüßung und Einführung
Sonja Weinreich (Brot für die Welt)
Kai Kaschinski (Fair Oceans)

20.00 Uhr | Podium - Die Grenzen des Blauen Wachstums
Nicole Franz (FAO)
Antje Boetius (AWI)
Francisco J. Marí (Brot für die Welt)
Thilo Maack (Greenpeace)
Moderation: Cornelia Wilß

Freitag, 16. Mai 2014

10.00 Uhr | Einführung

10.30 Uhr - 12.00 Uhr | Veranstaltungen Teil 1
Walheimat – Marine Ökosysteme verlangen Schutz!
Whale and Dolphin Conservation (WDC)

Faire Jobs in der maritimen Industrie - Die ITF-Billigflaggenkampagne
International Transport Workers' Federation (ITF)/ver.di

12.00 – 13.00 Uhr | Mittagspause

13.00 – 14.30 Uhr | Veranstaltungen Teil 2

Die Entwicklung der Offshore-Windkraft in Deutschland
– Berücksichtigung naturschutzfachlicher Aspekte und Auswirkungen auf die Ökosysteme in Nord- und Ostsee
Naturschutzbund Deutschland (NABU)

Flucht über See - (Un-)Recht auf See
Forschungsgesellschaft Flucht & Migration | Fair Oceans

14.30 – 15.15 Uhr | Kaffeepause

15.15 – 16.45 Uhr | Veranstaltungen Teil 3

Die Hohe See – Goldgrube oder gemeinsames Erbe der Menschheit?
World Wide Fund For Nature (WWF)

Kleine Fische: Großer Fang
- Kleinfischerei im Kontext internationaler Fischereipolitik
Brot für die Welt | Fair Oceans

16.45 – 17.00 Uhr | Pause

17.00 Uhr | Veranstaltungen - Teil 4

Plastik – weniger ist Meer
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

Wettlauf um den Pazifik und die Schätze der Tiefsee
Brot für die Welt | Fair Oceans

18.30 Uhr | Pause

20.00 Uhr | Podium - Zur Zukunft des Meeresschutzes
Inge Paulini (WBGU)
Nadja Ziebarth (BUND)
Stephan Lutter (WWF)
BMUB (angefragt)
Moderation: Cornelia Wilß

Samstag, 17. Mai 2014

10.00 Uhr | Einführung

10.30 Uhr - 12.00 Uhr | Veranstaltungen Teil 5

Maritimer Raubbau in Kunst und Medien
Fair Oceans

Globalisierung – Seeleute unterwegs auf allen Meeren
Deutsche Seemannsmission

12.00 – 13.00 Uhr | Mittagspause

13.00 – 14.30 Uhr | Veranstaltungen Teil 6

OFF THE BEACH!
Die globale Kampagne für sicheres und sauberes Schiffrecycling
Shipbreaking Platform

Forum Ernۊhrung und Fischereipolitik
Slow Food Deutschland und Brot f…ür die Welt richten den Blick auf die besondere Bedeutung der Ozeane f…ür die Ernä‡hrungssicherheit und auf die handwerkliche Fischerei der Kü…stengemeinschaften, die traditionell von der Fischerei leben, auf einen global und sozial gerechten Zugang zum Meer weltweit.

Ein Podiumsgespr‡äch mit:
Dr. Ursula Hudson, Vorsitzende Slow Food Deutschland
Francisco J. Marí, Referent fü…r Fischerei und Agrarhandel, Brot f…ür die Welt
Prof. Rainer Froese, Geomar
Dr. Mark Prein, GIZ (angefragt)
N.N., Spitzenkoch / Gastronomie
Moderation: Manfred Kriener, freier Journalist und Autor (angefragt)
Informationen zum Forum Ernährung und Fischereipolitik (PDF)

Slow Food Deutschland | Brot für die Welt

14.30 – 15.15 Uhr | Kaffeepause

15.15 – 16.45 Uhr | Veranstaltungen - Teil 7

Die Rolle der Ozeane beim Klimawandel
Deepwave

Die Meere - Schwarzes Loch im Völkerrecht?
Forum Umwelt und Entwicklung

16.45 – 17.00 Uhr | Pause

17.00 Uhr | Plenum

Resümee und Abschlusserklärung der Konferenz

18.30 Uhr | Verabschiedung

(Stand 1. Mai 2014)

Forum Ernۊhrung und Fischereipolitik

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Eine Veranstaltung von Slow Food Deutschland und Brot für die Welt auf der Zivilgesellschaftlichen Konferenz "Ein anderes Meer ist möglich!" zum EMD 2014 in Bremen. Samstag, 17.05.2014, 13.00 – 14.30 Uhr
Konsul-Hackfeld-Haus, Birkenstra‚e 34, 28195 Bremen

Ernä€hrung und Fischereipolitik
Blaues Wachstum – totes Meer?

Innovation und maritime Technologien sind die Themen des EMD 2014. Europa möchte sich an die Spitze der ‚Blue Economy‘ stellen. Der EMD soll dazu beitragen, die Potenziale zu erschlie‚ßen, die eine bessere Nutzung des Ozeans zur Versorgung der Erdbevölkerung bieten kann. Nachdem die Ressourcen zu Land weltweit zur Neige gehen, r…ücken die Ozeane in den Fokus des Begehrens auf der Suche nach neuen Ressourcen.

Seit Jahrtausenden nutzen die Menschen weltweit die Ozeane vor allem als Quelle von Nahrung. †Überfischung als Folge r…ücksichtslosen hochindustrialisierten Fischfangs zur Befriedigung des wachsenden Bedarfs an Fisch in den L‡ändern des Nordens ist seit Jahren eine Bedrohung f…ür die langfristige Versorgung der Menschen mit Fisch insbesondere in den L‡ändern des Sü…dens. Trotz einer Verbesserung des Zustands der europ‡aischen Fischbest‡ande in den letzten Jahren ist die †Überfischung in Europa noch nicht …überwunden. Die neue Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) integriert einen höheren Nachhaltigkeitsstandard – die notwendigen Schritte zur verbindlichen Umsetzung stehen noch aus.

Aquakultur wird als eine der möglichen Lösungen fü…r die Erholung der bedrohten Best‡ände gesehen. Ob diese Alternative tragf‡ähig, ökologisch nachhaltig, sozial vertr‡äglich und im Sinne von Slow Food gut, sauber und fair ist, muss kritisch hinterfragt werden. Die intensive maritime Massentierhaltung belastet durch hohen Medikamenteneinsatz, †Überdü…ngung des Meeresbodens und die Gefahr der †Übertragung von Krankheitserregern auf wild lebende Arten.

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Weitere Eingriffe in das ˆÖkosystem Meer stellen ein noch nicht abzusehendes Risiko dar, dass das Grundrecht eines jeden Menschen auf Zugang zu Nahrung – vor allem in L‡ändern, in denen die Eiwei‚ßversorgung weitgehend …ber Fisch gedeckt wird - sowie die handwerkliche Fischerei, einen wichtigen Wirtschafts- und Erwerbszweig der K…üstengemeinschaften, gef‡ährdet.

Slow Food Deutschland und Brot f…ür die Welt richten den Blick auf die besondere Bedeutung der Ozeane fü…r die Ernä‡hrungssicherheit und auf die handwerkliche Fischerei der K…üstengemeinschaften, die traditionell von der Fischerei leben, auf einen global und sozial gerechten Zugang zum Meer weltweit.

Ein Podiumsgespr‡äch mit:
Dr. Ursula Hudson, Vorsitzende Slow Food Deutschland
Francisco J. Marí, Referent fü…r Fischerei und Agrarhandel, Brot f…ür die Welt
Prof. Rainer Froese, Geomar
Dr. Mark Prein, GIZ (angefragt)
N.N., Spitzenkoch / Gastronomie
Moderation: Manfred Kriener, freier Journalist und Autor (angefragt)

Informationen zum Forum Ernährung und Fischereipolitik als PDF herunterladen

Im Bild oben: Der traditionelle Fischmarkt Soumbedioune in Dakar, Senegal. In Dakar und an der Küste von Senegal wird viel Fisch gegessen. Das senegalesische Nationalgericht ist Thiéboudienne - Reis mit Thiof (Zackenbarsch) und Gemüse. Bild unten: Senegalesischer Kleinfischer.| © südwind 5 / Wiebke Wiedemann

Hintergrund

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Das Meer ist nicht mehr unendlich, die Ozeane verändern ihr Gesicht: Mit neuen Technologien und zunehmender Geschwindigkeit stößt der Mensch auf die Hohe See und in ihre Tiefen vor. Immer neue Vorhaben zielen darauf, auch den letzten Winkel der Meere zu erschließen. Wie zuvor das Land wird nun die See „kultiviert“. Eine nachholende Industrialisierung hat eingesetzt, die mit zunehmendem Druck beschleunigt wird. Schritt um Schritt geraten dabei Bereiche ins Blickfeld, die bisher kaum oder in erster Linie traditionell von Fischerei und Schifffahrt genutzt wurden.

Große Umbrüche finden somit auf See statt. Weltweit werden tausende von Offshore-Plattformen, Aquakulturen und Windkraftanlagen errichtet. Ölbohrungen werden unter hohem Risiko tausende von Metern unter der Meeresoberfläche vorgenommen. Ohne die Containerschifffahrt ist die Globalisierung nicht mehr denkbar und die Schifffahrt wiederum nicht ohne ihre international zusammengesetzten, oft entrechteten und meist unterbezahlten Besatzungen. Die Erkundung und Förderung von mineralischen Ressourcen aus großen Meerestiefen ist geplant, ohne dass ein hinreichendes Wissen über die ökologischen Konsequenzen existiert, das die Voraussetzung für eine gewissenhafte Prüfung wäre. Die biotechnologische Forschung greift nach dem genetischen Code von Organismen der Tiefsee. Hochgerüstete Trawler machen Jagd auf die letzten lukrativen Fischbestände und konkurrieren mit der handwerklichen Fischerei. Per Flugzeug, Schiff und Lkw gelangen Millionen Tonnen Fisch in die Europäische Union, während die Ernährungssicherheit in vielen Ländern des globalen Südens nicht gewährleistet ist.

Vor diesem Hintergrund verabschiedete die Europäische Kommission 2012 die Strategie des „Blauen Wachstums“. Die weitere Erschließung der Meere wird hier vor allem als ökonomische Chance betrachtet, die Rohstoffe der Ozeane gelten als willkommener Ersatz für die an Land zur Neige gehenden Ressourcen. Geplant wird in großen Dimensionen, aber notwendige politische Prozesse, Partizipation und Transparenz werden hintangestellt. Der Öffentlichkeit werden neue Arbeitsplätze, Rohstoff- und Energiequellen versprochen, ohne die Rahmenbedingungen und Ziele der angepriesenen Projekte tatsächlich zu erörtern.

Das letzte und zugleich größte Ökosystem der Erde ist zum Objekt europäischer Politik geworden. Millionen von Menschen an den Küsten und auf See erfahren einschneidende Veränderungen, aber niemand entwirft bisher eine angemessene politische Utopie davon, wohin die Reise letztlich gehen soll. Welches Meer wollen wir? Was müssen wir tun, was fordern, damit die Belastungsgrenzen unseres Planeten und seiner Ökologie respektiert werden? Reichen die Gesetze und Abkommen der internationalen Staatengemeinschaft und der EU aus, um Fehlentwicklungen zu verhindern? Was wollen die Menschen, die seit Jahrtausenden die Küsten bewohnen und das Meer nutzen?

Geht diese Entwicklung weiter wie bisher, besteht die Gefahr, dass auf See die gleichen Fehler wie an Land wiederholt werden. Ohne die ökologischen und sozialen Gegebenheiten ausreichend zu berücksichtigen, vorausschauend zu handeln und die Betroffenen einzubeziehen, werden Fakten geschaffen. Ganze Ökosysteme und die Existenzgrundlage von Küstengemeinden können unwiederbringlich verloren gehen. Während die EU-Kommission in dieser Situation ihren großen alljährlichen Kongress unter die Überschrift „Innovation driving Blue Growth“ stellt, wird die Konferenz des Bündnisses stattdessen unter dem Motto „Ein anderes Meer ist möglich!“ die Grenzen des Blauen Wachstums in den Vordergrund rücken. Nicht technische Lösungen, sondern soziale und umweltpolitische Fragen werden vom 15. bis 17. Mai erörtert. Die Spannbreite der Beiträge reicht so von Problemen des Meeresschutzes über die Rolle der Fischerei für die Ernährungssicherheit bis zu den Arbeitsbedingungen auf See, den Gefahren einer Flucht über See, den möglichen Auswirkungen des Tiefseebergbaus und aktuellen Entwicklungen des Seerechts. "Ein anderes Meer ist möglich!" richtet den Blick auf Alternativen und bietet Raum für Informationsaustausch und die viel zu lange vernachlässigte Debatte zur Zukunft der Weltmeere.

Mehr Informationen:

Forum Umwelt und Entwicklung: Die ökologische Dimension in der Post-2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung Eine Positionsbestimmung der deutschen Umwelt- und Entwicklungsverbände. November 2013. Papier: Ziele und Forderungen | Hintergrundpapier

Bild oben: Atlantik.| © Katharina Heuberger

Organisatorisches

Die Veranstaltungen und die Tagung sind öffentlich und die Teilnahme ist kostenlos. Um eine bessere Planung der Tagung zu ermöglichen, bitten wir hierfür um eine schriftliche Anmeldung per E-Mail unter: fair-oceans@gmx.info

Die Tagung wird organisiert vom Arbeitsschwerpunkt Fair Oceans des Vereins für Internationalismus und Kommunikation e.V. (IntKom) gemeinsam mit Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst und dem Forum Umwelt und Entwicklung.

Nähere Informationen zu den Veranstaltungen des Bündnisses und der Tagung erhalten Sie unter: Kai Kaschinski (Fair Oceans) Mobil: 0049-(0)152-295 170 04 E-Mail: fair-oceans@gmx.info

Förderhinweis

Die Tagung wird ausgerichtet mit Mitteln des »Vereins für Internationalismus und Kommunikation e.V.« und gefördert aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes durch »Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst« und gefördert aus der Lotterie »BINGO! - Die Umweltlotterie« durch den »Senator für Umwelt, Bau und Verkehr« sowie gefördert von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des BMZ.

Der Herausgeber ist für den Inhalt allein verantwortlich.

V.i.S.d.P.: IntKom - Bernhardstraße 12 - 28203 Bremen

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