Gleiche Standards für alle Lebensmittel: EU muss Spiegelmaßnahmen für Importlebensmittel einfordern

In der Europäischen Union gelten Mindeststandards für die Lebensmittelproduktion. Trotzdem importiert die EU Lebensmittel aus Drittländern, die diesen Mindestvorgaben nicht entsprechen. Durch die Einfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus Betrieben, die den EU-Standards nicht nachkommen müssen, kommt die EU ihren Verpflichtungen in Bezug auf Umweltschutz, Tierschutz und öffentlicher Gesundheit nicht nach. Slow Food Deutschland fordert die EU deshalb auf, die Doppelstandards für Importwaren zu beenden und durch so genannte “Spiegelmaßnahmen” gleiche Standards für alle Lebensmittel umzusetzen - für Mensch, Tier und Umwelt in Produktionsländern, sowie für mehr Transparenz und Gesundheit für Verbraucher*innen hier. Wir möchten Verbraucher*innen darüber informieren, was sich hinter den Import-Lebensmitteln aus Drittländern verbirgt, die vielleicht regelmäßig im Einkaufskorb landen. Und wir möchten erreichen, dass politische Entscheidungsträger*innen das Thema ernst nehmen. Auch, um für Landwirt*innen in der EU die Umsetzung der Gegenseitigkeit von Produktionsstandards zu erreichen.

Was?

Slow Food empfiehlt der EU dringend, für importierte Lebensmittel Standards einzuführen, die mit den EU-Vorschriften übereinstimmen, um hiesigen Landwirt*innen faire Wettbewerbsbedingungen und Verbraucher*innen eine verantwortungsvolle Wahl zu ermöglichen. Darüber hinaus sprechen eine Vielzahl an sozialen und ökologischen Argumenten für die Umsetzung so genannter "Spiegelmaßnahmen" für importierte Lebensmittel. Die EU kann nicht länger den Import von Lebensmitteln rechtfertigen, die nicht den EU-Anforderungen entsprechen und deren Produktion Menschen in Drittländern u.a. durch den Einsatz hochgefährlicher Pestizide vergiften; Ökosysteme zerstören; mit Landraub und Regenwaldabholzung in Verbindung zu bringen sind.


Warum?

Rindfleisch_150dpi.jpgImmer größer wird das Bewusstsein bei Verbraucherinnen und Verbrauchern dafür, dass die aktuelle Beschaffenheit unseres globalen Ernährungssystems die langfristige Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen sowie das Wohlergehen der Menschen, Tiere und des gesamten Planeten gefährdet. Aktuell beklagen zudem insbesondere die europäischen Landwirt*innen die Unfairness und den Mangel an Kohärenz der Regeln, die für heimische im Gegenschatz zu Import-Lebensmittel gelten. Ihr Ruf nach gleichen und gerechten Marktbedingungen stößt auf großes Verständnis in weiten Kreisen der Gesellschaft. Deshalb sollte die Umgestaltung der Importregeln für Lebensmittel im Sinne einheitlicher Standards höchste Priorität auf der politischen Agenda der EU erhalten.

Zur Veranschaulichung der Existenz von Doppelstandards und der enormen regulativen Diskrepanzen zwischen EU- und Import-Produkten hat Slow Food Deutschland eine Fallstudie zu drei Lebensmitteln durchgeführt: Rindfleisch, Soja und Äpfel. Bereits die ausschnitthafte Analyse dieser drei Lebensmittel macht die negativen Auswirkungen fehlender Standards auf Mensch, Tier und Umwelt deutlich. Diese drei Produkte unterstreichen einerseits die mangelnde Transparenz für europäische Verbraucher*innen im Zusammenhang mit in die EU importierten Lebensmitteln, und andererseits die negativen gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen auf die Erzeugerländer.

Der Bericht zeigt u.a. folgende negative Folgen auf:

  • die fehlende Rückverfolgbarkeit und mangelnde Tierschutzstandards für importierte tierische Lebensmittel.
  • dass gentechnisch veränderte Lebensmittel wie Soja ungekennzeichnet über das Tierfutter auf hiesige Teller kommen.
  • dass importierte Lebensmittel aus Nicht-EU-Ländern mit hochgiftigen Pflanzenschutzmitteln (HHPs) behandelt werden, die in der EU verboten sind. Viele der in Drittstaaten verwendeten Wirkstoffe haben nachweislich negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sowie auf Ökosysteme und lebende Organismen und stellen somit eine ernsthafte Bedrohung vor allem für die Menschen dar, die diesen Stoffen in den Erzeugerländern direkt ausgesetzt sind; Rückstände dieser Substanzen werden außerdem auch von Verbraucher*innen hierzulande durch den Konsum von damit behandelten Lebensmitteln aufgenommen.

Weitere Gründe, die für eine Anpassung der Standards für Importlebensmittel an die EU-Produktionsstandards sprechen, sowie eine umfangreiche Analyse der Lebensmittel Soja (aus Brasilien), Rindfleisch (aus Brasilien) sowie Äpfel (aus Chile), finden Sie in unserem Report "Gleiche Standards für alle Lebensmittel: Warum wir Spiegelmaßnahmen für EU-Importe aus Drittländern brauchen":

>> Zur deutschen Zusammenfassung

>> Zum Report auf Englisch (Langfassung)


Erklärfilm: Gleiche Standards für alle Lebensmittel: EU muss Spiegelmaßnahmen für Importlebensmittel einfordern


Unsere politischen Empfehlungen:

  • Den Zugang zum EU-Markt an die Einhaltung grundlegender EU-Standards binden, z. B. durch die Einführung einer Verordnung zur Abmilderung der ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen von Lebensmittelimporten; sowie durch die Einführung von Spiegelvorschriften im Bezug auf Lebensmittel in Handelsabkommen.
  • Sicherstellen, dass sich die Handelspolitik nicht negativ auf Umwelt, Nutztiere und die menschliche Gesundheit - auch in Drittländern - auswirkt.
  • Sicherstellen, dass die in der EU vorgeschriebene lückenlose Rückverfolgbarkeit von Nutztieren von der Geburt bis zur Schlachtung auch für tierische Importlebensmittel aus Drittstaaten gilt und gegeben ist.
  • Sicherstellen, dass gefährliche Pestizide, die in der Europäischen Union verboten sind, nicht für den Export produziert werden dürfen; zugleich gewährleisten, dass keine verbotenen Pestizide als Rückstände in Lebensmitteln auf den europäischen Markt zugelassen werden, entsprechend den Vorschriften der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit.

Was können Sie tun?

Helfen Sie mit, im Zuge der anstehenden EU-Wahl im Juni, Druck bei EU-Entscheidungsträger*innen aufzubauen, unterzeichnen Sie das >> Slow-Food-Manifest zur EU-Wahl mit fünf politischen Empfehlungen. Eine davon bezieht sich auch auf die EU-Handelspolitik und Importlebensmittel: "Wir fordern eine Europäische Union, deren Handelspolitik in erster Linie den Landwirtinnen und Landwirten und der Lebensmittelsicherheit dient. Hierfür dürfen nur diejenigen Zugang zum europäischen Binnenmarkt erhalten, die die EU-Vorgaben einhalten, müssen Spiegelklauseln in Handelsabkommen umgesetzt und die vollständige Rückverfolgbarkeit von importierten tierischen Produkten durchgesetzt werden." Slow Food wird sich nach der EU-Wahl dafür einsetzen, dass diese Forderungen Umsetzung finden.

>> Mehr zur Slow-Food-Kampagne Feed the Change im Rahmen der EU-Wahl im Juni 2024.

Mit Feed the Change will Slow Food International bei den kommenden Europawahlen die Wichtigkeit eines Wandels hin zu nachhaltigen Ernährungssystemen aufzuzeigen und EU-Bürger*innen dazu zu motivieren, dies mit ihrer Stimme zu unterstützen.


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