Gleiche Standards für alle Lebensmittel
Was?
Slow Food empfiehlt der EU dringend, für importierte Lebensmittel Standards einzuführen, die mit den EU-Vorschriften übereinstimmen, um hiesigen Landwirt*innen faire Wettbewerbsbedingungen und Verbraucher*innen eine verantwortungsvolle Wahl zu ermöglichen. Darüber hinaus sprechen eine Vielzahl an sozialen und ökologischen Argumenten für die Umsetzung so genannter "Spiegelmaßnahmen" und dem Gegenseitigskeitsprinzip (reciprocity of standards) für importierte Lebensmittel. Die EU kann nicht länger den Import von Lebensmitteln rechtfertigen, die nicht den EU-Anforderungen entsprechen und deren Produktion Menschen in Drittländern u.a. durch den Einsatz hochgefährlicher Pestizide vergiften; Ökosysteme zerstören; mit Landraub und Regenwaldabholzung in Verbindung zu bringen sind.
Warum?
Immer größer wird das Bewusstsein bei Verbraucherinnen und Verbrauchern dafür, dass die aktuelle Beschaffenheit unseres globalen Ernährungssystems die langfristige Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen sowie das Wohlergehen der Menschen, Tiere und des gesamten Planeten gefährdet. Aktuell beklagen zudem insbesondere die europäischen Landwirt*innen die Unfairness und den Mangel an Kohärenz der Regeln, die für heimische im Gegensatz zu Import-Lebensmittel gelten. Ihr Ruf nach gleichen und gerechten Marktbedingungen stößt auf großes Verständnis in weiten Kreisen der Gesellschaft. Deshalb sollte die Umgestaltung der Importregeln für Lebensmittel im Sinne einheitlicher Standards höchste Priorität auf der politischen Agenda der EU erhalten.
Zur Veranschaulichung der Existenz von Doppelstandards und der enormen regulativen Diskrepanzen zwischen EU- und Import-Produkten hat Slow Food Deutschland eine Fallstudie zu drei Lebensmitteln durchgeführt: Rindfleisch, Soja und Äpfel. Bereits die ausschnitthafte Analyse dieser drei Lebensmittel macht die negativen Auswirkungen fehlender Standards auf Mensch, Tier und Umwelt deutlich. Diese drei Produkte unterstreichen einerseits die mangelnde Transparenz für europäische Verbraucher*innen im Zusammenhang mit in die EU importierten Lebensmitteln, und andererseits die negativen gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen auf die Erzeugerländer.
Der Bericht zeigt u.a. folgende negative Folgen auf:
- die fehlende Rückverfolgbarkeit und mangelnde Tierschutzstandards für importierte tierische Lebensmittel.
- dass gentechnisch veränderte Lebensmittel wie Soja ungekennzeichnet über das Tierfutter auf hiesige Teller kommen.
- dass importierte Lebensmittel aus Nicht-EU-Ländern mit hochgiftigen Pflanzenschutzmitteln (HHPs) behandelt werden, die in der EU verboten sind. Viele der in Drittstaaten verwendeten Wirkstoffe haben nachweislich negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sowie auf Ökosysteme und lebende Organismen und stellen somit eine ernsthafte Bedrohung vor allem für die Menschen dar, die diesen Stoffen in den Erzeugerländern direkt ausgesetzt sind; Rückstände dieser Substanzen werden außerdem auch von Verbraucher*innen hierzulande durch den Konsum von damit behandelten Lebensmitteln aufgenommen.
Weitere Gründe, die für eine Anpassung der Standards für Importlebensmittel an die EU-Produktionsstandards sprechen, sowie eine umfangreiche Analyse der Lebensmittel Soja (aus Brasilien), Rindfleisch (aus Brasilien) sowie Äpfel (aus Chile), finden Sie in unserem Report "Gleiche Standards für alle Lebensmittel: Warum wir Spiegelmaßnahmen für EU-Importe aus Drittländern brauchen":
>> Zur deutschen Zusammenfassung
>> Zum Report auf Englisch (Langfassung)
Erklärfilm: Gleiche Standards für alle Lebensmittel: EU muss Spiegelmaßnahmen für Importlebensmittel einfordern
Unsere politischen Empfehlungen:
- Den Zugang zum EU-Markt an die Einhaltung grundlegender EU-Standards binden, z. B. durch die Einführung einer Verordnung zur Abmilderung der ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen von Lebensmittelimporten; sowie durch die Einführung von Spiegelvorschriften im Bezug auf Lebensmittel in Handelsabkommen.
- Sicherstellen, dass sich die Handelspolitik nicht negativ auf Umwelt, Nutztiere und die menschliche Gesundheit - auch in Drittländern - auswirkt.
- Sicherstellen, dass die in der EU vorgeschriebene lückenlose Rückverfolgbarkeit von Nutztieren von der Geburt bis zur Schlachtung auch für tierische Importlebensmittel aus Drittstaaten gilt und gegeben ist.
- Sicherstellen, dass gefährliche Pestizide, die in der Europäischen Union verboten sind, nicht für den Export produziert werden dürfen; zugleich gewährleisten, dass keine verbotenen Pestizide als Rückstände in Lebensmitteln auf den europäischen Markt zugelassen werden, entsprechend den Vorschriften der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit.